Neue Zeitung, 1978 (22. évfolyam, 1-52. szám)
1978-01-06 / 1. szám
XXII. JAHRGANG, NUMMER 1 Preis: «0 Fillér BUDAPEST, 6. JANUAR 1978 NEUE ZEITUNG Wochenblatt des Demokratischen Verbandes der Deutschen in Ungarn Die Arbeit und ihre Belohnuncr Schaut sich der ehrlich arbeitende Ungarn in seinen vier Wänden um, kann er zufrieden sagen: Siehe, die Arbeit eines ganzen Jahres hat wieder ihre Früchte gebracht. Wir haben gearbeitet, waren rührig, und dies ist das Fundament des weiteren Wohlergehens der Familie, können all jene bekennen, die während des Jahres ihrer Pflicht nachkamen. Doch was bringt das Morgen, das Jahr 1978? Wird unsere Tätigkeit eine entsprechende Fortsetzung finden? Der Volkswirtschaftsplan 1978 gibt Antwort auf diese Fragen. Der Plan rechnet mit einem noch besseren Fortkommen der Familien, der Zukunft der Arbeiter, Bauern, Geistesschaffenden, Handwerker und Kleinhändler. Im Dezember 1975 akzeptierte das Parlament den fünften Fünf jahrplan. Seitdem sind zwei Jahre verstrichen und mit dem 1. Januar traten wir in das dritte. Die Resultate der letzten zwei Jahre betrachtend könnten wir sagen, sie hätten in gewissen Bezügen auch besser sein können, hat sich doch die Krise in der kapitalistischen Welt belastend auf unseren Aussenhandel ausgewirkt, er gestaltete sich nicht so, wie wir das gern gehabt hätten, das Gleichgewicht der Aussenhandelsbilanz ist schlechter als geplant. Die Entwicklung der Landwirtschaft und Nahrungsmittelindustrie überflügelte weit die Vorstellungen und äusserst günstig ist die Lage der Verwertung auf dem Weltmarkt. Kraftvoll entwickelte sich auch der Maschinenindustriezweig, was mit der Exporterhöhung einherging. Beim Bilanzziehen über das vergangenen Jahr kristallisiert sich im grossen dieses Bild heraus, und zuversichtlich können wir auch 1978 entgegensehen, damit rechnend, dass die Kurve in der Nahrungsmittel- und Maschinenindustrie auch weiterhin nach oben steigen wird. An erster Stelle des Volkswirtschaftsplanes 1978 figuriert die höchste internationale Vergleichsziffer, das Nationaleinkommen. Das Nationalprodukt demonstriert die innerhalb eines Jahres im gegebenen Land erzeugten neuen Werte. Im Volkswirtschaftsplan ist ein fünfprozentiger Anstieg des Nationaleinkommens vorgesehen; um so viel müssen Industrie, Landwirtschaft, Bauindustrie und die übrigen Volkswirtschaftszweige im Verhältnis zu 1977 mehr produzieren. Für die Industrie wird die Erfüllung dieser Aufgabe kein leichtes sein, denn Arbeitskräftemangel und die tempogeladenere Modernisierung der Produktionsstruktur stellen seit Jahren Probleme dar, oder, mit anderen Worten ausgedrückt, die Erzeugung neuer Produkte mit grösserer Rentabilität, die Steigerung des für den Export bestimmten Warensortiments beansprucht grössere Anstrengungen als bisher. Durch die auf höherem Niveau erfolgenden Produktionsorganisation können die Fabriken und Unternehmen viel zur noch erfolgreicheren Erledigung der gestellten Aufgaben beitragen. Industrie und Handel müssen die Versorgung der Bevölkerung so organisieren, dass als Endergebnis eine breitere Warenauswahl gegeben ist und auch die Ansprüche der Dorfbevölkerung besser in Betracht gezogen werden. Das betonen wir deshalb gesondert, da auch auf der gemeinsamen Sitzung der Parlamentsausschüsse für Handel und Industrie von den Abgeordneten die lange Liste der Bevölkerungswünsche aufgezählt wurde, jene Mangelerscheinungen, die in der Lenkungs- und Kontrolltätigkeit des Ministeriums für Leichtindustrie und des Ministeriums für Binnenhandel auftreten, sich in der Versorgung der Provinzwarenhäuser und Geschäfte bemerkbar machen. Gemeinsame Aufgabe von Industrie und Handel ist es, das Niveau der Versorgung zu verbessern, dahin zu wirken, dass auch die Kunden in den Provinzgeschäften moderne Bekleidung, Qualitätsschuhe, Umstandskleider, Wolle und preisgünstigere Waren — um nur einiges zu erwähnen — erhalten, und nicht deshalb extra nach Budapest oder in die Komitatssitze zu fahren brauchen. Besondere Beachtung verdient im Plan für 1978 auch der sich mit dem Transport und der Beförderung befassende Abschnitt. Im Dienste besserer Verkehrsbedingungen der Bevölkerung steht der Einsatz von 1000 neuen Autobussen, 220 km neue Strassen, weiterhin die Modernisierung von 340 km Strassenabschnitten und die Befestigung von 1400 km Wegen. Die Ungarischen Staatsbahnen modernisieren eine Strecke von 320 km und beschleunigen den Personenund Lastentransport. Nicht geringere Aufgaben warten auf die Bauindustrie, denn es müssen 90 000 neue Heime, davon 33 000 staatliche Wohnungen errichtet werden. Hoffen wir, dass das zum Bau von Familienhäusern notwendige Material, Zement, Kalk, Ziegeln, Kacheln, Kies, Türen und Fenster ,in gewünschter Menge erhältlich ist und auch die entsprechende Transportmittel zur Verfügung stehen. Auch die für die Landwirtschaft vorveranschlagte 2—3prozentige Entwicklung stimmt optimistisch. Das ist zwar verständlich, denn im vorigen Jahr machte die Landwirtschaft einen grossen Schritt nach vorn, im Verhältnis zu 1975 war eine neunprozentige Produktionsentwicklung zu verzeichnen. Mit diesem Resultat holte die Landwirtschaft den aus 1976 resultierenden Rückstand auf. Wir alle freuten uns über das reiche Gemüseangebot, manchmal gab es zwar einige Hindernisse beim Transport von den Feldern in die Lager, doch die Versorgung der Bevölkerung verlief reibungslos, auch die Konservenindustrie arbeitete gleichmässig. Auf der landwirtschaftlichen Ergebnisliste nimmt die Kartoffel- und Zukkerrübenzucht einen wichtigen Platz ein. Auf den Märkten sind Kartoffeln in unbegrenzter Menge und guter Qualität erhältlich; 1976 mussten wir, wie erinnerlich, Kartoffeln importieren. Die andere wichtige landwirtschaftliche Kultur, die Zuckerrübe, verdient zweier Gründe wegen besondere Erwähnung. Die geerntete Menge deckt voraussichtlich den Bedarf und der andere erfreuliche Fakt besteht darin, dass der Zuckergehalt der Rüben die 15 Prozent übersteigt. Der Aufschwung in der Zuckerrübenzucht wird auch durch den Fakt unterstrichen, dass sich die Zusammenarbeit zwischen den Zuckerraffinierien und den jeweiligen landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften bewährte. Fleiss und unermüdliche Arbeit haben ihre Früchte gebracht, von denen wir alle profitieren. Uns auf die Resultate der ersten beiden Jahre des fünften Fünf jahrplanes stützend, können wir zuversichtlich dem Jahr 1978 entgegenschauen. István Vig Sie lesen in unserer heutigen Nummer: Uber das Leo-Frankel- Gymnasium: Seite 3 Eine Reportage über den Künstler István Nádler: auf Seite 5 Gutes Handelsnetz in Nagymaros: Seite 3 Über die Krone: auf Seite 2 Uber das Apothekenmuseum: auf Seite 7 Eine Ausstellung in Fünfkirchen: auf Seite 6 Im Kindergarten von Grossturwall Mein erster Weg in Grossturwall/Törökbälint führte ins Rathaus der Gemeinde, wo ich mich mit dem Ratsvorsitzenden, József Mészáros unterhalten habe. Er nannte interessante Faktoren und Angaben über die schnelle Entwicklung der Gemeinde. Das hervorragendste Ereignis, im Jahre 1977 war der Beginn des Baues von einem Wohnviertel mit 50 Wohnungen. „Am vierten April und am 7. November 1977 konnten davon die je ersten 10 übergeben werden. Damit möchten wir in erster Linie Familien, die mehr als drei Kinder haben, helfen, denn ehrlich gesagt, sind sie am meisten darauf angewiesen.” Wie sich die Zahl der Betriebe in der letzten Zeit erhöht hat, stieg parallel dazu auch die Zahl der Einwohner und die Plätze im Kindergarten reichten nicht mehr aus. Vor vier Jahren wurde der dritte Kindergarten in der Gemeinde erbaut, so dass jetzt alle Kleinen untergebracht werden können. 1978 soll es zum Bau einer Grundschule kommen, in dem sich acht Klassenzimmer und auch ein Sportraum befinden werden. Für das kommende Jahr ist der Bau einer Kinderkrippe geplant. „Es wird bei uns sowohl im Kindergarten als auch in der Grundschule deutscher Muttersprachunterricht seit vielen Jahren erteilt und es läuft seinen Gang”, so der Ratsvorsitzende. Um ausführlicher darüber etwas zu erfahren, machte ich mich auf den Weg und besuchte den Kindergarten Nr. 3. Die Leiterin des Kindergartens, Frau Horvath empfang mich freundlich und stellte mir alle Hilfe zur Verfügung; sie gab Auskünfte über das Leben im Kindergarten und anschliessend konnte ich mich mit den Kindergärtnerinnen, die die deutschsprachigen Beschäftigungen durchführen, unterhalten. Drei junge Damen begegnete ich, die sehr glücklich darüber waren, dass wir uns gleich deutsch unterhalten konnten, denn sie sind aus der DDR gekommen und haben noch Schwierigkeiten mit dem Ungarischen. Frau Christine Szatmári ist erst in diesem Sommer, Frau Uta Tonigold vor drei Jahren und Silina Takács vor einem Jahr nach Ungarn gekommen. Silina und Uta haben gemeinsam ihr Studium in Radeberg (bei Dresden) absolviert und ein Jahr lang waren sie dort auch Kolleginnen nach dem Studium; glücklicherweise sind sie es wieder geworden. Uta, da sie die längste Zeit — unter ihren Kolleginnen — in Ungarn verbracht hat, verfügt über mehr Erfahrungen, als die anderen beiden. „Wie schätzen Sie die deutschsprachigen Beschäftigungen im Kindergarten ein, und welche Meinung vertreten Sie über die Fähigkeiten der Kinder in der Beziehung?” fragte ich sie und Uta ergriff gleich das Wort. „Als wir in Ungarn ankamen, waren wir darauf eingestellt, dass wir am Anfang Probleme mit der Arbeitsstelle haben werden, und statt dessen fanden wir so eine gute Möglichkeit, wo wir sogar unseren Beruf ausüben können. Diese Erscheinung ist aber nicht nur aus unserem Standpunkt aus vorteilhaft, sondern, so meinen wir, auch für die Kinder. Leider bringen sie nicht viele Sprachkenntnisse von zu Hause mit, und deshalb muss man praktisch ganz am Anfang beginnen. Auch steht nur wenig Zeit zu diesem Zweake zur Verfügung.” Wie sie das ausführlicher darlegte, dauern die Beschäftigungen in den jüngeren Gruppen im ersten Halbjahr nur 7—10 Minuten, denn längere wären zu anstrengend für die Kleinen. „Denn viele Kinder, die zu uns kommen, sind das erste Mal für längere Zeit, von zu Hause weg, und zuerst müssen sie sich den hiesigen, die sie bis jetzt nicht gekannt haben, der Gemeinschaft anpassen.” „Wie verändert sich die Länge und das Programm der Beschäftigungen in den mittleren und grossen Gruppen?” „Im zweiten Halbjahr wird bei den Jüngsten die Zeit der Beschäftigungen auf 10—15 Minuten erhöht, in der. mittleren Gruppe beträgt sie 20—25 Minuten und in der grossen Gruppe 25—30 Minuten”, sagte Silina. Christine fuhr mit dem Inhalt fort. „In den jüngeren Gruppen werden die Kinder mit den Höflichkeitsformen bekannt gemacht. Sie erlernen die Begrüssungsformen und Begriffe zum Thema „Tagesablauf im Kindergarten”. In den mittleren Gruppen werden Themen wie Natur und Musik behandelt. Es werden also Kenntnisse über die Jahreszeiten, Tiere und Umwelt vermittelt. Was natürlich vor allem die Vermittlung sprachlicher Begriffe bedeutet. Im Rechnen lernen sie die Grundzahlwörter von 1 bis 10, Unterschiede wie klein und gross, hoch und niedrig, viel und mehr usw. kennen. Grossen Spass macht es den Kindern die Musikbeschäftigung, denn da können sie auch Spielen. Verschiedene Kreisspiele, rhythmische Bewegungen werden durchgeführt und sogar Instrumente werden gebraucht. Es werden auch Kenntnisse über Berufe, Kindergarten- und Familienleben vermittelt.” „Welche Materialien stehen Ihnen zur Verfügung in der Gestaltung der Beschäftigungen?” fragte ich weiter, und es wurde eine Reihe von Spielzeugen und Geräten aufgezählt. Wie es durch die Erzählung der Kindergärtnerinnen zum Ausdruck kam, wird von ihnen eine von methodischer Hinsicht aus gut durchdachte Arbeit verrichtet. Die Kinder werden mit allen Mitteln — in erster Linie aber — mit ihrem nahesten „Werkzeug”, mit den Spielzeugen zur bewussten Gestaltung des Alltagslebens geführt. Genauer gesagt, sie werden zu sog. Rollenspielen veranlasst; sie spielen also Bauarbeiter, Friseurin usw. Diese Spiele beschäftigen gleichzeitig mehrere Kinder, es werden richtige, wahrheitsgetreue Situationen gestaltet. Der Hof wurde z. B. zum Üben der Verkehrsregeln eingerichtet. Kleine Fahrzeuge und Verkehrszeichen stehen zur Verfügung, womit die Kinder einen wirklichen Verkehr „inszenieren” können. „Welches Sprachniveau erreichen die Kinder bis sie in die Grundschule kommen?” „Sie werden — laut der Meinung der Lehrerinnen — gut auf die Schule vorbereitet. Sie beherrschen auf alle Fälle eine sichere Grundlage, die man in der Schule erweitern kann”, sagte Uta. „öfters haben wir Besprechungen mit den Lehrerinnen der Grundschule durchgeführt, die sehr nützlich waren, denn wir verglichen das Lehrprogramm und besprachen gemeinsam die Probleme und Ziele unserer Arbeit”, so Christine. Die Kindergärtnerinnen erzählten mir auch über eine Zusammenarbeit mit den Kindergärten sowohl aus der Umgebung, als auch aus anderen Komitaten. Am 30. Mai 1977 veranstaltete man z. B. ein „Nationalitätentreffen”, in dessen Rahmen eine Ausstellung und Besprechungen an Hand der gesehenen Beschäftigungen stattfanden. Auf der Ausstellung wurden auch Anschauungsmittel und andere zur Arbeit der Kindergärtnerinnen nötigen Materialien gezeigt. In den Herbstmonaten 1977 empfing der Kindergarten in Grossturwall Gäste aus Budaörs, Székesfehérvár, Budakeszi, Pécs und Pilisvörösvár. Es waren Deutschkindergärtnerinnen aus den genannten Gemeinden zu einem Erfahrungsaustausch nach Grossturwall gekommen, der für beide Seiten sehr nützlich gewesen war. Dieses, aber auch die vorher erwähnten Unternehmen waren sehr lehrreich und leisteten grosse Hilfe den Kindergärtnerinnen. Margarete Locher Lustig geht die Beschäftigung zu