Kaschauer Zeitung, Oktober-Dezember 1879 (Jahrgang 41, nr. 113-149)

1879-10-02 / nr. 113

Aus Heimat und Fremde. + Graf Eduard Károlyi ist am 28. Sept. nach längerem Leiden gestorben. Der Todesfall erregt im­ weiten Kreisen der Hauptstadt tiefe Theilnahme. Graf Eduard Károlyi wurde als der älteste­­ Sohn“ des Grafen Stefan Károlyi sen. am 18. Juni 1821 in Paris geboren. Nachdem er seine Studien absolvirt hatte, übernahm er von seinem Vater die Herrschaft Radvany im Abaujer Comitat, deren Verwaltung er bis zum Jahre 1848 leitete. Am Freiheitskampfe bet­eiligte er sich mit patriotischem Feuereifer und errichtete ein Honved- Bataillon in Miskolcz. Bei der Erstürmung von Ofen hat er sich als gemeiner Honved hervorragend betheiligt. Nach Niederwerfung der Revolution emigrirte er mit seinem Bruder Alexander nach Transreich, wo er in der Familie seiner Mutter (einer geb. Gräfin Dellou) sich aufhielt. Ende 1850 kehrte er nach Ungarn zurück und vermählte sich am 2. März 1851 mit der Gräfin Clarisse Kornis. Dieser Ehe entstammen zwei Kinder : die Comtesse Georgine, verehlichte Gräfin Julius Károlyi, die bekanntlich im vorigen Jahre in Roth starb, und ein fetz zwanzigjähriger Sohn, Ladislaus.­­ Nach Wiederherstellung der Verfassung war Graf Eduard Károlyi wiederholt Abge­­ordneter, als welcher er auch der sogenannten „Reformpartei“ angehörte ; in den letzten Jahren hatte er seinen Sitz als Mitglied des Oberhauses eingenommen und namentlich in Budget-Fragen öfter das Wort ergriffen. Graf Eduard Karolpi erkrankte Ende Mai laufenden Jahres ; ein Aufenthalt in Marienbad brachte ihm keine Linderung. Von Marienbad be­­gab er sich nach Radvany, später nach Hall, von wo er am 10. d. bereits mit dem Todeskeim im Herzen nach Budapest zurückkehrte. Während der Dauer der Krankheit wurde er von seiner Gemahlin, seiner Schwester Gräfin Geraldine Pálffy und seinem Bruder Alexander in der aufopferndsten Weise gepflegt. Alle Bemühungen und Opfer, die Krankheit (wie es heißt, war es Lebersc­hwund) zu brechen, waren vergebens. Am obbe­­sagten Tage ist er zum Schmerze seines greisen Vaters und seiner zahlreichen Familie dahingeschieden. Die Einsegnung hat am Dienstag um 3 Uhr Nachmittags im Károlyi’schen Palais in Budapest stattgefunden ; die sterblichen Ueberreste wurden gestern Früh nach Wörth überführt, um in der Familien­­gruft beigesetz zu werden. — Minister Pechy hat ein Malheur gehabt. Seine Excellenz hat nämlich seine Ankunft irrthümlich­­ voraussignirt und so kam es, daß selben bei der Bahnstation in Halmaj Niemand erwartete. Kasmark liegt zwar nicht so weit von Halmaj, für einen unfreiwilligen Spaziergang aber, namentlich nach einer längeren Reise, immerhin weit genug. — Zipser Braudhronik. Am 29. Sept., Morgens 3 Uhr, röthete sich in der Gegend von Poprad der Himmel und ein gräßlicher Feuerschein deutete viele Meilen weit auf eine schreiliche Feuersbrunst. Die blühende volkreiche bischöf­­liche Ortschaft Sl­avnik stand in vollen Flammen und es brannten bis zum lichten Morgen 31 Häuser sammt Scheunen und Wirthschaftsgebäuden mit großen Frucht- und Heuvor­­räthen ab und das ohnehin große Elend ist nun abermals durch eine neue Auflage vermehrt. Auch in der Gegend von Lublau war vorige Woche eine große Feuersbrunst, dech ist es dem Berichterstatter nicht genau bekannt, wo selbe gewesen und welchen Schaden sie angerichtet habe. — Die besten Tokajer Weine­ versammelten sich zu Tarczal die Mitglieder die „Hon“ meldet, des zu Budapest tagenden ampelographischen Congresses, um die in der dortigen Winzerschule ausgestellten Tokajer Weine zu verkosten. Unter den Ausstellern befand sich auf Graf Julius Andrássy ( Mäd), Graf Falkenheim (Bodrog-Rezeptur). Als die besten Weine wurden anerkannt die des Eugen Hammersberg (Lipka), Stefan Zalay (Legyes-Benye) und Josef Somogyi (Mad). — Der Proceß gegen Hadschi Loja wurde bereits beendet. Derselbe wurde zu fünf Jahren Kerker verurtheilt und am 27. Sept. Nachts via Brood nach Theresienstadt abgeführt, übrigen Lehrbuben die gemeinsame Scrafstelle theilt. Ist nur“ dies nicht der Fall, dann sehen wir an einem ehrsamen Luster­­meister Frl. Mathilde L. ebenso wenig Anstößiges, wie etwa am einer Schriftstellerin aus Kaschau, benamnet Staël, oder einem Postofficial Frl. X. oder einem Arzte Frl. Y. — Eisenbahn-Unfall. Zwischen den Stationen Leschnitz­ und Popolin (Preußisch-Sclesien) hat sich am Samstag Nach­­mittags um 5 Uhr ein Unfall ereignet. Breslauer Blätter­ berichten hierüber: „Im Laufe des Nachmittags zogen sich schwere Gewitterwolken zusammen, die sich plößlich um 4 Uhr unter Donner und Blrg in einem wolkenbruchartigen Regen­ entluden. Beim Wächterhause Nr. 109 geht ein Feldweg über das dortige Bahngeleise, der von einer Anhöhe herniederführt. An dieser Stelle kam­ das Wasser in mächtigen Strömen her­­untergeschossen ; die rauschenden Fluthen führten so viel Sand und Kies mit sich, daß die Bahnlinie einen Meter überdect wurde. Während dieses Unwetters herrschte ho< damit eine solche Finsterniß, daß man nicht im Stande war, auch nur mehrere­ Schritte weit zu sehen. In diesem Momente kam der aus Oberschlesien abgelassene Kohlenzug Nr. 330 heran, dessen Führer keine Ahnung von einer derartigen Verwüstung haben konnte. Seiner Instruction gemäß mußte derselbe weiter fahren, um so schnell wie möglich aus dem Bereiche des Wolkenbruchs­ zu kommen. Wie bisweilen im strengsten Winter die Bahn­linien mit Schneemassen zugeweht sind, so waren hier schon eine Strece weit vorher die Geleise mit fußhohem Sand bes­­­che>t, doch war bis zum Augenblicke der Katastrophe die Ma­schine noch immer im Stande, den Sand zu zertheilen, bis plöglich die Locomotive entgleiste, den zwei Meter hohen Damm­ herabstürzte und den Tender, sowie die 13 nächstfolgenden Kohlenwagen mit sich riß, die sich haushoh übereinander auf­­thürmten. Der Mascinenheizer Jaschnewsky wurde von dem­ ersten Kohlenwagen an die Feuerung der Maschine gedrückt, woselbst er vollständig verbrüht wurde und auf der Stelle seinen Tod fand. Auch der Locomotivführer Kurzer erhielt durch die auf ihn stürzenden Wagentrümmer so schwere Ver­­letzungen, daß er in Folge der erlittenen lebensgefährlichen Quetschungen nach Verlauf von zwei Stunden seinen Geist aufgab. Mehrere andere Bahnbedienstete erlitten weniger bedeutende, jedoch ungefährliche Contusionen, mehr oder einer der­­selben, der über den aufgethürmten Wagen h­aushoch auf seinem Scaffnersitz saß, ist wunderbarerweise ohne die geringste Ver­­letzung geblieben“. — Vom gefangenen Zulu-König. Bis zum 9. d. reichende Berichte aus der Kapstadt besagen : Cetewayo wird hier stündlich erwartet. Es sind Gemächer im Schlosse für seine Aufnahme hergerichtet worden. Alle, die mit ihm zu thun haben, sind von seiner königlichen und würdevollen Hal­­tung durchdrungen. Als die Soldaten, die ihn gefangen nahmen, sich ihm näherten, um ihn zu ergreifen, strebte er seine Hände aus und sagte : „Tödtet mich, wenn ihr wollt, aber rührt mich nicht an“. Das steht im Einklange mit der traditionellen Heiligkeit der Person eines Zulu-Königs. Es wird jede Vor­­sichtsmaßregel getroffen, um zu verhindern, daß er begafft oder behelligt wird. Er soll sein Erstaunen ü­ber Alles, was vor­­gefallen ist, ausgedrüht haben, aber er mißt Sir T. Shepstone den Tadel für Alles bei. In seiner Begleitung befinden sich drei seiner Frauen, eine Tochter und ein Gefolge von vier Personen. Alle übrigen feindlichen Häuptlinge haben sich unter­­worfen. Lord Gifford verläßt Durban am 9. d. nach England mit Depeschen für den Kriegsminister und den Colonialminister, worin der Friedensschuß und von Zulu-Land angezeigt werden. die Regelung der Angelegenheit Der gesetzgebende Rath hat die Resolution zu Gunsten der Anstellung eines General-Agenten­­für die Kap-Colonie in London verworfen. Die Legislatur wird wahrscheinlich am 11. — Eine Candidatin b. prorogirt. auf den Präsidenten-Stuhl­ der nordamerikanischen Staaten. Die englischen Blätter melden die Candidation der Madame Victoria Woodhall auf den Präsidenten-Stuhl der nordamerikanischen Staaten als eine bewiesene Thatsache. Madame Wodhall verdankt ihrer­­ — Der Landescommandirende von Siebenbürgen FML. Bauer erlitt am 27. Sept. in Hermannstadt einen Unfall. Das Reitpferd, das er im Hofe des General-Commando- Gebäudes besteigen wollte, wurde scheu und warf ihn zu Boden, wodurch er Hautabschürfungen und eine leichte Contusion des rechten Handgelenkes erlitt.­­ — Neber eine Feuersbrunft berichtet man aus Bela-Banya (Neograder Comitat), welche durch unvorsich­­tige Lichtbehandlung beim Melken der Kühe entstand. Dieser Brand, troßbem, oder eben weil er viel Schaden verursachte, wurde zugleich Gründer eines zeitgemäßen und wohlthätigen Vereines. Der Stadt-Notar Namens Nagy, dessen wir mit Auszeichnung Erwähnung thun, gründete aus Anlaß dieses Brandes einen Verein zur gegenseitigen Unterstützung für Ab­­gebrannte. Ein jedes Mitglied verpflichtet sich in die Vereins­­casse wöchentlich einen Kreuzer einzuzahlen. Wie gering auch diese Grundlage erscheint, resultirt sie doch bei einer Mitglie­­derzahl von 500 T­eilnehmern 260 fl, jährlich ohne die Fruc­­tification der eingezahlten Beträge mit einzurechnen, und dürfte daher im Nothfalle Ersprießliches leisten. Gewiß ein Beispiel würdig zum Nachahmen. — Dreißig Kinder verunglückt. Der „Epoche“ wird aus Chrudim geschrieben: „Am vergangenen Freitag schlugen plößlich um 8 Uhr aus dem Spindeldache des einstöckigen Hauses des Bäckermeisters Kulicka in der Klostergasse in Chrudim Flammen empor, welche auch bald das Schindeldach des ober­­halb stehenden Gebäudes der Gemeinde-Knabensc­hule ergriffen. Doch fand sich bald die Feuerwehr ein, welche energisch dem verheerenden Elemente entgegenarbeitete, so daß sich dieses auf das Haus des Kulicka beschränken mußte. Ein bedauernswerthes Unglü> traf jedoc die armen Schulm­aben, hauptsächlich die der niederen Classen. Beim ersten Allarm vergaßen die Lehrer völlig auf die Kinder und eilten in das obere Stoßwerk, um den Brand zu sehen. Die Kinder, von Schreien erfaßt, stürzten nun in kopfloser Eile die Stiege hinab. Die jüngern konnten den ältern nicht gleichkommen, fielen hin oder wurden von den Rückwärtigen niedergestoßen, die Nachkommenden stürzten wieder über die Liegenden und so entwickelte sich, wie Augenzeugen berichten, auf der Stiege eine furchtbare Scene, wobei ein ganzer Haufe Knaben, wie Holzscheite aufeinanderliegend die Stiege bediebte. Zum Unglüc brach auch noch das hölzerne Geländer; die älteren Knaben flogen entweder kopfüber herab oder sprangen auf den Köpfen der halbtodten jüngern Mitschüler ins Parterre herab, wo ein herzbrechendes Geschrei und Jammer der verwundeten und bis zum Tode erschreiten Kinder entstand. In diesem Getümmel tauchten noch die Väter und Mütter auf, welche wie wahnsinnig herumliefen und ihre Kinder suchten. Es war ein schreiflicher Anblick, die armen, von den Tritten und Quetschungen verwundeten Kinder, welche aus dem Schul­­gebäude herausgeschafft wurden, zu sehen. Im Ganzen sollen mehr als dreißig Kinder mehr oder weniger verletzt sein­. Ein kaum glaubliches Nachspiel wird dem genannten Blatte zu diesem traurigen Ereignisse no< mitgetheilt: „Herr Franz Wiesner, gewesener Stadtrath und Schlosser, nunmehriger Mitbesitzer der Zuderfabriken Mocovic und Libic, hat fünf seiner Gesellen, nämlich: Wancura, Wondra, Svejda, Dubovsky und Walenta, welche sich beim Retten der kleinen Schulkinder und am Löschen des Brandes betheiligt haben, aus dem Grunde sofort aus der Arbeit entlassen und brotlos gemacht, weil sie ohne seine Ber­willigung etwas gethan haben, was in dem furchtbaren Augen­­blicke einem jeden Menschen die heiligste Pflicht gebot“. — Ein Beitrag zur Frauenemancipation wird aus Neudorf berichtet. Dort wurde ein zwölfjähriges Mädchen Namens Mathilde L. auf drei Jahre zu einem Scuster in die Lehre gegeben, wo sie sich als Schusterbub zur vollen Zu­­friedenheit ihres Meisters wie ihrer Collegen benimmt. Sie trägt kurzgeschorenes Haar, Hemd, Hose, blauen Schurz, nagelt ihre Sohlen troß einem Schusterbuben an, geht mit den übrigen Lehrbuben in die Schule, pfeift, spielt, rauft und raucht mit ihnen auf der Straße. Nur d­a­s hat die über den Fall ganz empörte Einsenderin zu berichten vergessen, ob sie auch mit den Senilleton. Eine Fetition evangelischer Bürger an Kaiser und König Joseph dem II. vom Jahre 1783. Unlängst erhielt ich vom Herrn Edmund Dürr ein in­­teressantes altes Document für das oberungarische Museum. Dieses Document wurde unter den nachgelassenen Schriften des Herrn Gustav Hedenast in Pest gefunden. Einer der Vor­fahren des Hrn. Hedenast war im vorigen Jahrhunderte evan­­gelischer Pfarrer in Kaschau und so gelangten mehrere Schriften in den Besitz des Gustav Hedenast, gewesenen Buchhändler und Buchdrucerei-Besiter in Pest. Der Inhalt dieser Bittschrift beleuchtet die damaligen traurigen Verhältnisse unserer Stadt wahrheitsgetreu und treffend. Bei dem Fortschreiten der allgemeinen Bildung aber schwindet selbstverständlich successive auf der Religionshaß, und im Laufe der Zeit ändert sich so Manches. Der Inhalt des Bittgesuches lautet wie folgt: Allerdur Flauch­igster Allergnädigster Kayser König und Herr!­­Die protestantischen Bürger und Einwohner der Stadt Cassau unterfangen sich Ewer May eftaet die bedrohten Umstände ihrer Religions Übung fußfälligst vor Augen zu legen, weilen von allen duldungsvollen Entschlüssen Euer Magestaet, deren sich verschiedene andere Städte zu er­­freuen haben, bloß auf uns keine Erleichterung herab kommen kann. Allergnädigster Herr! unsere Religions Um­­stände sein noch immer wie vorhin befragenswerth. Unser Gottes­­dienst und Schulen sein aus der Stadt bis in das äußerste Ende der entlegensten Vorstadt verbannet, und der Weg darzu, durch Versperrung des Stadtthores,­­­ das am allernächsten dahin führet — geflißentlich erschwert. — Unsern Söhnen wird das Bürgerrecht, bald unter den Vorwand von Parität, bald durch besondern Magistratual Determinationen, bald durch Zunft,­­ und dergleichen Sta­­tuten entweder gar nicht zugestanden, oder doch allezeit mit allerley Schwierigkeiten in Richter Gunst und Via Dispensa­­tionis. Sogar giebt es verschiedene Professionen, zu welchen niemals ein Protestant zugelassen wird, und man gebraucht sich doch der Parität wieder uns. — Ein Ausländer wird vollends gar nicht angenommen. Wir werden nicht fähig geachtet in die Gemeine der Stadt, zu einen Stadtdienst, oder in den Rath zu kommen, da wir doch nach Proportion die stärksten Contribuenten der Stadt sein, und uns als getreue, gute, und geschi>te Bürger vorzüglich zu erweisen suchen ; und so wird auch von unseren protestantisten Bürgern niemand in das alhiese Stadt-Hospital aufgenommen, obwohlen wir darzu auch das unsrige contri­­buiren. — Unsere Prediger, weilen sie dem Stadt Magistrat unter­­­­worfen sein, werden um jede Kleinigkeit vor Gericht gefordert. Unsere Leichen erlaubt­­ man uns nicht, wie in anderen Städten mit Gesang zu begraben, und Ewer Mapestaet getreue und brave Soldaten begräbt man, — wenn sie pro»­testantischer Religion sein, — außer denen Freythöfen, an die Straßen, zur besserer Aergernüß für den Pöbel, und zur grö­­ßerer Anfaltung des Religionshaßes. Wir können allergnädigster Monarch nicht genug sagen, wie man Euer Mayestaet Huld und Gnaden, uns nur durch allerhand Auslegung, Explanatorien und Ber­schränkungen angedeihen läßt, weßwegen uns auch niemals, die für uns vortheilhaften königlichen Befehle in paribus mitge­­theilt werden. — Wir bezeigen mit Gott, daß unsere Klagen wahr und gerecht sein, und sein bereit auf Ewer Magestaet Gebot alles mit gegründeten Zeignissen darzuthun. Wir erflehen uns aber Euer Ma­gestaet Mitleiden und Gnade, nur dazu am allermeisten, daß der Entlegenheit unseres Gottesdienstes, und Schulen durch Eröffnung des soge­­nannten Faul Gassen Thores möchte abgeholfen werden. Wir sein überzeugt, daß dieses dritte Thor, zur allgemeinen Bequem­­lichkeit aller Einwohner der Stadt Daschau und zum Behuf einer besseren Polizey Ordnung dieser Stadt nothwendig sei. Wir wissen vollkommen, daß es unserer Stadt, bei ihren großen Einkünften (sic!) ein sehr leichtes wäre, die Kosten zur Eröffnung dieses Thores zu tragen, und wir können nicht anders urtheilen, als daß bloß, um uns keine Erleichterung zu ver­­schaffen, — die Eröffnung dieses Thores, sogar Mapestaet dießfälligen gnädigen Entschließungen, nach Euer von seiten unsers Magistrates so vielen Schwierigkeiten unterliegen. Niemand als Ewer Maheftaet selbst, durch einen unmutbaren ernsten Befehl, zur Erlaubniß einer kleinen Schule in der Stadt für unsere Kinder, die den weiten Weg aus der Stadt nicht ohne Nachheil ihrer Kräfte und Gesundheit machen können, oder wenigstens zur Eröffnung des obbenannten Thores, — können unserem Elend abhelfen. Wir getrösten uns Euer Mayestaet8 Gnade und liebevollen­­väterlichen Herkens, und sein mit innigsten Gebete, und Wünschen, für Höchst Dero segensvolle Regierung Euer kaiserlichen Mapestaet unsers allergnädigsten König und Herrns allergebenste, aller unterthänigste Bürger und Inwohner der Stadt Cashau. Die Adresse lautet : An Ihre Römisch kaiserlich und königlich Apostolische­ Mayestaet von denen protestantischen Innwohnern und Bürgern der Stadt Calchau Religionsklagen, und Bitte um Eröffnung des sogenannten Faul Gassen Thors ddte. 20. Juni 1783. Das Resultat dieses Bittgesuches war, das Kaiser Joseph­­die Abtragung des Faulgassenthores befahl, nach Kajschau per­­sönlich kam, und die Differenzen behob. Noc im vorigen Jahrhundert war den Evangelischen­­nicht erlaubt ihre Kirchen in der inneren Stadt zu bauen, so finden wir in Ku8mark, Bartfeld und an andern Oörfern evangelische Kirchen außer den Stadtmauern, erst in dem zwanziger Jahren dieses Jahrhunderts durften die Evangelischen ihre Kirchen intra muros civitatis bauen. Kaschan hatte drei Thore, nämlich das Ober oder Zipser Thor, dann das Unter oder Pesther Thor und endlich das Faul Gassen Thor, die sämmtlich mit Gruben­ und Thorthürmen befestigt waren. Das Oberthor war in der Gegend der großen Kaserne, das Unterthor vis-A­ vis dem Forgach'schen Palais, und das Faulgassenthor in der Gegend­­des Kompathy'schen Hauses. Ein kleines Thürchen, noch am Ende der Mühlgasse die sogenannte parva porta, war­­ in der Gegend des Maleter'schen­ Hauses.­­ Im oberungarischen Museum befindet sich noch eine alte Zeichnung, wo die Thorthürme abgebildet sind. Victor Myskovszky.

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