Kaschauer Zeitung, April-Juni 1876 (Jahrgang 38, nr. 39-75)

1876-05-11 / nr. 55

Beilage zur „Kaschauer Zeitung“ Nr. 55. aus, doch umsonst, immer mehr speit der Ofen Hite und Wärme. „Ic halte es nicht aus, ich erft­de! ich verschmachte ! "Diese Hundstage, diese tropische Hige! und einheigen, 0. Haupt­­mann Bulverraud, das ist dein Werk! dich hole der Teufel mit sammt den Sieben Gulden und fünfzig Kreuzern I, so ächzt Laufer weiter, denn schreien kann er nicht mehr, seine Kehle ist ausgetrocknet. Darauf reißt Laufer alle Fenster auf und steht seinen Kopf heraus, um frische Luft zu schnappen. Doch umsonst, draußen herrscht ebenfalls eine afrikanische Hitze und glühend heiß brennt die Sonne auf seinen Kopf . Laufer so witzt, so wikt so stark, daß er nicht mehr sichten kann­­ und ihm der Schweiß in großen Tropfen über das erhihte Gesicht herunterrieselt. Laufer kann es nicht mehr aushalten, er wird immer matter und matter, Nebel ziehen vor seine Augen, seine Zunge kann er nicht mehr bewegen, in seinem Innern glaubt er einen Feuerbrand zu haben, da schreit er, so laut er kann, auf die Straße hinunter : „Feuer ! Feuer! I< verbrenne!" Das war das einzige Mittel, das dem armen, halb­­gebratenen Laufer noch übrig blieb, und wirklich wurde bald die Thür aufgesprengt, ein Wachmann und mehrere Haus­­bewohner stürzten in das Zimmer. „Wo brennt's ? Wo ist das Feuer ?" rief man von allen Seiten.­­ „Im Ofen und in meinen Gedärmen!" schrie halb ohnmächtig Laufer, der sich auf den Gang drängte, um frische Luft einzuathmen Da strebt der Wachmann seinen Arm nach dem armen verdurstenden Laufer aus und will denselben­ arretiren, doch Laufer fleht um Pardon und Gnade und erzählt feine Leidens-, Durst- und Einheizgeschichte, mit so jämmerlichem Gesichte, daß der Wachmann und die Hausbewohner das Lachen nicht zurückhalten können : „Für diesmal will ich ein Auge zudrücken und Sie ver­schonen, jekt schauen Sie aber schnell, daß Sie etwas zu trinken bekommen“. Und Laufer lief, was er laufen konnte, um seine aus­­getronnete Kehle anzufeuchten.­­ Als er aber zu Herrn von La<s kam, da sagte er wehmüthig: Diesmal bin ig sc­hön aufgesessen — ich wollte dem Hauptmann Pulverraum einheizen und warm machen jedoch diesmal hat er mir eingeheizt und ordentlich heiß gemacht! O Seidsalstüde ! — B Verlassenheit im hohen Alter, welches uns selbst für die einfachsten Verrichtungen untauglich macht, ist wohl das größte Unglüc, welches uns hier auf Erden treffen kann. In Miskolcz lebt eine 78jährige, hilflose, arbeits­­unfähige Frau, welche schon seit drei Monaten in einem leeren Sc weinstalle wohnt, wenn man einen solchen Ort Wohnung nennen kann. „Borsod“, dem wir diese Notiz entnehmen, er­­läßt einen Appell an die Stadtbehörde und alle Mensc­hen­­freunde, diesem ärmsten aller armen Wesen wenigstens auf seine legten Tage ein menschenwürdigeres Dasein zu bereiten, denn, fügt das genannte Blatt mit vollem Rechte hinzu, die Tage dieses elenden menschlichen Geschöpfes sind gezählt, und es würde der gesammten Bevölkerung der Stadt zur Schande gereichen, wenn die arme Frau in ihrer jetzigen „Wohnung“ stürbe. — Wucher. ‚Maramaros” verzeichnet folgende That­­sachen: Bei dem M.­Szigeter Grundbuchamte bittet unter Zahl 4848 vom Jahre 1874 der Kökenyeser Schulmeister Zubanits gegen B. Dilugan um Intabulirung von 13 fl. (welche mit 260 pCt. zu verzinsen) und der mit 3 fl. 63 kr. berechneten Kosten; ferner unter 3. 4837/1874 gegen Baf. Pleh um Antabulirung von 22 fl. 72 kr. (mit 104 perzentiger Verzinsung) nebst 3 fl. 39 kr. Kosten. Auf beiden Verträgen figurirt die Namens-Unterschrift des Pfarrers D. G. als Zeuge. „Marm.“ empfiehlt dies nobile par fratrum der Auf­­merksamkeit ihrer Borgefegten. — Neue Gründungen. In der Legten General- Versammlung des hauptstädtischen Municipal-Ausschusses wurde bekanntlich, um dem Treiben der „Geld-für-Alles“-Geschäfte ein Ende zu machen, der Beschluß gefaßt, daß jedes Pfand­­leih-Geschäft gehalten sein solle, eine Caution von 10.000 fl. zu erlegen. Gleichzeitig wurde jedoch im Interesse des Ver­­kehrs ausgesprochen, daß die Bestimmungen des Statuts „sich nicht auf das Vorschußgeschäft der öffentlichen Lagerhäuser, der Banken und der auf Actien gegründeten Geldinstitute erstreben können". Diese Bestimmung ist es nun, auf die gefragt die in ihrer Existenz bedrohten Besitzer der hiesigen „Geld-für- Alles"-Geschäfte dem Statut ein Schnippchen zu schlagen ge­­denken. Nicht weniger als fünf solcher „Actien-Gesellschaften“ sind, wie „M. H.“ meldet, in der Bildung begriffen und warten die Friseure mit der Einreichung der Statuten nur lange, bis der Minister des Innern den Beschluß der Commune so genehmigt haben wird. — Der „Held von Perc8ora" — also nennt "Sze­­gedi Hiradó" — einen wahren Bürger, der sich gelegentlich der jüngsten Weberschwem­mung in einer Weise auszeichnete, welche in der That das höchste Lobh verdient. Der Percsoraer Damm ist bekanntlich jene 17.000 Klafter lange, gefährliche Linie, durch welche die Fluthen der Theiß am ehesten nach Szegedin hätten bringen können. Man brauchte hieher einen energischen Mann und die Schuhcommission empfahl Herrn Ignaz Várady. Und er übertraf auch alle Erwartungen. Am 16. März begab er sich auf den Damm, wo er die Schut­arbeiten leitete, Tag und Nact ununterbrochen arbeitete, ohne sich volle sieben Wochen hindurch von seinem Posten zu ent­­fernen. Er sah in dieser Zeit weder seine Familie, no< seinen Herr, no< seine Wirthschaft, trog dem sich diese auf einem ganz anderen ziemlich gefährdeten Punkte der Stadt befanden. Nun, da der Unermüdliche aus dem Kampfe mit den Elementen heim­­gekührt, begrüßt ihn das genannte Journal mit feierlichen Worten als einen Sieger, der da bewiesen, wie man recht eigentlich Haus und Hof und Herd zu schützen habe. — .Die Weinsendung des siebenbürgischen Keller­­vereines zur Weltausstellung in Philadelphia ist am 20. v. M. am Ort ihrer Bestimmung angelangt. Die Weine haben die Seereise glüclich überstanden und finden nach den verkosteten Proben so großen Beifall, daß der dortige Vertreter des­ Ver­­eines, Herr Walter, eine neue Sendung von Proben im Werthe von 500 fl. bestellt und die Hoffnung ausgesprochen hat, daß es ihm gelingen werde, für Siebenbürgens edle Weine in Philadelphia einen reichen Absatz zu erzielen. — Waldbrände in Siebenbürgen. Aus Csik-Szereda schreibt man: „Wohin immer man seit Monat April blickt, überall sieht man von den Bergspitzen riesige Rauchwolken gegen den Himmel emporsteigen, welche die lezten Ueberbleibsel unserer einstigen Urwälder zerstören. Und merkwürdig, kaum kommt man mit der schweren Axt beladen von der Löscharbeit auf der einen Seite herab, so fängt es auf der anderen Seite zu brennen an. Man ist allgemein der Ansicht, daß diese Brände, verbrecherischen Händen zur Last gelegt werden müssen, und es mag dieser Verdacht nicht ganz unbegründet sein, denn Waldbrände sind zwar schon oft durch Unvorsichtigkeit ent­­standen, und die jetzt Herrschende Dürre kann dem verzehrenden Elemente nur Vorschub leisten, daß aber an 10--15 Orten gleichzeitig Brände ausbrechen und von Tag zu Tag häufiger werden, dürfte doch nicht ganz auf Zufälligkeiten zuriezu­ führen sein“. — Von einem sauberen Landsmann schreibt ein Wiener Blatt unter dem Titel : „der König der Gauner" : Wir haben bereits wiederholt Gelegenheit gehabt, über­ das Treiben des abgefeimten ungarischen Gauners Samuel Hirsch im Auslande zu berichten.­­­ Hirsch wird von Mannheim, Kassel, Wiesbaden, Köln, Königsberg, Wien und Dresden strafrechtlich verfolgt. Düsseldorf, Minden. An manchen Orten saß er bereits hinter Schloß und Riegel, aber dem Berwegenen ist kein Gitter zu stark, keine Mauer zu hoch und so entkam er immer. Kürzlich wurde er in Belgien zur Haft gebracht und zu achtjährigem Kerker verurtheilt. Am 8. April wurde er von Brüssel nach Louvain zur Strafverbüßung überstellt und mit dem Schbling Peter Schäfer dorthin transportirt. In Louvain gab er sich nun für diesen Schübling aus, wurde in dessen Heimath nach Fuggen gebracht, wo er frei entlassen wurde. Nun spottet Hirsch aller Verfolgungen und nach vers­­chiedenen Anzeichen zu schließen, dürfte derselbe in seine Heimath, nach Pest, reisen und auch Wien besuchen. Hirsch ist ein ger lernter Goldarbeiter, 29 Jahre alt, mit gewandtem, ein­­­schmeichelnden Benehmen. — Duell. Wir berichteten vor einigen Tagen über die Scandalaffaire, welche sich jüngst auf dem Perron des Prager Eisenbahnhofes zwischen zwei böhmischen Cavalieren zugetragen hat. Die dem einen derselben zugefügte Beleidigung führte zu einem Duell, welches am 6. d. M. im Garten des Grafen Clam-Gallas bei Koschirsch, in welchem bereits in früheren Jahren manches Duell unter Aristokraten ausgefochten worden, statt­­fand. Die Prager Polizei war von anonymer Seite von dem bevorstehenden Duell natürlich nicht dasselbe in Kenntniß geseßt worden, vermochte aber zu verhindern, da der Garten Private eigenthum ist und von der Straße aus nichts Auffälliges wahr­­genommen wurde. Als Secundanten fungirren, wie aus authen­­tischer Quelle gemeldet wird, zwei Herrenhausmitglieder und zwei Mitglieder der höchsten Aristokratie. Ams Ganzen wurden sechs Schüsse gewechselt. Bei dem dritten Gange­ erhielt Fürst Wilhelm Auersperg einen Schuß in den Unterleib, der ihn schwer verwundete und bewußtlos zu Boden streckte. Die Kugel ging durch den Körper, so daß sie sich nicht mehr in demselben befindet. Fürst Wilhelm Auersperg ist seiner Wunde bereits erlegen. Der Verstorbene war 1854 geboren und stand noch unter Vormundschaft. Da er der einzige Sohn des verstorbenen Fürsten war =­ seine Mutter war eine geborene Gräfin Sza­­päry — so wird nunmehr, da Fürst Carlos Auersperg kin­derlos ist, der österreichische Ministerpräsident Fürst Auersperg Majoratserbe. — Selbstmordversuch des FML. Graf Wallis, Ueber einen tragischen Fall, der sich am 4. b. M. in den Nachmittagsstunden in Wien zutrug, liegt uns folgender Be­­richt vor. Graf Olivier Wallis Freiherr auf Carighmain, seit dem Jahre 1872 Feldmarschall-Lieutenant und Comman­­dant der 11. Infanterie-Truppen-Division in Lemberg, traf nach öfterer Anwesenheit in Wien vor wenigen Tagen aber­­mals hier ein und nahm im Hotel Wandl sein Absteigequartier. Gestern Nachmittags entfernte er sich aus dem Hotel und lenkte seine Schritte nach der Währingerstraße. Vor dem Hause Nr. 1 (Gewehrfabrik) blieb er eine Weile stehen, trat dann in die Thoreinfahrt und begab sich in das im Erdgeschosse befindliche Postamt. Hier kaufte Graf Wallis zwei Correspon­­denzkarten, schrieb auf jede derselben sowie auf einen Streifen Papier und auf ein Telegramm-Blanquet einige Zeilen und ließ die Schriftstücke unter Beischluß einer Guldennote zurück. Dem diensthabenden Postbeamten war das Benehmen des Gene­­rals aufgefallen und als er sich nach dessen Entfernen an das Pult begab, an dem jener geschrieben­ hatte, wurde er durch einen Schuß in Schreien versetzt. Die Postbediensteten sowohl, als auch die Hausbewohner eilten in die geräumige Thorein­­fahrt und spähten nach der Ursache­ dieser Detonation. Da entdecte man auf der obersten Stufe der in das erste Stoß­­werk führenden Treppe den eben erwähnten General bewustlos liegen. An der linken Seite des Rades bemerkte man ein von einem Schuffe herrührendes Loch, als man­ die Kleidungsstücke öffnete, schoß Blut aus einer Wunde. Daß sich der Unglück­­liche eine Ladung in die Brust gejagt, war klar und fand auch auch die sofortige Bestätigung durc die im Postamte zurück­­gelassenen Schriftstüße. Erst nach langem Suchen entdeckte man die Waffe — eine doppelläufige Pistole — mit der sich Graf Wallis die Wunde beigebracht; sie lag unter dem Körper des Verwundeten. Der Schuß war auch im Hörsaale des Dekans, Professor Dr. Wedl, der sich im vorderen Trakte der Gewehr­­fabrik befindet, vernommen worden, und rasch eilten einige Mediciner herbei, die den besinnungslosen General mit Wasser wuschen, so daß er bald wieder zum Bewußtsein kam. Mitt­­lerweile war ein Sicherheitswachmann in das nahe Garnisons­­spital geeilt und hatte daselbst den Vorfall gemeldet. Zwei Sanitätssoldaten begaben sich schleunigst in die Gewehrfabrik und transportirten den Verwundeten in das Garnisonsspital. Während der Uebertragung machte Graf Wallis den Versuch, seinen Tod durch Ersttfung herbeizuführen. Er stopfte sich nämlich einen Handschuh und ein Sautuch in den Mund. Natürlich wurde der Unglüiche an der Vollführung dieses Vorhabens verhindert. Die Aussage der Aerzte lautet ungünstig. Die Kugel steht in der Nähe des­ Herzens und die Wunde ist eine tödliche. Die Briefe, die FML. Graf Wallis im Post­­­­amte zurückgelassen hatte, aus denen das Motiv der That jedoch nicht ersichtlich ist, waren an die in Krakau weilende Gattin, an den Schwager des Unglülichen in Oedenburg, an das Plakkommando­ und an das Garnisonsspitals-Direc­­torium gerichtet. Das erste Schriftstül lautet : Ich befinde mich schlecht, komme unverzüglich nach Wien. Das zweite enthält folgende Worte : Lieber Schwager ! SH habe mich erschossen. Verständige telegraphist und mündlich alle Verwandten. Das dritte, an das Plagkommando in Wien gerichtete Scriftstür lautet : SH Habe mich erschossen und bitte um ein Leichenbegäng­­niß, wie es einem ehrlichen Soldaten gebührt, jedoch ohne bes­­ondere Ehrenbezeugungen. Motiv — — — Das legte Schriftstü> ist folgendermaßen abgefaßt : Löbliches Directorium des k. k. Garnisonsspitales in Wien ! I< habe mich erschossen und bitte, meine Leiche nicht in der Todtenkammer, sondern in einem Zimmer des Spitals unterzubringen. Alle diese Briefe sind mit kräftiger Hand geschrieben und mit Olivier Graf Wallis, k. k. FML., signirt. Graf Wallis, welcher im 55. Lebensjahre stehen dürfte, ist Besitzer des österreichischen Leopold-Ordens, des österreichi­­schen eisernen „Kronensordens, III. Classe, des Militär-Verdienst­­kreuzes und k. k. Kämmerer, und,­­ist vermählt mit Sophie v. Szymanows 38ka, aus welcher Ehe eine Tochter ent­­sprossen ist. Man wird kaum irre gehen, wenn man die unglückliche That des Generals auf ein unheilbares Uebel zurückführt, an dem derselbe seit Jahren litt. Graf Wallis war in Wien eine wohlbekannte Persön­­lichkeit , eine ehemals stämmige, in letzter Zeit aber auffallend körperlich herabgekommene Erscheinung, mit einer auffallenden Schramme im Gesichte, mußte er sich selbst in Uniform stets eines Stoßes beim Gehen bedienen, und zwar eben in Folge dai ,­ das ihn zu diesem entgeßlichen Schritte getrieb­en hat. Einer Budapester Blättern telegraphisc­h zugekommenen Mittheilung zufolge, wurde am folgenden Tage Mittags die Kugel glücklich aus der Wunde gezogen. — Petöfi, Mitarbeiter der­­ „Fliegenden“. In der lezten Nummer der Münchener „Fliegenden Blätter" finden wir eine illustrirte Romanze, „Der Scherzableiter“, in wel­­cer man mit Verwunderung eine wortgetreue, aber ziemlich unbeholfene Uebersezung von Petöfi's schöner Romanze : „Megy a juhász a szamáron" erkennen wird. Unter der Uebersezung stehen die Anfangsbuchstaben M. P., es ist aber mit keiner Silbe erwähnt, daß das Gedicht kein Original, sondern blos eine Uebersezung sei. Daher sind nur zwei Fälle denkbar: ent­­weder Petöfi ist auferstanden und unter die deutschen Dichter gegangen und müht sich, da ihm während des langen Todes­­schlafes vermut­lich die poetische Ader ausgetrocknet ist, mit der deutschen Umarbeitung seiner alten ungarischen Gedichte ab, was ihm bei seiner mangelhaften Kenntniß der deutschen Sprache nicht recht gelingen will, oder aber die Fliegenden Blätter, ein wohlaccreditirtes Blatt, sind von einem Plagiator mystifieirt worden, der auf die geringe Verbreitung der ungarischen Literatur hin kündigte und eines der stimmungsvollsten Petöfi-Lieder sich angeeignet hat. — Kaiserin Charlotte. Der „Nord“ schreibt über die unglückkiche Kaiserin, welche noch immer in dem belgischen Schlosse Tervueren weilt, Folgendes : die physische Gesundheit der Kaiserin ist gut, ja besser als je zu nennen; jedoch gibt man alle Hoffnung auf, jemals wieder die geistige Gesundheit herzustellen. Ihre Majestät empfängt keine Besuche mehr; sie wird durch das Gespräch zu sehr aufgeregt und erkennt auch Niemanden ; ihr Geist leidet auch manchmal unter Anfällen so, heftiger Natur, versagt werden muß, daß ihr das Verlassen ihrer Appartements Wenn sie in einem relativ ruhigen Zu­­stande sich befindet, gibt sie sie ausschließlich mit der Sorge für die Küche und für ihre Toilette ab. Auch macht sie dann Spaziergänge durc den Park des Schlosses, natürlich von Personen begleitet, welche die Leidende keinen Augenblic aus dem Gesichtskreise verlieren dürfen. — Ein verurtheilter Fürst. Beim Brigadegericht zu Triest wurde dieser­ Tage „der Korporal des Infanterie- Regiments Baron Kuhn Nr. 17, Fürst Jablonowski, wegen Kameradschafts-Diebstahls zu­­nct Monaten durc Fasten, hartes Lager und Dunkelhaft verschärften schweren Kerkers, zur Degradation und­ zum „Verluste des Adels verurtheilt. Richter war der Auditor Herr Kaspar Supnik. Das Kriegs­­rechts-Urtheil ist dem Berurtheilten bereits publicirt worden,­­­ Fußbekleidung3-Ausstellung in Bern. Zur Theilnahme an dieser Ausstellung haben sich bei dem haupt­­städtischen Ausstellungs-Comite folgende Budapester Schuster angemeldet : Wilhelm Bloch, Johann Briefler, Sigmund Brett­­schneider, Josef Depold, Johann Kanitz, Ferdinand Kühnel, Martin Lörinz, Josef Paar jun, D. Perl, Reiter u. Graf und Josef Szander ; ferner B. Neményi aus Sáros-Patak und Andreas Valenta in Arad, endlich stellt Herr €. J. Bän­­hegyi aus Budapest Schuhwic­hse und Anton Stern Seuster­­paß aus. — Zur Vertretung der Interessen derselben bei der Ausstellung wurde von Seiten der hauptstädtischen Schusterge­­nossenschaft und der Budapester Handels- und Gewerbekammer Herr Josef Depold designirt. Außerdem hat auch Herr E. L. Ritter v.. Posner zugesagt, im Interesse der Aussteller nach Bern reisen zu wollen. — Eine sonderbare Schatzkammer. In einer fran­­zösischen Provinz liefert gegenwärtig ein Erbschafts-Proceß wie­­derum Stoff für ein Schauerdrama. In Ceyrabk starb ein reicher Mann, Herr D'Hombras, welcher während der ganzen Zeit seiner zweiten Ehe Geld und Werthpapiere im Sarge seiner ersten Frau, der in der Schloßkapelle steht, aufzubewahren pflegt. Die zweite Frau erfährt dies und stattet dem Sarge öfters Besuche ab. Sofort in der Nacht, während welcher ihr Mann stirbt, begibt sie sich wieder dorthin, läßt den Deckel durch zwei Dienstboten aufheben, durchsucht die Leiche und deren Kleider, zieht Goldfäde und Bündel Banknoten aus allen Winkeln hervor und geht ruhig ihren Schoß bergen. Unter „der Todten, zwischen leren Kleidern und Gliedern lagen die Gelder! Der Sarg, „als Schatzkammer ‚und die Leiche als Hüterin! Kann man sich etwas Prächtigeres auf der Bühne denken ?! ; SN HOHNE

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