Neppendorfer Blätter, 1923 (Jahrgang 21, nr. 22-52)

1923-05-27 / nr. 22

’«-«« "«M-—-«Wisoznzwqn Eg­ung 2 onen “ 8 Seite 2 PR A geführt. Alle starrten sie an. Ein Gefühl von Unbehagen überkam sie, ob­wohl alles an ihrer Kleidung in Ord­­nung sei, Sk­sur und Hut gut säße? dacjte sie gequält und fühlte, wie ihr die fatale Röte ins Gesicht schoR. DER­ Meidespruch des Pfarrers war gesprochen, seine sonore Stimme hallte­­ auf über den weiten Plaß; nun kam die Reihe zu sprechen an die Frau Mutter. Ein seltsames Angstgefühl faß ihr in der Kehle, aber sie faßte sie und begann mutig in wohlgeseßten Worten. Sart, wie das Sirpen einer Grille klang ihr die eigene Stimme ins Ohr und an der Unruhe der entfernter Stehenden konnte sie bemerken, daß sie nicht verstanden wurde, das vermwirrte sie und sie fühlte, wie sie den Boden verlor. Da halfen nur Worte, schöne, klingende, zeitfüllende Worte bis sie wieder ins Geleite kam — „so brachten unsere Altvordern mit in dieses Wand den Pflug, die Art, Werkzeuge der Handwerker, Gerät des Haushaltes, Küchengerät und Zurngerät .“ Ein leises Pruften vom Retter Will, das er in ein etwas unnatürliches Nieten umwandelte, brachte sie gänzlich aus der Zallung; sie fühlte in ihrem Täschchen nach dem Settel, der war nicht drin, aber soviel Beistes­­gegenwart blieb ihr troß dieser niederschlagenden Ent­­deckung, daß sie ihr Sacktuch herauszog und es etwas umständlich bewüßte. Da hörte man plößlich durch­ die lautlose Stille ein heiteres Flüstern, aus dem nur die Pfarrerin und die ihr am­ nächsten fanden „— der­ Turmovater Jahn“ verstanden. Das hatte Kati geflüstert, die mit dem Settel der Pfarrerin am Planken des Pfarrersgartens stand, von wo sie sichtlich erregt die Nöte der jungen Herrin mitempfunden hatte. Der Turmvater knüpfte denn auch den Gedankenfaden der Pfarrerin wieder an und in Schweiß gebadet schleß sie bald darauf mit kräftigem Heil auf die Turner ihre Fahnenmutterrede. Im geheimen aber schwor sie sich: einmal und nie wieder öffentlich, und noch dazu unter freiem Simmel an reden. ** Wandlung. Daß die Sadisen ein zauderndes, si schwer ents­chließendes, abwartendes, oft erst im rechten Augen­­blik oder gar zu spät­er entscheidendes Volk seien, davon war ich in meinem bornierten Sinn schon längst überzeugt; so recht schien es mir aber erst zum Be­­wußtsein zu kommen,­­als in der zweiten Hälfte des April einer unserer Kursprofessoren uns’ mitteilte, daß der „Maiausflug“ der Grazer Handelsakademie am 17. Mai stattfinde. — Die V­orlesungen in den Abi­­turientenkursen würden an diesem Tage entfalten und gleichzeitig die Pfingstferien beginnen. Das imponierte mir! Wenn ich damit die Art, wie bei uns der Tag des Maifestes bestimmt zu werden pflegt, verglich von Heute auf Morgen, so ganz ohne jeden großzügigen Weitblick, so ertappte ich mich darüber, wie meine Mundwinkel fi nach ab­­wärts verzogen, was Spott oder gar Beradtung bes­deuten soll. Die Zeit rollte ab mit Regen und Sonnenschein, die Eismänner kamen und brachten die vorgeschriebene Kälte, und als gar der auf Bonifatius folgende Tag früh war, beganır K­­­leife an dem Weitblick unserer Schulleitung zu zweifeln, die sich ihrerseits wieder über die Güte ihrer Wahl absolut im Klaren zu sein scien, da sie keinerlei Anordnungen den Schulbesuch betreffend für den Fall einer Welterungunst getroffen hatte. Doc als dann der 16. in strahlender Bläue heraufzog, warm, ein rechter Maien lag, da war ich mir des Abstandes zwischen Ort und Welt wieder voll bewußt. Auch die Nahht war tennenhell, und als ich zu Bette ging, konnte ich nicht umhin, wieder BERNENE Parallelen zu ziehen. Merkwürdig wie shhwer es heute sagte — so lange Dunkel; Ich drehte mich auf die andere Geile — do — was war das? Ein altbekanntes, ein» schläferndes Geräusch drang an mein Ohr — sollte etwa der Wasserkrug rinnen? Rafcy fuhr i­ aus den Federn — ein grauer Simmel hing schwer über den Gieben — und ein feiner Sc­hnürlregen verband Molke und Erde. — In mir aber stürzte, von diesem Regen unterwaschen, ein Tempel zusammen, den ich der Ueberlegenheit der Fremde erbaut. Zu Mittag las i­ auf der Mensa in den Ser­­mannstädter Tagesblättern den Bericht über das wunder­­volle Maifest daheim; — da wurden die Tränen der Sehnsucht auch die legten Grundpfeiler des Tempels fort und ich ging hin und tat Buße. Apoll Herausgeber und verantwortlicher Schriftleiter Josef Botschner Ultramarinblau bem. rein i Beierswalder Aronen-Jinkwerk Rilaphan Grünsiegel Racke, Bronze eingetroffen bei GOTTWALD G. BLOOS Hermannstadt, Burgergasse 13—15 :"

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