Neppendorfer Blätter, 1928 (Jahrgang 26, nr. 1-52)

1928-01-15 / nr. 3

swochenechrist furc­­-l­­umor und-Baii­e .Preis4Lei Kepgendorfer Blätter 26. Jahr Hermannstadt, 15. Januar 1928 ‚ arme die Einführung der Bilder-Telegraphie, | Sreut euch, Leute, denn jeßt könnt ihr lachen: Reicht ist’s fürder, sich „ein Bild zu machen“. Statt des Wortes, das nur Schall und Rauch, man bestellt si einfach dur­ den Aeiher schleunigst sound soviel Zentimeter, und erhält’s mit Eilpost zum Gebrauch). D­­ie Technik! Geif der „Zunk“ gediehen, hören wir beim Baden Simfonien, und mich singt der „P­arlifal“ in Schlaf. Nun halt’ auch an meinem A un jf-Sinn zäh’ ich, und die Bildergalerien begeh’ ich, franko zugesandt per Telegraph. Kriminalinspektor Greif nebst Gallin fallen vor der Neu-Erfindung plat­ hin, denn, nun ist je­mandye Sorge aus. Und sie rufen: „Großes ist gelungen !* Kriegen Sie doch ihren „Schweren Zungen“ statt durch Stordy — durch Bildfunk frei ins Haus. Niemand drahtet mehr: „Bub kam in Wiege“, nein — das­ Kind erscheint jegt in effigie, und wenn jemand etwa Giebzig ‚wird, kommen — statt per Wort — die Gratulanten, alle Freunde und die Anverwandten, höchstpersönlich — drahtlos — ange ihm wirrt. 3a, der Geist sucht stets nach neuen Bahnen. Schon wird ihm die Welt zu eng. Wir ahnen unbegrenzte Möglichkeiten schon. Bald Schrenck­ begingt es auf XUetherwellen, und es zeigt si —­ Sweifler zu erhellen — drahtlos auch die —­ vierte Dimension. ©. .. — ch bin erschrocken, zu hören, daß Sie Ihre Tante begraben haben ! — 9 konnte nicht anders, sie Natürlich­ war gestorben ! Die Ohrfeige. Ein Traum. Die alte Weisheit des „man sagt“ lehrt, daß Träume Schäume sind. Leider mußte ich in wenig angenehmer, aber um so eindrücklicher Weise an mir selbst die Nichtigkeit dieses Saßes erfahren, und zwar durch die Beifäligung desselben durch eine Ausnahme. Und das kam so: Lebten Sonntag war ich in einer überaus neiten kleinen Gesellschaft ; junge Damen und was sonst dazu gehört, waren in bunter Reihe beisammen. Ich saß in einem bequemen­­ Klubjessel, etwas abseits von den übrigen und bewußte die herrliche Gelegenheit des V­or=­trags einer lyrischen Dichtung, um ein bißchen einzu­­nicken — froß der jungen Damen, denn diese waren samt und sonders in den Bann der Lyrik geraten.­­— Und — o Wunder! — was sonst nur alle drei Fahr» zehnte einmal geschah, widerfuhr mir in dem ange­nehm durchwärmten, fraulich-dämmerigen Raum. Ich träumte! Träumte, im Orienterpreß zu fißen auf einer Fahrt nach K­onstantinopel. Mir gegenüber fraß ein beweglicher, noch­ junger Herr, der bald interessiert die Gegend musterte, bald in Leitungen blätterte. Wir waren allein im Abteil. Schon nach kurzer Zeit kamen wir ins Gespräch und unterhielten uns über dies und jenes. Auch er fuhr nach Konstantinopel, war im Ber­griffe, dort eine Filiale seines Handelshauses zu er­­richten. Was war natürlicher, als über die M Wirtschafts­­lage und Politik der Gegenwart zu sprechen. Immer angeregter wurde unsere Unterhaltung — unsere Meinungen waren grundverschieden, manche meiner Behauptungen waren genau das Gegenteil von dem, was er mit südländischem Eifer verfocht. Plöß­­­lich sprang mein Gegenüber, durch meine lechte Be­­merkung maßlos erregt, auf und verfeßte mir eine tüchtige Ohrfeige. Ich zuckte unter dem Schmerze zu­­sammen und wollte mich auf meinen Gegner stürzen, da­s wachte ich auf und wurde von einem tosenden Gelächter der Gesellsschaft begrüßt. Im Schlaf war ich

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