Neuer Weg, 1957. november (9. évfolyam, 2652-2677. szám)

1957-11-01 / 2652. szám

WochenbeMage Nr. 173 NEUER WEG Kunst und Literatur Freitag, 1. November 1957 Das Schicksal der Kultur Die Zeitgenossen der Oktoberrevolution erscheinen tmserer Jugend als Mummelgreise, die Ereignisse der vorrevolutionären Jahre als antike Geschichte. Für den Menschen sind vierzig Ja'hre sehr viel, für die Geschichte aber nur ein kurzer Zeitabschnitt. Vor kurzem weilte ich auf der griechischen Insel Kreta. Im XXX. Jahrhundert vor unserer Zeitrech­nung bestand dort eine hochentwickelte und reiche Kultur. Ausgrabungen förderten Paläste und Tempel, eir. ausgezeichnetes Wasserleitungssystem, kostbare Vasen und Wandmalereien zutage, die es mit denen der Gegenwart aufnehmen können; die Inschriften beweisen, dass die Kreter jener Zeit eine Schrift be­­sassen. Die Archäologen streiten darüber, wie diese alte Kul­tur verschwand. Der Vermutungen sind viele: die ’ einen behaupten, es habe ein Erdbeben gegeben, die anderen schreiben das Verschwinden der kretischen Kultur Bürgerkriegen zU, andere wieder nehmen an, die wilden Achaier hätten Kreta überfallen. Ich will mich nicht unterfangen zu beurteilen, wer da recht hat. Aber Städte und Paläste zerfielen, die Wand­malereien versanken unter der Erde und die Menschen verlernten das Schreiben und Lesen. Nach der Pe­riode der verfeinerten Zivilisation auf Kreta führten die Griechen fast tausend Jahre lang das Leben von Urmenschen. Wir wissen nicht, wie die kretische Kultur ver­schwand, doch die näheren Umstände, die den Un­tergang des alten Griechenland begleiteten, sind uns Wohl bekannt. Wir wissen, wie die römischen Soldaten die griechischen Städte zerstörten, das Land brandschatzten und die Kunstwerke vernich­teten. Alle Schuljungen der Welt kennen die herrliche Kultur des alten Griechenland. Weshalb ging diese alte Kultur unter ? Lässt sich das einzig und allein durch die militärische Begabung der Römer erklären? Im V. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung, das häufig das Goldene Zeitalter Athens genannt wird, hätte ein von einem anderen Planeten oder aus einem anderen Jahrtausend nach Griechenland Verschlage­ner alle Anzeichen der herannahenden Katastrophe festzusfellen vermocht. In den Städten des alten Hel­las blühten Philosophie und Baukunst, Dichtung und Medizin, Bildhauerei und Mathematik. Perikies, der Funrer von Athen, schützte die Grundsätze der De­mokratie: er gewährleistete den Bürgern z. B. eine Entschädigung für die Erfüllung sozialer Verpflich­tungen und ermöglichte es so mittellosen Bürgern, verantwortungsvolle Ämter zu bekleiden. Er führte bezahlte Urlaube ein, die den Armen gestatteten, an verschiedenen Feierlichkeiten teilzunehmen; all diese MasShahmen aber erstreckten sich bloss auf die sogenannten „freien Bürger“. In Athen wurden un­ter Perikies 400.000 Einwohner gezählt, an der Leitung der Staatsgeschäfte aber nahmen lediglich 30.0ÜU von ihnen teil. In Sparta kamen auf einen freien Bürger 8 Sklaven. Den alten Griechen erschien dieses soziale Gefüge durchaus natürlich; wedery Pla.o noch Aristoteles oder Sophokles entrüsteten sich über die Sklaverei. Die Sklaven lasen nicht die Verse der Sappho, sie öeteiligten sich nicht an den Gesprächen der Philosophen, interessierten sich nicht für den Kampf der politischen Parteien, bewunderten nicht, die Har­monie des Parthenon. Als die Barbarengefahr über Griechenland heraufzog, blieben die Sklaven gleich­­gu.tig: das Schicksal der Kultur liess sie kalt. Im ersten Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung kam es zur letzten Entscheidungsschlacht zwischen dem aufgeklärten Griechenland und dem militaristischen Rom. Im letzten Augenblick versprachen die Herr­­senenden von Athen den Sklaven die Freiheit, dran­gen ihnen Waffen auf, flehten sie an, beschworen sie, — umsonst, es war zu spät. Fünfzehn Jahrhunderte später begeisterten sich Ita­l.ener und Franzosen an der Kunst des alten ürie­­cfitniand und schöpften Inspiration aus ihr: die Renaissance brach an. Vieles musste von aller An­tang an begonnen werden. Heute wissen wir, uass in den Schriften der griechischen Ärzte, Astronomen und Geographen zum Teil schon jene Fragen gelöst waren, mit denen sich später der Engländer Harvey, dér Pole Kopernikus und der Portugiese Vasco da Gama herumschlugen. Diese alte Geschichte enthält eine durchaus mo­derne Moral: eine Kultur geht leicht unter wenn nur Wenige an ihr interessiert sind, wenn sich unter dem uunnun Schleier der Aufklärung irrtümliche Finsternis verbirgt, wenn Künste und Wissenschaf­ten groseen Bäumen gleichen, die in Töpfen gezogen weraen; braut sich ein Sturm zusammen, reiisst er so einen Baum mit seinen schwachen Wurzeln aus. Die Kultur vor dem Untergang bewahren kann man nur, indem man sie auf einen sicheren Boden siel.t, sie zum Besitz und zur Schöpfung aller macht. Seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts quälen sich die oesten Geister der Menschheit mit diesem Pro­blem ab, doch seine Lösung rückte allein vor 40 Jahren, als die Petersburger Arbeiter eine neue Ara der Geschichte erschlossen, zum ersten Mal in greif­bare Nähe. Prahlerei liegt mir fern: es wäre lächerlich, wollte ich behaupten, wir hätten die Aufgabe restlos er­füllt; nein, sehr viel bleibt noch zu tun übrig, aber den rechten Weg zu ihrer Lösung haben wir ge­funden. Zuweilen gingen wir irre, begingen Fehler, verflachten das Eine, unterschätzten das Andere. Wen wundert das? Wir folgten ja keiner glattge­walzten Strasse, wir, bahnten uns den Weg durch Neuland. . Alien ist es bekannt, dass die russische Kultur im XIX. Jahrhundert ein hohes Niveau erreichte. Es genügt daran zu erinnern, welche Rolle der russische Roman in England und in Japan, in Frankreich und in Indien gespielt hat. Tolstoi und Dostojewski aber hatten in Russland selbst nur einen sehr beschränkten Leserkreis; als ü,e Revolution ausbrach, Waren zwei Drittel der Lan­­desbevolkerung des Lesens und Schreibens unkundig. Selbst unter den Gebildeten fanden sich nicht We­nige, die nur die Unfaltschronik im „Moskowski Listok“ lasen. Das Lesen lehren genügt noch nicht — man muss die Menschen auch ans Lesen ge­wöhnen. Im Jahre 1946 verbrachte ich einige Monate in den Vereinigten Staaten. Der Grundschulunterricht ist dort obligatorisch und Analphabeten sah ich nur auf einigen Pflanzungen des rückständigen Südens. Was aber liest der Durchschnittsamerikaner ? Die Zeitung. An den Sonntagen — die illustrierte Wochenschrift. Für Literatur interessiert sich nur ein éngér Kreis von Liebhabern. Die Narben solcher amerikanischer Schtiftstellet wie Hcmirtgwäy, Stein­beck, Caldwell scheinen Tomsker Studenten besser bekannt zu sein, ais intellektuellen aus Nashville oder Jacksori. Um einen Menschen der Kultur teil­­haíti" Werden zu lassen, genügt es nicht, ihn Lesen und Schreiben, zu lehren: es gilt, ihm die Welt der Gedanken, Gefühle und Bilder zu erschliessen. Irti Westen herrscht die Meinung vor, die allge­meine Verbreitung der Kultur ziehe unvermeidlich ihren Niedergang nach sich. Die AnHänger dieser Meinung gében Von der Erfahrung der kapitalisti­schen Länder aus. Im 17. Jahrhundert wandte sich dér Schriftsteller an einen kleinen Kreis von Auser­wählten, er konnte genau so schwierig schieiben, wie das wirkliche Leben schwierig ist. Zur Zeit verfas­sen zahlreiche Schriftsteller banale Stücke für den Féínsé'hdienst. Sie sind nicht nür durch den für die Sendung vorgesehenen Zeitraum beschränkt, sondern auch noch dutch den Geschmack des Millionen­publikums der Television. Früher schuf der Malet seine Werke für Menschen, die etwas von Kunst verstanden. Gegenwärtig arbeiten Tausende von Ma­lern für illustrierte Wochenschriften, die Vulgafität, Munterkeit, und Flachheit erfordern. All das stimmt, doch kommt es nicht daher, dass Hunderte Millionen von Menschen der kapitalistischen Welt im 20. Jahr­hundert der Kultur teilhaftig wurden, sondern daher, dass die, die losen und schreiben können, die über Müsse lind Fernsehgeräte verfügen, nach wie vcf von der Kultur getrennt sind. Die amerikanischen Filme, die verschiedenen illustrierten Wochenschrif­ten und die Fernsehsendungen der Westlichen Län­der bringen den Morschen nicht die Kultur, nicht die Kunst, sondern mir deren Surrogate. Die Kluft zwi­schen dem Horizont, zwischen dem Geschmack,, zwi­schen dem Geistesleben der sozialen Elite urtd den Millionen schwindet nicht, zuweilen wird sie sogar noch grösser. Die Schriftsteller und Künstler der bür­gerlichen Länder müssen ihre Wahl treffen. Sie müs­­len sich dem niederen Niveau der meisten ihrer Mit Bürger anpassen öder fúr einén engen Kreis /on Kennern schaffen. Von llja Ehrenburg Das Volk der Kultur näher zu bringen, ist zwei­fellos ein mühsames, schwieriges und langwieriges. Werk. Wandlung und Bereicherung des Bewusstseins erfordern Jahrzehnte. Die umfassende Verbreitung der Kultur ist im Anfang unvermeidlich von einer ge­wissen Herabminderung ihres Niveaus begleitet. Wir haben das in den ersten zwei Jahrzehnten des Bestehens der Sowjetgesellschaft beobachten können. Wie genial ein Roman auch sein mag — nimmt ihn ein Mensch zur Hand, der zum erstenmal in seinem Leben einen Roman liest, so fasst ihn das Bewusstsein des Lesers verflacht auf: weder die tiefe psycholo­gische Schilderung der Helden, noch die Schönheit der Sprache oder die künstlerische Beschreibung von Landschaft und Menschen finden einen Widerhall. Lesen ist nämlich auch Schöpfertnrri: der Leser er­gänzt den Wortlaut des Buches immer durch seine Einbildungskraft, und die Einbildungskraft muss erst entwickelt werden. 1932 schrieb ich einen Roman über das Leben unserer Jugend. Damals hatte ich Gelegenheit, mich viel mit jungen Menschen zu unterhalten, ihre Tage­bücher und Briefe zu lesen, Komsomolversammlungen und Leserbesprechungen beizuwahnen. Das Interesse für die Kultur war gewaltig, doch mangelte es an Kenntnissen, an Erfahrungen, an Tradition; die Seele des Menschen erinnerte an den Rohbau eines Hau­ses. Damals stritten die Jugendlichen darum, ob es die Liebe wirklich gibt, oder es sich dabei nur um eine Erfindung bürgerlicher Poeten handle; ob es der Mühe wert sei, Puschkin und Lermontow zu lesen; ob die Malerei in der sozialistischen Welt notwendig sei, oder ob man sich mit Plakaten be­gnügen könne. Ich erinnere mich noch, dass auf dem I. Kongress der Sowjetschriftsteller so mancher der Teilnehmer über die Wünsche, oder wie man damals sagte, die „Bestellungen“,, die „Forderungen an die Schriftsteller“, die die jungen Gäste — Arbei­ter oder Studenten, erhoben, einfach erschrocken waren. „Wie können wir für solch primitive Leser schreiben ?“ — fragte mich ein Literat. Seither ist ein Vierteljahrhundert verstrichen; vor kurzem sagte mir ein Student über den Roman desselben Litera­ten, der sich einst über die Primitivität der Leser beklagte: „Ich habe versucht, seinen Roman zu lesen, aber ich muss gestehen, dass es mir nicht gelang, — er ist doch wirklich zu primitiv.. Die Verbreitung der Kultur unter den Massen dauerte ungefähr zwanzig Jahre. Danach begann ein anderer, schwierigerer und weniger sichtbarer Prozess, — nämlich ihre Vertiefung. Die Leser er­warben immer mehr Kenntnisse, ihr Geschmack entwickelte sich, ihre Phantasie wurde beschwing­ter; eine kritische Einstellung zum Buch machte sich geltend; zuweilen begann der Leser dem Schrift­steller vorauszueilen. Es genügt, einer beliebigen Leserkonferenz an einer Universität, in einer Rayons, bibliothek oder in einem Betrieb beizuwohnen, um sich davon zu überzeugen, tim wie vieles die Urteile der Leser tiefschürfender und schärfer sind, als viele Rezensionen. Würde man mir sagen: „Zeigen Sie uns Ihre kulturellen Leistungen in den letzten vierzig Jahren“ — würde ich den Richtern nicht einen Stoss Bücher vorzeigen, sondern ihnen den sowjetischen Durchschnittsleser präsentieren. Das geistige Wachstum der Sowjetmenschen tritt in jedem Bereich der Kultur ln Erscheinung: sowohl in der Ablehnung der an Farbenfotos erinnernden Malerei, als auch in ihrer Liebe zur Dichtung, in ihrem Protest gegen die geschmacklose, pseudo­prunkvolle Baukunst. Die Kultur ist nicht das Werk von Einzelgängern oder Auserwählten — sie ist eine Schöpfung des Volkes. Bücher können dreihundert Jähre lang in einer Bibliothek stehen, ohne etwas von ihrer Gültig­keit zu verlieren; in den Museen entzücken uns griechische Statuen, die vor zweieinhalbtausend Jah­ren geschaffen wurden. Kultur ist aber nicht nur bewundernde Betrachtung, nicht nur Verbrauch des früher Geschaffenen; sie ist ein ununterbrochener schöpferischer Prozess. Stirbt eine Gesellschaft in kultureller Beziehung ab, sucht sie nur Von den Zin­sen der Vergangenheit zu leben, ist sie zum Unter­gang verurteilt und trotz der Verfeinerung einzel­ner Geisfer von Verwilderung bedroht. Die Kultur kennt keine Tag- und Naohtgleiche: ihr Tag nimmt zu oder er nimmt ab. Die Vertiefung der Kultur ist mit der harmonischen Entwicklung des Menschen verknüpft, mit 9éinér Be­freiung von Dogmen und Engstirnigkeit. Die mecha­nische Zivilisation ist eines der Bestandteile der mo­dernen Kultur, doch noch lange nicht die ganze Kultur. Zur Zeit des Faschismus gab és in Deutsch­land gutausgérüstete IrtduStriewerké, herrliche Buch­­druckéréien und eine erstklassige Technik, doch ge­lang és dén Faschisten, all dies in Werkzeuge zur Vernichtung der Kultur zu verwandeln. Die hervor­ragenden Linotypen dienten dazu, erzdumme rassisti­sche Theorien zu verbreiten. Der Mangel an einer allgemeinen Erziehung, kritischem Denken und einer humanistischen Einstellung zur Welt führte zu wahr­haft ungeheuerlichen Verbrechen. Die Füllfeder ist eine nützliche Erfindung; sie kann dazu gebraucht werden, eine wunderbare Dichtung zu schreiben oder bloss Schecks zu unterzeichnen. Die Physiker unseres Jahrhunderts haben eine Entdeckung gemacht, von der die Gelehrten vor hundert Jahren nicht einmal zu träumen wagten; können aber Menschen, die jetzt seelenruhig erklären, sie würden auch fürder­hin gahze Generationen mit Radioaktivität verseu­chen, weil die Belange ihrer Politik dies angeblich erfordern, als Kulturträger angesprochen werden? Meiner Auffassung nach besteht der Vorzug unserer Kultur darin, dass sie hohe Ansprüche „tT die ge­samte menschliche Tätigkeit stellt. Wer liebt bei uns gute Gedichte? Am wenigstens noch die „Spezia­listen“ der Dichtung. Ich kenne Ingenieure, Ärzte und Agronomen, die es wahrhaft bewegt, wenn sie unter Reimschmieden einen echten Dichter entdecken. Selbstverständlich bleibt uns vieles noch Zu tun, Der Jugend erwachsen grosse Aufgaben. Das neue Haus ist erbaut; nun heisst es, in diesem Haus auf­­räumen, es einrichten und schmücken. Wir müssen viel lernen, mit Leidenschaft lernen, uns alle Kennt­nisse der Menschheit zu eigen machen, sie prüfen, das Verfehlte, Überholte hinwegfegen und erfahren, was wir noch nicht wissen. Das Verständnis für Literatur und Kunst scheint, von aussen gesehen, täuschend leicht zu erringen: bereitet es etwa Schwierigkeiten, zu erkennen, was ein Gemälde von Rembrandt darstellt oder was den Inhalt von „Anna Karenina“ Bildet! In Wirklichkeit aber bedarf es eines hohen Bildungsgrades und schö­pferischer Bemühungen, um in die Seele von Tolstois Heldin einzudringen oder die Rolle des Heliduiwels in Rembrandts Gemälden zu begreifen. Es gibt Ge­fühle und Gedanken, die man durch ein kleines Lied mitteiilen kann; andere wieder erfordern eine Sin­fonie. Das Lied und die Sinfonie besitzen die gleiche Existenzberechtigung; selbstverständlich darf man gegen sinfonische Musik nicht den Vorwurf erheben, sie sei weniger verständlich als ein Lied. In den kapitalistischen Ländern muss ein Künstler, der eine kompliziertere Form verlangende Gedanken und Ge­fühle gestalten will, sich von Vornherein an einen engen Kreis Wenden. Der Begriff „Volkstümlichkeit“ hat dort eine andere Klangfarbe, als bei uns. Die Weber von Lyon sangen um die Mitte des- vergan­genen _ Jahrhunderts die Lieder Bérangers, doch auch diejenigen von ihnen, die lesen und schreiben konn­ten, schlugen niemals einen Roman von Balzac oder Stendhal auf. Darf man bei uns jetzt einen Lieder­komponisten ,,volkstümlich“, Schostakowitsch aber „nicht volkstümlich“ nennen? Ich kenne sowjetische Arbeiter, die Dichtung, Musik oder Malerei kennen und lieben. Sie alle wissen: stellt man einen Dichter, einen Komponisten oder Maler zum erstenmal an die Drehbank, wird er deren Konstruktion auch nicht verstehen; alles erfordert Kenntnisse, Mühe und Schöpfertum. Bei uns gibt es keine sozialen Schranken zwischen den gebildeten Kennern der Kultur und den anderen; bei uns kann jeder, wenn er nur den Wunsch hegt, zu einem gebildeten Kenner werden. Freilich hat die Vertiefung der Kultur in der sozia­listischen Gesellschaft erst begönnen; jetzt sind wir noch am frühen Morgen. Dieser Prozess geht aber ttiéitér, er und wir werden noch den strahlenden Mittag der sowjetischen Kultur erleben. Wenn ich an die vierzig Jahre denke, die hinter tins liegen, an alle die Wege, Umwege und Kreuz­wege, kommt mir zum Bewusstsein wie viel wir geleistet haben. Hier ist es am Platze an den herr­lichen Mythos von Prometheus zu erinnern, der den Adettsöhen das Feuer brachte, das bi« dahin nur den Göttern gedient hatte. Der empörte Zeus liess Pro­metheus an einen Felsen schmieden und schickte einen Geier aüs, der dem Helden die Leber frass. Er sandte Prometheus seinen Boten Hermes, den der Held den „Götterknecht“ nannte. Zeus wollte, dass Prometheus béréue; Prometheus aber zog die Qual dem Selbst­verrat vor. Viele Helden litten und starben im Kampf tim die Gleichheit der Menschen, um ihr Glück und Ihren Fortschritt. Im Október 1917 ergriffen die russischen Arbeiter die Fackel des Prometheus. Wir habén sie dicht nur bewahrt, wir haben die Flamme mit unserem Odem genährt, wir haben sie weiter getragen. (Aus „Komsomolskaja Prawda") Lotte Berg Der Tod des Potemkinmatrosen Er sieht die Tochter wohl nicht mehr, es wiegt und weitet sich der Raum... Das Fenster weicht, die Tür, di« Wand, und weithin wogt ein Ahrenmeer, wogt heute auch für ihn im heissgeliebten „ Moldauland ... Die kleinen Freuden seines Alters nahn ihm gross und wie im Traum... Doch plötzlich ist auch die9 nicht mehr... Der Tod, als Gott des Meeres, angetan in einem weiten, losen Ge'Vand aus Wellenschaum, entrauscht dem Meer und winkt dem alten Potemkinmatrosen Iwan. Ein sonderbarer Tod ... Nicht einer, der verbissen mahnt und droht: „Halt aus! Wenn du nicht bist, wer bringt das Brot an deiner Statt nach Haus?" Es ist auch nicht ein sanftes Gleiten in dasWesenlose. Hier stirbt ein Potemkinmatrose den eignen Tód. Der Alte lauscht ins Ungefähr, ihn wiegt das Meer, ihm rauscht das Meer, und irgendwo ist gross wie ein Beginn der Panzerkreuzer Potemkin. ... Erbrauste damals nicht sein Blut wie Ebbe und wie Flut? Das Meer, es schäumte wild und schwer, es bäumte sich in drohendem Gesang, voll Zorn verschlang das Meer die Offiziersbefehle ... Und hinter jenen Offizieren war — unendlich klein und kaum mehr wahr — der Zar. Das Meer, das Meer... Es schäumte von Odessa her, es rauschte den Matrosen in die Seele. Und hinter ihnen war, unendlich gross und klar, der Streikenden empörte Schar und Bauern zahllos wie das Saatenmeer, mit zorngeballter Hand, mit ihrem heissen, einzigen Begehr; Land ! Und hatte damals nicht auch er in ihrem Sinn die Flagge auf dem Potemkin emporgehisst : Das Grösse Rot? „Nicht schiessen, Brüder I“ Und der Aufschrei war kein Angstschrei in Gefahr, kein Hilferuf in Seemannsnot. , Er • war Begriff I Gebot I Er drang vom rotbeflaggten Schiff durch Sturmeswehn und Wéllerttosen zu andern Schiffen, zu vielhurtdert zaudernden Mátröseíi.., Und keiner hob die Hand. Ein fremder Strand und eine fremde Polizei, für ihn nicht neu, Und ihre Meute hetzte sie auf seine Spur... Wann war das nur ? Vor einem halben, seltsam wogenden Jahrhundert ? Der Alte lächelt scheu, und doch auch kindlich und verwundert. ...Es ist nicht leicht, die Fremde zu durchwandern, von Dorf zu Dorf, von einer Stadt zur andern. Den Hütten nur entwachsen Brudertum und Güte, so menschlich... und so wunderbar wie eine frostbedrohte Blüte... Es war,.. es war... „Was willst du, Vater ?“ klingt es jetzt in längst vertrauten, in weichen, moldauischen Lauten. „Ich weiss nicht mehr. Mtir rauscht das Meer im Blut wie einst an jenem Tag... Wo ist denn unser Radu, sag?“ ■ Die Tochter lächelt; „Nun, am Meer. Es geht ihm gut.“ Der Alte hebt den Kopf und sinnt: Sein Enkelkind „ darf ungestört am Strand des Schwarzen Meere* spielen mit Muscheln und mit Gummikrokodilen.., Odessa... Potemkin... Und halbvergessne Mutterlaute... Das Meer ? Die Newa flutet stolz dahin und wiegt die niegeschaute Aurora. Sie kommt .von Kronstadt her, Sie gleitet durch den Newafluss, und laut grösst Schuss um Schuss das junge Heer der Arbeiter und Bauern und Matrosen. Dér Alte atmet schwer... Sind’s Fahnen ? Sind es Blätter roter Rosen ? Er hatte all dies nur von tern, nur wie im Traum gesehn... Und doch... es war wie Sturmeswehn vom Newastrand zum Moldauland, In stolzer Klarheit, kühn und schön, erglomm in seinem fernen Heimatland ein Stern. .á Es war. 4. es ist... Der Alte schliesSt die Lider. Das Meer, das Meer, es wiegt ihn wieder, umspült ihn wie in einem kühlen Bade, umspielt befreite, sonnige Gestade. Und ihm, dem greisen Potemkinmatrosen rauscht stolz das Ährenmeer aus ukrainischen Kolchosen. Ihm rauscht das Schlotennieer vom längst verlassenen Odessa her. .. .Die aíten Töne der Bylinén dringen wie sein Geheimnis in den kleinen Raum. Und Lieder, wie sie Mädchen drüben bei der tmte singen, erklingen voller Schwermut und verklingen... Auroră ! Sie gleitet langsam, mächtig, rotbeflaggt ins Meer, Sie trägt die Träume aller Völker in oie Weiten, als Friedenskreuzer zieht sie in die Zeiten. Und eine Morgenbrise fächelt das gute Meer. Der Alte läcjielt.., Er ist nicht mehr. ' Ausstellung sowjetischer Graphik in Bukarest Das Kunstmuseum der RVR veranstaltet ltn Rah­men des rumänisch-sowjetischen Freundschaftsmonats eine Ausstellung sowjetischer Graphik. Die Werke, die hier zu sehen sind — leider sind es nicht viele und es wäre gut, wenn unser Kunstmuseum sich um die Anschaffung einiger repräsentativer Arbeiten bemühen würde —, sind ihrer Thematik und auch ihrer Tech­nik nach abwechslungsreich. Unter den Porträts fallen besonders die Zeichnungen, die Lenin darstellen, auf. Bemerkenswert ist aber auch, was wir an Land­­schäften, vor allem an Städtebildern sehen, weil in den meisten Fällen die Atmosphäre eines historischen Geschehens, einer menschlichen Gegenwart, darin zum Ausdruck kommt. Hier wären Bernsteins Kreml­ansichten aus dem XVII. Jahrhundert, P. Baranows „Stalingrad“, Bögatirts ,■,Heldenstadt Leningrad“ oder „Sowjetische Truppen in Berlin1, GePsteins „Grösses Theater“ oder 1. N. PätvlOws „Altes Moskau“ Zu er­wähnen. Bedeutender aber erscheinen uns zwei Kompositio­nen aus dem heutigen Leben der Sowjetunion: F. D. Konstarttinows „Heumahd“ und Mirönenköä „Dnépr­­laridschaft“ (eine imposant wirkende Industrieland­schaft). Nicht unerwähnt dürfen jedoch einige Blätter blei­ben, die durch ihre ausgeprägte MärchenatmoSpjhäre besonders wirkungsvoll sind: E. A. Kibriks „Illustra­tion zu einer altén russischen Sage“ und Tschurako­­was „Hirtenjunge“. Mironenko: Dneprlandschaft Ausstellung des sowjetischen Theaters Wer in diesem Monat aufmerksam durch die gros­sen Foyers des Bukarestet Opern- und Ballett-Theaters geht, dem wird die Geschichte des russischen Thea­ters Und die Gegenwart der sowjetischen Bühnen lebendig. Bilder leuchten hier auf, Masken, Kostüme, grosse Schauspieler sehen wir in grossen Rollen, oft ruft ein Name eine ganze beziehungsreiche Welt von Gedanken, Klängen und Erinnerungen wach... Beginnen wir aber unseren Gang oben, wo, lin­ker Hand die ältesten Bilder Zu sehen sind eir,e kleide schwärze Ledermaske, alte Helme und in Holz geschnitzte Figuren —, die uns heute in ihrer ge­stelzten Art bizarr anmuten. Diese Dinge sprechen von den Anfängen des russischen Theaters. Aus den uralten dfamatischen Elementen der russischen Volkskunst (Tanze und Hochzeitsbräuche waren be­sonders reich daran) entwickelte sich zunächst die Kunst der Spassmacher, die auf Jahr- und Wochen­märkten in Herbergen und auf den Strassen das Volk belustigten, indem sie über Lustiges urtd Trauriges ihre Spässe machten; dabei verschonten sie nicht immer die Obrigkeit, die ja so oft an der Not und alt dem Traurigen schuld war, und so wurden denn diese Spassmacher, diese armen lockeren Vogel, von der Behörde verfolgt, vom Volke aber geliebt und in Schutz genommen. Winzig klein scheint uns die zerknitterte schwarze Ledermaske; eher für ein Kind als für einen grossen Menschen; was für eines Ge^ sichts, was für eines Schicksals Züge mögen sich wohl ’hinter dem dünnen Lederblättchen verborgen háben ? Aüs diesen Anfängen entwickelten sich im Laufe des 17. und 18. Jahrhunderts die ersten Theater­truppen. Anfangs waren die meisten Schauspieler Leibeigene. Wir sehen hier neben den zártén Holz­figuren, die Künstler dieses Standes schnitzten (sie stellen Schauspieler in verschiedenen Rollén dar), neben dem Bildnis einer jungen „unfreien“ Tän­zerin (dies Gesicht ist eher herb und ausdrucksvoll als für die Bühnenwirkung zurecbtgelfegt) die schwe ren eisernen Fussketten, die den Leibeigenen ange­legt wurden. Hier, auf zwei vergilbten Kupferstichen, die Bild­nisse Fjodor WolkoWs und seines Freundes. In ir­gendeinem Provinzstädtchen gründeten sie eine Truppe, die dann nach Petersburg berufen wurde und den Keim des „russischen Theaters“ darstente. Das war in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, und von da beginnt die eigentliche Theatergeschichte in Russland. Man spielte Übersetzungen, bald gab es aber auch schon die Anfänge einer russischen Büh­nendichtung, und wenn wir nun den grossen Saal betreten, in welchem die Bildnisse und Kostüme des 19. Jahrhunderts zu sehen sind, da tauchen schon sehr bald die grossen Namen auf: Puschkin, Gogol, Ostrowski, Tschechow... hier wird es einem aufs, eindrucksvollste klar, welche gewaltige Entwicklung die russische Literatur und ßühnenkunst im neun­zehnten Jahrhundert mitgemacht haben. Aber auch grosse Schauspieler hatte Russland in diesem Jahr­hundert : Jakowlew und die beiden Schwestern Sd­­monow, später Mascha Jermolowa (wir sehen sie hier als Jeanne d’Arc), Wera Komissarjewskaja (als Nóra), die Streptetowa. Dann aber wurde 1898 das „Moskauer Künstler­theater“ gegründet. Stanislawski und Nemirowitsch- Dantschenko trafen sich hier, schon als reife Künst­ler, gründeten das Theater und brachten és iri kurzer Zeit auf ein künstlerisches Niveau, das alles bisher Gewesene übertraf. Tschechow und Gorki, vor allem aber auch Puschkin, Turgenjew, Dostojewski und Ibsén wurden hier gespielt und grosse Schauspieler treten auf: Stanislawski, Katsc.herliw, Moskwin. Einen ganz besonderen Reiz haben aber für den Besucher die abseits gelegenen Nischen, in welchen er dié Geschichte des russischen Balletts verfolgen känn. Istomina, Téleséwa und Andrjähowa, die er­sten grossen Tänzerinnen, Ruslan Und Ludmilla, Faust, die ersten grossen Themen fürs Ballett. Im­mer anspruchsvollere Rollen, eine Kunst, die an Ver­innerlichung und Virtuosität gewinnt. Und dann, in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts, die überragende Wirkung Tschaikowskis, die klassische Ballettmusik Russlands: „Schwanensee“, Nussknacker. Und hier sind auch schon die Plakate der Paw­lowa, jener Tänzerin, die am Anfang unseres Jähr­bunderts die ganze Welt begeistert hát. Dér Gfund ihres Erfolges? Die Virtuosität einer TánZéfin iát noch nicht , alles. Sie selbst, die Pawlowa, Sprach es aus (und Sagie dadurch nicht nur über das Wesén ihre? eigenen Kunst aus, sondern sprach auch für ihre grossen Nachfolgerinnen, für die Korssawina, die Ulanowa) : „Wo keine Seele ist, ist keine Kunst.“ Aber auch die Geschichte der russischen Oper wird hier lebendig: wir sehen Glinka und seinen Freund und Mitarbeiter, den grossen Sänger seiner Rollen, Petrow, wir sehen Rimski-Körsakow und Mussorgsky (eine Kopfe des berühmten Gemäldes yon Repin) und wir sehen Schaljapin als Mephisto, als Boris Godunow, als Don Quichotte und als Öosifei. Unten in den Räumen, die von der Geschichte der sowjetischen Bühnenkunst sprechen, sind és zunächst einige Grafiken, einige statistische Daten und viele bunte Progra nrrtzettél, die unsere Aufmerksamkeit auf sich ziehen. 1914 gab es im zaristischen. Russ­land 172 Theater, 1956 in der Sowjetunion 5Ö8, dar­unter 32 Opern und Ballett-Tibeater, 355 Sprechbühnen, 101 Kinder- und Puppentheater, 20 Operetten- und Musiktheater, Die vielen Programmzettel aber zeigen uns, was für Aüsländsfahrten die sowjetischen Theater, urtd Künstlerkollektive unternahmen (es gibt, wie uns eine Landkarte sehr eindrucksvoll veranschaulicht, kaum ein Land, das in den letzten Jahrén nicht vöfl ekler sowjetischen Künstlerformation besucht worden wäre), bél sich zuhause aber sah das sowjetische Publikum in letzter Zeit Hamlet aus England, ViCtör Hugo aus Frankreich, Brecht’s Galilei aus der DÖR. Dem kulturellen Austausch mit der RVR wurde auf dieser Ausstellung ein besonderer Platz eingefäurrtt: wir sehen die Mitglieder unseres Opérettérithéateré. in Moskau und zahlreiche Aufnahmen aus rumäni­schen Stücken, die in Moskau aufgeführt wurden: „Der verlorene Brief“ von Caragiale, Muşatescus „Titanic Vals“, „Die zerstörte Zitadelle“ von Höfiä Lovinescii, „Der namenlose Stern“ und „Neueste Sen­sation“ von Mihail Sebastian. Wenn aber von den grossen Erfolgen des sowjeti­schen Theaters die Rede ist, so muss wieder vön zwei überragenden Künstlerpersönlichkeiten gesprochen werden, die am Anfang der Entwicklung standén, die die besten Traditionen der russischen Literatur und Bühnenkunst mit neuen-, revolutionären idealen ver­banden, zwei Künstler, deren Stil und déren Werk Schule gemacht hat, die sich noch heute auswir­ken: Maxim Gorki und K. Stanislawski. Die grossen Theater der Sowjetunion sind hier mit Stücken vertreten, deren Aufführungen nicht nur Bühnenerfolge, sondern Erfolge in der Entwick’ung einer neuen Lebens- und Kunstartschauüng waren: „Der Sturm“ von Bill Belotzerkowski, „Ljubow Jaro­­waja“ von Trenjow, „Optimistische Tragödie“ von Wischnewski, der „Panzerzug 14-19“ von Iwanow und andere Stücke, die längst zum klassischen Re­pertoire der sowjetischen Bühneh géhörén. Vieles aber, besonders Neueres habén auch wit auf unséren Bühnen gesehen (Stücke vön Léónőw und Korrteltschük, vön Pogodin, Stéirt, 'Jakobson und Arbüsow), und es ist äuSserst interessätit, die ver­schiedenen Szenen und Bilder wenigstens in Ge­danken zu vergleichen. Die grossen Moskauer Bühnen sind hier mit man­cher denkwürdigen Aufführung vertreten: das MHAT, das Moskauer Künstlertheater „Mäxim Gorki“, mit dem „Panzerzug 14-19“, mit „Anna Karéniná“ vért L. Tolstoi und Tschechows „Drei Schwestern“, das „Kleine Theater“ mit „Othello“ und „Julius Cäsar“, mit Tolstois „Macht der Finsternis“ und den grossen Dramen Gorkis, die grossen Leningrader Bühnen und viele PrdVinztheater, das „Grosse Operntheater“ aus Moskau und das Operntivater „Kirow“ aus Lenin­grad, jedes zeigt seine grossen Erfolge, héj jedem werden bekannte Schauspieler genannt: Jablöt­­schikina, Iiinski, Tsche-rkassow, Simonow, Jurjew und Pertzow. Haben wir alles gesehen ? Nein, da ist noch In-, teressahtós über die nationalen Theater der Sowjet­union zu erfahren (es gibt heute deren 148 in 42 Sprachen), über Kinder- und Puppentheater, über dié' Oper und die Operette ln der Sowjetunion — mit einem Wort, was wir hier aus dem Théátermuséufn „Baohrtischin“ zu sehen bekommen, ist eine vielfäl­tige Schau der hochentwickelten sowjetischen Büh­­nenkmst. Elisabeth Axmann Blick in einen der Ausstellungsräume

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