Hermannstädter Zeitung, 1970. július-december (3. évfolyam, 131-157. szám)
1970-07-03 / 131. szám
Hermannstädter Zeitung Mein Hut, der wiegt drei Kilo... In Hahnbach: Wieder Volkstrachten und Kirschenhut Die Heumahd und das Kronenfest fallen alljährlich zusammen. Aber trotz der vielen Arbeit findet man immer die nötige Zeit zur Vorbereitung dieses Festes. So auch heuer. Die Mädchen brachten aus den Gärten und von den Wiesen korbweise Blumen, die Jungen glätteten den zehn Meter langen Wiesenbaum und stellten ihn in der Mitte des Schulhofs auf. In der Spitze des Mastes wurde eine Krone aus Eichenlaub und Blumen befestigt. An diesen Vorbereitungsarbeiten beteiligte sich die ganze Dorfjugend. Dabei wurden auch das Tanzen und das Erklettern des Kronenbaumes geprobt. Am Sonntag meinte es die Sonne besonders gut. Um 1 Uhr mittag sicherten sich die ersten Zuschauer Plätze im Schatten der Bäume. Bald lockte die Blasmusik gross und klein herbei, und das Fest begann. Die aus zehn Paaren bestehende Tanzgruppe — .alle Tänzer hatten schöne Volkstrachten angelegt —- marschierte ■auf. Auf die Polonaise folgte ein Bändertanz (die Länge der Bänder betrug fünf Meter) und „De reklich Maid". Erwin Zöllner spielte dazu auf dem Akkordeon. •Die Musikkapelle setzte mit einem schwungvollen Walzer ein, und weiter ging's im Takt, dass die Bänder der Trachten nur so flogen. Diesmal wählten die Mädchen ihre Tänzer. Während eines unbewachten Augenblicks erkletterte Altknecht Johann Gabel die Krone. Der hohe Mast schwankte bedenklich, hielt aber stand. In seiner Ansprache wies Johann Gabel auf die Bedeutung dieses Festes hin. Zur Sonderlage nach der Flutkatastrophe übergehend, versprach er im Namen aller, dass auch die Hahnbächer Bauern durch doppelten Fleiss zur Überwindung der Schäden beitragen werden. Der Bürgermeister der Gemeinde Grossscheuern, Hermann Gabber, antwortete ihm. Dann folgte der Augenblick, auf den alle Kinder sehnlichst gewartet hatten. Aus der Blumenkrone regnete es Backwerk und Bonbons. Gab das ein Springen, Rennen und Hamstern. Inzwischen hatte sich Johann Gabel den Kirschenhut (eine aus Ruten geflochtene, mit etwa drei Kilogramm roten Kirschen verzierte Kopfbedeckung) auf den Kopf gesetzt, ein seidenes Fransentuch — ein Geschenk der Mädchen — und eine Tschutra umgehängt und begann am Stamm herabzugleiten. Der erste Tanz gehörte dem Altknecht Johann' Gabel (19) und der Altmagd Sophie Fritzmann (18) sowie dem Jungaltknecht Hermann Gabber jun. (17) und der Jungaltmagd Margarethe Reuer (17). Damit nahm der erste Teil des Festes sein Ende. Weiter ging es mit Schwung und guter Laune bis zum späten Abend. Ilse SONTAG Nr. 131 / 3. Juli 1970 Im Zeichen der Blumenkrone Reichesdorf feierte alten sächsischen Brauch / Atemberaubende Ersteigung des Kronenbaums / Bildbericht von Horst BUCHFELNER „Weder äs de Zet emnkun, dot mir det Sonnenrad, de Krün, errichten." Mit diesen Worten begann Hans Alzner seine kurze Ansprache oben in der Krone. Und gleich ihm hielten am vergangenen Wochenende in vielen Doriern Siebenbürgens, in denen das Johannis- oder Kroneniest geieiert wird, Burschen in sächsischer Volkstracht kürzere oder längere Reden, nachdem sie den Kronenbaum erklettert hatten. In Reichesdorf begann das Kronenfest mit einem Aufmarsch der Jugendlichen. Hanni Alzner begrüsste die Anwesenden, Anni Borger trug die „Siebenbürgische Elegie" von Adolf Meschendörfer vor, und alle sangen „Af deser Ierd" und „Siebenbürgen, süsse Heimat". Acht Paare führten rings um den Kronenbaum einen Bändertanz vor, den die Lehrerin Erna Wachsmann mit ihnen eingeübt hatte, und dann begann der atemberaubende Kletterwettstreit. Hans Alzner war der erste, der es versuchte. Und es gelang ihm auch, die Spitze des 13 Meter hohen und 20 Zentimeter dicken Stammes zu erreichen, aber nicht ohne die über 600 Zuschauer einige Minuten lang in Spannung gehalten zu haben. Mit einigen Tänzen unter dem Kronenbaum ging der erste Teil des Festes zu Ende, das im Zeichen der Blumenkrone stand, die die Mädchen am Vortag aus Eichenlaub und Feldblumen geflochten hatten. Beim anschliessenden Ball im Saal des Kulturheims, der mit einer kurzen Esspause bis fünf Uhr früh andauerte, ging der Wunsch, den Hans Alzner in der Krone ausgesprochen hatte, in Erfüllung: „Olle metenunder, olt uch gang" unterhielten sich wunderbar — wie man sich eben an einem solchen Tage unterhält. Zum Gelingen dieses Festes trugen auch die „Musikanten" aus Mediasch und die Direktorin des Kulturheims, Heidemarie Stolz, bei. Unsere Bilder: Hans Alzner hat es hinter sich (links); Bändertanz unter dem Kronenbaum (rechts)-, „Sieh nur, der schallt esI“ (unten) Im Hol der Grossscheuerner Schule stellte sich am Sonntag alt und jung mit Stühlen und Bänken zum Johannisiest ein. Zu Beginn führten Jugendliche einen Hotten, gut eingeübten Tanz vor (unser Bild), dann folgten die kleinen Tänzer. Kaum war die letzte Tanzweise verklungen, erkletterte Altknecht Johann Schiller in wenigen Augenblicken den hohen Kronenbaum. Dann hielt er eine kurze Festansprache. Altknecht Johann Schiller und Altmagd Anna Guist eröffneten den Tanz, zu dem die im ganzen Kreis bekannte Grossscheuerner Blaskapelle aufspielte Foto: Otto SCHMIDT Gesellschaft Warum nicht auch „Menschertschutz“? Wir erinnern uns alle mit grösstem Unbehagen der Jahre, in denen an allen Ecken und Enden der Stadt unzählige Lautsprecher die Ohren der Menschen marterten. Nun sah man ja allmählich die gesundheitsschädigende Wirkung dieser akustischen Attacken ein und hat den Unfug abgestellt. Aber siehe da! Vor einigen Wochen ist im „Erlenrestaurant" („Sub arini") ein Lautsprecher installiert worden, der den ganzen Tag hindurch das Bukarester Radioprogramm in vollster Tonstärke erschallen lässt, bis am Abend die Tanzkapelle das Lärmmachen übernimmt. Nun ist ja für ein Gartenrestaurant eine Tanzmusik ein unvermeidliches Übel, um die Gäste anzulocken und zufriedenzustellen, aber wem dient die Radiosendung am Tage? Wer Radio hören will, kann das zu Hause oder sich eine Kofferheule auf den Spaziergang mitnehmen, aber in einem „Erholungspark" auf die Nerven aller, ob sie es wünschen oder nicht, loszuhämmern, ist ein Widersinn. Die ehemaligen gelegentlichen Promenadenkonzerte trugen zum Vergnügen bei, weil sie erstens kurz waren und zweitens etwas boten, was man nicht überall hören konnte. Nun werden aber nicht nur die Erholung suchenden Spaziergänger in Mitleidenschaft gezogen, sondern auch die Bewohner der anliegenden Strassen, die die Fenster schliessen müssen, wenn sie ungestört arbeiten oder ausruhen wollen. Ist es nun leicht, diesem Übel durch eine entsprechende Verordnung höheren Ortes abzuhelfen, so kommt ein zweites, schwer abstellbares hinzu. Alljährlich veranstalten die im Föhrendamm nistenden Dohlen eine „Flugschule" für ihren flügge gewordenen Nachwuchs, und von Sonnenaufgang bis -Untergang erklingt ein unerträgliches misstönisches Kreischen dieser Vögel, mit dem offenbar die „Instruktion" unlösbar verbunden ist. Nun lehrt zwar die Erfahrung, dass mit Beginn der Körnerreife die Dohlen ihre Tätigkeit auf die Getreidefelder verlegen und tagsüber kaum mehr im Park erscheinen, aber auch nur einige Wochen hindurch diesem Lärm ausgesetzt zu sein, ist für Spaziergänger und Anrainer eine Qual. Es wird mit Recht immer wieder eine Lanze dafür gebrochen, die unschädlichen Tiere 2m schützen und zu erhalten gegenüber dem Ausrottungstrieb der Menschen, aber wir fragen uns, ob nun diese Dohlen wirklich auch einen solchen Schutz verdienen, ob sie in einem anderen als dem gewöhnlichen Sinn „vogelfrei" sind, d. h. als Vögel alle Freiheiten geniessen dürfen. Gibt es nicht auch ein Recht und eine Möglichkeit für den Menschen, sich vor Tieren zu schützen? Es handelt sich bei diesen Dohlen wohl nicht nur um den Lärm, den sie vollführen, sondern auch um den Schaden, den sie der Ernte zufügen. Lesen wir von der Mäuseplage in Australien, von den Ameisenzügen in Südamerika, sehen wir allerdings ein, wie machtlos die Menschen den Tieren gegenüber oft sind. Wir richten aber an unsere Naturforscher und Land- und Forstwirtschaftler doch die Frage, ob nicht etwas unternommen werden kann, um diese so lästigen und schädlichen Vögel wenn nicht auszurotten, so doch wenigstens zu dezimieren. Prof. Bernhard CAPESIUS Der Diptam blüht Eine Warnung für den Wanderer Der Diptam, auch Spechtwurz genannt, fällt durch die elegante Form seiner Blüten auf. An Eleganz kann er es mit dem Türkenbund aufnehmen, hat aber mit diesem sonst nichts gemein. Die Blüten des Diptam sind hellrosa und dunkelrot-braun geädert, stehen in einer verlängerten, aufrechten Traube und verbreiten einen starken zitronenähnlichen Duft. Wenn über einer grösseren Gruppe blühender Pflanzen die Mittagshitze brütet, kann die Luft so viel ätherisches Öl enthalten, dass man mit einem brennenden Zündholz dies entflammen kann. Dabei nimmt die Pflanze keinen Schaden. Der Duft lockt Bienen, Hummeln und Falter an, welche die Bestäubung vermitteln. Interessant ist, dass die Blüte vormännlich ist. Zuerst reifen die Staubblätter und wenn diese ihren Blütenstaub abgegeben haben, erscheint die Narbe. So schliesst die Pflanze Selbstbestäubung aus. Die verholzende Staude erreicht eine Höhe von 30—80 Zentimeter und hat eschenfiedrige, ledrige, glänzende Blätter. Die Pflanze ist — ihrer südlichen Herkunft ent-sprechend — auf besonnten Hügeln, meist an Waldrändern und gewöhnlich in Gruppen anzutreffen. In unserem Kreis wächst sie am Hammersdörfer und am Nächstenberg sowie an ähnlichen Stellen bei Grossscheuern, Nendorf, Stolzenburg, Burgberg, Marktschelken, Wurmloch, Grossprobstdorf, Marpod und Mergeln. Die Schönheit der blühender. Pflanze verleitet viele dazu, einen Strauss nach Hause zu tragen, und das müssen manche büsse». Die ganze Pflanze, aber besonders die Blütenregion ist von Drüsen bedeckt. Diese bestehen aus einem birnenförmigen Körper, der in einem Haar ausläuft. Das steife Haar bricht bei Berührung ab und entleert den Inhalt der Drüse. Die Folgen sind unangenehme Reizungen und Entzündungen der Haut, die jeder Behandlung spotten, um nach einigen Tagen von selbst zu vergehen. Die Pflanze scheint aber nicht giftig zu sein, da sie früher sogar angebaut und als Arznei verwendet wurde. Friedrich GÜNDISCH Hermannstadt Antwort an die Redaktion Begrüssenswerter Auf der Seite für Naturschutz (HZ Nr. 124) wies Valeriu Puşcariu, Wissenschaftlicher Sekretär der Rumänischen Kommission für Naturschutz, auf die Notwendigkeit hin, auch in unserem Kreis einen Verband für Touristik und Naturschutz zu gründen, so wie das mehrere Kreise unseres Landes bereits getan haben. Seitens der Kreisagentur ONT erhielten wir darauf folgende Antwort: „Die Naturschutzprobleme zählen nach wie vor zu den wichtigsten Anliegen unserer Agentur. Die Reiseleiter werden vor jedem Ausflug mit ihren wichtigsten Aufgaben vertraut gemacht, wobei auf die Achtung der Natur und vor allem der Naturdenkmäler Vorschlag immer wieder Gewicht gelegt wird. Das geschieht zusätzlich zu den jährlichen Fachkursen, die für sie gehalten werden. Den Vorschlag finden wir angebracht und nützlich. Es wäre gut, ausser dem Kreiskomitee für Kultur und Kunst, der Kreiskommission für Touristik und dem Gewerkschaftsrat unseres Kreises auch das Büro für Jugendtouristik (BTT), das Unternehmen für Kurortverwaltung IBC-Păltiniş, die Hermannstädter Filiale des Rumänischen Automobilklubs, sowie das Forstinspektorat und Forstuntemehmen daran zu interessieren, da sie alle zum Naturschutz in unserem Kreis beitragen können und müssen." Seite 3