Neppendorfer Blätter, 1925 (Jahrgang 23, nr. 3-52)

1925-01-18 / nr. 3

. «ö.eite"4 «Neppendollek Bäder »- Y­­--—Alk.·s Diesixeidee.« Eines Tages sprachx beim Direktor derskrenans­­taltun X ein junger Mann vor. Was denn zu Diensten stehe, fragte der Direktor. Er, der junge Mann, habe eine neue Methode erfunden, an ihren Ideen leidende Geisteskranke zu heilen. Das Mittel, das jet angewendet werde und das darin bestehe, durch Duschen, Abreibungen und so weiter die Kranken wieder herauffellen, sei grundverkehrt. Körperliche Krankheiten durch körperliche, stoffliche Mittel­ müsse der Wahrspruc­h eigen. Aber geistige Krankheiten der geistige, unsteffliche Mittel ! „Lieber Herr!“ Klärte ihn der Direktor auf. „Da­­rüber irst die Wislenschaft längst hinaus, durch gutes Zureden überzeugen und heilen zu wollen. Es ist nichts mit Ihrem Mittel!“ Aber er habe ja schon die Probe bei einem guten Freund gemacht. Durch Logik könne Geisteskrankheit geheilt werden. Durch eine vermittels Darlegung logischer Gesäße erfolgende Aufklärung der Geisteskranken. Daß durch, daß man sie überzeuge, daß sie gedanklich irrten ! Es sei ein V­erbrechen, die Kranken auf eine andere Messe heilen zu wollen. Kurpfufcherei sei das! Der Direktor wurde wütend. Wie gesagt, das wisse die medizinische Wissenschaft wirklich besser. Ob der junge Mann dem­ Mediziener sei? Keineswegs. Aber das sei eben das Gute! Er sei unbeeinflußt. Er drehe si nicht in dem überkom­­menen, mit Irrtümern gespickten Gedankenkreis der Berufsmediziner. Er habe sich freien Blick bewahrt. Der Direktor ließ den jungen Mann aus seinem Sprechzimmer werfen. Der junge Mann schrieb darauf ein Buch, das er im­­Selbstverlag erscheinen ließ, 67 Leitungsartikel, von denen er keinen loskriegte, und unternahm eine Rundreise an sämtliche Irrenärzte des Landes, die ihn teils kurz, teils sehr kurz abwiesen. Darauf rief er öffentliche V­ersammlungen ein, die schließlich den Erfolg hatten, daß er ins Irrenhaus gesteckt wurde. In dem Irrenhaus wurde er mit A­breibungen, Dulhen, Bädern und Einpackungen behandelt. Er schrie, daß das Blödsinn sei, Unsinn, V­erbre­­chen! Kogik­ müsse er behandelt werden, zu überzeugen müsste man ihn versuchen! Man duschte, badete weiter und rieb weiter ab und packte weiter ein, bis der Pa­­tient auf andere Gedanken als den der Propagierung seiner Heilmethode gekommen war, seinen Glauben als Irrtum einzusehen begann und vom Anstaltsdirektor als wieder hergestellt entlassen werden sollte. Als der ihn beglückwünschte,daß die Anstalt ihm so zum Segen gereicht sei,wurde der junge Mann aber­­­­ m­ißmutig«,nicht die Vädek hätten ihn geheilt.Er habe seine eigene Methode angewendet und sich selbst gehellt. «Der Direktor fuhr auf:Erich eine noch gar nicht ges helltzu sein,wenn er immer»noch leb­e·fixe8"dee habe. Der junge Mann erwiderte, daß das nur ein Be­­weis dafür sei, daß die Bäder und Duschen nichts ge­­laugt hätten und daß er­ recht habe. Er wurde daraufhin in die Seite zurückgeführt. Der Direktor folgte ihm einen Tag später prompt nach, da er über diesem Problem freisinnig geworden war. Graphologie. Mein Freund Sebastian Krauseminze ist ein wahr­­haft q guter Mensch. Er tritt nie in der Straßenbahn jemandem auf die neuen Shimmylackschuh mit Platt­fußeinlage inklusiv Kukk­olauge; er hat noch nie einen Raubmord begangen, noch nie Konkurs gemacht, war noch nie Abgeordneter. Kurz, er ist ein guter Mensch. Er hat nur einen Fehler, er is ungemein neugierig. Neulihd hat er mich f sogar gefragt, wann ich meine Schulden bei ihm bezahlen wolle, so neugierig ist er.­ Es liegt auf der flachen Hand, daß ein so neu­­gieriger Mensch, wie Krauseminze, einmal auf die Idee kommt, erfahren zu wollen, wie sein Charakter bei Zichte betrachtet aussieht. Nun hätte er ja mich fragen können, ich würde ihm schon ein Licht aufgesteckt haben. Aber er genierte sie anscheinend vor mir und so schrieb er an mehrere Graphologen. Gleich am­ mehrere, der Sicherheit halber. Na, teuer war’s ja nicht. Aber man kann schon ausgeben, um zu erfahren, was für ein wertvoller Mensch man ist. Nicht wahr? Drei Antworten hatte er mir gezeigt, die andern hätten ihn zu sehr gelobt, meinte er, und das wäre ihm peinlich. Der erste Deuter schrieb:: „Sie sind ein Mensch, der über Leichen geht. Eine sehr eiserne Natur, dabei sparsam, geizig und stolz. Sie werden noch viel erleben. Außerdem haben Sie 20 Lei zu wenig eingesch­ckt, weswegen ich Ihnen mein Urteil unter Nachnahme schicke.“ Der zweite war schon besser: „Als weic­licher finnischer Mensch fehlt es Ihnen vor allem an Energie. Sie sind edelmütig und frei­­geistig. In Ihrem Berufe werden Sie große Erfolge haben. Auf Wunsc schicke ich Ihnen gegen Nachzah­­lung von 40 2. gern eine ausführlichere Beurteilung.“ Hierzu möchte ic bemerken, daß Krauseminze von Beruf nichts ist und sein Vermögen in Salami ange­­legt hat. Der große Berufserfolg stimmte also. Der dritte Graphologe schrieb kurz und knapp: „Strenge, Fleiß demokratisches Gefühl, aber an Hang zur Unterwürfigkeit zeichnet Sie aus.*

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