Kaschauer Zeitung, April-Juni 1876 (Jahrgang 38, nr. 39-75)

1876-05-18 / nr. 58

­ des Abends war wieder der verdienstvolle Pauser (Kasimir Schnürl), dessen Registrator eine der gelungerten Possengestalten ist, die wir auf unserer Bühne gesehen. Auch den übrigen Darstellern alle Anerkennung. Eines der reizendsten welches in kürzester Zeit den Weg über alle deutschen Bühnen genommen, hat Dir. Fripsche zur Aufführung auf hiesiger Bühne erworben, es ist dies das Repertoirestück des Burg­­theaters: „Der Veilchenfresser“. Auch hier wird es unter persönlicher Mitwirkung des Directors Frikßsche mit aller Sorgfalt in Scene gesetzt werden. " ter. Die Auffü­hrung der Strauß'schen reizen­­: „Die Fledermaus", welche wegen andauernder­er Frau Fritzsc­he-Wagner bisher nicht stattfinden . Currentirt. Das Budapester Stadthauptmannamt currentirt den aus Budapest nach Verübung eines Raubm­ordes daselbst entflohenen Mathias Ristics. Personalbeschreibung . Ristics ist aus Borovecz in der Türkei gebürtig, 26 Jahre alt, ledig, Mandolettibäder, kleine Statur, hübscher Wuchs, braune Gesichtsfarbe, Schwarze Augen, kleiner s­warzer Schnurrbart. R. spricht serbisch und türkisch. R. raubte eine schwarze Ledertasche, in welcher wahr­­­­­cheinlich Gold- und Silberwerthgegenstände und die auf die Namen : Gyara Spirkovits, Anton Totti, Alexa Novits, Volose ‘Nom, Mitri Postolovits, Péter Gyorgyevits, Tassa Nomovits­­ lautenden serbischen Pässe enthalten waren. Ein neuer „Krach“. Der „wunderschöne Monat - Mai“ hat Heuer durch seine sibirische Kälte den verschiedenen Sommergefgärten„ einen argen Streich gespielt. In Banks “soll kürzlich ein Majalis „um jeden Preis" mit fühlbarem Krach für die Taschen der betreffenden Arrangeure abgehalten " worden sein. Auf dem Heimwege wurden einige Theilnehmer an diesem Majalis nur durch schleunigste Hilfe vom Tode des­­ Erfrierens gerettet. Selbst im „Paradies“­-Garten, wo doch­­ bekanntlich wärmere Temperatur herrscht, oder doch wenigstens en sollte, können sich die Besucher desselben nur durch Betheiligung an der „Kriegspartie“ auf der Kegelbahn vor­­ den Liebenswürdigkeiten des linden Mailüftchens schüren. — Licitation. Laut Entscheidung des hiesigen kön. . Gerichtes werden verschiedene dem Z8ämboker Einwohner Desider - Havas gehörige und auf 3521 fl. 90 kr. geschägte Gegenstände,­­ als: Zug- und Hornvieh, 2 Stü> Pferde, Bauholz, Bretter,­­ Viehfutter, landwirthschaftliche Maschinen und Geräthe, Weizen­­- und Kornanbau mittelst einer öffentlichen, am 31. Mai und 1. Juni b. 3. jedesmal um 9 Uhr Vormittags in der Woh­­­­nung des Executen in Radvany stattfindenden Licitation gegen­­ Baarzahlung verkauft werden, wobei zu bemerken ist, daß dies e­benfalls auch unter dem Schältungspreise an von hintangegeben werden. “Operette. — Sonntag, 21.: „Die Auswanderung der Protestanten aus Salzburg" oder: „Eine feste Burg ist unser Gott“. — Montag, 22.: Auf vielseitiges Verlangen­­ zum 4. Male: „Girofls-Girofla". Komische Operett von Lecocq. — Für die Tehänger Abgebrannten ist bei der Redaction unseres Blattes neuerdings eingegangen: von Hrn. TV. 1 ff.; hiezu den in der vorigen Nummer ausgewiesenen­­ Betrag von 96 fl. 40 kr. gerechnet macht zusammen 97 fl. 2­40 fl. 8. W., welchen wir bereits seiner Bestimmung zugeführt haben. Weitere Beiträge werden bereitwilligst übernommen und öffentlich quittirt. — Schmölinger Schießstätte. Bei dem am 14. b. abgehaltenen Scheibenschießen erhielten die Herren: Florian Weiß die erste, und Theodor Kälmar die zweite Prämie auf je einen Bierer. Außerdem schoßen noch die Herren Wenzel­­, Levik und Dionys Szobissek je zwei Vierer. Deutsches Theater. „Der 2. Samstag den 13. und Sonntag den 14. Mai, barmherzige Bruder", Sensationsposse mit Gesang in 7 Bildern von O. F. Berg. Man “wirft dem Redacteur des „Kikiriki" nicht mit Unrecht vor, daß in seinen Possen und Volksstü>en­­ gewisse stereotype Gestalten figuriren, daß man sich eine Berg'sche Posse ohne diese konsequent wiederkehrenden Typen gar nicht vorstellen kann. Berg hat diesen Fehler und die Bilder in seinen Stücken sind in der Regel dramatisirte Kiki­ikinummern. Allein was liegt daran. Man lacht, man amrüsirt sich in diesen Stü­cken, denn der Autor versteht es, uns die Zeit­fragen in der mundgerechtesten Form aufzutischen. Es ist auch wohl eine ernstere Tendenz dabei und man wird es dereinst erkennen, welche Dienste dieser Mann seiner Zeit­ geleistet. Die Berg'schen Stü>e sind auch in erster Linie für Wien und die Wiener berechnet, und werden dort auch immer mehr Wirkung haben, als hier. Herr Berthal (Pater Karl) hat uns heute vollständig versöhnt. Er spielte sehr intelligent und entbehrte sein Spiel heute weder Wärme, noch Tiefe. Fräulein Bo > (Frau Pichel) erntete für ihr nettes Spiel und ihren reizenden Coupletvortrag reichlichen, wohl­­verdienten Beifall, sehr Herr Characterkopf. Ströhl Fräulein Weidl (Mali), Frau Ströhl (Frau Hasenöhrl), Frig Steindl (Herr Sprinz) spielten sehr brav. Die übrigen Darsteller entsprachen. Das Zusammenspiel war sehr gut. Montag den 15. Mai: „Am Altar", Zeitgemälde in 4 Acten und einem Nachspiel von Paul Blumenreich. Das Thema des Stückes ist dem Zuhörer sehr sympa­­thisc, wenn auß der Kampf, welchen der mit der Zwangs­­jade des Mönches bekleidete Denker kämpft, nicht neu ist. Mancher Ritter vom Geiste, mancher gottbegnadete Menschensohn ist in diesen sc­hreilichen Klostermauern verdorben, verkommen, und der Mann der zuerst dieses wahnsinnige System natur- und vernunftwidriger Askese erdachte, hat sich schwer versündigt an dem Genius der Menschheit. Doch die Menschheit ging ruhig auf der Bahn der Ent­­wickklung vorwärts und die klösterliche Enthaltsamkeit, die Quä­­lung des Fleisches, dereinst Gegenstand der Bewunderung, wird heute mit mitleidigem Lächeln betrachtet. Und man darf heute Dinge sagen, schreiben, auf die Bühne bringen, für die die Vergangenheit nur die Folter, den Scheiterhaufen und das Henkerbeil hatte. Es ist besser gewor­­den in der Welt, lichter und wohnlicher, und man darf heute ein wenig die Wahrheit sagen. Die Vorstellung hat das Publikum zufrieden gestellt. Herr Fritsc­he spielte den Pater Benedict vortrefflich. Er entwickelte in seiner dankbaren Rolle soviel edles Feuer, soviel Wärme der Empfindung, daß man ihm alle Anerkennung zollen muß. Besonders schön gespielt war die Scene, wo er mit Ottfried (um des Mädchens willen) in Zwiespalt geräth. Prächtig declamirt war der Monolog, in welchem­ der Denker seinen innern Kampf schildert. Dann der Augenblic der Schwäche, wo der Gedanke an einen Selbstmord in seiner Seele auftaucht. Endlich das Geständniß. Fräulein Weidl (Lucie), Herr Ströhl (Graf Rhanek), Herr Heller (der Abt), Herr Berthal (Günther auf Dobra) und endlich Herr Sprinz (Prior), dessen Maske sehr gelungen war, entsprachen vollkommen. Dienstag, den 16. Mai: Reprise der Posse von l'Aronge „Der Registrator auf Reisen“. Der Held Aus Heimat und Fremde. — Ein gewissenloser Arzt. Aus einer Gemeinde eines oberungarischen Comitates wird ein Fall gemeldet, welcher in anderen civilisirten Staaten eine strenge Bestrafung des Schul­­digen nach sich gezogen hätte, von der competenten Behörde aber gar nicht beachtet wurde. In der erwähnten Gemeinde lag eine Frau in bangen, qualvollen Geburtswehen. Der in der Nachbargemeinde wohnende Comitats-Physikus wurde an das Krankenbett gerufen ; er kam und da er keine andere Hilfe sah, erklärte er, daß das Kind im Mutterleib zerstückelt werden müsse. Da er aber nicht die nöthigen Instrumente bei der Hand hatte, gelang ihm die Operation nur zum Theil : er trennte den Kopf vom Rumpfe des Kindes, welch’ letzteren er aber im Mutterleibe ließ und dann mit dem Versprechen abreiste, daß Er kam aber er mit den Instrumenten bald zurückkehren werde, nicht wieder und die arme Frau starb unter den gräßlichsten Qualen. — So weit die Notiz des „Pol. Wlksbl." „Den Namen, Herr, den Namen!" denn in dieser unvoll­­kommenen Fassung ist der verdächtigenden Combination ein weites Feld geschaffen — Oberungarn ist groß. Im Interesse der Ehre des ärztlichen Standes wollen wir annehmen, daß der betreffende Arzt durch irgend­einen nicht in seiner Macht liegenden Umstand abgehalten wurde, die Kindbetterin sogleich wieder zu besuchen, denn das Entgegengesetz wäre mehr als gewissenlose Fahrlässigkeit, und würde geradezu als Mord zu qualificiren sein. — Defraudation in der Hauptstadt. Der „ungarische Landwirthschaftliche Verein” hat gegen seinen Cassier Franz Granicz bei der Polizei die Anzeige erstattet, daß derselbe eine auf mehrere tausend Gulden sich belaufende Defraudation verübt habe. Die sofort angestellte Untersuchung ergab, daß Franz Granicz, Papiere im Werthe von mehr als 21 tausend Gulden entwendete. Der Cassier ist von hier flüchtig. " Höchste „Fructification" eines Zimmers. Der gewesene Portier der Budapester Universitäts-Bibliothek Stephan Gallo wollte seine Wohnung so gut als möglich fructi­­fie­ren und da vermiethete er ein Zimmer an elf verschiedene Personen und ließ sich selbstverständlich von jeder derselben eine Angabe zahlen. Als ihm dann die Hölle zu heiß wurde , vers­ wand er plöglich vom Scauplatze. Unvorsichtigerweise hatte er aber unter den „Elfen“ Ludwig Hegedi­s betrogen und diesem auch den Polizeicommissär gelang es nach langen Nachforschungen, den Schwindler am 14. b. M. zu erub­en und zu verhaften. — Raubmord in der Hauptstadt. Am 14. b. Nachts um 11 Uhr wurde der in der Volkstheatergasse Nr. 1 wohn­­hafte Mandolettibäder und Südfrüchten-Händler Nicolaus Kristics mit drei klaffenden Kopfwunden in bewußtlosem Zustande auf seinem Bette gefunden. Derselbe wurde in das Spital gebracht und ist seine Hoffnung für sein Auskommen vorhanden. Kristics hatte in dem genannten Hause ein Gewölbe und mehrere Zimmer inne; er bewohnte ein Hofzimmer neben der Küche, in welchem das Mordattentat verübt wurde. In dem Zimmer wurde ein mit Blut beflecktes schweres Beil gefunden, mittelst dessen der Thäter das Attentat vollführte. Ein Koffer im Zimmer war erbrochen und ausgeplündert, zwei andere Koffer waren unverlebt. Kristics wird von seinen Leuten als ein vermögender Mann geschildert, der stets ganze Rollen von Gold- und Silbermünzen in seinem Koffer hatte. Derselbe beschäftigte zehn Leute, von welchen acht an öffentlichen Orten Zuckerwerk verkaufen und zwei zu Hause, im Gewölbe und in der Küche beschäftigt waren. Im Gewölbe war der fünfzehnjährige Mitra Pastel und der Küche der 26 Jahre alte Mathias Nittics beschäftigt. Der in Verdacht, dieses Raubattentat vollführt zu haben, fällt auf (Stowasser) war ein guter - . - - = DE - iR. . - 5 .... | | ana ven no on u­­­­ ist, so Senilleton. Fin Ausflug. Ruttek, 11. Mai. S. W. Morgens 4 Uhr benügen wir in Poprad den Frühzug, um den nächsten Zielpunkt unserer Reise, Ruttek, einen Knotenpunkt der Kaschau-Oderberger und der Budapester­­ Bahn, R erreichen. Zwischen Poprad und Ruttek aber liegt eine Gebirgsgegend, die gewiß zu den interessantesten Er­­­­scheinungen gezählt werden kann. Bei unserem Aufbruch lag Bopräd noch im Morgen­grauen, doch trilferte die Lerche schon ihr Morgenlied, das allerdings wenig harmonisrhe mit dem eisigen Nordwind, der­­ uns sehr lebhaft die Kälte des Winters ins Gedächtniß rief. Se sind wir heute wo weit entfernt, wo wir mit Scherner vom Bräulausgarten in Boprab werden er­­­zählen können: „Blumenduft a la mille fleurs strömt uns entgegen“. Zero der winterlichen Kälte erreichen wir in einigen­­ Minuten Lucsivna, welches die lezte Gemeinde in Zipfen on 2434" über der Meeresfläche liegt, eine emporblühende­­ Kaltwasserheilanstalt befigt, und im Garten des Herrn von­­ Szatmáry die immer seltener werdende Zirbelkiefer — pinus cembra — aufzuweisen hat. Immer schwerer feucht unsere Locomotive dem 980 Meter über der Meeresfläche liegenden Ho­chwald hinan, bis der­­ Zug in einem ungeheuren Einschnitt stehen bleibt, während der Stationschef über demselben seine sturmumwehte Woh­­nung hat. Einst, als dichte Waldungen hier anzutreffen waren,­­ empfand man gewiß auch seltener hier das Toben des Sturmes, ber jet ungehindert durch das Gestrüpp und die vereinzelten­­ Schuppen weht. Das Plateau des Hochwaldes bildet die Wasser­­­­­scheidungslinie zwischen der Waag und des Popradflußes, der Donau und Weichsel. Die s<neebede>ten Seiten der­­ Karpathen erschienen uns hier sehr flach und niedrig, weil wir­­ uns eben bis zur Mitte jenes Hochgebirges erhoben haben. Vom Ho<wald sinkt rasch unser Terrain und in sausender Schwelle ereilen wir die Station Vas­ez, die von den Krivan-Besteigern gewöhnlich zum Anhalten bewußt wird. Bei dem Anbli> der 2501 Meter hohen Spitze des Kriwans erinnern wir uns noch deutlich des überwältigenden Eindruckes, den das Erklimmen desselben gewährt. Die Aussicht von oben auf die wilde Felsenlandschaft gehört zu den lohnendsten. Die Spike selbst bildet ein Felsblot von 30 Meter Länge und 2­­6 Meter Breite. Der Hinabbli> westwärts ist schauder­­erregend, er zeigt uns einen 200 Meter tiefen, senkrecht ab­­fallenden gähnenden Abgrund. Hradek, eine Krondomäne, soll nach hohem ministeriel­­len Erlaß von nun an Liptö6-Ujv­ár heißen. Als unser Zug vorüberbraust, sehen wir im Morgensonnenschein die Zöglinge der landwirthsc­haftlichen Anstalt unter der Leitung ihrer Lehrer beschäftigt. Im Hintergrunde der Schule ragen malerisch einige Ruinen des verfallenen Schlosses empor. Hradek, oder — Pardon — Lipto-Ujvär, besitzt auch 2 im starken Betriebe stehende große Sägen, Sz. Miklós die einen lebhaften Holzhandel unterhalten, ist in großer Trauer. Die Andrässy­­schen Reductionen machen dieser Capitale Liptau's vielen Kummer. Es soll seinen Gerichtshof verlieren und nach Mos­senberg verlegen sehen. Miklós selbst, in einem geebneten, freundlichen Thale gebettet, gewährt uns eine herrliche Aussicht auf die „Vorwacht” der hohen Tatr­a. Von hier aus über­­bliden wir die drei mächtigen Bergkuppen : Welki Werk 6900', Wolowec 6500' und Siroki. Das Comitathaus wurde 1780 erbaut. In einer Entfernung von 1*­­ Stunden öffnet sich der Eingang zu einer großen und sehenswerthen Tropfsteinhöhle, von deren Schönheit und Großartigkeit bezau­­bert, ein Tourist schreibt: „Schlanke Eissäulen vom reinsten Krystall schwingen sich senkrecht vom Grunde hinauf, oder senken sich wieder im senkrechten Fall von der Dede zur Erde. Bald gleichen sie im Umfange riesigen Säulen, bald dünnen Nadeln“. Eine andere Tropfsteinhöhle — Demanova — be­findet sich in der Station Pärishäza, an den Haltepunkt Tepla angrenzend, vom Flüßchen Tepla genannt, das eine Zeit lang mit der Waag parallel fortläuft. Das Dampfroß bringt uns hierauf nach Rosenberg, einer der ältesten Städte Ungarns, am linken Waagufer, mit 2572 meist katholischen Einwohnern. Einst war diese Stadt ein Hauptpunkt des Protestantismus. Nach 1707 hielten hier die Evangelischen die historisch - denkwürdige „Rosenberger Synode”, wo die lateinischen Gesänge in den Kirchen und der Mißbrauch mit der Instrumental-Musik verboten wurde. Hier versuchte man auch den Titel „Excellentissimus“ für die ev. Superintendenten einzuführen, jedoch ohne weiteren Er­­folg. Auf einer Anhöhe erhebt sich wie zum Gruße die Marien­­kirche, eine der ältesten Stylbauten in Ungarn. Rosenberg ist ein kleines, freundliches aber wohlhabendes Städtchen, wie mir ein dortiger Bürger erzählte, hatte es im vorigen Jahre 80.000 fl. an Baargeld eingenommen. Bei der Ausfahrt aus dem Bahnhofe winkt uns wie zum Abschied am Gebirge, wie ein­ Adlernest an dem Felsen angeklebt, die altehrwürdige Ruine Likawa. Um die nächste Station Lubo Ihna herum lächelt uns die schönste Gebirgslandschaft an. In steten Windungen und Krümmungen wie etwa bei Kis-Ladna im Hernadthale, schlingt sich bedächtig der Zug am knappen Ufer der Waag hinweg. Oben auf den Bergeshöhen erglänzt der frische, weiße Schnee, während schäumende Wellen am steinigen Ufer der Waag emporschlagen, die hier bereits zu einem ansehnlichen Strom angeschwollen ist, den Floß an Floß der kundige Slowake mit seinen Tausenden von Klößern und Brettern befährt. Die liebliche Landschaft entreißt unseren Bliden urpiöklich ein Tunnel, in dessen Dunkel wir ganz unverhofft einfahren. 1­­, Minuten lang währte die Passage in finstrer Nacht. Sceidend von dieser reizenden Gebirgsscenerie mochten wir ausrufen: „Lebewohl, lebewohl, ach ich ziehe fern von dir, doch dein Bildniß trag ich im Herzen stets mit min!“ Ueber Kralovan, wo sich die Arva in die Waag ergießt, Szucsan und Turan hinaus erreichen wir ein offenes, weites Thal, wo die Station Ruttek mit ihren großen Maschinenwerkstätten liegt, in denen bei 1000 Ar­­beiter beschäftigt sind. Einem Freunde und dortigen Beamten Eduard Glaß, verdanke ich den Zutritt zu diesen Hallen des Fleißes und der Kunst, wo in Holz, Eisen, Leder u. s. w. alle Utensilien für den Betrieb hergestellt werden. ——

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