Kaschauer Zeitung, April-Juni 1876 (Jahrgang 38, nr. 39-75)

1876-05-13 / nr. 56

ERTETTGET TREE EGERGEETTTERET LEUTEN TER I SC TEE ER a zás ág S ztbe 5 A RE BAR? Verhältnisse, die Lebensweise und der Kulturgrad die Ursache bilden. In Anbetracht dieses Umstandes wurde competenten Ortes an die Assent-Commissionen das Ersuchen gestellt, von ihrer im Gesetze begründeten Vollmacht, körperlich unentwickelte Wehrpflichtige bis in die dritte Altersclaffe zurüchzustellen und sie erst im 21. Lebensjahre zu assentiren, umfassendsten Gebrauch zu machen. Unter Einem wurde besonders hervorge­­hoben, daß auch mindert kriegstüchtige Individuen assentirt­ werden können, wenn sie als Handwerker im Heere zu verwenden sind. — Lehrer im Heere. Nachdem die Ferien in diesem Sculjahre auf die Monate Juli und August fallen, werden | | — Lieitation. Von Seite der Direction der oberun­­garischen ersten Pfandleihanstalt werden alle Diejenigen, welche die Auslösung oder Rückversetzung der in der Zeit vom 20. Fe­­bruar bis 30. September 1875 unter den Nummern 1—2493 daselbst versetzten Möbel, Kleidungsstübe, Weißzeug u. s. w. in Anspruch zu nehmen wünschen, aufgefordert, ihr diesbezügliches Recht bis 27. Mai d. N­. geltend zu machen, widrigenfalls die benannten Gegenstände“ am 29. Mai, eventuell „an den folgenden Tagen in den Localitäten der Anstalt mittelst öffent­­licher Licitation an den Meistbietenden verkauft werden.­­— Der Witterungswechsel, welcher nach den schönen,­­ beinahe sommerlichen Tagen im April 1 plößlich eingetreten ist, sämmtliche wehrpflichtige Lehrer und Professoren im­ August monate zu den diesjährigen Herbstübungen einberufen werden. * Die irdischen Reste des weil. milit. Oberarztes Benke wurden gestern um 4 Uhr Nachmittags mit militäri­­schen Ehren zu Grabe geleitet. Dem Leichenzuge­ folgten nebst dem Conducte, die Generalität, Stabss- und Oberofficiere, und ein zahlreiches Publikum. — Versammlung. Die Bürgerschaft der Stadt Kaschau wird Sonntag, den 14. d.­M. im Saale des Bürgercasino­s in Angelegenheit der unabhängigen Bank und eines selbst­­ständigen Zollgebietes eine Versammlung abhalten. Die Stadt­­commune und die hiesige Handels- und Gewerbekammer haben in dieser Angelegenheit bereits gesprochen, möge nun auch die aan mit ihrem Botum diesen patriotischen Bestrebungen ertreten. — Eröffnung der Kaschauer Schießstätte. Das auf z. b. M. festgelegte, wegen überaus ungünstiger Witte­­rung aufgeschobene Eröffnungs-Schibenschießen findet, falls ein schöneres Wetter eintritt, Sonntag den 14. Mai Früh. 8 Uhr statt. — Ueber die Gehaltspfändungen der Eisenbahn- Beamten. Nachdem im Schoße der Bahnbeamten Klagen vor»­gekommen sind, daß die verschiedenen Gerichte bei Anordnung der Beschlagnahme der Gehalte­­ verschuldeter Beamten verschie­­denartig vorgehen, und zwar bald das ganze Gehalt‘ sammt Quartiergeld, bald das Gehalt allein, bald wieder blos einen Theil desselben zum Gegenstande der Beschlagnahme machen, haben die Directionen der ungarischen Bahnen cumulativ an den Communications-Minister“ ein Gesuch gerichtet, mit der Bitte, daß künftig in derlei»Fällen auc­h» bei den Bahnbeamten der den Staats­beamten gegenüber übliche Vorgang beobachtet werde. — Die Briefsammlungskästen betreffend geben wir hiemit einem vielseitig ausgesprochenen Wunsche Ausdruck, daß auf denselben die Zeit ersichtlich gemacht werde, in welcher die Briefe von den Postbediensteten abgeholt werden, wie dies in jeder größeren Stadt zur nicht geringen Bequemlichkeit des correspondirenden Publikums schon seit langer Zeit im Ge­brauch steht. * Wohlthätigkeit. Herr Bela Balázs, Bäder­meister, Brödchen hat den unglücklichen Bewohnern von Tehäny 100 St. gespendet. « Für die armen Tehänger wird demnächst eine Dilettantenvorstellung abgehalten werden. Wir rechnen darauf, daß Director Fritsche das Theater an einem theaterfreien Tage zu diesem wohlthätigen Zwecke unentgeltlich überläßt. — Für die Tehänger Abgebrannten sind bei der Redaction­ unseres Blattes an milden Spenden ferner eingegangen : Frau E. W. 1 fl.; Personal­bahnstation Kaschau 23 fl. 60 kr. der Kaschau-Oderberger Eisen­­; Hr. Baron, Andor v. Melezer 5 fl. ; Baronessen v. Melezer 5 fl.;. Dr. Deckert,­­k. f. pens. Rechnungs-Revident 50 kr. ; . Löbl. Convent. der­­ Ursulinerinen 20 fl. ; Frl. Julie Haader 1:fl. zusammen «56 fl. 10 kr. Hiezu den in voriger Nummer ausgewiesenen Betrag von 26 fl. 30 fl. gerechnet, macht in Summa 82, fl. 40 fl. Für diese Beiträge im Namen der Verunglückten innigst dankend, sind wir alle fernerhin zur Empfangnahme milder Spenden er­­betig, welche wir, wie alle früheren,­­ öffentlich quittiren und rasch, an ihren Bestimmungsort gelangen lassen werden,­­ scheint ein allgemeiner zu sein, denn auch die hauptstädtischen Blätter sprechen von einer empfindlichen Kälte und erwähnen, daß die gleiche Klage beinahe­ aus allen Theilen des Landes gemeldet wird, / gi Theater-Nachricht. Die nächste Woche bringt uns reichliches Repertoir an Novitäten, unter andern die echte Operette „Fledermaus“, das Schau­­tal" und das bereits am heutigen Theater­­ci­te Sensationsstär „Für­st Emil". Director Fritsche von seiner Geschäftsreise zurückehrend, wird in den erwähnten Novitäten seine künstlerische Thätigkeit wieder auf­­nehmen. Da mit Eifer und Fleiß an den Vorbereitungen und Proben abgelegen wird, so­ dürften sich die Theaterabende der nächsten Woche zu interessanten und genußreihen gestalten. " Ein Prospect auf das reich illustrirte Werk : „Die Nebelprinzessin“", oder: „Maria Theresia und ihre Ju­­gend“ ist der heutigen Nummer unseres Blattes für die Abon­­nenten in Loco beigelegt. Zu beziehen durch Franz Hay­­m­ann's Buchhandlung in­­ Kaschau. Die 20. Nummer des illustr. Unterhaltungsblattes pro 1876 ist für die p. t. Pränumeranten desselben heute beigelegt. fá / Deutsches Theater. x * Mont den 8. Mai „Aus der Gesell­­schaft“, Schauspiel in 4 Akten von Bauernfeld. Die Vorstellung entsprach vollkommen. Herr Frits­c­e's Fürst Liebbenau war eine groß ange­­legte Gestalt. Manche „Hochheit“ und „Durchlaucht“ könnte bei dem bürgerlichen Schauspieler in die Schule gehen, um bei ihm fürstliche Manieren zu lernen. Herr Fritsche ist ein hochintelligenter Darsteller, der sich ganz hineinlebt in die Rolle, die er übernimmt. Heute war man versucht zu glauben, d­er Mann spiele immer nur Fürsten und Könige. Man vermißte mit Vergnügen in Fritsche's Spiele die auffallenden Gesten, das Boltern und Lärmen, und alle jene lächerlichen­­ Aeußerlichkeiten, mit welchen gewöhnliche Darsteller die hohe sociale Stellung und das fürstliche Wesen marquiren. Da war Adel und natürliche Würde in­ der Bewegung, edles Feuer im Affekt. Kein hohles Pathos. Herr Ströhl gab den Grafen Feldern, diesen geschä­­chigen,­­ alten Rius aus der vormärzlichen Zeit mit sehr viel Geschi>. Das war so ein echtes­­ Prachtexemplar eines alten Feudalisten. Ahnenstolz neben großer Leere in den Hirnkam­­mern. Pferde, Hunde und die­ gefallenen­ Mädchen , als Gegen­­stände der Zerstreuung. Der“ gewöhnliche äußere Schliff bei vollständiger Gehaltlosigkeit des "innern Menschen: Körperliche Hinfälligkeit und “unverschämte "Wünsche:­­ Im "Hintergrunde ritterliche­r Reminiscenzen. 1 ) Fräulein Lie­bich Hat die Magda Werner­ gut aufge­faßt.. Manchmal blieb ihr Können hinter dem Wollen zurück und“ wir vermißten in ihrem Spiele jene Wärme der Empfin­­dung, die nur Frauen kennen, die lieben oder geliebt haben. Sie sollte bei verliebten Leuten Unterricht nehmen. Frau Str­öhl, (Gräfin Hohenheim) gut wie immer. Fräulein Thaller (Flora) gab das verzogene Grafen­­kind recht nett. Fräulein Weidl, in 3 Akten von O. F. Berg. Den neuern Possen wird uns schon aus den Vorjahren als intelligente, fleißige Schauspielerin bekannt ist, war auc­h heute vollkommen am Platz. Herr Heller (Doktor Hagen) ist eine sehr verwend­­bare Kraft. Zusammenspiel gut. Dienstag den 9. Mai „Das Geld“, Posse mit Gesang Mädel häufig der Vorwurf gemacht, es fehle ihnen das künstlerische Gepräge, der aristophanische Geist und sie seien nichts Anderes, als kunstlose zusammenge­­flichte, mit bunten Einlagen aufgepugte Schwänke.­­ Dieser Vorwurf hat seine Berechtigung und­ es kann nicht, geläugnet werden, daß die heutige Posse in hohem Grade der­ Regeneration bedarf. Die Posse soll ihren Stoff der Zeit entnehmen, in wel­­cher sie geschrieben wird. Sie soll die Geisel der Satyre schwin­­gen über die Gebrechen der Gesellschaft, über nationale Fehler und sociale Mängel. Das Burleske ist in ihr Mittel zur Erreichung des höheren sittlichen Zweckes und die ungebundene Form, welche ihr die Regeln der Kunst gestatten, erleichtern nur die Aus­­führung. In dem obigen Sinne ist „Das Mädel ohne Geld“ eine gute Posse. Es werden in derselben die Vorurtheile der , Gesellschaft" in wirksamer Weise gegeiselt. Wir hatten heute einen recht genußreichen Abend. Herr Pauser (Maler Merkel) war Heute­ der Held des Abends. Seine heutige Leistung war eine vorzügliche. Er hat uns gezeigt, daß er nicht nur ein prächtiger Komiker, son­dern au< ein vortrefflicher Charakterdarsteller ist. Dieser einfame Zimmermaler mit dem rauhen Aeußern und der verbitterten Weltanschauung, dieser unbequeme Warner, dieser lästige Mann der Wahrheit, er konnte kaum besser ge­­geben werden. Frau Ströhl gab die alte geschäftige Großmutter reizend. „Mama Ströhl” ist in der That eine so vielseitige Dame, daß sie uns jeden Tag neue Ueberraschungen bereitet. Herr Sprinz (Kiebitz) stellte uns vollkommen zufrieden. Spiel und Coupletvortrag tadellos. Er hat das Zeug dazu, ein recht tüchtiger Komiker zu werden, der seine Carriere mar­hen wird. Frl. Weidl, recht brav. Frl. Bod (Regine Kiebitz) spielte so lieb, und sang ihre Couplets so nett, daß man sie mit förmlichen Beifallssalven belohnte. Sie ist eine ganz aller­­liebste kleine Localsängerin, die unsere Prophezeiung von neulich gewiß nicht Lügen strafen wird. Glü> auf! Herr Ströhl (Freih. v. Fröhlich), ein Pensionist comme il faut. Etwas Ahnenstolz, aber dabei ein treues, altes Soldatenherz. Der kleine Tonerl (Piccolo Ströhl) ist ein Junge zum Küssen. Ja der Apfel fällt nicht weit vom Stamme, und Herr und Frau Ströhl sind eben. vortreffliche Lehrer. Auch die andern Darsteller entsprachen. Mittwoch den 10. Mai: „Gret<emns abend“, Lustspiel und Acten von Kneisel. Preisgekrönt. Wir müssen gestehen, daß wir, immer­ eine heilige Scheu vor allen preisgekrönten Schöpfungen der­ dramatischen Kunst­­production haben. Wenn man sich eben ein wenig auskennt bei dem Preis­­krönungss­windel, so hat man seine eigenen Ideen über diese literarfameradschaftlichen Abfindungsgeschäfte. „Gret<ens Polterabend“ ist in dieser Richtung eine Ausnahme, die ohne Polter­­ ­­­­­­bogens kersz Senilleton. Haynau's Bekehrung. „ Das verhängnißvolle Walten -Haynau's in Ungarn nach der Niederwerfung des 49er Freiheitskampfes Tist benannt , ebenso we daß die „Hyäne von­ Brescia”, bevor sie sich noch Mitte der­ hingeschlachteten Ungarn , vollkommen gesättigt, plöglich ein menschlich Rühren zu empfinden schien und 450, dem. Tode, geweihte „Rebellen auf .Knall--­und-Fall begnadigte. Diese unerwartete Wendung in der damaligen Schredenszeit bildet den Gegenstand einer h­ochinteressanten Mit­­theilung,­­ der wir im den­­„Sopromvibdfi,Lapos”, begegnen, für welche wir jedoch die Verantwortung ‚dem genannten­ Blatte überlassen müssen. Nach der Waffenstrebung bei Vilagos,“ heißt es in der erwähnten Mittheilung, als die Blutgerichte ihr Ausrottungs- Werk betrieben und das Land in Trauer versunken war, setze sich ein Führer der Conservativen, Paul Somssich, hin und schrieb für das Ausland in deutscher Sprache seine Broschüre: „Das gute Recht Ungarn­ s", und ließ dieselbe in Wien, wo die Presse noch damals Eines Morgens, frei war, drucken, auf einem Spaziergänge in­ Pest, bes­gegnete Soms sich einem Bekannten, der ihm eine Verwunderung darüber ausdrü>te, daß Soms sich sich noch in der Hauptstadt befinde, da doch Haynau gegen ihn bereits den Haftsbefehl erlassen hatte. “ „Was für ein Mensch ist dieser Haynau 2?" fragte Soms sich. — „Freund, ich kenne ihn, wer als Angeklagter vor ihn hintritt, den beschimpft er eine Viertelstunde lang, und wenn er sich nach einer kurzen Pause abermals zehn Mi­­nuten lang ausgetobt hat, dann kann man mit ihm, wie mit jedem vernünftigen Menschen sprechen“. „ Somssich dankte für die Auskunft und sagte: „Jett gehe ich zu Haynau“. Er begab sich nach Hause, zog Salonkleider an, und fuhr dann in einem Miethwagen nach dem Kärolyi'schen Palais, wo Haynau wohnte. Nach kurzem Warten wurde Somssich eingelassen. “Als Haynau ihn erblickte, fuhr er ihn sogleich an und überhäufte ihn mit allen erdenklichen Schimpfworten. Soms sich schwieg, als aber der erste Anfall vorüber war, fragte „Warum beschimpfen Sie mich?" — „Was“, er ganz ruhig, schrie Haynau: „Sie unterstehen sich noch zu fragen ?“ Hierauf erfolgte der zweite, kürzere, aber vielleicht noch wirk­endere Anfall. Nach Eintritt der zweiten Pause wiederholte Somssich seine Frage, worauf Haynau ganz erschöpft erwiderte : „Und das Buch ?" Somssich fragte kaltblütig : „Haben es Herr Feldzeugmeister gelesen ?" und .'als­ Haynau 'verneinte, sette“ er fort: „Was ich in dem Buche geschrieben, das ist Alles in­­ unseren sanc­­tionirten Gesetzen enthalten. . “Wenn Sie einen verläßlichen un­­garischen Staatsgelehrten zur Verfügung haben, so lassen Sie ihn rufen, ich will jeden Punkt rechtfertigen“. Haynau ging hierauf ein und ließ den Statthaltereirath „....„ mit dem Corpus“ Juris, sowie den Büchercensor rufen und begann mit denselben die mit Rothstift bezeichneten Stellen des hochverrätherischen Buches einzeln zu kritisiren. Somisich begründete jede incriminirte Stelle mit beschworenen Geseten von Wladislaus bis auf die neueste Zeit. Als der deutsche Statthaltereirath endlich verstummte, sagte Soms sich ruhig : „Weiter“. Jener aber antwortete: „Mehr weiß ich nicht vorzubringen“. Haynau kannte die ungarischen Gesetze nicht, hatte von dem Staatsrechte Ungarns keinen Begriff; er hielt die Ungarn für ähnliche Rebellen, wie die Italiener, mit denen er so schön fertig geworden war. Nach längerem Schweigen brach der Gewaltige­­ in die bitteren Worte aus: „Also. habe in Ungarn nicht pacificirt, also bin ich Ungarns Henker! Man. hat meine in Italien erworbenen Lorbeeren besudelt ! Aber ich fürchte nichts, jede meiner Thaten beruht auf erhaltenen Befehlen, ich werde meinen Namen vor der Welt reinigen". Haynau­ entließ die Beamten und­ sagte dann, zu Somssih gewendet: „Lieber Somssih, verzeihen Sie mir meine Beleidigungen, ich danke Ihnen sehr, daß Sie mich aufgeklärt haben. Ja bitte, beehren Sie mich um 5 Uhr zum Speisen“. Um 5 Uhr, als Somssih in den Empfangsaal eintrat, waren bereits viele Gäste versammelt, denn Haynau hatte unbeschränkte Anweisung auf die Einkünfte Ungarns. Beim Anbli des „Rebellen“ zogen sich die „Gutgesinnten“ vor ihm wie vor einem Aussägigen zurück. Piöklich gingen die Flügel­­thüren auf, und Haynau trat ein. Als er Somffich erblickte, eilte er auf ihn zu, nahm ihn beim Arme und stellte ihn den Umstehenden vor: „Einer der ausgezeichneten, ehrlichen Ungarn. Io habe ihn beleidigt, aber ich werde mich vor der Welt rechtfertigen, denn er hat mir die Augen­ geöffnet". Hierauf führte er ihn zur Tafel, ließ ihn an seiner rechten Seite Platz nehmen und unterhielt sich­ während des Essens mit ihm. Alles dies erfuhr man „natürlich in Wien. Die Militär­­partei benachrichtigte Haynau, er möge sich ‚bereit ‘halten, denn er­ werde bald den blauen Bogen bekommen. „Dazu be­­durfte es jedoch nor einer kleinen Vorbereitung. Als Haynau eines Abends mit seinem Adjutanten im Theater saß, begab sich ein Stabsoffizier. Namens A...i, in dessen Wohnung, öffnete dort Haynau's Schreibtisch, pate alle Befehle,­­ die dort fand, zusammen und verhuftete nach Wien. Armer Haynau­er­­ Jetzt konnte er sich nicht mehr berufen: „Ich habe Alles schwarz auf weiß“. Nach einigen Tagen wurde Haynau von befreundeter Hand in Kenntniß gefegt, daß er in kürzester Zeit pensionirt werden würde. Haynau ließ sogleich den Chef der sieben Kriegs­­gerichte, Major-Auditor Nedelkovics, zu sich rufen und befahl demselben, ihm bis zum andern Morgen 8 Uhr sämmtliche Urtheile zu unterbreiten. — „Excellenz, das ist unmöglich, denn die Untersuchung ist nicht abgeschlossen". — „Es muß sein“. = Dann muß ich sämmtliche Angeklagte zum Tode verurtheilen". — , Berurtheilen Sie sie zum Tode". Des andern Morgens waren die sieben Auditoren fertig. Haynau unterschrieb die Urtheile: „Bestätigt, aber im Gnaden­­wege erlassen". “ Im „Neugebäude“ entstand eine revolutions­­ähnliche Bewegung, als der große Gnadenact bekannt wurde. Der alte Paldczy, gewesener Präsident des Unterhauses, wen­dete sich an seine zweiunddreißig Abgeordneten-Collegen und nunmehrigen Mitgefangenen und sagte: „Das muß einen großen Grund haben, gehen wir und bedanken wir uns. So geschah es auch. Auf die Dankrede Palóczy's erwiderte Haynau, bis zu Thränen gerührt in deutscher Sprache beiläufig Folgendes : „Ic habe schwer gegen die edle ungarische Nation gesündigt, und da ich jeden Einzelnen nicht um Verzeihung bitten kann“ — hier umarmte und küßte er Palóczy — „so verzeihe Du mir im Namen der Nation“. Um 11 Uhr Vormittags kam die Wiener Post an und brachte — den blauen Bogen. | ——

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