Kirchliche Blätter, 1909. Mai -1909. Dezember (Jahrgang 1, nr. 1-34)

1909-07-24 / nr. 12

Bezugspreis: Inland: Ganzjähr. K 10, halbjähr. K 5 Ausland: Ganzjähr. ME 10, halbj. ME 5 Erscheint jeden Sonnabend i aus Ver ey. Landeskirche #3, Verlag: in ven siebenbürg. Landesteilen Ungarns / En. Wochenschrift für die Glaubensgenosen aller Stände Jos. Drotleff, Hermannstadt Insertionspreis: Der Raum einer einspaltigen Bet­tzeile kostet bei einmaligem Einrücken 20 Heller, bei jedem weiteren Einrücken je 15­ Heller Hermannstadt, den 24. Juli 1909 Inhalt: Was it der Mensch? — Schulmweihe in Scharosch. — Bericht über Die Vergangenheit und Gegenwart der ev. _ Bücerihau. — Anzeigen. Zir.­12 | Gemeinde A. B. Kyrieleis. — Skajualreden. (G. Hattertjegen.) — Eine wichtige Entscheidung. — Stird­enkundliche Beiträge. (Festbräuche: 1. Weihnachtsmette.) — Zur Erinnerung an I. Haydn. — Nachrichten aus Nah und Fern. Was ist der Mensch? Priath 8,5. Was ist der Mensch, daß du feiner gedenkest, und das Menschentind, daß du nach ihm schaust. (Nac) Kausich.) Mit ganz anderen Empfindungen beten wir Heutigen So, als der Palmist vor 2000 Jahren, wir, die wir wissen, daß weder die Erde der Mittel­­punkt, noch der Mensch der Zweck der Schöpfung ist. Auch jene Stimmung ist in uns nicht die Vor­­herrschende, in welcher Goethe das Wort unter dem 7. November 1776 in sein Tagebuch schrieb, zu einer Zeit, wo ihm Verse aus der Seele drangen wie: TEEN „Senn der uralte Heilige Bater Mit gelaffener Hand Aus rollenden Wolken Segnende Blibe Ueber die Erde jä’t, Klüff’ ich den Yeßten Saum seines Kleides, Kindliche Schauer treu in der Brut.“ Dem Zeitgenossen des Unglücks von Messina offenbart sich wieder deutlicher als der lebende Vater der furchtbare Gott der Propheten. Unsere Frömmigkeit ist der Calvins verwandter als der Luthers, wie sie jüngst Kattenburch in der ristlichen Welt so geistreich und treffend in Vergleich gelebt hat. Luther, so sagte er, sah in Gott die Majestät der Liebe und Calvin die Liebe der Majestät. Luther hat die Stimmung des Königsfindes, das in seinem König nur seinen Vater sieht, Calvin die des K­önigs­­findes, das nie vergißt, daß der Vater der König ist. Können wirs vergessen, die dem Leben in die Tiefen geschaut? Ganz so ohne inneres Beben Fannen wir das­­ „Befehl du deine Wege” nicht singen, wie Paul Gerhard es gefungen hat. Er Flang einmal triumphierend dieses „Was ist der Mensch?!” im Sinne des antiken Dichters, wer noch, sagte: Vieles Gewaltige Lebt, dich nichts it gewaltiger als der Mensch. Wir sagen ganz demütig: was it der Maensch, daß du feiner gedenkest, und das Menschenfind, dan du nach im auch nur schaust. 2 E35 ist zugleich durchaus moderner Gift, wenn Galvin betont: Für Gott und nicht für uns selber sind wir in erster Linie da. Der Mensch an sich ist gar nichts. Wir haben gelernt, nach, Jahrtausenden und Jahem­illionen zu rechnen. Und was sind Die größten Menschen fir sich selbst in solcher Zeit? Bölfer verrauschen. »..P-gmxc.11.,»viexkli11genk» Finstere Vergessenheit ; « Breitet d­ie dunkeln-richtenden Schwing­en Ueber ganzsen Gesch­lechternaug. Und doch w sie groß kann sein Mensch sein­,w­enn er gro­:ß«eGe-d­anken»und»einzeine«­Herzsichterbittet und sie empfängt, wenn Gott nach ihm schaut, wenn die Liebe der Majestät feiner sich erbarmt. Wolche Größe im Menschen, der sich vergißt und sich zu opfern weiß, der sein Glüc im V­erwuft sein Fucht und findet, Werkzeug zu sein helfen, der in allem lebt und webt und sein Daseinsrecht in nichts anderem sucht, als darin, als kleines Glied am Leibe der Menschheit seine Pflicht tun zu dürfen, und welche Herrlichkeit, wenn dann aus ihm etwas widerstrahlen kann von dem heiligen Feuer, das Sefus in der Welt angezündet! g. x » Schulweihe in Scharosch.“ Der vierte Sonntag nach Trinitatis war ein besonders­ festlicher Tag für unsere Gemeinde. Wir haben unsere neue Schule eingeweiht, in einfacher, aber, Nie wir meinen, twirdiger Weise, ohne viel Pomp dabei und lautes Geschrei zuvor, auch ohne fremde Säfte, aber unter der vollen Anteilnahme der ganzen, von berechtigtem Stolz und freudiger N­üh­­rung bewegten Gemeinde. Bon „berechtigtem Stolze“ * Mediajcher Kirchenbezirk,

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