Kassa-Eperjesi Értesitő, 1870 (Jahrgang 32, nr. 1-104)

1870-12-03 / nr. 97

gépemet zone oE — ; 1 ; 7 ) „Zur Situation, Nachdem der Schwerpunkt der österr. ung. Regie­­rung, — zwar“ nicht aus Gefälligkeit gegen den Grafen Biswart, sondern durc die Staatsgrundgesetze des Reiches bedingt == in deim Zusammentritte der Delegationen beider "Reichshälften in Pest wirklich nach Osten verlegt ist und­ durch­ die Anwesenheit Se. Majestät in Ofen sich Alles um den Centralpunkt der in der ungarischen Metropole versammelten Reichskörperschaften dreht, so ist es auch natürlic, daß die ernsten Ereignisse, welche durc die Gortschokoffiste Note für Diesterreich-Ungarn geschaffen wurden in Pest-Ofen berathen und im Einvernehmen mit den Signataren des Pariser­ Vertrages zur endgültigen Ente­rscheidung gebracht werden müssen. Das, durch das Mißtrauensvotum in der Adreßde­­batte der cislaiianischen Reichshälfte, unmöglich gewordene Ministerium Potosi­ hat durch“ seinen Präsidenten“ das „Demissionsgesuch. in..die Hände Sr... Majestät niedergelegt. "Bis zur­ Stunde ist die Entschließung Sr. Majestät nicht­­ bekannt, und es ist sehr wahrsc­heinlich, daß um die Schwie­­rigkeiten der Lage durch eine dermalige Cabinetsbildung nicht zu vermehren, das jetzige Cabinet die Geschäfte pro­­visorisch fortführen wird. Es handelt sich in erster Reihe um die, wo möglich " friedliche Beilegung der durch Nußland heraufbeschworenen 'Pontus-Frage, welche durch den Conferenz-Vorschlag Bismarcs in ein neues Stadium getreten ist. Wie nämlich verlautet, hat über Vorschlag des norbe­­deutsten Bundeskanzlers Fürst Gortschakoff sich herbeige­­lassen, an die Garantie-Mächte den Antrag zum Zusam­­­­mentritte einer Conf­erenz zu stellen, und hat dieses Project von Seite Englands und Oeesterreich- Ungarns eine willige­­ Aufnahme gefunden, vorausgeseßt, daß Rußland, die nöthi­­­gen Garantien gegen Wiederholungen solcher Vertragskündi­­­­gungen , böte. Ueber den Zusammentritt dieser Gesandten- Konferenz, welche diesmal an die Stelle eines Kon­gresses geseßt wird, ist nom nichts Näheres bestimmt, doch­­ wird die Zusammenkunft derselben in Petersburg perrhor­­„resch­t und­ entweder Wien oder London als Sitz hinzu­­ gewählt werden.­­ Die englischen Blätter erklären, es sei noch Grund zu Hoffnungen vorhanden, daß die Pontus-Frage „in das Fahrwasser friedlicher Kombinationen geführt wird,­­ umso mehr, als Fürst Gortschakoff jede­­ anderweitige kriegerische Absicht (?) entschieden in Abrede stellt. Die russischen Blätter sind über die krie­­­­gerische Haltung der „ungarischen Presse“ empört, und­­ bedauern mit sc­heinheiligen Worten, daß Europa­ noch im­­­mer nicht einsehen will, daß Nußland keineswegs der­­ Schreien, sondern: „Der Hüter der Ruhe und­­ des Friedens von Europa ist.“ (Wir bedanken uns für eine solche Wacht an den Donaumün­­­dungen! Die Redaktion.) Die Note des Grafen Beust findet in den ultramos­­kovitischen Kreisen eine sehr ungnädige Aufnahme, wozu allerdings die vom Grafen Beust unglücklicher Weise schon früher zur Sprache gebrachte Revision­­ der Verträge vom Jahre 1856 den willkommenen Anlaß bietet. Es gilt jegt eine anderweitige Bewachung "der Donau-Mündungen als die von­ Seite Rußlands beabsichtigte. " Leider ist Frankreich durch den unglülic­h geführten Krieg lahmgelegt, um einer Verletzung des Pariser­ Frie­­­­densvertrages mit bewaffneter Hand entgegenzutreten. Bei einem entschiedenen Vorgehen Englands könnte jedoch die französische Flotte im Vereine mit England noch immer eine geachtete Rolle in den Wässern des Pontus­ Euxinus spielen, und die geheimen Plänen der beiden Epen Militairstaaten durch eine entschlossene That vereiteln. So wie man im Jahre 1259 mit Recht sagen konnte, daß die deutschen Grenzen­ am Ticino und Mincio verthei­­digt wurden, ebenso kann man mit nu< mehr Recht sagen, daß in dem nachhaltigen Widerstande Frankreichs seit Sedan und Meß, nunmehr an der Loire „die Donau- Mündungen“ und die „freie Scifffahrt“ am ,„ Schwarzen Meere“ vertheidigt werden. Es handelt sich sehr darum, daß England, Oesterreich, Ungarn und die Türkei eine genügende Basis und Garan­­tie für eine Conferenz erhalten und die Diplomaten dieser Staaten sig nicht durch Vorspiegelungen Rußlands an­ der Nase herumführen lassen, um demselben Gelegenheit zu geben, seine Rüstungen zu vollenden, und einen günstigern Zeitpunkt zum Losschlagen abzuwarten, z. B. bis Preußen seinen französischen­ Gegner vollkommen erwürgt hat und mit seinen siegreichen Herren in die deutsche Metropole zurückehrt, um seinem deutschen Kaiser in spe zu huldigen. An“Compensationen für Preußen»Deutschland würde es nicht fehlen, denn an Theilungs»Objecten ist­ kein Man­gel, wenn Bismark - Arm in Arm mit Gortschakoff das Jahrhundert und Europa in die Schranken fordern. Während die Türkei, nur „Böses ahnend“ in­­stinktmäßig rüstet, darf Oesterreich-Ungarn nicht­ allzu­­lange rasten, und ebensowenig darf England das Schwert in der Scheide rosten lassen, damit Nußland als „Te­­stamenti executor“ Peters des Großen nicht das Ber­gnügen hat zuzusehen, wie die Türkei und D Oesterreich- Ungarn ihr , testament" machen. Verträge haben heut­zu Tage nur für Diejenigen Staaten Geltung, welche sich friedlich vertragen wollen, für alle Andern sind sie dazu, um zur rechten Zeit gebrochen zu werden , und dieses Vorgehen nennt man jetzt das „moderne europäische Staatsrecht.“ Vom Kriegsschauplaße. Die Nachrichten vom französischen Kriegssc­hauplaße enthalten alle Anzeichen einer bevorstehenden Entscheidungs­­schlacht die gegen die Loire-Armee ausgekämpft werden muß. Das Heranrüden der franz. Nord-, West- und Süd­­armee gegen den deutschen Cernirungsgürtel vor Paris, macht alle Anstrengungen der deutschen Heeresleitung nothwendig, um dieses Annähern der­ Entsatzheere gegen Paris zu ver­­hindern. Im Norden wurde der Kommandant der franz. Nord­­armee Bourbaki, welcher von Amiens aus eine vorrükende Diversion gegen Paris machte, durch General Manteuffel nach sehr kräftigem Widerstande auf die befestigte Stellung von Amiens zurückgeworfen, aber keineswegs vernichtet. Die Verluste sind beiderseits bedeutend, und läßt die ganze Affaire auf einen sehr geordneten Rüczug der Franzo­­sen schließen. Der erste Zusammenstoß an der Loire ist aber entschie­­den günstig für die französischen Waffen ausgefallen, denn die Au>wärts-Koncentrirung des preuß. 10. Armeekorps, das unter des alten Königs Augen kämpfte, war nicht blos ein strategisches Manoeuvre, sondern eine Niederlage, die im „Königstelegramme“ zu einem strategischen Vortheil heraus­­staffirt werden mußte. Nach den Bewegungen der preußischen Arm­een zu ur­theilen scheinen dieselben eine Umgehung des linken franzö­­sischen Flügels bei Vendôme zu beabsichtigen, was vom Ge­­neral en Chef der franz. Armee Aurelles de Paladins er­­kannt worden zu sein scheint, weil er seinen linken Flügel zurücgezogen, und eine Flankenbewegung gegen den linken Flügel der preuß. Armee unternommen hat. Die an der Loire sich gegenüberstehenden Streitkräfte sind sich numeris< beinahe gleichgestellt, nur mangelt es von Franzosen an ausreichender Cavallerie, welche blos mit 15.000 Pferden beziffert wird, und ist die preußische Artillerie an Zahl der Batterien und in der vorzüglichen Bedienung der Geschoße der franz. Artillerie weit über­' ER =< SEINEN € pan ere legen. = An Kriegstüchtigkeit, Erfahrung und 4 ragt das preußische Heer weit über Die­­ner organisiere sieGe Armee, doch dürfte der erwachte Pa­riotismus an Verzweiflung der Franzosen in dem Kampfe „bis arig M. zu einem Faktor werden, der gegenwärtig vom Feind sehr unters­üßt wird. Von Paris melden die Telegramme, Ausfälle der Belagerten nach mehreren Gesten, unter heftigem Geschi­ß­feuer beinahe sämmtlicher Forts.­­ Diesmal unterstützen die Kanonenbote auf der Seine den Anfall nach dieser Richtung. = Die preußischen Berichte melden mit Selbst­zufriedenheit die Zurückweisung sämmtlicher Ausfälle. Wir legen dieser Action nur den Werth bei, den sie ver­­dient. — Bei der noch großen Entfernung der­ Loire-Armee­ von Paris, bezweien die nach allen« Nichtungen unternom­­menen Ausfälle nichts anders, als die Bernitungstruppen Paris festzuhalten, und sie durch­ fortwährende Allarmirungen zu ermatter, Hatt 8? aB ESTEYE“ “=== et 1 Lofales. — Neue Auslagen. Die Zahl unserer eleganten­ Auslagen vermehrt sich von Tag zu Tag. Kaum Ba Herr Netus Stark sein. Damenschuh-Magazin mi einer sehr netten Auslage, mit­ Spiegelglasfenstern verses­sen, um seine gediegenen­­ Waaren ins beste­ Lich zu stellen, so bleibt auch Herr Vasker nicht zurück, in seiner guten Männerfußbekleidung eine „schöne Rahm­e“ als Einfassung zu geben. Die alten Spelunken, die aussahen wie Amputati­­ons-Lazarethe, werden immer seltener, und man tritt ver viel lieber in ein elegantes Schuhwaaren-Komptoir, als in ein Flik-Sluster Depot wo die sohlenlosen Stiefel — und Stiefelröhren ohne Vorderfüße — herumliegen,­­ die abgeschnittenen Füße auf dem Verbandplaße eines Schachtfeldes. Drum nur immer vorwärts! Seit die Schuhe ges­nagelt werden, haben die Schuster nicht mehr so viel Pech wie früher, — Hoffnungen auf eine baldige Splittschuh­­bahn. Die seßige Temperatur läßt auf­ die Wildung einer tüchtigen Cisdeeke in der kürzesten Zeit schließen: — Wie wir hören wird heuer die Schlittschuhbahn ni­cht auf der, dem Nordostwinde allzusehr ausgeseßten, oberen Glacis hergerichtet werden, sondern es ist projectirt, das zwischen dem städtischen Bade und der Sommerturnschule gelegene Feld zu bewässern und zur Schlitts­uhbahn herzuliten. Es wäre das Zustande­­kommen dieses Projectes für unsere Jugend sehr erwünscht, „weil dieser Platz erstens im Mittelpunkte der Stadt liegt, und weil zweitens die sc­hlitts<ublaufende Jugend dort dur das Badegebäude beinahe ganz gegen den heftigen Nord­­wind gedegt ist. — Wir hoffen, daß man der Ausführun dieser Idee keine kleinlichen Hindernisse­ entgegenstellen«wird, da das Schlittstuhlaufen zu den Hauptwintervergnüzungen unserer Bevölkerung gehört. — Fechtende und vagabundirende Gauner treiben sich seit einigen Tagen in der Stadt und Umge­­bung herum, und es thäte wirklich Noth, daß von Seite der benachbarten Gemeinden das Schubwesen gehörig geordnet würde, damit der Abhub der fremden Clemente wirklich von Gemeinde zu Gemeinde bis in ihre Heimath bewerkstelligt, und ihre Wiederkehr nicht so leicht ermöglicht würde. Auch wäre es dringend geboten, daß solchen Dienstboten, welche wegen überwiesenen bedeutenden­­ Diebstählen hierorts bereits gerichtlich beanstandet und in Haft genommen wurden, der weitere Aufenthalt in unserer Stadt nicht gestattet würde. Mit der Bestrafung von Diebstählen scheint man es hier nicht sehr strenge nehmen zu wollen. So soll eine Dienstmagd, welche bei ihrer Herrschaft einen bedeutenden Diebstahl verübt hatte, nur mit der Zurücgabe des gestohlenen Gutes bestraft worden und | | | S | | | Sermine. Novelle. (Fortsetzung.) „Aber,“ rief er nach einigem Zögern, „der Wierder meines Ritters lebt, lebt hier und ich sollte" — „„Und wenn es so wäre,“ fiel ihm Elisa ins Wort, „„drauben Sie mir, Ihr Forschen ist dennoch vergebens — „Sie, kennen Venedig nicht, nicht seine Höhlen, in welche das Verbrechen vor der Strenge des Gesetzes sich flüchtet ==. verschwenden Sie nicht„Ihre Kraft nußlos — verlas­­sen. Sie sich auf Ihren Diener — er ist eine Perle — die, schöne Welt hat Anforderung­n an Sie,­­­ Todte ha­ben kein Necht mehr und­ so lange Sie hier sind, darf auch im Anprüche auf Ihren Besuch machen, nicht wahr, mein liebenswürdiger Schwärmer ?" Und mathwillig lacend hauchte sie einen glühenden Kuß aus Alfreds Lippen. Drei Stunden hatte Alfred bei Elisa verweilt; als er von iie schied, glaubte er, es seien eben so viele Mi­nuten gewesen. Ein Meer von Gefühlen dur<wogte ihm die Seele, eine wilde Leidenschaft, wie er sie nie früher empfunden, wüthete in seinem innersten Leben, verwischt waren alle Erinnerungen seines früheren Daseins und nur einen einzigen Lichtpunkt hatte seine Fantasie — es war == Cisa. IX. Wenden wir uns wieder nach dem alten deutschen Köln, dessen Anbli> die herrlichsten Erinnerungen an Deutsc­hlands einstige Größe aufleben macht. Eine weiße Schneede­e lag über die Stadt; die Wo­­gen des Rheines starrten unter der Dee bes Eises. Oede und­ leer standen die heiteren 3 Landsike — auch Hermine hatte sich mit ihrer alten Anna in die Stadt zurückgezogen. Es war nun ein Donat seit der fürchterlichen Begebenheit mit dem Marquis ; das junge Mädchen hatte­ sich von ei­­ner Krankheit, die sie lange gefesselt, aufgerafft, aber die düsteren Wolken­ ihrer Stirne zeigten, daß, ein­ anderes Leiden­­=­ eine unheilbare Schwermuth des Gemüthes an den Wurzeln dieses jungen Lebens nage, gegen welche Hypokrates Kunst vergebens ankämpfen mochte. Alfred schien verschollen, keine Nachricht gab Kunde von ihm. War er todt — oder — sie wagte das Schrei­­liche kaum zu denken — war er untreu? Wir führen“ unseren Leser in den kleinen geschmack­­vollen Salon Herminens. Eine prachtvolle Lampe erleuch­­tet die Gegenstände des Gemaches — im Kamin fladert ein luftiges Feuer. Nahe dabei im großen Lehnstuhle sikt die alte treue Dienerin Herminens. Aber wie verändert ist sie, die vor Kurzen noch so frische, kräftige Frau war gebrochen. Die Thüre öffnete sich und Hermine trat ein. In den Augen, leuchtete ein seltsames Feuer, sie hielt eine Reisetasche in der Hand. „Um Gottes willen, was haben Sie im Sinne?" rief die Alte, sich erhebend. „Frage mich nicht — fort will iM — fort — diese Nacht noch, — in das Land, 190, wie ich glaube, mein Alfred weilt — o sie haben ihn gemordet, die Elenden, vielleicht auch ist er unglülich, verzweifelt.“ Und das unglücliche Mädchen warf sich sc­hluch­­zend, und erschöpft auf ein Sofa nieder. Nn einer Weile fuhr sie empor­­. „Nein — ich werde ihn finden — durch­­­­fliegen will ich alle Lande, bis ich ihn wieder finde ! Suche mich nicht zurüc zuhalten, Anna, heute noch werde ich die­­ Stadt verlassen und­­ nac­h Italien reisen. Eine männliche Kleidung soll die Beschränkungen, welche, die gesellschaftliche Stellung, meinem Geschlechte auferlegt, überwinden, — und Muth, wird mir Gott geben! Du bleibst einstweilen hier, an Nachrichten über meine Schidsale soll es Dir nicht fehlen und wenn ich nimmer wiederkehre, — dann bin ich todt und glühlich !“ Sprachlos hatte die Alte zugehört, sie vermochte nicht ein Wort zu entgegnen. Widerspruch hätte hier die Wir­­kung des Oels gehabt, das man ins Feuer gießt. Endlich stürzte sie an Herminens Busen, freien Lauf ihren Thrä­­nen lassend. : 4,640, 2 Während Hermine Italiens Gefilde durchzieht, sei es­­ uns erlaubt, einen Blic nach dem­ Gegenstande ihrer Sehnsucht zu werfen. Wir betreten deshalb wieder des Abends das uns wohlbekannte Haus am Campo S. Lucia. In demselben Gemache, welches Zeige von Alfreds Grie­nenbezauberung gewesen, finden wir die schöne, 18jährige Frau wieder. Ein Sofa trägt die süße Last auf seinen schwellenden Federn. Elisa ist nicht allein, Alfred sitz neben ihr, preßt die Schöne stürmisch in seine Arme und bede>t sie mit glühenden Küssen. Aber es ist kein Kaß der Liebe, jener heiligen, reinen Knospe, welche im milden Sonnenstrahl der Seelen­­einigung aufglühtz; es ist jener wilde Brand, der den Boden der Steppe versengt. ; neben 3 Vier Monate wag Herminens­ Abreise erhielt Anya einen Brief. : inti „094 D 9.“ (Fortsetzung folgt:) - ' | hb rna e zu -=» === GERI­FT

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