Der Spiegel, 1844. január-december (17. évfolyam, 1-104. szám)
1844-06-12 / 47. szám
wir gestehen, daß uns diese Gedichte, hinsichtlich der Sprachreinheit und Ausdrukskraft, sehr überraschten, da wir in dem Werke nie vermuthet hätten, daß es einen gebornen Deutschen zum Verfasser habe, der fich erst später die ung. Sprache eigen wachte; wie weit er eS darin gebracht, davon sind seine Dichtungen die sprechendsten Belege; aber auch innerer Werth mangelt ihnen nicht. Wir erwähnen unter den Vielen nur: „Honvágy a’ honban" (Heimweh in der Heimat), „Lengyel temetkezés" (Begräbniß deS Polen); ferner treffen wir mehrere glükliche Uebersezungen, wie Schillers „Toggenburg" und einige Gedichte von JustinuS Kerner, die unS sämmtlich zu der angenehmen Hoffnung berechtigen, daß der Vers, bald einen Plaz unter unfern beliebtesten Schriftstellern einnehmen werde. M. Falk. ** AlS eines der wichtigsten und interessantesten zeitgemäßen populär - theologisch - philosophischen Werke, empfehlen wir daS unter folgendem Titel erschienene: „Gemeinfaßliche Geschichte der religiösen u. philosophischen Ideen, mit besonderer Rükficht auf daS Leben und Wirken der Weisen aller Völker und Zeiten." Für diejenige Klaffe der Gebildeten, die eigentlich gelehrter Studien ermangelt, dargestellt von Dr. I. ThomaS Scherr. Alt Erziehungsrath u. Scminärdirektor u. Dv. Johann Scherr. Erster Bd., dritter Abdruk. Schaffhausen, Verlag der Brodtmann'schen Buchhandlung 1843 (Pesth, bei C. Geibel). lieber den Zwek der Verfasser dieses mit so großem Verfalle aufgenommenen wichtigen Werkes, lassen wir dieselben selbst sprechen: „Wir wollen ein Gemälde der religiösen und philosophischen Bildungsgeschichte der Menschheit aufstellen, und zwar in der zweifachen Absicht, erstens: Die Resultate menschlicher GeisteSthätigkeit in dem Gebiete der Religion- und WeltweiSheit auch dem minder Gebilveten verständlich zu machen, und zweitens: Dem Umfichgreifen dumpfen Aberglaubens u. fanatischer Unduldsamkeit, den Ergebnissen der Pietisterei, dadurch einen kräftigen Widerstand entgegen zu stellen, daß wir in klarer Darstellung zeigen, welchen Verlauf die religiösen Dinge sowohl, alS die philosophischen Ideen, von allen Zeiten her und unter allen Völkern genommen rc." — Dieser Aufgabe find die gelehrten Verfasser vollkommen gewachsen und gewiß wird dieses Buch eben so durch seine Tendenz als seine Darstellungsweise in hohem Maaße befriedigen. (Preis 2 fl. C. M.) —l. * * Nicht bloS in Frankreich, Belgien und Deutschland, auch in England haben S ue'S Mysterien von Paris einen rasenden Erfolg. Die erste englische Uebersezung in zwölf Bänden ward zu London in 50,000 Eremplaren gedrukt und abgesezt; jezt kündigt dieselbe Buchhandlung eine Ausgabe in einem Bande an, die nur 6 Shl. kosten soll, „damit auch der unbemitteltere Leser sich das herrliche Werk anschaffen kann!" * * D'ArlincourtS Werk: »Die drei Königreiche", erscheint gleichzeitig französisch, deutsch, englich, italienisch und spanisch, in Paris. Theater - u. Musik - Zeitung. London. (AußerordentlicherErfolg deS dreizehnjährigen Violinisten Joseph Joachim aus Pesth.) ES liegen die neuesten Londoner Blätter vom 30. Mai vor unS, die sich einstimmig in Lobeserhebungen über unfern jungen Landsmann, Joseph Joachim ergießen. ES sollen hier auS den ausführlichen Berichten der großen englischen Blätter, so weit es der Raum gestattet, einige Auszüge folgen. DaS Konzert daS von Mendelssohn-Bartholdi dirigirt wurde, und wobei Staudigl zum ersten Male in London erschien, fand am 27. Mai statt. Joachim trug daS Violinkonzert von Beethoven in D. major vor. Die »M usikchronik" schreibt: „Joachims Erscheinung im Orchester war interessant. Er ist noch ein kleiner Knabe von ungefähr 12 oder 13 Jahren, mit einem gefälligen und geistvollen Gesichte. Die gütige Aufnahme und der Beifall, der feinem Spiele zu Theil wurde, nahm er mit vieler Bescheidenheit auf. So jung an Jahren und kindlich an Gestalt, so ist er doch in der Kunst nicht nur ein Mann, sondern ein Riese.----------Joseph Joachim ist jezt schon so wunderbar und merkwürdig, daß man sich unmöglich eine Idee von dem machen kann, was er einst sein wird, wenn er daS Alter der Leidenschaften erreicht hat, vor welchem Zeitpunkte kein Künstler vollkommen entwikelt sein kann." — Der „Héráid" äußert fich unter Andern: „Das Violinspiel Joachims erfüllte AlleS mit Erstaunen und Bewunderung. DaS Beethoven'sche Konzert schrekt sonst Künstler ersten Ranges zurük, u. wie wir glauben, haben sich nur Mori, Bluyroue u. Eliason, und zwar ohne besondern Erfolg daran gewagt, aber wir übertreiben nicht, wenn wir sagen, daß Joachim alle drei, so groß und erhaben, besonders der Erste, darin auch war, bei weitem übertraf. Alle diese hohen Fähigkeiten, die in diesem Kinde vereinigt find, diese Vollkommenheit, diese g r ü n d l i ch e S a ch k e n n t n i ß, zu der sich ächles Künstlergesühl, und die erhabenste Idealität gesellt, sind Dinge, über die der Verstand verwirkt stille stehen muß. Diesem Knaben, mit dem geistvollen, lächelndenGefichtchen, umgeschlagenen Hemvekragen und Taschen, ohne Zweifel mit Schnellkügelchen und Peitschenschnüren gefüllt , im Orchester zu sehen, ist wahrlich ein Anblik, der sogar Graubärte wankend machen kann. Aber er steht da und handhabt seine Vio-