Kaschauer Zeitung, April-Juni 1876 (Jahrgang 38, nr. 39-75)

1876-04-15 / nr. 45

FETTE EUS­EGER SETE ——— und bis an die galizische Grenze 7 Meilen. Die Baukosten einer Meile würden ss auf 300.000, in ebeneren Stellen auf 225.000 fl. beziffern. Der Ausbau bis Os­theim würde demnach eine Summe von 6*/2 Millionen Gulden in Anspruch nehmen. Die Transports- und Verkehrsverhältnisse dieser Strecke in Erwägung ziehend, stellt sich die Bruttoeinnahme von 800.000 Gulden und der Nettogewinn mit 400.000 fl. heraus, was einer Verzinsung des investirten Capitales mit 5 °/, gleichkom­­men würde. Unter mehrfachem Beifall stioß Redner seinen Bericht vor zahlreichen Wählern, die gewiß keinen lebhafteren Wunsch fühlen, als daß die darin ausgesprochenen Bestrebungen und Hoffnungen recht bald zur erfreulichen That werden mögen. Lofkal-Nac­hrichten. * Frohe, glücliche Feiertage! Da unser Blatt am nicht verzagen, also vor dem Osterfeste erscheint, können wir nicht umhin, unsern schönen Leserinen und freundlichen Lesern recht frohe und glückiche Feiertage zu wünschen. Wenn der scheidende Winter uns auch traurige Abschieds­­gaben zurückgelassen, wenn die verheerenden Elemente auch viel Elend über unser armes Ungarn gebracht, wenn die Hand des Geschikes auch schwer auf uns lastet, ernste Lehren. Lassen Sie uns dieselben beherzigen. Vor Allem aber keine Verzagtheit, kein fatalistisches Sich­­gehenlassen, kein feiger Kniefall vor der harten Moira. Tragen wir, was uns beschieden, stolzen, Hauptes. Glauben wir an den Genius unseres Volkes, erhobenen hoffen wir auf eine bessere Zukunft und bauen wir auf unsere Kraft und Ausdauer. Der Kraft, können einzeln und vereint Vieles Kein Unglüc könnte. Schließlich trösten wir uns mit den Worten der Schrift: der Herr hat's gegeben, der Herr hat's men, der Name des Herrn sei gebenedeit. genom- Ostern ist ein Fest der Freude. Freuen wir uns, wenn auch nicht ob der Vergangenheit, so doch ob der die uns lächelt. Normals frohe, glückliche Feiertage! * Ein Gast. Georg Mollnär, der renommirte ungarische Tragöde, ehemaliger Director des nöpszinház“, em. Regisseur des Nationaltheaters, hier angekommen und wird demnächst Gastspielvorstellungen eröffnen. Herr Läßy, der heuer schon so viel gethan hat, um dem Kaschauer Publikum wahre Kunstgenüsse zu bereiten. Läßy, der uns in einer Saison zwei Künstlerinen von dem Range einer Flora Feleki und einer Bulgovsky vorführte, be­­schließt diese so interessante Theatersaison Kriegsministerium die ; mit dem Gastspiele des bedeutenden Tragöden Molnär. Wir hoffen, daß das kunstsinnige Publikum unserer Stadt den guten Willen des braven Directors duch zahlreichen Besuch­­ des Theaters belohnen wird. * Eine zweite Brücke über den Hernadfluß. Das hiesige Militärcommando hat aus Anlaß der Errichtung des Barakenlagers bei Kaschau im Interesse einer kürzeren Verbindung des Lagers mit der Stadt bequemeren und dem k. und k. gemeinsamen Erbauung einer über den Hernadfluß Anregung des gem. Kriegsministeriums hat nun das kön. ung. Honvédministerium­­ der Fahnengasse jenseits Erhebungen an Ort und Stelle veranlaßt und auf Grund derselben dem Kriegsministe­­rium mitgetheilt, daß die Brücke nur auf der nördlichen Lager­­seite hergestellt werden könnte, weil die in der Verlängerung zu fast unerschwinglichen Preisen zu erwerben wären. Die Stadtgemeinde Kaschau hat sich bereit erklärt, das zur Erbauung und Instandhaltung der Brücke nöthige Holz­­materiale unter der Bedingung unentgeltlich beizustellen, daß die Brücke auch der öffentlichen Communication übergeben werde und die Stadt dieselbe mit der Eperieser Straße in Verbindung bringen könnte, in in welchem Falle die Stadtgemeinde aber für die Straße den nöthigen Grundcomplex, insofern­ die Trace bei den Militärmagazinen über ärarisches Eigenthum führt, unentgeltlich beansprucht. Das kön. Honvedministerium hat si bereit erklärt, die Fuhrkosten für Lieferung des geschlagenen Holzes an Ort und Stelle zu bestreiten. In dem Falle, als das Brückenproject zur Ausführung gelangt, wird das gemeinsame Kriegsministerium die Brücke dur ein Detachement des 1. Bataillons des Pionierregimentes aus Preßburg erbauen lassen, während der Straßenbau der Gemeinde Kaschau obliegen wird. Die hierauf bezüglichen Verhandlungen­­ sind im Zuge und wenn dieselben — was zu erwarten steht — von Erfolg gefrönt sein werden, so werden wir endlich, eine brauchbare Hernadbrüde erhalten. * Schwurgerichtsverhandlung. Das in dem Preß­­processe des J. 38. Paulay und Consorten gegen Johann Márton als Redacteur des " Rozsnyói hiradó" gefällte Erkenntniß des Kaschauer Schwurgerichtes wurde wegen for­­meller Mängel von dem Cassationshofe cassirt und findet in Folge dessen in derselben Angelegenheit am 16. Juni um 9 Uhr Vormittags im größeren Berathungssaale des Kaschauer kön. Gerichtes eine zweite Schwurgerichtsverhandlung statt. — Neue Dienstbotenbüchlein. Die hiesige Stadt­­hauptmannschaft erläßt soeben eine, auch im Inseratentheile unserer heutigen Nummer enthaltene Kundmachung, auf welche wir alle Hausväter und Hausfrauen aufmerksam machen. Das städtische Publikum wird in derselben aufgefordert, daß, nach­­dem in Gemäßheit des 8. 115 des XIII. G.­A. 1876 die Schlichtung der aus dem Verhältniß zwischen den Dienstgebern, Dienstboten, Feldarbeitern und Taglöhnern entstandenen Streit­­fragen, wie auch die Bestrafung aller Uebertretungen der in diesem Gesetzz enthaltenen Vorschriften zum Wirkungskreise der hiesigen Stadthauptmannschaft als erster Instanz für den ganzen Stadtrayon gehört, es sich von den Verordnungen des bezogenen Gesetzes die erforderliche Kenntniß verschaffen möge, weil bei der Urtheilsfällung in den vorkommenden Fällen die Unkenntniß des Gesetzes bei Niemandem als Entschuldigungs­­grund angenommen wird. Die Dienstgeber werden weiterhin verständigt, daß mit dem am 1. Mai erfolgenden Ansiebentreten des erwähnten Gesetzes die von der Stadthauptmannsc­haft bisher ausgefolgten Dienstboten­­büchlein, und die in denselben enthaltene Dienstbotenordnung außer Kraft gesetzt ist; es werden demnach sämmtliche Dienstgeber angewiesen, vom 1. Mai an nur solche Dienstboten aufzuneh­­men, die im Besitze eines auf Grund des neuen Dienstbotengesäßes ausgestellten Dienstbotenbüchleins sind, ferner daß alle jene, die vom 1. Mai b. 3. an Dienstboten halten, die noch mit den alten Dienstbotenbüchlein versehen sind, letztere behufs des Umtausches gegen die im Gesetze vorgeschriebenen Büchlein bin­­nen 2 Monaten, d. i. bis Ende Juni d. I. bei der Stadt­­hauptmannschaft einzureihhen haben, nachdem die Aufnahme, oder das im Dienste Behalten eines mit einem alten Dienst­­botenbüchlein versehenen Dienstboten über diesen Termin hinaus mit einer im 73. 8. des erwähnten Gesetzes bestimmten Straf­­taxe bis zur Höhe von 25 Gulden gestraft wird. * Die Militärschießstätte wird Kön­ ung. Handels- und Aderbauministers, über Einschreiten des von Banks nach dem Ortowanger Ried im Tehänger Hotter auf ein Terri­­torium von 8*/2 Joch verlegt. Die frühere Militärschießstätte gefährdete nämlich den demonstrativen (practischen) Unterricht der Zöglinge unserer landwirthschaftlichen Anstalt. Auferstehungstage. "* In den Schlägen des Schiksals liegen Auf Mann ist als schaffende, so groß, daß es so lassen Sie uns dennoch erhaltende und erreichen. nicht gut gemacht werden die Frau thun als einen Cyclus in Vorschlag gebracht. Zukunft. „budai Brüde ist gestern von vier des Hernäd gelegenen Gründe nur . EEE TEE­­­­ aa a zá] In N, Er ” ER A 4 212 23-200 EBEN Dur IE ER REIT IT E TE nun NIEREN MEZ. 574 | A eleg De Ras RETTET EEE ELTERN TT PETRIE ITU — BE Se LTE ee STE ae ; — Militärisches. Das neue, seit Beginn dieses Jahres in Kraft stehende Militär-Pensionsgefet, welches bekanntlich den Pensionisten bedeutend größere Begünstigungen einräumt, als dies früher der Fall war, hat zur Folge, daß ältere Offi­­ciere nunmehr in den Ruhestand treten. Wie man dem „Buda­­pester Bote“ mittheilt, ist beim Kriegsministerium in legterer Zeit eine sold ansehnliche Zahl von Pensionsgesuchen eingelau­­fen, daß die Superarbitrirungs-Commissionen binnen Kurzem vollauf zu thun bekommen werden. Se. Majestät hat die Uebersezung des Erzherzogs Fried­­ric, Hauptmann im Tiroler Jäger-Regimente, zum 42. In­­fanterie-Regimente angeordnet. Der Erzherzog, der bei diesem in Theresienstadt stationirten Regimente zur effectiven Dienst­­leistung einzuladen hat, meldete sich bereits am 12. b. M. beim Kriegsminister.­­ Ernannt wurden: Seubier zum Inhaber des 29. und FML. Baron Ringelsheim zum Inhaber des 30. Infanterie-Regiments. Pensionirt wur­­den die FML. Baron Pidoll und Rothmund und eine größere Anzahl von Stabsofficieren. Die Publicirung des Mai-Avan­­cements der Armee wird nach den Osterfeiertagen erwartet. — Entgegen anderweitigen Nachrichten über das Mais Avancement wird dem „B. B.." aus angeblich verläßlicher Quelle mitgetheilt, daß die diesbezüglichen Berathungen erst jetzt been­­det wurden. Die betreffenden Avancement-Vorschläge werden Sr. Majestät dieser Tage unterbreitet. Bekannt ist bis sehr nur, daß sämmtliche Lieutenants der Infanterie und der Jägertruppe mit dem Range vom Jahre 1866 zu Oberlieutenants und un­gefähr die Hälfte der Anzahl der Oberlieutenants gleichen Ranges zu Hauptleuten befördert werden. FML. Baron * 200 fl. ö. W. wurden gemäß dem legten Willen des verstorbenen Bischofs vorgestern durch die Stadthauptmann­­schaft unter die Armen unserer Stadt vertheilt. * Ein bescheidener Wunsch. Die Szöcheny-Au ist einer der besuchtesten Spazierpläne, welcher nach Möglichkeit gepflegt und verschönert werden Wir anerkennen auch gerne, sollte, daß die Stadtbehörde sehr viel thut, um diese Zierde Kasc­hau's zu erhalten, nichtsdesto­­weniger fehlt noch Manches, was in einem Augarten nicht fehlen sollte. Man wird uns die Motivirung des allgemeinen Wunsches erlassen, dem wir Ausdruck verleihen, indem wir bitten, einige Anstandsorte in der Au errichten zu wollen. Drei bis vier Holzboutiquen, je ein altes Weib als Wächterin der Reinlichkeit, die von jedem Benußer des Ortes mit einem kleinen Honorar bedaut wird u. s. w. und die Sache ist fertig. : — Theater-Anzeige. Wir ergänzen die in Nr. 43 unseres Blattes gebrachte Mittheilung, in betreff der am 1. Mai beginnenden deutschen Vorstellungen im hiesigen Stadt­­theater dahin, daß Vormerkungen auf Logen und Sperrsite im Marchande-de-modes-Geschäfte, Mühlgasse Nr. 12 ent­­gegengenommen werden, und die Abonnements-Preise für 20 Vorstellungen nachfolgend festgestellt sind: Loge I. Rang fl. 40. — Loge II. Rang fl. 30. — Sperrfig fl. 8. — Numericter Sit fl. 6. — Besetzung von Bahnbeamten-Stellen im Con­­curatwege. Bekanntlich wurden bisher die bei den ungarischen Bahnen vacant gewordenen Beamtenstellen durch die betreffen­­den Directionen besetzt. Das Communications-Ministerium hat eine Verordnung an­ die Bahn-Directionen erlassen, laut welcher in Zukunft vacante Beamtenposten im Concurs­wege zu besetzen sind. Die erste Bahn, welche nach dieser Verordnung vorgeht, ist die Alföldbahn, welche jeht für zwei Buchhaltungsbeamten-­­Stellen mit Stellen mit je 1000 fl. Jahresgehalt, sieben Betriebsaspiranten­­je 1 fl. 25 kr. Taggeld und vier Stationsaufseher- Aspiranten-Stellen mit je 1 fl. Taggeld den Concurs8 ausschreibt. Gesuchsteller haben ihre Offerte bis längstens 30. d. bei der Bahn-Direction einzureichen.­­ Senilleton. Aus dem Wagebude eines Narren.­ ­ Aus dem Französischen des Ernst Delille. V. Sie waren beide sehr arm. Henri war Schriftfeger, Ernst war Practicant im Ministerium, ein einfacher Sie waren Freunde, noch mehr — sie waren Brüder. Sie liebten einander so innig, als hätten sie unter einem Herzen geruht, als hätte eine Mutter sie gesäugt. Und da< waren sie nicht einmal Landsleute. Henri war ein Franzose, Ernst ein Ungar. Sie hatten ein gemeinsames Ziel — das deal. Wenn man jung ist, ist die Armuth kein Hinderniß für das Glü>. Man kann ja träumen und die Träumer sind so reich ! Sie sind die einzigen Reichen, die nicht engherzig sind. Sie lieben die Welt, die Menschheit und das Vaterland. „Seid umschlungen Millionen !“ rufen diese begeisterten Lippen. Henri war ein schöner, blonder junger Mann mit herr­­lichen blauen Augen. „Fröhliche Gesundheit glänzte vom Gesicht ihm und aus seinen Augen sprach die liebevollste Feuerseele". Ernst war ein bleicher Mann mit großen s<warzen Augen. Nur manchmal, wenn sie von der Freiheit, von der Menschen, von der Zukunft sprachen, da zog wie dem Glüde ein Rosen­­schimmer über sein blasses Antlig. Sie paßten zu­einander, die beiden Jünglinge und wenn sie neben­einander saßen — Kopf an Kopf, Brust an Brust, wenn die goldenen Locken Henri's sich mit dem dunklen Haare Ernst'8 vermischten, wenn die Seelen Beider sich in den Blumen­­gefilden einer idealen Zauberwelt ergingen, wenn von den Lippen der Schwärmer begeisterte Worte tönten, da war es, als wäre der Geist des Herrn über zwei verlassene Menschenkinder ge­­kommen, um sie mit den Feengaben des Ideals zu entschädigen für den Mangel und die Entbehrung. Es war eine glückliche Zeit, die ich mit Henri verlebt. Wenige, kurze Monate — eine Oase in der freudelosen Wüste meines Lebens. Henri verließ mich. Seine alte Mutter wollte, daß er nach Paris zurückehre und wenn eine Mutter ruft, so darf man nicht säumen. Es war noch etwas Anderes, was meinen Henri nach seinem Frankreich rief. Frankreich langweilte sich und Paris gähnte. Man sprach damals von gefährlichen Dingen. Die Atmosphäre war gewitter­­schwül und manchmal zuchte eg wie ein Blitz über den Horizont von Paris. Die Demokratie organisirte sich. Das Kaiserreich war alt geworden und die Freiheit, die man todt glaubte, bewegte er im Sarge.­­ Henri hatte einen Bruder, der war ich, eine alte Mutter ( Frankreich) und eine Geliebte — die Freiheit. Um der Mutter und der Geliebten willen mußte er mich verlassen. Er hat recht gehandelt. Er schrieb mir oft aus Paris. ALs der französisch-deutsche Krieg ausbrach, verstummte er und seitdem schrieb er mir nicht mehr oder konnte mir nicht mehr schreiben. Vor einigen Tagen las ich zufällig eine Nummer der „Republique franqaise“. Unter den Tagesnotizen las ich Folgendes : „In dem Hause Nr. — der rus — — — in Auteuil fand man gestern die Leiche eines jungen Mannes. Eine klaffende Wunde auf der Brust und ein Doppelpistol, das seine Hand krampfhaft erfaßt hielt, deuten auf einen Selbstmord, dessen Motive unbekannt sind. Das Gesicht des Todten war auffallend schön und die breite Narbe, die über seine von goldenen Loden umwallte Stirne hinzog, " verschönte nur sein bleiches Gesicht. Das war ohne Zweifel ein Kämpfer, sei es gegen­ den Preußen, sei es für die Commune. Auf dem Goldfinger der rechten Hand trug er einen eisernen Ring, in den die Jahreszahl 1789 eingegraben war. In seiner Brieftasche fand man das Bild eines jungen Mannes, der einen ungarischen Schnürro> trug. Die Hausleute hatten den Selbstmörder nur unter dem Namen Monsieur Henri gekannt und rühmten sein liebes, freundliches Benehmen“. Es gibt Momente der Offenbarung, Momente, in denen es uns klar wird, daß unser ganzes Leben ein Irrthum, ein Mißgriff war, in denen wir die Unhaltbarkeit unseres Lebens­­planes, das Verfehlte unseres Strebens, unserer Gefühls- und Gedankenrichtung wahrnehmen, Momente, in denen der Geist die Zerstörung fordert, während das Herz für den Bestand plaidirt, Momente, in denen eine Fülle von Licht, die Apoka­­lypse einer schreilichen Wahrheit die Finsterniß der Seele, die Verwirrung der psychischen Welt erzeugt, Momente, die den Wahn vernichten und das Wissen erzeugen. Diese Momente sind die Vorboten einer That. Schaffen und Vernichten, beides Man vernichtet die Vergangenheit, ist eine That, um ein neues Leben zu beginnen, man verläßt den gewohnten Weg, um sich durch Gestrüpp und Du­cht einen neuen Weg zu bahnen. Man zer­­trümmert das der Vollendung nahe Werk, um mit erneuten Kräften ein besseres, stolzeres auszuführen. Man macht tabula rasa,­gangenheit die Felder ver Zukunft um mit den Leichen der Ver­­zu düngen. Oder man sprengt das Gebäude des Lebens in die Luft, um unter den Trümmern Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu begraben. Beide Thaten erfordern Muth. Das Leben ist Alles, dieses Alles mit dem Nichts zu vertauschen, das ist groß, das ist stolz gehandelt. Das ist das Riesenthum der Entsagung, das heißt der Weltenseele ein Mißtrauensvotum geben, das heißt hungrigen Magens eine reichbefegte Tafel verschmähen. Der Selbstmörder ist ein Bettler, der Königskronen aus­­schlägt. Das heißt stoisch handeln. Du hast einen stolzen Plan entworfen, Herz und Geist haben ihn angenommen, physische und Geisteskräfte arbeiten mit Fleiß und Ausdauer, mit eiserner Konsequenz an der Ausfüh­­rung desselben. Da bemerkst Du eines Tages mit Schreden, daß Du Dich geirrt, daß Dein Plan auf falschen V­orauslegungen ber­­uht, daß Alles, was Du für Wahrheit gehalten, Lug und Trug, Wahn und Täuschung war. Diese Wahrheit mit Resignation hinnehmen, das Aus­­geführte zerstören und frohen Muthes von Neuem anfangen, .

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