Kirchliche Blätter, 1902. Mai -1903. April (Jahrgang 7, nr. 1-52)

1903-01-28 / nr. 39

er —»312r.39.­­ Erscheint jeden Mittwoch. Barmen den 28. Januar 1903. Vl. Sahra. Administration: ID. Krafft, Hermannstadt. K­irchliche Blätter aus der eh. Landeskirche A. B. in den Be Landesteilen Ungarns. “ halt: „ Talin die Ehre dieser Welt.­­ — Himmelsfreude — Luther und das evang Kiichenlied — Ländliche Wohlfahrtspflege —­ Nachrichten aus Shul und Kirche. — Bücherihau. — Brieffasten. — Anzeigen. Für das Inland: " Halbjährlic K. 3.— "Mai—Oft., Nov.— April. Evang. Wochenschrift für die Glaubensgenossen aller Stände. Für das Ausland: Halbjährlich ME. 3.—. Mai—Oft., Nov. —April.­ ­ &3 kann die Ehre dieser Welt Dir feine Ehre geben, Was dich in Wahrheit hebt und Hält, Muß in dir selber Leben. Es kann die Ehre dieser Welt — Bimmelsfreude. U. Kor. 4,­­7, 18. „Denn unsere Trübsal, die zeitlich und leicht ist, schaffet eine ewige und über alle Maßen wichtige Herrlichkeit uns, die wir nicht sehen auf das Sichtbare, sondern auf das Un­­sichtbare. Denn was sichtbar ist, das ist zeitlich, was aber unsichtbar ist, das ist ewig.“ 0 „oreuet euch der schönen Erde, denn sie ist wohl wert der Freud!" — dA war der Teil der Frohbot­­schaft, der ung zum vorigen Mal aus­ des Heilands Wort und Thun entgegenklang. Ein notwendiger Teil. Alles menschliche Erleben ist zunächst ein irdisches. Erdenfreude empfängt und umgiebt das Kind; sie weh­, nährt und regelt auf den weitern Daseinsstufen alle gesunden Lebens­­triebe; sie wird wirfsam und mächtig auch im Bereich des Geistes und hilft an ihrem Teile mit, daß „das Gute wachse, wirfe, fronme.“ Aber sie ist doch nur ein Teil. Volles Genügen kann sie allein der Seele nicht geben. Wer nur die Erdenfreude fennt, mag leichtlich zum Wahlspruch gelangen: „Staftet ung­esfen und trinken; denn morgen sind wir tot!“ Und hat solches Sichfreuen nicht bedenkliche Ähnlichkeit mit den Genüssen, die menschliches Erbarmen dem zum Tode Verurteilten die legten Tage und Stunden vor dem Nicht­­gang gönnt? Denn für ein tieferes Besinnen ändert es ‚an der Sache doch wenig, daß wir nicht im voraus wissen, wann uns die legte Stunde schlägt: „Ich lebe, ich weiß nicht wie lang; ich sterbe, ich weiß nicht wann; ich gehe, ich weiß nicht wohin — mich wunderts, daß ich noch fröhlich bin!” Und zur Vergänglichkeit des Irdiischen gesellt sich, noch weit unmittelbarer und quälender empfunden,­­ der tausendfache Druck und Mangel, der ihm unaustilgbar anhaftet. Derselbe Dichter, der einmal im Überschwang der Begeisterung die Freude als des Lebens Grundklang preist, redet dann doch auch wieder, gewiß nicht weniger aufrichtig und im Innersten ergriffen von der „Angst der Irdischen“ in diesem „engen, dumpfen Leben." Mol, Schmerz , welchem Menschenleben wären sie Sünde, fern geblieben! In so manchem machen sie den Haupt-­­­inhalt ans der m­enschheit ganzen Jammer in einem ein­­zelnen Erdendasein offenbaren. . nn­­ « .3 ist nun einmal nicht anders: a Freude giebt es nur durch und für den Himmel. Und das wunder­­bare an dieser Himmelsfreude it. .daß sie, wie die E­rden­­freude, so auch den Erdenschmerz im ihren Dienst nimmt, ja zur unnerläßlichen Vorstufe hat. Lene lädt den Stommen sprechen: Ach, denn ich, bist du hier so schön, Und läßt du’s( uns so Lieblich) gehn Auf dieser armen Erden, Was wird doch wohl nach dieser Welt Dort in dem reichen Himmelszelt An Seligkeit uns werden. Zu diesen, auf den Schmerz, weist das Apostel­­wort hin: „Unsere Trübsal, die zeitlich und leicht ist, schaffet eine über alle Maßen wichtige Herrlichkeit" — die Himmelsfreude, die Gott denen bereitet hat, die ihn lieben. Freilich — dem Herrlichsten, was auch der Geist empfangen, drängt immer fremd und fremder Stoff sich an. So ists auch­ mit der Himmelsfreude gegangen, und das hat sie vielen verdächtig gemacht. Wir wollen nicht davon reden, wie etwa dem Glauben der alten Germanen nach dem Tode ihr Walhall mit reifigem Schlachtgetümmel und unermeßlichen Tafelfreuden sich öffnete, oder von der ähnlichen Ausstattung des P­aradieses in den Vorstellungen des Islam. Auch auf tristlichem Boden ist ungehörige Bersinnlichung des Übersinnlichen gar üppig gediehen. Wenn’s deinem Annersteit gebricht An echten Stolzes Stüße, Ob dann die Welt dir Beifall spricht, Sst all dir wenig wüße.­­ Das flücht’ge Lob, des Tages Ruhm Magit du dem Eitlen gönnen; Das aber sei dein Heiligtum: Bor Dir bestehen fünnen. Theod. Fontane,

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