Kaschauer Zeitung, April-Juni 1876 (Jahrgang 38, nr. 39-75)

1876-04-08 / nr. 42

Beilage zur „Kaschauer Zeitung“ Nr. 42. einzubrechen und die angeblich einen großen Werth repräsenti­­renden Schäte derselben sich anzueignen. In­­ der­ Nacht auf den 21. v. M. machten sie sich ans Werk, und begannen die Eisen­­thüre der Kirche mit Beilen zu bearbeiten. Allein die Thüre widerstand ihren“ Anstrengungen und als der in der Nähe woh­­nende, Oberlientengnt der Compagnie, durch das Hacken und die Sprengungsversuche aufgeweht, unvermuthet auf ‚dem, Schau« plate erschien,­­ machten sich die sauberen Vögel­ aus­ dem Staube ; "unmittelbar darauf vollführten die Strolche einen Einbruchsdiebstahl bei “einem“wohlhabenden Bauer, was schon Tags darauf zu ihrer Entde>ung führte. 0 — Aus dem Leben eines Findelkindes, Unsere Leser erinnern sich. noch, der, von uns, nach, einer, aus, Szegebin, er­­haltenen Nachricht erzählten gräßlichen That, einer­ alten Frau, welche ihr eigenes Enkelkind aus Rache gegen ihren Schwieger­­sohn erstoßen hat. In der Schußverhandlung über ihr Vo­r­­leben befragt, erzählte die unnatürliche Großmutter Folgendes, was wir einem Berichte des "Pol. Wiksbl." entnehmen: „Vor etwa einem halben Jahrhundert wurde ich von Arbeitern auf dem Donauufer gefunden. Einer derselben erbarmte sich meiner und brachte mich zu seiner Frau nach Hause. I< blieb bei dem Arbeiter, auf dessen Namen ich mich nicht mehr recht erinnern kann, bis zu meinem­ fünften ‚Lebensjahre, als meine Wohlthäter starben und ich alleinstehend, und­ hilflos abermals dem Zufalle und dem Erbarmen, der Menschen, ausgefegt­ war. Ic schlenderte: in den Gassen umher, ohne mein Elend zu ermessen» und war dem Hungertode nahe, als ich von einer Höcerin, bei der ich Obst bettelte, aufgenommen wurde. Hier blieb ich so lange, als ich etwas arbeiten und verdienen konnte. Mit elf Jahren nahm ich Schofberger Dienste an, bei dem Dfner Hausbesiger Franz der mich auch dann noch bei sich­­ behielt, als seine Frau vier Jahre­­ nach meinem Dienstantritte gestorben war. So führte die Wirthschaft, versah alle Arbeiten im Hause und gewann das ganze Vertrauen meines Herrn. Vor dem­ Tode ließ“sich“Scoßberger mit, mir­ trauen, damit die Tochter, welche aus unserem Verhältnisse­­­ entsprossen, nicht als uneheliches Kind betrachtet werde. Hinterlassenschaft des Verstorbenen konnte Mit der ansehnlichen ich anständig leben­; ich gab,­­meiner­ Tochter, eine­ gute Erziehung. Trotz meines Widerstrebens heirathete sie einen Musiker, den sie auf einem Balle gesehen und in den sie sich bei dieser Gelegenheit ver­­liebt hatte, nach­ Szegedin, Wir zogen nach der Verehelichung meiner Toter wo ich meinem Schwiegersohn zu diversen Geschäftsunternehmungen Geld vorgestrebt habe. Der Mann hatte jedoch keinen Sinn für ernste­­ Thätigkeit, er spielte und verlor, so oft und so lange, bis ich selber nichts mehr hatte. Als ich ihn einmal über seinen Leichtsinn zur Rede­ stellte, da drohte er mir mit Schlägen. Das konnte ich ungerächt nicht länger ertragen. Da ich, jedoch als schwaches Weib ihn nicht erdrosseln konnte, wollte ich­ an seinem vier Monate alten Kinde meinen Rachedurft befriedigen. Als an einem Nachmits­tage Niemand als ich und das Kind zu Hause waren, erstach ich dasselbe mit­­ einem Küchenmesser. und­ legte dann den Leich­­nam in bag. Bett meines Schwiegersohnes" So weit gehen die Aussagen der wegen Verwandtenmordes angeklagten Marie, Schpnberger, alias Baros (nach dem an ihrem Halse gefundenen Medaillon, in welches der Name „Marie Baros"­­gravirt war), die nach durchgeführter Verhandlung vom Szegediner Gerichtshof zum Tode durch­ den Strang ver­­urtheilt “wurde. Die­­ Verurtheilte hatte gegen dieses Urtheil gar nicht appellirt, da, wie sie sagte, „sie ohnehin schon gerne aus dem Leben scheiden wollte". “­ Da jedoch ein Todesurtheil ex offo vor die höheren Instanzen zur Ueberprüfung gelangt, wurde dieses Strafurtheil seinerzeit von der kön. Tafel und am 27. v. M. auch vom obersten Gerichtshofe, in dessen ersten Strafsenate Herr v. Ostrovsky­ diese Angelegenheit referirte, bestätigt. Die Acten werden somit Sr. Majestät dem König um Begnadigung unterbreitet werden. Reiten,­­­ Tod auf den Schienen. Die außerordentlichen Ur­­weide zur Verstärkung und Erhöhung des Alfölder Eisenbahndammes bei Szegedin im Zuge sind, haben in den lezten Tagen troß des vorsichtigen Verkehres zwei Unglücksfälle herbeigeführt. Am letzten Donnerstag schlief nämlich einer der Aufseher, der­­ 35jährige Schneidermeister Moriz Ausländer, auf dem Damme ein und wurde von dem aus Väsärhely kommenden Eisenbahntrain buchstäblich zerschnitten. Tags dar­­auf wurde der 19jährige Schustergeselle Franz Havrincsak vom Zuge überfahren und blieb sofort todt.­­­­­ Dnurch gebrannt. An Szegedin machte die vor Kurzem erfolgte Flucht des dortigen­ Schweinehändlers Franz Bäba = wie „K. L.“ schreibt — ein gewisses Aufsehen. In zurücgelassenen Schreiben benachrichtigte er die Betreffenden, daß er sich­ das Leben nehmen wolle. Dies scheint jedoch keines­­wegs seine Absicht gewesen zu sein, da er ja dieses in unseren Tagen nicht mehr ungewöhnliche Geschäft auch in Szegedin hätte verrichten­ können und man ihn außerdem später in Csaba gesehen hatte und es somit wahrscheinlich­ ist, daß er­ sich nach Siebenbürgen begeben hat. Auf Grund eines Schreibens, wel­­les er an den Präsidenten des Szegediner­ Gerichtshofes rich­tete,­­wurde über sein Vermögen der­ Concurs eröffnet. Seine Schulden sollen sich auf 40— 60.000 fl. belaufen. Man spricht jedoch auch von weit schlimmeren Dingen, und zwar von Ber­trügereien in großem Maßstabe, welche er durch Fälschung der Unterschrift seiner Gattin­ begangen haben soll. 4 — Bträflicher Mißbrauch der Amtsgewalt. Man wird­ sich nach der auch von uns erzählten, haarsträubenden Unthat erinnern, welche an einem armen Roman-Szt.-Mihä­­­ver Insassen. Namens sie Barnavel, der des Pferdediebstahls beschuldigt­ war, durch Organe der sogenannten Sich­er­heits­­behörde, verübt wurde. , Der Genannte wurde nämlich, am 10. October ; v. a. vor den in Mehala nächst Temesvár dominilirenden Sicherheitscomissär Stephan Jakabffy ge­führt, und, da er unschuldig zu sein angab, begann die vallatus, wie der Kunstausdruck, für­ diese im Stillen noch fortwuchernde Art von Tortur heißt. Parnavel wurde an Händen und Füßen gebunden, in dem Bad gespannt und derart auf die Erde ges worfen, daß sein Rücken und Hintertheil obenauf zu liegen kamen. Hierauf wurde der Beklagenswerthe von d­rei Panduren mit zusammengelegten Stunden drei volle Stunden lang von T—10 Uhr Abends auf dem bloßen Leib geschlagen, so daß der Gemarterte gegen Morgen starb. Die gerichtsärztliche Obduction ergab, daß Parnavel zu Tode geprügelt worden sei. In­ der dieser Tage vor dem Temesvárer Gerichtshofe gegen die genannten unmenschlichen Bösewichte geführten Schluß­­verhandlung „wurde der gewesene Sicherheitscommissär Stephan Jakabffy: als “intellectuellen Urgeber, die" Banduren Oftoin, Kozsei und­ Pál als Mitschuldige und Theilnehmer"" am Ver­­brechen des Todts<lages und am Verbrechen des Miß­­braucs,der Amtsgewalt sculdig erkannt und Jakabffy zu drei Jahren, Optein und­ Kozsei zu je 2 Jahren Kerkers, Pál aber zu­ 3 Monaten Arrest und" außerdem­ sämmtliche Angeklagte in dem Kostenerlag in solidum verurtheilt. Die Angeklagten, wie auch der­ Staatsanwalt, dessen Antrag auch ein höheres Strafausmaß, sch­wer­en Kerkers, lautete, meldeten die Berufung an. "= "Böni "Erdboden verschwunden." Ghorghevo, ein Dorf“im „Temeser (Comitat,) wurde durch“ das­ Hochwasser dem Erdboden gleich gemalt. Wo noch vor Kurzem eine blü­­hende Gemeinde stand, sind heute nur mehr die Trümmer eine­stiger Wohnstädten zu sehen. Die Bewohner des zerstörten Dorfes haben sich nach Kubin gerettet, wo" sich rasch ein Hülfs­­comité Constituirte, welches für "die arbeitsunfähigen Ueber­­schwemmten, deren Zahl sich auf 231 beläuft,­­ Sammlungen veranstaltet. ! | — Gesegnetes Frühjahr. In Weißkir<en ist die Vegetation bereits ungemein vorgeschritten ; die Aprikosenbäume haben schon abgeblüht, Aepfel und Birnen stehen in vollster Blüthe und der Weinstoß­­ schiebt bereits große Triebe­ vor. Eine so frühzeitige üppige Vegetation ist noch selten zu vers­zeichnen gewesen. ? — Ein Bitd des Ministerpräsidenten. Der Wiener Feuilletonist „des „St. Petersburger Herold“ erzählt den nah­e stehenden köstlichen Spaß: Die Affaire von den verkauften strategischen Geheimnissen, obwohl sie­ in den jüngsten Tagen erst ruchbar wurde, schreibt sich. Schon, von der ersten Hälfte des vorigen Monates, her. Man sprach­ damals nach höchsten Militärkreisen erst von der mißlichen Sache. Um in den diese Zeit waren der ungarische Ministerpräsident Koloman v. Tip­a und dessen College Herr v. “Szell in“ Wien. Im einem distinguirten Kreise plauderte man in Gegenwart dieser Ex­­cellenzen Eins um das Andere von der Sache. Man lauschte mit begreiflichem Interesse den reservirten Andeutungen, welche ein Mitglied der Gesellschaft, "ein, beim“ Kriegsministerium in Verwendung stehender General, zu machen sich herbeiliek. Tipa fragte" im Verlaufe dieser Conversation eben diesen General, welche auswärtige Macht, denn also der Käufer ‚jener Acten­­stücke, gewesen? und es entspannt sich hierauf folgendes. Gespräch : General: Entschuldigen, Excellenz, das ist Amtsgeheimniß. S3 61k (lächelnd): Amtsgeheimniß vor dem Minister­­präsidenten ? ! EAR­EN: „General: I< bitte nuohmals um Entsculdigung, Excellenz, aber der Soldat kennt nur" den Befehl seines obersten Kriegsherrn. Se. Majestät hat mir Schweigen befohlen und... „Tip a: Ganz Recht ! (zu Szell gewendet) : Der General hat vollkommen Recht ; in militärischen Dingen­ ist der­ Minister wie jeder Andere Laie, Der Herr General Hält sich an das Wort Sr. Majestät ! So soll es sein! (Reicht dem wahren Feldherrn die Hand der dieselbe mit verbindlichstem Lächeln bieder schüttelt.) . N­AETR­ER Zipa (nach einer Weile harmlos): Aber der ehrver­­gessene Bursche muß doch wohl viel bekommen haben vom Käufer ? Sun General: 9, das will ig meinen! Für so einen Professions-Schuldenmacher —, ein erklerliches Geld ! Tipa: Wie viel beispielsweise? General: 30 glaube, 15.900 Mark. Großes Gelächter im­ Auditorium, große Verblüffung des Generals. Nur Tipa verzog keine Miene. Sie können: aus dieser Episode, für welche ich einstehen kann, ersehen, fügt der Correspondent hinzu, daß es sich nicht um Rußland handelt, da ja Rußland mit Rubeln zahlt und die Mark nicht kennt. Vielleicht ist's Lippe « Detmold , vielleicht Oldenburg oder Hamburg, vielleicht ein anderer“ „mark“iger Staat; mit Rubeln, so viel scheint gewiß, wurde nicht gezahlt !“ (Vielleicht body! Wenigstens erklärt die „Petersburger Zeitung“ den ehemaligen russischen­ Militär-Attach6t in Wien, den Obersten­ Morostwoff, kurzer Hand für verrückt, weil­ er den Spitzbuben Ertel — mit Rubeln zählte.) N „4,7 Ueber ein wahrhaft erschütterndes Familiens­inglück wird aus Wien berichtet: Am letzten Donnerstag brachten­ hiesige Blätter eine Todesanzeige, in welcher ein Elternpaar, der Kaufmann Herr Franz Holly im Zwettelhof und dessen Gattin Frau Juliana Holly, geb. Krimsky, den an einem Tage, erfolgten­ Tod­ dreier Kinder, Joseph. (3 Jahre), Rudolph. (4*/2 Jahre)­ und­­ Rosa (7 2/3. Jahre)-- anzeigte. Der Fall hat in den weitesten Kreisen die mitleidvollste Theilnahme hervorgerufen. Man, dachte sich in den Schmerz dieser Eltern hinein, welche einen seld traurigen Riß..in­ ihrer Familie er­litten haben, und manche Mutter, die diese Nachricht gelesen, wird feuchten Auges und, mit ängstlichem Blicke, ihr eigenes Kind betrachtet und im Stillen gebetet­ haben, auf, daß­ Gott es vor ähnlichem Schisale!­­ bewahre." Aber der entsegliche Schmerz, den die unglüclichen 4 Holly vor drei Tagen erlitten haben, sollte noch vergrößert werden ; denn heute meldet eine neuerliche Todesanzeige..derselben..Eltern, daß gestern ihre „beiden „letzten, innigstgeliebten. Kinder . Franz . (6 Jahre) und Helene» (9 Jahre) an" Diphteritis" gestorben seien. Die­ beiden Kinder,den. waren noch dergestern­ auf dem Partezettel ihrer drei dahingeschiedenen. Se fer unterschrieben und, heute schon, nach zwei, Tagen, sind­ sie ihnen, in­ den­ Tod gefolgt. Der Fall­ ist in der That von­ erschütternder Tragik.“ = Am 27. März Nachts hat sich in Wien im Hotel Klomser Johann Pisko, Besiker "des Goldwaarengeschäfts „zur Schwalbe?“ in der­ Bognergasse,­­ vergiftet und­ erschossen. Er war Tags vorher Abends um 11 Uhr von einer Reise zurückgekührt, die er zu dem Zwecke unternommen, um von seinen Schuldnern Beträge einzucassiren, mit denen er seine Gläubiger befriedigen wollte. Seine Reise war resultatlos ; statt zu seiner Frau in seine Wohnung, Teinfaltstraße Nr. 6, heimzukehren, sendete er dahin blos sein Gepäß und "ging ins „Hotel Klomser“; dort miethete er ein Zimmer, bezahlte es , und schloß sich dann ein. Als, des Morgens der Hausdiener , die Kleiderreinigung vornehmen wollte, konnte er die Thüre­­ nicht­­ öffnen, er gelangte jedoch durch sein­ Nebenzimmer zu­ dem­­ Passagier und fand diesen todt­ im Bette. Das "Polizei-Com­­­­missariat der innern Stadt wurde schnell verständigt und­­ Commissär Adami eilte, mit einem Arzte, herbei. Durch die­­ Erhebungen wurde der Selbstmord constatirt. Pisko hatte fol­­genden Brief zurücgelassen : „Vierzehn Tage fruchtloses Be­mühen , auf­ der Reise,­­ außenstehende Schulden einzucaffirern,­­ um meine Gläubiger halb und halb befriedigen zu können, nöthigt mich, heute, hin freudeloses Leben zu diesem verzweifelten Schritte, mein ohne­­zu beschließen. Alle meine Freunde mögen mich­ entschuldigen“. — Pisko war im Concurse, heute sollte die Inventur vorgenommen werden, er zog es jedoch vor, diesem peinlichen Momente durch einen Selbstmord auszuweichen. Cyankali, das er genommen, wirkte nicht schnell genug, er feuerte­ sodann noch aus einem Revolver zwei Schüsse gegen sich­ ab, die ihn sofort tö­teten. Ein Passagier, der in einem Nebenzimmer schlief, hatte keinen­ Schuß, sondern blos ein Nödeln gegen zwei Uhr Morgens gehört. Seiner Frau hatte Pisko die Nachricht von­ seinem Vorhaben durch einen Brief zukommen lassen, der ihr heute Vormittags eingehändigt wurde. Die Unglüciche­ wollte selbst­ Hand an sich legen und sich mit Cyankali­ vergiften. Sie­ wurde jedoch daran verhindert; in ihrem Refige fand man zwei Flaschen mit Cyankali.­­ Mysteriöser Mord. Aus Korneuburg vom 27. März meldet man: Nach­ einer­ an das Kreisgericht Korneuburg ge­­langten Anzeige wurde am 25. d. M. Joseph Traxlmaier aus Stranzendorf, vor dem Hause seines Vaters zu Nieder-Rußbach todt aufgefunden. Traxlmaier wurde durch einen Schuß in den Kopf getödtet. — Ein Selbstmordversuch Strouszberg's. Diese­­ Worte sind inhaltsschwer und sagen­ mehr, als über die ganze finanzielle Krise, welche in und außerhalb Oesterreichs einge­­treten, in drei Jahren geschrieben und gesprochen wurde. Der „Eisenbahnkönig", der Mann, dessen Vermögen auf viele Millionen beziffert wurde, dessen Palast für ein Juwel galt und der gleich einem regierenden Herrscher über Tausende von Menschen schaltete, und waltete, dieser Mann hat einen Selbst- Stroußberg, wollte sich in seiner Zelle Der Zufall ließ sein­­mordversuch verübt, im Gefängnisse zu Moskau erhängen. Vorhaben. mißlingen. Stroußberg wurde noch rechtzeitig abe geschnitten. und wird nunmehr selbstverständlich mit großer Strenge bewacht. Stroußberg wird der Anklagebank kaum mehr entwischen, und wer weiß, ob das Los, das ihn in naher Zukunft erwartet, nicht ärger ist, als der Tod!... =>, Brav gehandelt, Das Zurücgehen einer mit vielem Pomp bekannt­ gemachten Verlobung eines jungen Adeligen mit der­ Tochter eines reichen­ Industriellen zu Berlin erregte in den­­ betreffenden Kreisen nicht geringes Aufsehen. — Hr. v. X. ist ein hübscher junger Mann vom feinsten Weltton. Sein Stand schmeichelte der Eitelkeit der Eltern seiner Auserwählten und auch die Tochter wurde ihm geneigt. Die Verlobung geschah, der Hochzeitstag wurde anberaumt und Alles dazu auf das Glänzendste­ eingeri<tet. Aber als man zum Standesbeamten fahren wollte, zog der Bräutigam seinen zukünftigen Schwieger­­vater bei Seite und erklärte diesem in Gegenwart der Tochter, er­ müsse zurücktreten, wenn die Aussteuer nicht mit 30.090 Thlr. erhöht würde. Die Braut sagte keine Silbe dazu, der Vater, sehr­ bestürzt, und das Aufsehen fürchtend, das der Rücktritt des Bräutigams machen würde, gab nach. Darauf fuhr man zum Standesbeamten. Zeugen sagte hier die Braut entschieden „Nein!“ und sich an die Beamten und die Zeugen wendend, äußerte sie: „Ja kann und werde mich nie dazu entschließen, meine Hand einem Manne zu geben, der nur mein Vermögen begehrt und so wenig Zart­­heit besigt, in einem so ernsten und feierlichen Augenblicke noch eine größere Aussteuer von meinen Eltern zu erpressen“. — Man kann sich denken, wie der Herr Bräutigam von dannen ziehen mußte. „Mögen auch andere Helden solcher Gattung auf ein so männliches Fräulein treffen ! — Allgemeine Ausstellung für Fußbekleidung. Wie aus Bern mitgetheilt wird, findet daselbst vom 11. Juni bis 10. Juli 1876 eine allgemeine Ausstellung für Fußbeklei­­dung statt., Die Ausstellung hat zum 3wed: a) die Ein­führung­ einer rationellen Fußbekleidung in allen Classen der Bevölkerung anzuregen und zu fördern, b) der Schuh-Industrie Gelegenheit zu geben, ihre Producte zur Geltung zu bringen. Der Anmeldungstermin währt bis zum 30. April. de­n Selbstmord eines Millionärs. Millionäre sollen sich nicht gerne vom Leben trennen, besonders wenn ihre Mil­­lionen nicht in Baubankactien, sondern in klingender Münze bestehen. Und doch hat­ sich ein solcher wirklicher Millionär gefunden, der des Lebens Last freiwillig von sich warf. Wie aus Vevey in der Schweiz gemeldet wird, hat sich der frühere Züricher­ Staatsschreiber Hottinger auf seinem dortigen Landsike erschossen. Obgleich, wie erwähnt, Millionär, ist er ein Opfer der fixen Idee geworden, daß er gänzlich verarme. — Eine Carambole-Partie. Im Concertsaale des „Grand Hôtel“ in Paris haben „sich kürzlich in Gegenwart von 600 bis 800 Zuschauern die beiden angeblich größten Herr Vignaux hatte in einem Billardspieler der Welt, Herr Vignaux aus Toulouse und Herr William Sexton aus New York, in einer Carambole-Partie von. 600 Points gemessen. Billardturnier in New York einen Ehrenbecher im Werthe von 3000 Fres. gewonnen ;­ diesen machte ihm sehr der Amerikaner streitig­ und fegte dagegen 5000 Fres. ein. Der Kampf fand auf­ einem Billard statt, welches Herr Sexton mit Einwilligung seines Gegners eigens aus Amerika mitgebracht hatte. Zahl­­reiche Wetten, die sich im Ganzen auf mehr als 50.000 Fres. beliefen, waren engagirt. Die Partie, welche um 9 Uhr bes gann, währte drei und eine halbe Stunde und wurde von Herrn Vignaux gewonnen. Sein Gegner hatte es nur auf 468 Points gebracht. Einige imposante Serien gestalteten den Kampf zu einem äußerst dramatischen.“ Vignaux hatte solche von 102 und 104, Sexton von 75 und einmal sogar von 120 Points... Mehrere Amerikaner, die ihren Champion voll Vertrauen..auf den­ Kampfplatz­ begleitet hatten, gingen in tiefer Niedergeschlagenheit von dannen, als BVignaux feierlich als der erste Billardspieler des Erdballs proclamirt wurde. — Eine Engelmacherin. Das Zuchtpolizeigericht in Montpellier hat die 75jährige Witwe Ravailhe zu anderthalb Jahren Gefängniß und 100 Francs, Strafe verurtheilt, weil sie mehrere hundert Kinder umgebracht hat. Witwe Ravailhe übernahm nämlich die Unterbringung von Säuglingen aus der Stadt Montpellier in den Landgemeinden. Nach dem einzigen Dorfe, Curvale, hat­ sie innerhalb dreier Jahre vierunddreißig Kinder gebracht, die theils schon in ihren Händen, theils wenige Tage nachher starben. Der vollständige Mangel aller Pflege und Nahrung, während­ des Sammelns und der Reise der Säuglinge ist, die­ einzige Ursache, ihres Todes. „Witwe Rovailhe­­ .. HER . Aber zum Staunen der anwesenden ARD. - * nz |

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