Kaschauer Zeitung, Juli-September 1877 (Jahrgang 39, nr. 77-113)

1877-08-02 / nr. 90

a Mon XXXIX. Jahrgang 1877. Bräm­merations-Bedingnisse auf die ‚„„Raschauer Zeitung“ allein (ohne enge: W.­­ Präm­meration, Inserate und Einsc­hal-­edactions- und S­peditions-DBurean R Kaschau, ae Nr. > Manuscripte werden in keinem Falle zurückgestellt, Preis einer einzelnen Nummer & kr. Kaschau, Donnerstag 2. August. Pränumerations­-Bedingnisse auf die „Kaschauner Zeitung“ und das ,,JUustr. Unterhaltungsblatt“ ee égy rng für Kaschau :­­ E = iR ; mit Postversendung 3 3 Ar E - | fungen im „Offenen Sprechsaal“ werden daselbst Serklane: g für Kaschau :­­ 3 + 2 | mit Restversendung 2 b = = 8. W. 5 fal ib 18" FIRE ; " " 1 fl. 50 te. übernommen; ferner nehmen auch alle Postanstal­­t 87 erjabrt " 1.1.4 10.85: ti. ; " " 2 I. 10 tt. “ " " : * " Iten und Buchhandlungen Pränumeration an. — 1 I" „­­ j " " x "ie Bei Inseraten, welche größeren Raum einnehmen und öfter eingeschaltet werden, wird ein entsprechender Nachlaß gewährt. Salchauer Zeitung. Lundschaftsblatt für Kaschau und Eperies, Lokalblatt für Volks-, Haus- u. Landwirthschaft, Industrie u. geselliges Leben. (KASSA-EPERJESI ERTESITÖ). €. ‚even Dienstag, Donnerstag und Megjelen Samstag. minden kedden, osötörtörön és zzom­­baton, Inserafen-Annahme in den Aunnoncen-Expeditionen von Haasenstein & Bogler in Zest und Bien , ferner bei A. Oppesis, Rudolf Moffe und Gebr. Korabek in Wien, sowie bei K. L. Daube & Comp. in Frankfurt a. M. und deren General-Agenturen. KREISHEIE: 7­5 : " Bei Fusseraten wird die fünfmal gespaltene Petitzeile oder deren Raum mit 5 kr. berechnet. — J Inseratenstempel 30 kr. für jede Anzeige. Kriegscourier, Die Türken Vom Krieg sichanplage, wollen endlich die Versäumnisse des früheren Generalissimus gut machen und durch eine kräftige Offensive die über ganz Bulgarien zersplitterten Armeecorps der Russen einzeln unschädlich machen, ehe diese sich zu Action vereinigen können. Mehemed Ali hat am einer größeren 27. Juli an der Spite von 60.000 Mann Es8ski-Dschumal verlassen und den Weg nach Tirnowa eingeschlagen, während von Westen her Osman Pascha demselben Ziele zustrebt. Gelingt es den beiden Heerführern ihre Vereinigung zu bewerkstelligen, dann steht den Russen von diesem Punkte eine compacte Armee von 100.000 kampfgeübten und sieggewohnten Türken gegenüber, welche nicht nur den über den Balkan gedrungenen Abtheilungen den Rük­­zug abschneiden, sondern auch das vor Rustschuk stehende Gros der russischen Armee zwischen zwei Feuer bringen. Ist Mehemed Ali seiner Aufgabe gewachsen und verläßt die Türken ihr beriges Glüc nit, dann dürften wir demnächst Ereignisse lis­­er­­leben, welche alle zärtliche Besorgniß um das Edhidfal der Türkei überflüssig machen. Ein großer Sieg der Türken an der Jantra, wo Großfürst Nikolaus ihnen vermut­lich die Schlaft anbieten wird, und die nordischen Barbaren werden ihr Heil in der Flucht nach dem gastlichen Rumänien suchen müssen. Wie in Bulgarien, so ist die Lage der Russen auch in den anderen Theilen des Kriegsstauplates keine besonders erquickliche. Das Dobrudska-Corps zernirt Silistria, und muß seinen Rücken gegen Varna zu sichern. Es sind dies Aufgaben, denen das nur 40,000 Mann starke Corps kaum gewachsen sein dürfte. Silistria allein absorbirt an 30.000 Mann. Das gegen Varna entsendete Observations- Corps war offenbar zu so wach, denn es wurde bei Bazardschik aufgehalten. — General Gurko steht im Balkan den vereinigten Streitkräften Suleiman und Reuf Pascha's gegenüber und dürfte bald abgeschnitten sein, wenn der Vormarsch der türkischen Truppen nicht bald aufge­­halten wird. — In Asien warten die Russen non immer auf Verstärkungen, und ziehen sich vor den bereits auf russisches Gebiet vordringenden Türken zurück. sz ZS SSS NN??? M­EN EE NE u­nd­ ­ NJournalrevue. Der „Pester Lloyd“ schreibt: Wenn wir mobilisiren, so mobilisiren wir für uns, sonst aber für Niemanden und auch gegen Niemanden. Auch Occupations-Absichten werden mit den zu ergreifenden Maßnahmen nicht verbunden sein. Wir glauben vielmehr, daß jene Occupations-Absichten, mit welchen sich die öffentliche Meinung seit langer Zeit beschäftigte, als abgethan betrachtet werden können. Die „Presse“ schreibt ,in ähnlichem Sinne über den heutigen Ministerrath: „Es handelt sich um einen großen Ministerrath, dem vom Minister des Auswärtigen die wichtige Frage vorgelegt werden soll, ob es nicht angemessen sei, an­­gesichts der drängenden Ereignisse und der steigenden Ver­­wirrung im Orient jene Maßregeln der Wachsamkeit und Bereitschaft zu treffen, auf die in Regierungs- Erklärungen schon wiederholt hingewiesen worden ist. Selbstverständlich handelt es sich dabei um Maßnahmen, die vollkommen im Rahmen der bisherigen Neutralität möglich sind und die weder dahin noch dorthin eine feindselige Spitze richten“. „Politisches Volksblatt" schreibt: Oesterreich- Ungarn rasselt mit seinem Schwerte: das­ ist die hochbedeut­­same Nachricht, welche heute auf den Lippen aller Landessöhne schwebt, welche mit Windeseile durch ganz Europa fliegt. Uns überrasst der Entschluß der auswärtigen Regierung, endlich aus ihrer trägen Passivität herauszutreten, nicht im geringsten, denn so ging's eben nicht länger. Graf Andrássy hat bis zum äußersten Momente den Zauderer gespielt und sieht sich nun durch die Ereignisse gezwungen, aus seiner Uns­thätigkeit herauszutreten und auf's Schwert zu pechen, jedoch nur ohne es zu ziehen, oder wenigstens ganz aus der Scheide gezogen zu haben. Die Beschlüsse des morgigen, unter Vorsit­zes Königs abzuhaltenden großen Ministerraths bringen jedenfalls eine bedeutsame Wendung in der österreichisch-un­­garischen Orientpolitik. Aber gleichviel, ob die Mobilisirung von zwei oder von fünf Armee-Corps beschlossen wird, That­­sache ist es, daß unsere Monarchie militärische Maßnahmen trifft. Die Argumente papierener Noten und salbungsvoller Diplomatenreden haben sich als militärisch-pantomimisc­he Zeichen sind total unzulänglich erwiesen, in so ernsten Zeitläuften viel verständlicher, viel wirksamer und vor Allem viel sicherer. Wir mobilisiren, aber blos einen kleinen Theil unserer Wehrkraft und „nicht gegen Rußland, nicht gegen die Türkei, sondern für unsere Interessen". Wie mannigfach lassen sich diese Interessen auslegen und wie unbestimmt und uner­­gründlich sind die Nathschlüsse unserer Wiener Obergötter ! Es genügt durchaus nicht, zu wissen, daß wir eine Action vorbereiten, ndern es ist viel wichtiger, wohin die Action zielt und was wir erreichen wollen. Wenn all die ministeriellen Sprachrohre vorläufig jede Occupation türkischen Gebietes durch österreichisch-ungarische Truppen in Abrede stellen, so ist für die Zukunft diesbezüglich gar keine Garantie geboten. Die Aufstellung von Truppen „an der Grenze“ an und für sich, ist nun kein eclatanter Beweis einer rationellen Politik. „Neues Pester Journal sagt: Wir stehen knapp an der Schwelle der Action. In Wien sind die Räthe der Krone versammelt, welche über umfassender Maßnahmen Beschluß die Durchführung ernster und zu fassen berufen sind. Es soll es vorläufig nicht um eine Mobilisirung der ganzen Armee, sondern um die zweier oder dreier Armeecorps handeln; so wird von den Offizieren versichert, und diese Versicherung ist auch die einzige oberflächliche Orientirung, welche der Ber­völkerung geboten wird. Von dem, was darüber hinausgeht, hat Niemand auch nur eine Ahnung. Niemand kennt die Richtung, in welcher sich die Beschlußfassung bewegen soll. Und eben das carakterisirt unsere projectirte Action am aller­­schärfsten. In dem entsc­heidungsreichsten Momente lastet eine bleierne Ungewißheit auf allen Gemüthern, denn Zwei und Richtung der endlichen Action wird mit dem dichtesten Schleier des Amtsgeheimnisses verhüllt. Für wen ist diese Action oder gegen wen ist sie gerichtet ? Welche Zwecke verfolgen wir? Welche Tendenzen wollen wir realisiren ? Bange entringen sich die Fragen den Lippen des Patrioten, der in der Politik der Vergangenheit vergeblich nach einem Leitstern für die Politik der Zukunft sucht. Und selbst in diesem ernstesten aller Momente lassen die Offizieren ihr klapperndes Handwerk nicht feiern. Kaum daß die Meldung von der Aktivirung militärischer Maßnahmen eingetroffen, treiben sie bereits einen Humbug, gegen den nicht ernst und scharf genug Verwahrung eingelegt werden kann. „Zu den Waffen!“ ruft man von der einen Seite, indem man die Menge in einem Tone darangub­t, als wäre der Kreuz­­zug gegen Rußland bereits ausgemachte Sache. „Die Action wird einen entschieden gegen Rußland zugespitzten Charakter­­ tragen“, wird von anderer Seite mit einer Apodiktizität ver­­sichert, die auch nicht mehr den Hauch eines Zweifels auf­kommen läßt. Im Namen des gesunden Menschenverstandes und der politischen Wohlanständigkeit muß gegen diese hoch­­gradige Heuchelei gegen diese absichtliche Irreführung der Be­­völkerung Protest erhoben werden. Zu enthusiastischen Ex­klamationen liegt überhaupt heute noch nicht der geringste An­­laß vor, weit eher hätten wir mannigfache Ursache zu bangen Zweifeln, zu gegründeten Befürchtungen. — Die österreichisch­­ungarische Politik schie t sich augenscheinlich an, aus dem nebelhaften Gebiete der Konjunktur und des Zuwartens heraus, auf das Feld der Action zu treten. Mancherlei Anzeichen deuteten schon seit einiger Zeit darauf hin. Die Mobilisirungsgerüchte mehrten sich mit jedem Tage, und es ist bemerkenswerth, daß die Ent­­schiedenheit mit welcher diese Gerüchte jedesmal von den offiziösen Blättern dementirt wurden, heute prößlich nachgelassen hat. Das „Fremdenblatt“, Preßleitung, bezeichnet nun einer der Hauptkosaken der Wiener in seiner heutigen Nummer die Gerüchte über die Mobilisirung als „irrig”, gibt jedoch zu, daß die Situation eine Hochernste, der Entscheidungsmoment bevorstehend sei. Diese kleinlaute Sprache desjenigen Organes, welches bisher immer auf den Altar der unbedingten Neutralität opferte, gibt jenen Necht, welche hinter dem immer deutlicher hervortretenden englischen A, auch das Auftauchen der Umrisse des österreichisc-ungarischen B bestimmt erwarteten. Meetings in der Provinz. Am verflossenen Sonntag fanden in der Provinz zahlreich Vollversammlungen statt. Diesbezügliche Meldungen treffen aus Debreczin, Komorn, Erlau, N.­Körös, Czegled und Tapolcza ein. Ueberall war das Volk eines Sinnes, der Enthusiasmus für die Türkei, der Haß gegen die Russen, und der Abscheu vor den Greuelthaten der Russen gleich groß. An dem Meeting in Erlau nahmen etwa 5000 Bürger Theil. Zum Präsidenten der Volksversammlung wurde der Reichstags-Abgeordnete Stephan Babics gewählt. Die türkisch-sympathischen Kundgebungen des Redners für die Türken wurden mit großem Applaus aufgenommen. Die Reso­­lution wurde von Ferdinand Sz­ederkenyi unterbreitet und einstimmig angenommen. Laut der Resolution ist die Regierung aufzufordern, sofort mit allen Kräften, selbst mit Waffengewalt dahin zu wirken, daß den Greuelthaten des russischen Heeres Einhalt gethan, in Allianz mit der Türkei die Integrität de­s­selben geschübt und die russische Invasion zurückgedrängt werde, wobei die Regierung auf die volle Opferwilligkeit der Stadt E­rlau rechnen kann. In Czegled versammelten sich gegen 10.000 Bürger. Max Polanyi stellte der Versammlung den Reichstagsab­­geordneten Ernst Simonyi vor, welcher eine längere Rede hielt, worauf Samuel Molnár, der Abgeordnete der Stadt Czegled, folgende zwei Anträge stellte: Die Bürger und Bewohner der Stadt Czegl­ed wollen der Meinung der Nation Ausdruc geben, wenn sie erklären, daß sie: Mit tiefer Entrüstung jene haarsträubenden Grausamkeiten und menschlichen Schlächtereien sehen, welche von den Russen im gegenwärtigen Kriege in den von ihnen besetzten türkischen Provinzen an den friedlichen Bewohnern verübt werden, und welche die gänzliche Ausrottung der mohamedanischen Be­­völkerung zum Zwecke haben. Sie eröffnen weiter, daß die Ausbreitung der russischen Macht weder mit den Interessen Ungarns noch Oesterreichs vereinbar ist. Sie eröffnen, daß Ungarn jedes Eroberungsproject abscheut und auch gegen den Erwerb türkischer Provinzen der von Seite einer anderen Macht ist. Endlich , daß die Aufrechterhaltung der Integrität der Türkei nothwendig aufrecht zu erhalten­ ist, um das politische Gleichgewicht Europa’s daß jede Zerstückelung der Türkei, den Staats-Interessen Ungarns nachtheilig, ja von gefährlichen Folgen begleitet sein könne. Weshalb sie auch achtungsvollst die ungarische Regierung bitten, im Interesse der Monarchie, mit allen möglichen Mitteln, wenn es nothwendig sein sollte, selbst mit Waffen­­gewalt durchzusetzen . 1. Die haarsträubenden Grausamkeiten und Schlächtereien in dieser im jenigen Jahrhundert beispiellos dastehenden barba­­rischen Kriegführung zu beenden. 2. Der russischen Machtausbreitung und Eroberungs­­sucht einen Damm entgegenzufegen. 3. Die Wehrkraft der ungarischen Nation unter keinerlei Bedingung und Vorwand zur Occupation irgend einer türki­­schen Provinz zu benügen. Es sei denn, daß dies im Ein­­verständniß mit der Pforte geschehe. 4. Die Integrität der Türkei aufrecht zu erhalten. Gleichzeitig erklärten sich die Bürger der Stadt Czegled zu jedem von ihnen zu fordernden Opfer zur Erreichung dieser Ziele bereit. Der zweite Antrag macht detaillirt und entschieden Front gegen jede Occupation ohne Einwilligung der Türkei, stellt ein solches Vorgehen als eine Verlegung des Völker­­restes dar, und verwahrt sich gegen dasselbe. Beide Resolutionen wurden einstimmig angenommen. In der in Tapolcza abgehaltenen Volksversammlung wurde die barbarische Kriegführung der Russen verurtheilt, und wird die Regierung mittelst einer Adresse ersucht werden, das Nöthige zur Hintanhaltung weiterer Gräuelthaten zu veranlassen. » Generalversammlung des Zipser Lehrervereines. (Abgehalten am 25. und 26. Juli in Bela.) " (Schluß.) Nachmittags tagte die Turnsection unter dem Präsidium des bekannten Fachmannes Putsch, der zur Mittheilung brachte, daß die Section bereits 32 Mitglieder zähle, die Leipziger Turnzeitung in zwei Exemplaren ankaufte und die Arbeit über Turnspiele unter den Mitgliedern cursiren ließ. Der Vortrag Kertscher's, über Disziplin beim Turnen, fand den ungetheilten Beifall und soll unter den Mitgliedern cirkuliren. Die Beamten der Section, Puts< als Präses, Gerla< als Notar, wurden wiedergewählt. Der Berathung folgten practische Turnübungen mit den Lehrern selbst. Herr Aurel Scheffel, Apotheker in Felka, begann sodann seinen Vortrag über Chemie in der Volks­säule mit zahlreichen und instructiven Experimenten. Er erzeugte mittelst einer Retorte, in der sich­hlorsaures Kali mit etwas Braunstein befand, Sauerstoff und verbrannte in demselben Kohle, sogar Eisen. Dann gewann er Stichstoff, den er den Hagestolz unter den Gasen nannte, indem er keine Verbindung eingehen will und diese sehr leicht löst und die Eigenschaft besigt, daß in demselben jede Flamme erlöscht, was auch gezeigt wurde. Den Wasserstoff erzeugte der Vortragende aus Zink und Schwefelsäure und wurde wieder an seiner Brennbarkeit erkannt. Nachdem nun auch Kohlensäure aus Kreide in einer Flasche mit Salzsäure gewonnen und deren Eigenschaften anschaulich gezeigt wurden, geriet­ die zahlreiche Versammlung zu dem effektvollen Schluß, der darin bestand, daß unter blendend heller Beleuchtung Phosphor im Sauerstoff verbrannt wurde. Damit kein Augenblick des Tages ohne nüßliche und angenehme Beschäftigungen vorübergehe, improvisirte der be­­kannte Turner und Feuerwehrmann Puts<, nor einen Vortrag über Feuerwehr im Kreise empfänglicher, herbei­­geeilter Bela­er Bürger, die — hoffen wir — das gehörte Wort zur That werden lassend, an die Errichtung einer den Local- Verhältnissen angemessenen Feuerwehr gehen werden. „Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr!” Die Reunion fand in den Abendstunden im Kaffeehaussaale mit folgendem Programme statt: 1. „Mi zengi túl a berczeket“, Lied, vorgetragen vom Beraer Gesangvereine. 2. „Das ist der Tag

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