Der Spiegel, 1842. július-december (15. évfolyam, 55-105. szám)

1842-11-19 / 93. szám

DER SPIEGEL 1848. 738 der ausdrüklichen Bedingung, daß du nie auf Bestellung hübscher Mädchen gewisse Körbe flechten willst." — Auch Kurt verheirathete sich bald, sein Hauptmann führte ein glükliches, häusliches Leben, und der arme Hirtenhusch ward ein geachteter, wohlhabender Bürger Berlins, der Vater einer zahlreichen schönen Familie." Alle lachten viel über diese Korbgeschichte der Großmutter, Johann der Aelteste hatte beim Regimente noch viel vom großen Kurfürsten gehört, und erzählte den Seini­­gen schöne Züge von diesem Herrscher, der int Frieden und int Kriege, im Unglük und int Glük gleich groß sich zeigte. Eines edlen Fürsten Gedächtniß lebt lange und gesegnet im Andenken des Volkes fort. „Einem Nachkommen dieses Kurt, seinem Urenkel," so erzählte die Großmutter wei­ter, „war wenig Glük in der Welt beschieden; in einem Städtchen an derOstsee lebte er ein kümmerliches Leben. Er trieb noch das Handwerk, das seinen Urgroßvater einst so gut genährt hatte; aber der Erwerb im Städtchen war gar zu gering. Seine Frau hatte er früh verloren, von vielen Kindern blieb ihm nur noch ein kleines Mädchen. Sein Hauptverdienst bestand int Verkaufe von Körben an die Schiffskapitäne, die vor seinem Wohnorte zuweilen ankerten, um frisches Wasser, Lebensmittel oder dergleichen anzuneh­men. Einst war er mit seinen Maaren an Bord eines holländischen Schiffes bestellt, als er auf einem kleinen Boote zu dem Schiffe hinfuhr, hörte er schrekliche Klagelaute. Aus dem Verdek angekommen, sah er ein schändliches Schauspiel; sie banden eben einen Ne­ger vom Mastbaume los, dessen ganzer Körper von Peitschenhieben zerrissen war; ein breiter Blutstrom ergoß sich über die Bretter des Dekes. In seinem Blute stürzte der Schwarze zu Boden. „Rache, Rache," wimmelte der Gepeinigte gebrochen holländisch, „will denn Niemand mich rächen!" Die rohen Matrosen lachten, der arme Korbmacher aber trat hin zu ihm und sagte halblaut: „So wahr ein Gott lebt, dir soll dein Recht werden!" — Er fuhr in seinem Boote zurük und machte gleich Anzeige bei dem Antmanne des Ortes, der wollte von der Anzeige nichts wissen, die Leute im Orte verdienten viel Geld durch die ankommenden Schiffe, wen kümmere es, ob so ein Schwarzer eine Tracht Schläge kriege, er werde sie eben verdient haben. Der ehrliche Mann stand nicht ab. „Solche Gräuel dürsten bei uns nicht verübt werden, sind wir denn Heiden?" sagte er, „Unser Fürst jagt wenig Stunden von hier, er ist ein guter Herr, der das Recht will, so erzählen die Leute. Wollen Sie nicht mit mir an Bord, Herr Amtmann, untersuchen Sie nicht den Vorfall, so gehe ich zum Fürsten, er wird solche Unthat auf seinem Ge­biete nicht dulden." — Murrend und unwirsch bestieg der Amtmann mit dem Korbmacher ein Boot, auf dem Schtffe fragten ste nach dem Neger. „Der Mohr sei heute früh am hizigen Fieber gestorben," sagte der Kapitän, „und nach Seemannsgebrauch hätten sie ihm sein Grab in der See gegeben." —„Was wollt Ihr, daß ich nun untersuche, Martins?" fragte der Amtmann verdrüßlich, „der schwarze Kerl ist fort, und mit Eurer verdamm­ten Quälerei Hab ich mein Mittagessen versäumt." — „Sie müssen den Kapitän verhaf­ten, Herr Amtmann, ich habe dem Schwarzen geschworen, seinen Tod zu rächen, und will meinen Schwur halten, ich klage den Holländer an, durch gräuliche und unmensch­liche Mißhandlungen den Tod seines Sklaven herbeigeführt zu haben; Sie dürfen das Schiff nicht abfahren lassen, bis die Sache untersucht, bis der Kapitän zur verdienten Strafe gezogen ist" — Der Amtmann wollte nicht, aber Martins, der sonst durch Un­glük und Leid schwer niedergebeugte Mann, blieb unbeweglich und drohte an den Fürsten zu gehen, wenn ihm nicht willfahret würde. Wirklich ward nun der holländische Schiffs­­kapitän eingezogen, der Amtmann machte seinen Bericht bei der höheren Behörde, stellte aber darin dm Korbmacher als einen zänkischen, zum Müßiggang geneigten Menschen dar, der sich gern unberufener Weise in fremde Angelegenheiten mische. Indessen nahm die höhere Behörde die Sache doch ernst, der Kapitän wurde in's Gefängniß der nächsten, größeren Stadt gebracht, und Martins mußte mehrmals in jene Stadt hinüber, um dem Bösewicht, der Alles hartnäkig läugnete, gegenübergestellt zu werden. Auch die holländischen Matrosen behaupteten hartnäkig, der Neger sei nie ge­peitscht worden, und eines ganz natürlichen Todes am Fieber gestorben, wie es Süd­länder unter unserem kalten Himmelsstriche oft hinzuraffen Pflege. So stand Martins mi; seiner Aussage ganz allein, und der Rechtshandel dehnte sich sehr in die Länge , indessen ward von dem Amtmann und Anderen ausgesprengt, jezt, da man fremde Schiffer so hart behandle, werde nie wieder ein Kapitän Lust haben, hier anzulegen, keiner würde

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