Acta Litteraria Academiae Scientiarum Hungaricae 19. (1977)

1977 / 1-2. szám - Bibliographia - Galla Endre: Turóczi-Trostler József: Petőfi belép a világirodalomba

Bibliographic/, ausgeweiteten Kreis ihrer Untersuchungen auch die ungarische Literatur ein: Fried­rich Schlegel baut sie als »vollberechtigten Bestandteil« in den Körper der Weltlite­ratur ein und — zwar mit einem anderen Vorzeichen — doch von einer ebenfalls anregenden Wirkung war die Propaganda- Tätigkeit des Österreichers Josef von Hor­­mayr und seines Kreises (darunter auch drei Ungarn: György Gál, Graf János Mailáth und Alajos Mednyászky). Der Auftritt und die Tätigkeit der letzteren antizipieren übrigens die Rolle jener später in immer grösserer Anzahl erscheinenden Vermittler, die als Deutsche in Ungarn oder als unsere Landsleute mit zwei Mut­tersprachen in der Propagierung der zeitgenössischen ungarischen Literatur, vor allem jedoch der Dichtung Petöfis in deut­scher Übertragung — mit einem Wort: in der Beseitigung sprachlicher Schranken bedeutende Verdienste leisteten, um unsere literarische Bildung auch den Lesern des deutschen Sprachgebiets zugänglich zu machen. Eine Leistung von bleibendem Wert aus dieser Zeit war die Anthologie unter dem Titel »Handbuch der ungari­schen Poesie« (1828) von Ferenc Toldy, die den Leser auch mit der jüngsten Etappe der literarischen Entwicklung in Ungarn bekannt gemacht und später zahlreichen sich für die ungarische Nationalliteratur interessierenden ausländischen Schriftstel­lern und Übersetzern als primäre Infor­mationsquelle gedient hatte. Turóczi-Trost­­ler verfolgt eingehend den weiteren Weg dieses Werkes, das auch in die Hand Goethes kam, und erörtert ausführlich die analysierende Studie des Hegelianers H. G. Hotho (1802 —1873) zum Werk Toldys. Zum Teil bezieht auch der deutsche Maler August Ellrich seine Kenntnisse über die ungarische Literatur aus diesem Handbuch. Sein Werk »Die Ungarn, wie sie sind« (Berlin 1831) und insbesondere jene Passus des Buches, wo das ungarische Kulturleben der Zeit — das Theater und auch die Musik — mit Sympathie, ja sogar mit Begeisterung gewürdigt werden, berei­ten den Boden gewissermassen stimmungs­­mässig für die Rezeption Petöfis vor. In der »stimmungsmässigen« Vorbereitung hatte auch die Dichtung des deutschen Dichters ungarischer Abstammung, Nico­laus Lenau, eine grosse — wenn nicht eine noch grössere — Rolle, da die deutsch­sprachige Leserschaft eine ganze Reihe der später so beliebten Motive der Petö­­fischen Dichtung (die ungarische Pussta, das Image von »Tschikosch« und »Betyár«) zunächst gerade durch Lenaus Gedichte kennenlernte. Zu Recht betont also Turóczi- Trostler, dass dies sowohl aus ideologischer als auch künstlerischer Sicht die bedeu­tendste Etappe des Weges sei, der zur Rezeption Petöfis auf deutschem Boden führt. Nach einer solchen Vorgeschichte treten nun die ersten Petöfi-Übersetzer auf, vor­nehmlich Pädagogen und Geistliche, die aus den Reihen des in Ungarn lebenden Deutschtums kamen (z. B. Moritz Kolben­­heyer) oder die Mitarbeiter in Ungarn erscheinender deutschsprachiger Zeitun­gen, Zeitschriften oder Almanache waren (z. В. I. G. Zerffi), deren Wirkung so je­doch über die Landesgrenze nicht hinaus­reichen konnte. Unter den frühen Über­setzern hat Adolf Dux in einer Sammlung von Petöfi-Nachdichtungen als erster ver­sucht (»Ausgewählte Gedichte von Alexan­der Petőfi« Wien 1846), Petőfi der »deut­schen Welt« vorzustellen. Das Buch wurde seinerzeit in zahlreichen deutschen Zeitun­gen gewürdigt. Turóczi-Trostler zeigt und bewertet zugleich die Tätigkeit der ersten Übersetzer in einem ihrer Bedeutung ent­sprechenden Umfang und illustriert sie auch mit Auszügen aus Übersetzungen, wobei er auf ihre Unzulänglichkeit — vor allem auf die künstlerische und technische — des öfteren hinweist und zur Feststel­lung gelangt, dass es unter den ersten Nachdichtern kaum ein einziges in der Übersetzung schöpferisches Talent gege­ben habe, d. h. dass sie Dilettanten waren. Der erste professionelle Dichter, der sich der Reihe derer anschloss, die Petőfi popularisierten, war der anfangs zu gros­sen Hoffnungen berechtigende Karl Beck (1817 —1879), dessen Laufbahn sowie eine Verserzählung über ein ungarisches Thema, ferner eine Studie über die ungarische Literatur und schliesslich die Umstände seiner Begegnung mit Petőfi im Jahre 1846 im vorliegenden Band eingehend be­handelt werden. In Turóczi-Trostlers Be­wertung soll die Rolle Becks in der Eb­nung von Petöfis Weg in der Weltliteratur doch nicht besonders bedeutungsvoll ge­wesen sein. Kurz nach den Revolutionen wurde er loyal und sein kurzes »Gastspiel« um Petőfi hat keine bleibenden Spuren in den späteren Phasen der Petöfi-Rezeption hinterlassen. Auch nichts Besonderes ist zu sagen von der übersetzerischen Kunst Kertbenys (1824—1883), dieses begeister­ten Petöfi-Herolds, er sei weder ein selb­ständiges, noch ein schöpferisches und nicht einmal ein »nachfühlendes« Talent gewe­sen. Kertbeny soll gegenüber den Natur­­und volkstümlichen Liedern Petöfis ver­ständnislos gestanden sein und er soll Petöfis Sprache zu einer anspruchlosen Albernheit verfälscht haben. Auch seine Übertragung von »Held János« sei ein verfehltes Unter -

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