Landwirtschaftliche Blätter, 1910 (Jahrgang 38, nr. 1-52)
1910-07-24 / nr. 30
- Manuskriptes werden nicht zurückgestellt Siebenbürgen. tter Organ des Siebenbürgisch-Tächfischen Landwirtschaftsvereines und des Verbandes der Zaiffeisenschen Genossenschaften a. D. Nr. 30. Hermannstadt, 24. Juli 1910, XXXVIII. Jahrgang. Diese Blätter erscheinen jeden Sonntag 1%/a Bogen stark. Für den fachlichen Teil dieser Blätter bestimmte Aufräte und Mitteilungen sind an die Oberverwaltung, für den unterhaltenden Zeil bestimmte Zusendungen sind an wo August Schuster in Hermannstadt zu richten. Inhalt: Die landwirtschaftliche Ausstellun in Hamburg. (Fortlegung.) — Der Saatenstand. — Landwirtschaft und Vogelflug. — Mitteilungen. — Notizen. — Marktbericht. — Unterhaltended und Belehrended: Klagen. (Betrachtung) Klagl. 3, 39. — Goldene Worte. — Aus Osfar Wirtstods „Strandgut von einer Amerikareife”. — Aus dem sächsischen Dorfsleben. — Die Wette. — De licht Zegden! — Sädhösische Schildbürger - Der Rechtsfreund. — Aus Heimat und Fremde. — Mannigfaltiges. — Humoristische Ehe. — Zum Zeitvertreib. — Brieffasten. — Inserate. Pronunecationspreis für Nichtmitglieder ganzjährig 5 K, halbjährig 2 K 50h, vierteljährig 1 K 25 h. Mitglieder, bzw. je zwei Teilnehmer des Vereines eehalken das Vereinsorgan unentgeltlich, und wird dasselbe fumulativ an Die Ortsvereine gesendet, die die Verteilung zu besorgen haben. Pränumerationsgelder sind an die Oberverwaltung des Griebenb.-jährlichen Landwirtschaftsvereines zu enden. Inferate und Inertionsgebühren übernimmt der Verleger W. Krafft in Hermannstadt und alle Annoncen-Bureaus. Infertionspreis: 1/ı ©. (480 D-cm) 56K, 1, ©. (240 D--em) 30 K, 1, ©. (120 D-cm) 16K, 1g ©. (60 D-cm) 8K 50h, 1/1 ©. (80 D-cm) 4 K 50h, Ya ©. (15 D-cm) 2 K 50h. Bei größeren Aufträgen entsprechender Nachlaß. Die landwirtschaftliche Ausstellung in Hamburg. Von Wanderlehrer M. Roth. (Sortfegung.) Von den Landwirtschaftlichen Erzeugnissen pflegt die Milch und die daraus gewonnenen Produkte, sowie die verschiedenen Geräte und Maschinen, die zur Gewinnung, Untersuchung und Verarbeitung derselben dienen, auf den Ausstellungen der „Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft” unter dem Namen Molkereiwesen immer eine selbständige Abteilung zu bilden. Heuer hat der Umfang dieser Abteilung alle bisherigen Ausstellungen überragt, sowohl was die Zahl der Aussteller als auch die angemeldeten Proben betrifft. E35 standen von 960 Ausstellern nicht weniger als 775 Butterproben, 165 Käserose und 19 Sriichmilchproben in Wettbewerb. Ein Zeichen, daß die Viehzucht, innsbesondere die Milchwirtschaft in den Schleswig-Holsteinischen Gauen auf einer sehr hohen Stufe steht. — Unter den vielen Zelten und Ständen, die dieser Abteilung angehörten, ist in erster Linie die große Moltereifosthalle zu nennen, wo sie von den auf der Ausstellung befindlichen Kühen und Ziegen gemaltene Milch sowie mit Butter beziehungsweise Käse belegte Brötchen feitgehalten wurden. Besonders in den Morgenstunden drängten sich die Ausstellungsbesucher zu Tausenden an die Schanftische der Milchhalle, um sich hier von den schmulen Holsteiner Mädchen, die in ihren weiß- und blaugestreiften Kostümen ganz reizend aussahen und an sich schon eine Anziehungskraft ausübten, ein Glas frisch gefühlter schmadhafter Milch als Frühftüc fredenzen zu lassen. Eine neue von Ganzhor und Kling konstruierte Abfüllmaschine, die stündlich mit Leichtigkeit 3000 Gläser füllt, ermöglichte es, diesem großen Andrange zu genügen. Eine nicht unbedeutende Erweiterung hat diese von früheren Ausstellungen schon bekannte Kosthalle hener erfahren, indem an das Publikum auch verschiedene nach den in einzelnen Landesteilen üblichen Bereitungsweisen erzeugte Milchspeisen verabreicht wurden, um dadurch der Mil und den daraus erzeugten Produkten in größerem Umfang zur Bereitung von Lederschiffen Eingang zu verschaffen. Steict neben der Molkereifosthalle waren in zwei besonderen Hallen die zur Schau gestellten Butter- und Käseproben untergebracht. Damit die Butter in der Beschaffenheit vor die Richter fomme, wie sie gewöhnlich auf den Tisch des Verbrauches gelangt, hat die zum Preisbewerb angemeldete Ton am 23. Mai an die Ausstellung abgeschicht werden müssen. Die je 2 kg wiegenden Proben waren in der Butterhalle auf stufenförmigen, mit einer Kühlvorrichtung versehenen Schautischen in geschloffenen Glasgefäßen ausgestellt, um sie vor der schädlichen Einwirkung der Luft zu Schügen. Entsprechend dem Umstand, daß die Butter teils gesalzen, teils ungesalzen in den Handel kommt, war die ausgestellte Ware zum Wettbewerb in zwei Gruppen geteilt. Unter den 165 Käferofen waren die verschiedensten Sorten und Formen von Käse vertreten, vollfette, halbfette und magere, weiche und harte, große und kleine, so daß es nicht leicht war zu entscheiden, welches der beste ist und die Siegespalme verdient. Nicht weniger als 98 Richter, auserlesene Fachleute aus allen Teilen Deutschlands, waren am Tage vor der Eröffnung der Ausstellung mit der Fällung der Urteile über die Mollkereiprodukte beschäftigt. Um interessierten Ausstellungsbesuchern Gelegenheit zu geben, ihr Urteil mit dem der Preisrichter zu vergleichen, hat auch eine fachmännische Kostprobe für Butter und Käse stattgefunden. Auch für Frischmilch hätte die diesjährige Ausstellung einen Wettbewerb verantaltet. Es waren dazu 19 Proben aus den verschiedenen Teilen Deutschlands eingelaufen, die vom Hygienischen Institut in Hamburg nach den strengsten Bestimmungen der Schauordnung geprüft worden sind. Die Prüfung hat das glänzende Resultat ergeben, daß neun Proben davon mit ersten Preisen ausgezeichnet werden konnten, die sieben Tage nach dem Melten ohne vorherige Erhigung oder Zufall von irgendeinem Konservierungsmittel, noch ebenso wohlschmedend und gut waren wie frisch gemolfene Milch. &3 ist dies ein Beweis, daß sich bei besserer Kontrolle und größerer Neinlichkeit eine gesunde und haltbare Milch erzielen läßt, die dem ohne nachzeitige Folgen sehr wohl auch als sogenannte „Kindermilch“dienen kann. An die eben geschilderten Hallen sahen in ihrer nächsten Umgebung Zelt an Belt mit den verschiedensten Molkereigeräten und Maschinen. Unter diesen befand sich auch eine große Zahl von Neuerungen, von denen besonders die neue Alfa-Melkmaschine Sutereffe erregte, die das Handmessen nachahmt und die Milch aus dem Euter durch abwechselndes Drüden auf die Higen gewinnt. Auch die Revalomelkmaschine, die das Saugen nachahmt, wurde in verbesserter Form gezeigt. Des weiteren ist ein von dem bekannten Dr. Gerber vorgeführtes neues „Milchschnelluntersuchungsverfahren“ zu nennen, das angeblich gegenwärtig in mehreren milchwirtschaftlichen Versuchsstationen ausgeprobt wird. Erwähnenswert it auch das neue von Funke und Comp. erfundene Faltenmilchsieb, sowie eine ebenfalls neue Milchregistrierwage von Lindemann, Handzentrifugen mit kleinen Elektromotoren ausgerüstet, verbesserte Kühler, Füll- und Waschmaschinen, verschiedene Milchflaschen und Transportgefäße mit hygienischen Verschlüffen um. Mit berechtigtem Stolz konnte der Molkereifachmann bei der Betrachtung des Ausgestellten erfüllt sein, denn er hatte den deutlichen Beweis darin, daß allen seinen gerechten Forderungen seitens der Industrie in