Kaschauer Zeitung, April-Juni 1876 (Jahrgang 38, nr. 39-75)

1876-04-25 / nr. 48

ET ET NER VEIT rE­ ATE ET TE TEE ET TE TET TET TSLTEC TECET­­­TTERE EEE ERDE NETTER TEE ET TE SETS EN BASE TE EEE RETRO SET ET VEN preisgegeben werden, bis die Sammelwagen den übrig geblie­­benen Staub aufnehmen, wobei bei Aufnahme desselben auf den­ Wagen wieder der Staub der Luft mitgetheilt z­ird. „Auch­ geschieht das Kehren der Straßen während der Tageszeit, wo der größte Verkehr in den Straßen stattfindet und ist an ge­wisse Tage gebunden, unbekümmert, ob ein starker Wind herrscht oder nicht. Der zusammengekehrte Koth bleibt au­f so lange stehen, bis er wieder niedergefahren oder zu Staub verwandelt ist. Beim Pußen der Gräben und der Canäle verbreitet das Auf­rühren der fauligen Stoffe Tage lang einen fürchterlichen Ge­­stank, bis diese endlich vertrocnet ausgeführt werden. Der Schnee wird auf die Plage innerhalb der Stadt entleert, auf welchen organische Substanzen angehäuft sind, wo beim Schmelzen des Schnees dieselben noch viel leichter in Fäulniß übergehen. Soll das Kehren der Straßen von gutem Erfolge sein, und seinem Zwecke entsprechen, so müssen die zu führenden Straßen so besprngt werden, daß sie gar keinen Staub auf­­wirbeln, muß das Kehren zu einer Zeit stattfinden, wo der Verkehr ein geringer ist, zwischen 5--6 Uhr Morgens im Sommer und zwischen 7-8 Uhr im Winter, und endlich muß der Kehricht sofort abgeführt werden. Das Ausführen von Kehricht und anderen Unreinlich­­keiten liest­ auf den Straßen muß allgemein verboten sein und strenge aft werden, doch muß auch die Verwaltung dafür sorgen, daß der Kehricht aus den Häusern durch von ihr bestellte Or­gane auf Kosten der Hausbesiger entfernt werde. Es sind dies Einrichtungen, die der Stadt keine Mehr­­kosten als die gegenwärtigen bringen würden, und dennoch würden sie unseren Verhältnissen angemessen sein, denn wir müssen bei Allem auch unseren Verhältnissen Rechnung tragen, und keine Sehnsucht haben nach den Fleischtöpfen Egyptens, nach Einrichtungen, welchen wir in Paris oder London begegnen. Zur Unreinlichkeit der Stadt, zur Verbreitung gesund­­heitsschädlicher Stoffe trägt zum größten Theile die Verun­­reinigung von Seite der Menschen bei, deren natürliche Bedürf­­nisse sich weder durch Tafeln mit der Aufschrift: „Hier ist jede Verunreinigung verboten“, noch durch Geld- oder Arreststrafen überwinden lassen. Nur durch Einrichtung öffentlicher unentgeltlicher Anstands­­orte() kann gegen diesen Uebelstand erfolgreich angekämpft werden. Die Erhaltung der öffentlichen Reinlichkeit erfordert aber vor Allem eine sorgfältige polizeiliche Ueberwachung und eine unerbittliche Strenge in Handhabung derselben im I­nteresse des öffentlichen Wohles. Schließlich wollen wir noch eines Uebelstandes Erwähnung thun, der auf die Gesundheitsverhältnisse der Stadt von höchst verderblichem Einflusse ist. Unsere Verkehrsstraßen sind nämlich in so pitoyablem Zustande und bringen bei dem hier häufig herr­­schenden Winde der Stadt so viel Staub zu, daß man einen großen Theil der Lungenkrankheiten diesem Umstande zuschreiben kann. Nur eine durchgehende Verbesserung der Landstraßen und größere Anpflanzungen sind im Stande diesem abzuhelfen und dadurch viel Unheil abzuwenden, aber *) Diese waren schon zu einer Zeit in Kaschau eingeführt, da die damalige Polizei sich mehr darum bekümmerte, ob jemand einen Bart oder einen runden Hut trage, wurden die Anstandsorte nie in gutem Stande erhalten, und endlich gänzlich beseitigt. Anm. der Red. TEN M­­ENNYI Lokal-Nachrichten. * Zur Affaire Hammersberg-Namenyi. Unsere Leser werden sich erinnern, daß wir seinerzeit in den Spalten dieses Blattes berichteten. Advocat Stephan Namönyi sei auf Veranlassung des k. und k. Meservelieutenants Desiderius Hammersberg wegen Verweigerung entsprechender Genugthuung für eine dem alten Vater des letztgenannten zugefügte Beleidigung, von einem hiezu bestellten Manne mit der Peitsche tractirt worden. In dieser Angelegenheit fand gestern bei dem hiesigen kön. Gerichte erster Instanz in Strafsachen die öffentliche Schußverhandlung statt. Als Angeklagte figurirten Desiderius Hammersberg, xk. und k. Reservelieutenant als intellectueller Urheber, B. Vladar, kön. ung. Honvedlieutenant als Mitschuldiger und ein ehemaliger Comitatshaiduk (dessen Name uns entfallen ist,) als T­äter. Als Vertreter der klägerischen Partei fungirte : Staats­­anwalt Franz Steer. Als Vert­eidiger der Angeklagten wirkte : Advocat Dr. Karl Borányi. Nach einer mehr als dritthalbstündigen Verhandlung wurde das Urtheil des kön. Gerichtshofes, welcher aus dem Gerichtspräsidenten Peter Teleky, den Gerichtsräthen Sigm. Rupinks und Bröstel, sowie dem Vice-Notar J. Marintfät bestand, publicirt. Die Angeklagten wurden in Ermangelung des That­­bestandes einer nach dem Strafgesete strafbaren Handlung freigesprochen. und Kläger mit seinen Rechtsansprüchen auf den Privatrechterieg verwiesen. Der Staatsanwalt meldete die Berufung an.­­ Die Generalversammlung des hiesigen bürg. Schützenvereines wurde Sonntag, am 23.­­i 10 Uhr, im Nathhaussaale durch den Oberfehnenmeister-Stell­­vertreter eröffnet und kam vor Allem der Jahresbericht an die Reihe, aus welchem folgende Daten zu entnehmen sind: Die Zahl der Mitglieder im Vorjahre betrug 201. Eingezahlt hatten 159 Mitglieder 35304 40.000 405 ern 095.400 Im Nachstande verblieben 42 Mitglieder mit 126 fl. — kr. Die Gesammteinnahme des Cassiers betrug daher ein Abgang von . . . . . 10... 45, welcher einstweilen durch den Herrn Cafsier aus Eigenem fr. vor­­geschossen, ihm aber aus den in diesem Jahre bereits einge­­laufenen Toren bisher schon rücerseßt wurden. — Die Rech­­nungen des Notars ergaben folgendes Resultat : Gelöst wurden im Vorjahre zusammen 20.669 Schuß. Die Gesammteinnahmen hiefür betrugen aN >» : 10,6 fl. 21 kr. die Gesammtane gaben hiefür 928 fl 55 kr. in lagen, in 87 fl. 66 kr. welcher an die Hauptcassa abgeführt wurde, DMI). AIODICHLE Es 07 báty el 04-40 die Ausgabe 44 750 fl. 86 kr. 740 fl. 11 fr. E tr BETETT STE 3­7 " Peer IROTT WE ETL NETTE MEER PER RE JEGET ONE AZT Fr ÉT Nachdem die Generalversammlung diesen Bericht zur Kenntniß genommen, wurde die Wahl des Ausschusses vorge­­­nommen, welche folgendes Resultat aufwies: zum Oberfchügen­­meister wurde über Antrag des Schriftführers Ganzer, Herr Gustav Strasser gewählt, da Herr Michael Halyko diese Stelle mit Rücksicht auf den Umstand, daß er den größten Theil des Jahres in Geschäftsangelegenheiten auf Reisen zubringen muß, nicht annehmen wollte. Zum I. Unterschüßenmeister wurde Hr. Alexander Stadler, zum II. Hr. Eduard Horak, zum Cassier Hr. Georg Gerhardt, zum Scriftführer Hr. Eduard Ganzer mit Acclamation, ferner zu Ausschußmitgliedern die Herren: Béla Klimkovic8 mit 28, Anton Freudenfeld mit 25, Mich. Halyks mit 25, Friedrich Müllner mit 23, Otto Szentistványi mit 20, Adolf Steinhauß mit 19, Johann Ellinger mit 18, Anton Korzsensky mit 14, Emil Antal mit 12, Emerich Szavó mit 12 Stimmen gewählt. — Todesfall Am 24. d. M. starb der pens. städtische Musiker, Herz Ignaz Novak im 78. Lebensjahre an Alters­­schwäche. Die Nachricht von dem Hinscheiden des guten „alten Novak“ wird gewiß nicht verfehlen, in den weitesten Kreisen eine schmerzliche Sensation zu erregen, war doch der Verstorbene nicht nur bis zu jener Zeit, wo er das Unglüc hatte, sein Gehör beinahe ganz zu verlieren, ein ausgezeichneter Violon­­cellist, sondern auch ein beliebter Musiklehrer, dem mehrere Generationen unserer Bevölkerung ihre musikalische Ausbildung verdanken. Friede seiner Asche ! — Tausender-Noth. Ein Gutsbesiger vom Lande, der eine größere Summe Geldes per Post nach Wien senden und zu diesem Zweckk kleinere Noten in Tausender umwechseln wollte, war nicht im Stande auf dem hiesigen Plage mehr als 5 St. eingelöst zu erhalten. Bei der hiesigen Sparcasse war nur 1 Stüd, bei der Pfandleihanstalt 4 Stüd, bei der Volksbank und was das Merkwürdigste ist, bei der hiesigen National-Bank- Filiale kein einziger Tausender im Cassa-Vorrathe. * Wie specirt man Briefe auf dem kürzesten Wege nach Gölling? Man wirft sie in den Kaschauer Eisenbahnbrief­­kasten. Der Brief geht nach Budapest. Dort sucht man im Ortslexikon nach und findet, daß ein gewisses Göllnitz in der Zips liegt. Ungeheures Erstaunen. Der Brief geht endlich von Budapest nach Göllniz. So geschehen am 16. April im Jahre 76 des Dampf­­und Telegraphenjahrhunderts. — Das seit Jahren beliebte Heilbad Alsó- Köked, welches sich ganz besonders bei Gicht und Rheuma­­tismus als sehr heilkräftig erwiesen hat, wird im Monat Mai eröffnet werden. Da in letzterer Zeit für das Bad von Seite des Eigenthümers viel gethan, namentlich das Badehaus neu hergestellt und mit neuartigen und bequemen Badewannen versehen worden ist, so dürfte dieser mit allen Anforderungen der Zeit entsprechend eingerichtete, und seiner Nähe wegen besonders für Kaschauer sehr bequem liegende Curort in dieser Saison voraussichtlich sich eines noch stärkeren Zuspruchs er­­freuen als dies in andern Jahren stattfand. — Offertverhandlung. Wegen Sicherstellung der Ver­­frachtung von Tabakfabriks- und Tabakwaaren-Gütern für die Zeit vom 1. Juni 1876 bis Ende Mai 1877 und zwar a) von der kön. ung. Tabakfabrik zu Kafkau bis zum hier­­ortigen Bahnhofe etwa 9000 metrische Centner ; b) vom Bahn­­hofe in das Gebäude der kön. ung. Tabakfabrik etwa 20.000 metrische Centner, hat das kön. ung. Finanzministerium, eine Offertverhandlung ausgeschrieben, welche am 6. Mai b. J. rund­ 11 Uhr Vormittags stattfinden wird. Die weiteren Bedingungen und Modalitäten sind in der in Nummer enthaltenen Kundmachung nachzulesen, unserer heutigen­­ Licitationen. Von Seite des kön. Fundational- Waldamtes in Mislye wird kundgemacht, daß hinsichtlich der sich auf eine Zeit von drei Jahren erstrebenden Verpachtung der nächst Olcsvar im Osvarer Walde gelegenen und etwa 200 Jo< betragenden Waldweide eine öffentliche mit Zulassung von schriftlichen Offerten verbundene Licitation bestimmt wor­­den ist, welche am 1. Mai d. J. um 10 Uhr Vormittags in der Amtskanzlei der Forstverwaltung zu O8va abgehalten wird. Das 10*­. Reitgeld vom Ausrufungspreise hat jeder Licitant vor Beginn der Amtshandlung baar zu erlegen. Alle weiteren Bedingungen sind aus der in unserer heutigen Num­­mer enthaltenen, hierauf bezüglichen Kundmachung zu ersehen. — Von Seite der Direction der hiesigen Pfandleihanstalt ergeht an alle jene, welche in der Zeit vom 20. Februar bis 30. September 1875 unter den Zahlen 1­­2493 Möbel, Kleider, Wäsche u. s. w. verpfändeten, und nun das Recht zur Auslösung oder abermaligen Verpfändung derselben in Anspruch zu nehmen wünschen, die Aufforderung, dies bis 27. Mai d. J. thun zu wollen, wibdrigenfalls die genannten Pfandobjecte am 29. Maid. 3., und eventuell an den folgenden Tagen mit einer öffentlichen, im Locale der Pfandleihanstalt abzuhaltenden Licitation verkauft werden. AR 5 STREET. — Für die Zboroer Abgebrann­ten sind bei der Redaction unseres Blattes eingegangen von den Herren Záhr & Szakmáry hier 10 fl. 8. W. Indem wir den edlen Spendern für ihre Gabe im Namen der Verunglückten herzlichst danken, sind wir gern erbötig auch fernere Beiträge anzuneh­­men, welche wir, wie alle früheren öffentlich quittiren und an den Ort ihrer Bestimmung gelangen lassen werden. “ Josef Gustav Werfer*s Buchhandlung über­­nimmt Bestellungen auf das neue Werk: „Die zwei feind­­lichen Brüder, oder: Die rächende Hand des Scidsals". Das Nähere hierüber besagt die der heutigen Nummer un­­seres Blattes beigelegte Abonnements-Einladung. — Für die Ueberschwemmten in Ungarn sind bei der Redaction unseres Blattes ferner eingelangt : Sammlung des städtischen Notars in Unter-Megenseifen, Herrn Johann Schürger: 127 fl. 40 fl. 8. W. Hiezu haben beigesteuert : Löbl. Stadtcommune Unter-Metzenseifen 100 fl.; Amalia Schürger 1 fl.; Franz Javorszky 50 fl. ;N.N. 1 f. ; Thomalik 50 fl. ; Anna Bodenlosz 50 fl. ; Emma Mahr 1 fl.; Georg Göbl 1 fl.; N. N. 1 fl. Lieszkovszky 1 fl. ; Michael Göbl 50 fr. ; Joseph Wagner 1 fr.; Aurel Dörfl 1 fl; Georg Gedeon 50 fr.; Johann Gedeon 10 fr.; 2. Sorger 50 fr.; $. Binder 1 fr.; N N. 50 fr.; N. K. 20 fr.; Karl Bodenlosz 20 fr.; Jakob Böhm 20 fr.; N. N. 30 fr. ; Jacob Koos 30 fr.; 0. N. N. 1 fr. 10 fr.; M. Kuhär 20 fr.; Andreas Wagner 20 fr.; Johann Kosch 40 fr. ; Andreas Wagner 50 fr.; Agnes Göbl 50 kr. ; Magdalena Pöhm 20 fr. ; Joseph Gedeon 50 kr.; Joseph Gedeon emb. 1 fl.; Joseph Kosch 1 fl.; Michael Maliesky 30 kr.; Joseph Gedeon 20 kr. ; Vincenz Müller 1 fl . J. K. 50 kr; Anton Kozmann 20 kr. ; Michael Göbl 1 fl.; N. Göbl 20 kr.; Judith Göbl 20 kr. ; T. G. P. 2 fl.; Alois Gedeon 40 kr.; S. P. 2 fl. Zusammen wie oben 127 fl. 40 fl. Juden wir für diese ansehnliche Spende im Namen der Verunglückten unseren tiefsten Dank aussprechen, zeigen wir zugleich an, daß wir den obigen Betrag im Wege des löbl. Bürgermeisteramtes bereits seiner Bestimmung zugeführt haben. Aus Heimat und Fremde. — Famile C84fy-Pallavicini. Se. Majestät hat den vom verstorbenen Markgrafen Roger Pallavicini adoptirten Grafen Sigmund und Hippolit Cs8äky gnadenweise die Bewil­­ligung ertheilt, nach ihrem Familiennamen den Namen Palla­­vicini, sowie den markgräflichen Titel und das Wappen be­­nügen zu dürfen. — Orientalische Rinderpest. Laut den beim kön. ung. Ministerium für Acerbau, Industrie und Handel bis 17. b. M. eingelangten amtlichen Berichten ist die Rinderpest im ganzen Gebiete der österreichisch - ungarischen Monarchie bereits im gänzlichen Erlöschen begriffen und herrscht die Seuche nunmehr nur noc in der Gemeinde Zavrelje in Dalmatien. — Schadenfeuer. Am 12. d. M. Mittags brach in der Gemeinde Sajós-Petri (Borsod) ein Brand aus, welcher 18 Häuser sammt mehreren Nebengebäuden in Asche legte. Leider erwächst den Abgebrannten ein bedeutender Schaden, den sie jedoch nur sich selbst zuzuschreiben haben, da sie in ihrer beschränkten Indolenz eine förmliche Scheu vor dem Assecuriren der Gebäude und Feldfrüchte haben. All bei dieser Gelegen­­heit waren blos drei der abgebrannten Häuser versichert. — Feines Fabrikat. Als neueste Illustration zu der schon oft beklagten Bigarren-Misere theilt eine Budapester Local­­correspondenz mit, daß ein Herr, welcher sich dieser Tage einige Portorico-Cigarren kaufte, bei der ersten derselben — die lange gar nicht brennen wollte und endlich, als sie Feuer gefangen, ganz eigenthümlich „duftete" — die Wahrnehmung machte, daß die Cigarre anstatt Tabak ordinäres Fließpapier als Ein­­lage hatte. Mag nicht übel geschme>t haben ! — Ein Doppel-Selbstmord. Seit 18. d. M. bildet der Doppel-Selbstmord eines Vaters und seines Sohnes in der Hauptstadt den Gegenstand des Gespräches. Es ist dies keiner jener Sensationsfälle, welche die Rubrik der Selbstmorde in neuerer Zeit bereicherten, erregt aber vermöge seiner Motive ungetheiltes, schmerzliches Interesse. Ueber den Fall erfahren wir folgende Einzelnheiten : Der Hilfsämter-Unterdirector im Landesvert­eidigungs-Ministerium, Alexander Szakács und dessen 16 - 17 jähriger Sohn wurden heute Morgens in ihrer Wohnung, Festung, Herrengasse Nr. 49, todt aufgefunden. Eine Verwandte, welche mit Szakács zusammen wohnte, kam in der Früh in das Schlafzimmer, wo ihr ein starker Kohlen­­dampf entgegenschlug. Ein Unglüh ahnend, öffnete dieselbe schnell die geschlossenen Fensterläden und die Fenster, und sah Vater und Sohn erst i>t im Bette liegen. Die sofort ange­­stellten Wiederbelebungsversuche blieben fruchtlos. Ueber die Motive der That gibt ein im Zimmer vorgefundener Brief an Honoid-Minister Szende Aufschluß; aus demselben erhellt auch, daß Beide, Vater und Sohn, im Einverständnisse ge­­storben sind. Alexander Szakács war 48 Jahre alt, war früher bei der Polizeibehörde in Szegedin angestellt, kam jedoc nach der Bildung des ungarischen Ministeriums in die Hauptstadt und war zuletzt, wie erwähnt, Hilfsämter-Unter­­director beim Honvesdministerium mit 1190 Gulden Gehalt und Quartierpauschale. Szalács war als eifriger, gewissen­­hafter Beamter allgemein beliebt, wurde jedoch durch seine, seit vielen Jahren andauernde Kränklichkeit in der Ausübung seiner Amtspflichten vielfach gehemmt. Außerdem war er auch in mißlichen finanziellen Verhältnissen und stand ihm deshalb eine Disciplinaruntersuchung bevor, welche, falls es ihm nicht ge­­lungen wäre, seine Finanzen zu ordnen, seine Entlassung nach sich gezogen hätte. Szakács hatte zwar eine Zeit lang die Hoffnung, sich durch eine vortheilhafte Heirath zu raugh­en, seine diesbezüglichen Pläne konnte er jedoch nicht verwirklichen. Zu seinen materiellen Bedrängnissen gesellte sich noch der Kummer wegen seines 16jährigen Sohnes, welcher schon seit 5—6 Jahren bettlägerig war und als vollständiger Krüppel die traurige Aussicht hatte, nach dem Tode des Vaters dem größten Elende zu verfallen. Die Verzweiflung über die trost­­lose physische und materielle Lage gab dem unglücklichen Vater schon öfter den Gedanken ein, seinem traurigen Leben freiwillig ein Ende zu machen und er soll seine Absicht zu wiederholten Malen vor seinem Sohne und auch vor anderen Personen geäußert haben. Ebenso wird erzählt, daß sein Sohn bei solchen Gelegenheiten erklärte, auch sterben zu wollen. „Wann Du in den Tod gehst, will ich auch nicht länger leben, sondern mit Dir sterben“, soll er jedesmal gesagt haben. Aus diesen als verbürgt bezeichneten Aeußerungen des Knaben kann man schließen, daß der Tod Beider im vollen Einverständnisse erfolgte. In dem erwähnten Briefe an Minister Szende legte Szakács alle oben erwähnten Umstände dar und bat den Minister um Ver­­zeihung für die doppelte That, sowie um Deckung der Be­­gräbnißkosten. Beide Leichen wurden Abends behufs Obduction ins Rochusspital überführt. — Kannibalen. Ein Budapester Blatt meldet aus Weißen einen Fall, welcher in seinen haarsträubenden Details an­s Unglaubliche grenzt und daher noch der Bestätigung be­­darf: Einem Officiersdiener kamen einige Gulden abhanden und er glaubte, ein anderer Officiersdiener habe ihm dieselben gestohlen. Am Ostersonntag Nachts überfielen zwei Individuen den verdächtigten Officiersdiener, ergriffen ihn ohne viel Feder­­lesens und sägten ihn mit einer Sichel von Kopf ab. Der Diener des in der Nachbarschaft wohnenden Militärarztes wurde durch den Lärm aufmerksam, weckte seinen Herrn und Beide begaben sich dann in das Zimmer, in welchem sie die Leiche des armen Offiziersdieners fanden. Die Thäter waren der „beraubte“ Officiersdiener und einer seiner „Collegen“. Die Bestien wurden nach Budapest escortirt, wo sie vor ein Kriegsgericht gestellt werden,

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