Evangelischen Gymnasiums, Nagyszeben, 1875

RIv~98] Einige Bemerkungen ZU dem Homeridisclien Hymnus auf Hermes von MORITZ GcUIST. Das griechische Volk hat in seiner Mythologie das ver­wirrende Spiel der todten Naturkräfte in sinnliches Leben voll wunderbaren Reizes gekleidet; die erhabenen Gewalten des Himmels, die lebenspendende Fruchtbarkeit der Erde und des Wassers, ja sogar die unheimlichen Mächte der Finsterniss in den Tiefen der Unterwelt hat die schöpferische Phantasie der Hellenen in ewig schöne Göttergestalten verwandelt, die uns aus den Worten der Dichter wie in den Werken der bildenden Kunst in vollendeten Formen des Leibes und erfüllt von dem Adel des Geistes ent­gegentreten. Solche Kunstgebilde in Erz und Stein in Verbindung mit sprachlicher Ueberlieferung haben die Nachwelt gelehrt, die Kräfte und Erscheinungen der Natur zu erkennen, welche in jedem dieser Götterbilder in persönlichem Leben erscheint. Nur die Vor­gänge und Veränderungen am Himmel oder auf der Erde, im Luftkreise oder in der Tiefe, welche sich in dem Götterboten Hermes verkörperten, sind den Forschern lange dunkel geblieben; der Gott, welcher den Menschen am nächsten stand, und mit ihnen am liebsten verkehrte, ist uns bis zuletzt ein Räthsel ge-1

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