Neppendorfer Blätter, 1928 (Jahrgang 26, nr. 1-52)

1928-01-01 / nr. 1

BIBLIOTECAASTRA"F { S/IB I U Wochenschrift für Humor und Satire Hermannstadt, 1 Januar 1928 „2AGIT, ar FR y VE . ER ae . . er­­ 2 M fj 4 —— Preis 4 Lei Silvester. In München war einmal der Winter aus Ye Meile mild. Bis ins MWeihnachtsfest hinein blieb’s auf den Baugerüsten springlebendig. Dann, um eine Mittagsstunde, biß ein solcher Wolfstrost durch den un­ gedeckten Neubau, dab die Maurer bolterpolter alles stehn und liegen ließen. Auc, einen Balken. Den ent­deckten um Gilvester sechs Studenten. Studenten waren­­damals noch verpflichtet, den Neujahrstag anzuuilken. Eingetriebene Zylinder waren alter Schnee. Ausge­­hängte Türen gleichfalls. Abgerissene und vertauschte Namensschilder lohnte kaum ein Lächeln. Und alle diese alten Wiße hatten dies gemeinsam: Kam die Polizei dahinter, gab es 6 Strafbefehle, kam sie nicht dahinter, gab es keine. Die Kunst war, eines mit dem andern so zu kombinieren, daß man froß Dahinterkommens keinen Strafbefehl erlassen konnte, „Machen wir,“ jagten die Jerhs, nachdem sie eine Meile vor dem ofen Balken gestanden und scharf nachgedacht hatten, „boolup !“ Iupften, schulterten den Balken auf sechs Schultern und marschierten los. Feierlich­ durch eine Straße. Feierlicher­ durch die zweite. „Halt!“ sprang aus der dritten ein behelmter Schußmann. Gehorsam festgebannt im Raume fland der Balken. Taktfeit hoben sich und senkten sie vor Ort die zwölf Studentenbeine, derweil der Schußmann brüllte: „Was un­d Sie da!“ „Wir tragen“, jopien die sechs mit preferlice Grabesflimme. „Was tragen Sie da?“ "Mir fragen einen Balken“, beharrte man tiefernff. „Wohin tragen Sie den Balken ?* „Wir fragen den Balken spazieren“, scholl es voll und mild. „Ha, spazieren! Einen Balken jaszieren! SDR wird man’s zeigen — mitgegangen !“ Der Balken wanderte im Raume wagrecht, unter ihm im Takte senkrecht auf und ab zwölf Beine, vor ihm wütend der Gendarm. Wachtlokal. Gelangweilt drin ein Benknant; Auf Der geht die Türe. Herein mit Zubehör der Balken. Schußmann rapportiert: „Schon gut,* der Leutnant, der ein Lächeln mühsam fi) verbeißt, „meines Wissens ifft das Spa­zierentragen von Balken nit verboten — die Herren können gehen.“ Zeterlich gehts wieder durch­ eine Straße. Feier­licher durch eine zweite. „Halt!“ springt aus einer dritten abermals ein Helm, „was tun Sie da!“ „Wir tragen!“ „Was tragen Sie da?“ „Wir tragen einen Balken.“ „Wohin tragen Sie den Balken ?* „Wir tragen den Balken spazieren.“ „Ha, spazieren­­ auf die Wade !* Heute, an des Jahres Wende rufen laut wir und behende, ichreit der ganze Christenchor:­­„gahr, was hast du mit uns vor?“ Jahreshoffnung.­ ­Denn es geht ein wehes Klagen: „Hartes hatten wir zu tragen in dem abgeschlossnen Sahr, das für uns voll Unheil war.“ Ach, es brachte Not und Leiden und die Freude war bescheiden; sie wog nicht das Kämpfen auf in des ganzen Jahres Kauf. Neues Jahr, füll deine Speicher freudeichwerer, da du reicher selbst um einen vollen Tag. Heiter sei dein G Stundenschlag! Biblioteca Judeteana ASTRA NN N *21931P* Lab uns von dem wilden Haften einmal friedlich, glücklich rasten, daß wir fallen frischen Mut. Neues Jahr, o mach es gut! - N i A & a 2 s =. . » # :' er © .. TER ae a A u RZ ss. TE A . { E & A \ “ j 5 3

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