Neue Zeitung, 1985 (29. évfolyam, 1-52. szám)
1985-01-05 / 1. szám
1/1985 Zur Lage der kulturellen Breitenarbeit in der Branau Der Leiter der Abteilung für Bildungswesen am Rat des Komitates Baranya, Johann Fischer, hat unter Mitarbeit der zuständigen Referentin für Volksbildung, der Direktorin der Komitatsbibliothek, des Direktors des Stadtarchivs und weiterer Verantwortlichen ein Referat über den Stand der kulturellen Breitenarbeit in dem Komitat Branau/ Baranya erstellt. Den Auftrag für diesen Bericht stellte der Nationalitätenausschuß beim Komitatsrat der Brariau. Es ging um eine Bestandsaufnahme und die Bestimmung der nächstliegenden Aufgaben. Zu loben ist vor allem die Vorgangsweise der Beauftragten: Sie haben die gegenwärtige Lage recht konkret erschlossen und die zu treffenden Maßnahmen bestimmt, damit zu einem weiteren Termin darüber berichtet werden kann, was objektiv getan worden ist. Im großen und ganzen ist festzustellen, daß die Kaderversorgung der kulturellen Breitenarbeit zu wünschen übrig läßt. Außer den Tanzgruppen und den Blasorchestern fehlt es meistens an entsprechend ausgebildeten Aktivisten und sachkundigen Leitern für Bibliotheken, Deutschklubs und Dorf Chroniken. Die populärwissenschaftliche Kenntnisverbreitung weist auch keine erwünschten Erfolge auf. Es fehlt nach wie vor an Leuten, die sich bereit erklären würden, solche Vorträge zu halten und dabei die vorhandenen Ansprüche der Bevölkerung zu berücksichtigen. Bei den Laiengruppen ist ein quantitativer Anwuchs zu verzeichnen, der zum Teil auch mit den Bestrebungen des Demokratischen Verbandes der Ungarndeutschen zu erklären ist. Der Wettbewerb „Reicht T üderlich die Hand!“ wirkt sich ,mmer wieder als Ansporn für kulturelle Tätigkeit aus. Man bemüht sich bei Traditionspflege und schöpferischer Rezeption der eigenen Überlieferungen um die Teilnahme an dem genannten Wettbewerb. Dies erwirkt, daß man sich auf die Tradition besinnt, Gruppen bildet und in vielen Abendstunden sich die Mühe macht, Überliefertes anzueignen und bühnenreif zu machen. Mit Recht stellt das Referat fest, daß die Sammlung und Publikation der geistigen Werte der in der Branau lebenden Nationalitäten nur sehr schleppend vor sich geht. Dies ist um so bedauerlicher, als doch gerade diese Forschungen und Veröffentlichungen für die Laiengruppen die Grundlage für die Pflege und Weiterentwicklung der identitätsstützenden Inhalte bieten könnten. Nicht nur der Mangel an geeigneten Fachkräften spielt dabei eine . Rolle, auch die relative Unattraktivität solcher Forschungstätigkeit ist schuld daran, daß man sich seitens der Forscher nicht so richtig positiv entscheiden kann. Das Neue in der Arbeitsweise des Rates der Branau besteht eben darin, daß die erschlossenen Mängel als Aufgaben in den Jahresarbeitsplan aufgenommen und am Ende der Stichzeit abgerechnet werden. Der Nationalitätenausschuß der Branau schlug auf seiner letzten Sitzung vor, unter Mitwirkung der Kongreßdelegierten und Landesratsmitglieder der beiden betroffenen Nationalitäten verbände je eine Kommission zu bilden, die in enger Zusammenarbeit mit dem Nationalitätenausschuß aufgrund eines Jahresplanes nach Möglichkeiten einer selbständigen Arbeit bei den Nationalitäten suchen sollte. Sinn und Ziel der Bildung dieser Körperschaft bestehen darin, daß man sie an die praktische Arbeit des Komitatsrates und der Patriotischen Volksfront heranzieht und zugleich ihr nationalitätenspezifische Aufgaben überträgt. Die einzelnen Mitglieder wären verpflichtet, ihre Region, ihre Ortschaft in nationalitätenspezifischen Angelegenheiten mehr als bisher verantwortungsvoll zu vertreten, durch Initiativen, die teils von der Bevölkerung, teils von ihnen selbst kommen, neue Ansprüche zu artikulieren und der Verwirklichung näherzubringen. Das Gremium würde aufgrund eines Jahresplanes arbeiten und müßte demgemäß über seine Tätigkeit Rechenschaft ablegen. Und gerade darin liegt der Wert dieser neuen Form der Zusammenarbeit mit dem Rat und der Patriotischen Volksfront. Indem die Aufgaben konkretisiert werden, lassen sich auch die Ergebnisse entsprechend einschätzen. — lade — Klassenzimmer und Turnhalle in Dudar Erreicht uns eine Nachricht aus Dudar über die Übergabe neuer Bauten, sind wir gar nicht überrascht : Der Gemeinsame Rat, an den auch die ungarndeutschen Dörfer um Dudar angegliedert sind, und die örtliche Organisation der Patriotischen Volksfront arbeiten — unterstützt von den Ratsmitgliedern — sehr erfolgreich an der Verschönerung und Bereicherung der Dörfer. Der Wert der gesellschaftlichen Arbeit beträgt jährlich mehrere 100 000 Forint. Vor kurzem beendete man den Bau von Gehsteigen und nun können wir über die Erweiterung der Grundschule in Dudar um zwei weitere Klassenräume und den Beginn einer großangelegten Arbeit, die Grundsteinlegung der Turnhalle berichten. Die Erweiterung der Grundschule war sehr notwendig, da die Schüler aus dem benachbarten Dorf Nana/Bakonynána auch nach Dudar zum Unterricht kamen. In den neuen Räumlichkeiten wird bereits unterrichtet. Der Wert der gesellschaftlichen Arbeit beträgt etwa 1,5 Millionen Forint. Es halfen Eltern und Großeltern aus Dudar und Nana mit. Die jetzt angefangene Arbeit — den Bau der Turnhalle — unterstützen das Kohlenbergwerk, die Dudarer Betriebseinheit der Wesprimer Bakony Werke, der örtliche Betrieb des Verkehrsunternehmens VOLÁN sowie die Försterei. Der Elternbeirat und die Familien sind wieder bereit mitzuhelfen, um den Plänen nach im September 1985 die Turnhalle ihrer Bestimmung übergeben zu können. (Mit der Erweiterung der Grundschule wäre es vielleicht möglich, den Deutschunterricht wenigstens in Form eines schulischen Fachzirkels zu starten!) B. (J. NEUE ZEITUNG 3 NZ-Gespräch mit dem ersten Nationalitätensekretär Nationalitätensekretär — ein neuer Begriff, den wir uns merken sollten. Seit Januar 1984 arbeitet Dr. Mária Éllő beim Komitatsrat Wesprim/Veszprém als Nationalitätensekretär. Wir unterhielten uns mit ihr über ihre Erfahrungen des vergangenen Jahres und über die Tätigkeit des Nationalitätensekretärs. Wie würden Sie Ihre Arbeit charakterisieren ? Vor allem habe ich die im Laufe der Verwirklichung der Nationalitätenpolitik auftauchenden Aufgaben zu koordinieren. Die Aufgaben ergeben sich zum Teil aus der speziellen Lage in unserem Komitat. Der Nationalitätenarbeitsausschuß wirkt neben dem Vorstand der Patriotischen Volksfront, also arbeite ich eng mit dem Arbeitsausschuß und mit der Volksfront zusammen. Dieses Forum bietet reiche Möglichkeiten, die in den Ortschaften auftauchenden Probleme und Aufgaben zur Sprache zu bringen. Meistens liegt aber die Lösung dieser beim Rat. Um den Weg zu kürzen, nehme ich regelmäßig an den Sitzungen dieses Gremiums teil sowie auch an den Sitzungen des Operativausschusses, der aus den aktivsten Mitgliedern gegründet wurde. Ein anderes Spezifikum sind die Kleindörfer. Ungarndeutsche leben in insgesamt 39 Ortschaften des Komitates. 19 davon sind solche Kleindörfer, in denen die Zahl der Einwohner unter 500 liegt. Dem Alltagsleben und der Versorgung in diesen Kleindörfern widmen wir große Aufmerksamkeit. Deshalb auch besuchte ich gleich zu Beginn meiner Arbeit diese Kleindörfer. Ein Jahr ist zwar keine lange Zeit, doch bestimmt haben Sie schon Erfahrungen gesammelt, was alles zu tun wäre, wo Sie helfen können und müssen. Gewiß, ein Jahr ist halt nur ein Jahr, aber auch dies ist nicht ohne Erfolge vergangen: Ich halte es für sehr wichtig, daß anläßlich der Besuche des Generalsekretärs des Verbandes der Ungarndeutschen, Géza Hambuch, sowie des Sekretärs Johann Wolf art es uns gelungen ist, die Aufgaben aufeinander abzustimmen, zum Beispiel was die deutschen Ortstafeln anbelangt oder eben im Muttersprachunterricht. Wir stützen uns in unserer Arbeit auf die Berichte der Landesratsmitglieder an den Verband, ziehen die Ansprüche auf Deutschunterricht in Betracht, wobei wir selbstverständlich dazu auch unsere Aufgaben bestimmten. Im Februar 1984 befaßte sich der Vollzugsausschuß des Komitatsrates mit der Lage der Nationalitäten im Komitat Wesprim. Die Stellungnahme der Körperschaft wurde schriftlich jedem Gemeinderat zugeschickt, damit sich auch die örtlichen Räte damit beschäftigen. Der Komitatsrat verpflichtete die Abteilung Bildungswesen, den Aufgabenplan für die Erweiterung des Deutschunterrichtes bis 1990 auszuarbeiten. Wie steht es mit den deutschsprachigen Ortstafeln in Ihrem Komitat? In dieser Frage sollten die Gemeinderäte selber entscheiden. Daj jetzt bis ungefähr März die Dorf Versammlungen laufen und diese im Leben der Ortschaften wirklich die demokratischsten Foren sind, schlugen wir vor, die Dorf Versammlungen sollen darüber entscheiden, wo deutsche Ortstafeln aufgestellt werden. In Ganna-Döbrönte zum Beispiel fand die Dorfversammlung schon statt, und dort wurde für die deutschsprachigen Ortstafeln Stellung genommen. Der nächste Schritt wird dann eine andere ähnliche Aufgabe sein: Zweisprachige Aufschriften an öffentlichen Gebäuden wie Rat, Schule, Kulturhaus, Gesundheitshaus usw. Der Tourismus steigt in den letzten Jahren auch in den Bakonyer Dörfern an, auch dies begründet die zweisprachigen Aufschriften, Aber, wie gesagt, darüber müssen die Räte selber entscheiden. In den vergangenen Jahren ist in den Gemeinden des Komitates ein Aufschwung im Deutschunterricht zu verzeichnen. Die Schüler der Herender Grundschule z. B. belegten im Landesentscheid des Deutschwettbewerbes voriges Jahr das vierte Mal den ersten Platz. Wie sind die weiteren Aussichten? Immer mehr Eltern begreifen, daß es sehr nützlich ist, wenn ihre Kinder Deutsch lernen, folglich wuchs in den letzten Jahren der Anspruch auf Deutschunterricht sowohl in den Kindergärten als auch in den Grundschulen. Das Problem dabei, nämlich der Mangel an. fachgebildeten Lehrern, ist landesweit bekannt. Zur Zeit studieren mehrere künftige Pädagogen in Fünfkirchen, Szeged, Ödenburg und Frankenstadt/Baja, wir erwarten sie zurück ins Komitat Vesprim. Aber auch bis dahin wird für den Deutschunterricht vieles getan. 1984 wurde im Kindergarten von Kschludt/Kislöd eine deutsche Gruppe gebildet sowie in den Grundschulen von Rendek/Ajkarendek und Úrkút der Deutschunterricht eingeführt. In den letzten beiden Gemeinden wurden die deutschen Beschäftigungen in den Kindergärten schon früher eingeführt. Alles läuft planmäßig, die Abteilung Bildungswesen arbeitet gerade am Aufgabenplan bis 1990. Im Laufe des vergangenen Jahres besuchten Sie der Reihe nach die auch von Nationalitäten bewohnten Gemeinden, u. a. Kschludt, Waschludt/Városlőd, Herend, Pápakovácsi, Dudar-Nana/Bakonynána, Csetény, Urkut. Welche Erfahrungen haben Sie gesammelt? Vor allem informierte ich mich natürlich eingehend über die Tätigkeit der Räte und das Leben der Nationalitätenbevölkerung. Ich bin der Meinung, daß unter Gleichberechtigung der Nationalitäten vielerorts nur die Förderung der kulturellen Arbeit verstanden wird, wobei dies viel mehr, nämlich die politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Gleichberechtigung bedeutet. Früher zum Beispiel wandte sich Waschludt mit seinem Problem bezüglich des Heimatmuseums selbstverständlich an die Abteilung Bildungswesen beim Komitatsrat, obwohl das Problem dort nicht gelöst werden konnte. Denn worum geht es? Das Gebäude wurde mit dem vom Amt für Denkmalschutz und dem Gemeinderat zur Verfügung gestellten Geld von außen in Ordnung gebracht. Das Bakonyi-Museum bearbeitete und bewahrt ein wertvolles, reiches Material, doch die Eröffnung wurde schon zweimal verschoben, weil das Geld zur Beendigung fehlt. Waschludt brauchte also einen Nachkredit vom Komitatsrat. Jetzt sieht es so aus, daß das Heimatmuseum endlich fertiggestellt und 1985 eröffnet wird. Oder die Versorgung in den Kleindörfern — auch eine wirtschaftliche Aufgabe. Die Kulturarbeit muß materiell unterstützt werden, und dies betrifft dann nicht nur die Abteilung Bildungs-, sondern auch die für Finanzwesen. Ein konkretes Beispiel: Wir haben erfreulicherweise viele und gute Singegruppen, Instrumentalsolisten, Tanzgruppen usw. Sie bemängeln das Fehlen von Auftrittsmöglichkeiten, auch wenn in letzter Zeit mehr Nationalitäten - tage veranstaltet werden. Das Komitatsbildungszentrum „Georgi Dimitroff“ organisiert eine Reihe von Vorstellungen, zu denen mehrere Kulturgruppen eingeladen werden. (Im November fand z. B. in Markau/ Márké eine gutgelungene Vorstellung statt.) Um aber Gruppen engagieren zu können, braucht man Geld. Nun haben wir dem Komitatsbildungszentrum für diesen Zweck 50 000 Forint zur Verfügung gestellt. Natürlich rechnen wir auch weiterhin mit der Unterstützung seitens der LPG. Dies ist also ein Teil meiner Koordinierungsaufgaben. Übrigens habe ich die Erfahrung gemacht, daß die Nationalitätendörfer sauber und schön sind, daß der Fleiß, der Erfolg in der Arbeit der Ungarndeutschen überall anerkannt und sehr positiv eingeschätzt wird. Es begann ein neues Jahr mit neuen Problemen und neuen Aufgaben. Wie sehen Sie diesen entgegen? Meine Tätigkeit ist keine Kampagnearbeit, das 1984 begonnene wird heuer fortgesetzt: Ich werde auch weiterhin bestrebt sein, den Nationalitätenarbeitsausschuß über die Ratsaufgaben zu informieren. Die Leitung des Komitates möchte das Leben und die Geschichte der Nationalitätendörfer eingehender kennenlernen, wobei mir Museum und Bücherei viel helfen können. Aber das meiste kann doch an Ort und Stelle, in den Gemeinden dafür getan werden. Weiterhin besuche ich regelmäßig die Gemeindräte, denn ich bin überzeugt davon, daß es nicht genügt, ein Schreiben, eine neue Verordnung an den Rat zu schicken. Die persönlichen Gespräche bieten Gelegenheit zur Klärung oder Ergänzung und somit zur leichteren Lösung der Aufgaben. Ein Jahr ist sehr kurz, eigentlich finde ich unser Gespräch noch verfrüht. Ich würde vorschlagen, es nach ein paar Jahren fortzusetzen. Dann kann ich den Lesern der NZ über mehr Erfolge im Komitat Wesprim berichten. Wir wünschen Ihnen in Ihrem Amt weiterhin erfolgreiche Arbeit und hoffen auf eine gute Zusammenarbeit in den kommenden Jahren. Éva Mayer Dr. Mária Éllő (erste von links) nahm regelmäßig an den Sitzungen des Nationalitäteuarbeitsaussehusses — hier in Ajka — teil. UNTERWEGS GEKNIPST Die Entwicklung der 2800 Einwohner zählenden Gemeinde Kimling/Kimle (Komitat Györ-Sopron) ist vor allem der Baulust der Jugend zu verdanken. Die nahen Arbeitsmöglichkeiten in Raab/Győr und Wieselburg/Mosoninagyaróvár tragen mit dazu bei, daß die Jugendlichen im Dorf bleiben. Der Rat der Gemeinde verkauft jährlich 10 — 12 Baugrundstiicke.