Neuer Weg, 1972. január (24. évfolyam, 7047-7070. szám)

1972-01-14 / 7056. szám

Seite 2 Wackliger Stuhl Anastasio Somoza, genannt Tachito, Diktator im mittelamerikanischen Staate Nikaragua, rutscht unruhig auf seinem Präsidenten-Sessel hin und her, denn sein Mandat läuft am 1. Mai d. J. ab. Laut Landesverfassung, die er zwar selbst, al­lerdings unter dem Druck der Volksbe­wegung herausgab, hat er kein Recht, er­neut zu kandidieren. Er will jedoch unbedingt die Herrschaft der Somoza-Dynastie weiterführen, die zwar gegen den Willen des Volkes, im­merhin aber schon 37 Jahre das Land regiert. Not macht erfinderisch. Vor kur­zem kam ihm die .,rettende“ Idee : Eine „Volksvertretung“ soll zwei Jahre lang die Geschicke des Landes leiten. Wer aber sind diese „Volksvertreter“ ? Es sind aus­nahmslos ... Anhänger des Somoza-Clans. So hofft Anastasio Somoza 1974 wieder kandidieren zu können und, falls alles planmässig verläuft, sein neues Mandat am 1. Dezember desselben Jares anzutre­ten. Dabei wird er noch prahlen, „das Ge­setz genau eingehalten zu haben“. Solche Winkelzüge kennzeichnen den Diktator, der über ein wirtschaftlich rückständiges Land herrscht, in dem er und seine Familie das Monopol der wich­tigsten Produktionsgüter (Kaffee, Zucker, Zement, Holz und Baumwolle) haben und über ein Volk, das sich durch Aufstände und Demonstrationen seiner Politik heftig widersetzt. Die Methoden zur Niederrin­­gung der Volksbewegung, die auch sehr viele Jugendliche zählt, sind weithin be­kannt. Hunderte Menschen verschwanden spurlos nach Protestmärschen, gegen die General Somoza das Militär eingesetzt hatte. Die Verfolgungsjagd auf die Pa­trioten Nikaraguas zeigt, dass er in ihnen die für ihn grösste Gefahr erkannt hat. Sie sind die Kraft, die dafür kämpft, das Land aus den Fesseln der feudalistischen Rückständigkeit sowie von der Herrschaft der Somozas zu befreien. Die politischen Häftlinge in den nikara­guanischen Gefängnissen traten schon mehrmals in den Hungerstreik, und zu­gunsten ihrer Freilassung fanden in meh­reren Städten Solidaritätskundgebungen statt, Aktionen, die erkennen lassen, dass es den Behörden nicht gelingt, die Tätig­keit der Volksopposition abzuwürgen. Der Stuhl, auf dem Anastasio Somoza sitzt, ist wackelig, und sein Plan mit der Regierung einer „Volksvertretung“, den er ohne das Volk und gegen den Volkswillen fasste, ist ein fauler Trick, der bestimmt nicht von Dauer sein wird. E. M. 4 Nicht alle Gästa sind willkommen Paris. — Zu einem Proteststreik ver­sammeln sich seit mehreren Tagen far­bige Studenten an den Tischen eines im Pariser Universitätsviertel gelegenen Cafés, dessen Besitzer sich weigert, Far­bige zu bedienen. Eine „Vereinigung ge­gen Rassendünkel und Antisemitismus“ hat bereits Anzeige gegen den Cafébesit­­zer erstattet. Die Polizei hat daraufhin Ermittlungen aufgenommen, ob der In­haber des Cafés gegen gültige Gesetzes­bestimmungen verstösst. Der Besitzer des am, Boulevard St.-Ger­­main gelegenen Cafés beruft sich auf sein Hausrecht, das. es ihm allein an­heimstelle, welche Gäste er bedienen wolle und welche nicht. Der Fall erregt in Paris deshalb Aufsehen, weil es nicht nur unter Franzósén als vulgär gilt, Rassenvorurteile öffentlich zu zeigen, sondern auch weil Frankreich von jeher stolz darauf war, dass rassische Konflikte von Zeit zu Zeit schlimmstenfalls eine lokal begrenzte Randerscheinung des französischen Alltags darstellen und kei­neswegs typisch für Gesinnung und Hal­tung der meisten Franzosen sind. Immerhin gehört der Versuch, in Gast­stätten die Rassentrennung einzuführen, bisher in Frankreich zu extremen Aus­nahmefällen. Die jetzt gegen den Pariser Cafébesitzer eingereichte Klage stützt sich auf eine Regierungsverordnung von 1958, die es einem Verstoss gegen die Preisvorschriften gleichsetzt, in einem Geschäft den Verkauf von Waren auf bestimmte Personenkreise zu beschrän­ken. In dem Café am Boulevard St.-Ger­­main lösen inzwischen farbige Studenten einander ab, die Tische besetzen und Be­stellungen aufgeben, die vom Personal nicht ausgeführt werden. Indianer von Ausrottung bedroht Rio de Janeiro. — Mit Pfeil und Bogen halten die Cintas-Larga-Indianer im bra­silianischen Gebiet Rondonia dem An­sturm der 10 000 Weissen stand, die in diesem Raum nach wertvollen Erzvor­kommen schürfen wollen. Vor kurzem wurden mehr als 720 000 Acres Boden an die Firma, „Ferusa“, eine Tochtergesellschaft der „Royal Dutch Shell“, verpachtet. Im Einklang mit den Gesetzen jedoch sind die brasilianischen Indianer bereits seit dem Jahre 1537 „die rechtmässigen Eigentümer des Bodens, auf dem sie leben“. Auf der Jagd der auslän­dischen und einheimischen Ausbeuter nach Bereicherungsquellen wurden aber bisher von den 230 Indianerstämmen, die es noch Anfang des Jahrhunderts in Bra­silien gab. dank dem Kontakt mit der „Zivilisation“, mehr als 90 zur Gänze aus­gerottet. Die Zahl der Indianer ist im ständigen Absinken begriffen, da der Zu­tritt zur Ausbeutung des Erzreichtums des brasilianischen Dschungels durch den Bau der Transamazonas-Strasse erleich­tert wurde. Im Mato Grosso wurden die Indianer aus Hubschraubern mittels MG­­Feuer dezimiert. An anderen Stellen lö­sten verschiedene Firmen Epidemien un­ter den Indianers aus, indem sie das Trinkwasser und die Lebensmittel ver­gifteten, um so in den Besitz des Bodens der Indianer zu gelangen. Ätna 77 Meter höher Catania. — Der höchste und aktivste Vulkan. Europas, der Ätna auf Sizilien, ist in den vergangenen fünfzehn Jahren „gewachsen“, um 77 Meter, wie die Wis­senschaftler im Vulkanoiogisohen Insti­tut in Catania feststellten. Statt der auf den meisten Karten angegebenen 3263 Meter misst er jetzt 3340 Meter. Zur grössten „Aufstockung“ durch Lava und Asche kam es während des langen Aus­bruchs im ^ergangenen Frühjahr. Ausland Gedanke der Sicherheitskonferenz gewinnt an Boden Die Debatte auf dem Konsultativtreffen in Brüssel Der Standpunkt Rumäniens Brüssel (Agerpres). — In der Haupt­stadt Belgiens setzt das Komsuitativtref­­fen der Vertreter der öfewtlichkeit aus 27 europäischen Ländern im Zusammen­hang mit den Fragen der Sicherheit und Kooperation auf dem Kontinent seine Arbeiten fort. Es sprachen Robert de Gendt, Inter­nationaler Sekretär der Weltbewegung der christlichen Arbeiter. Reino Ottinen. Vorsitzender des Finnischen Komitees für Sicherheit, A. P. Sitikow, Vorsitzen­der der Undonskammer des Obersten Sowjets der UdSSR, J. Terfve, ehemali­ger Minister, Stellvertretender Vorsit­zender der Kommunistischen Partei Bel­giens, Rag'nar Griimson, Mitglied des Exekutivkomitees der Fortschrittlichen Partei Islands, Luciano de Pascalis, Mit­glied des Vorstands der Italienischen Sozialistischen Partei, Raymond Bous­quet. Botschafter, Abgeordneter im fran­zösischen Parlament, Halina Skibniewska, Stellvertretende Vorsitzende des Sejms der Polnischen VR, sowie andere Teil­nehmer aus verschiedenen europäischen Ländern. Im Namen der rumänischen Delega-tion sprach Prof. Traian Ionaşeu, Vor­sitzender der Juridischen Kommission der Grossen Nationalversammlung, der den Standpunkt unseres Landes zu den Fragen der europäischen Sicherheit und Kooperation darlegte und auf die inten­sive und konstruktive Tätigkeit Rumä­niens und seinen Beitrag zur Verbesse­rung der politischen Atmosphäre auf dam Kontinent, zur Durchsetzung der Idee der Sicherheit, zur Verwirklichung einer für die fruchtbare Zusammenar­beit zwischen allen Völkern Europas günstigen Entspannung hervorhob. Der rumänische Delegierte sprach sich zugunsten der Einberufung und Vorbe­reitung einer Generalversammlung der Vertreter der, europäischen Öffentlich­keit aus, eines umfassenden repräsenta­tiven Forums, an. dem sich die sozialen und politischen Kräfte ungeachtet ihrer philosophischen und religiösen Über­zeugungen, alle diejenigen beteiligen sol­len, die ihren Beitrag zur Verwirkli­chung der edlen Ideen des Friedens und der Verständigung, der Sicherheit und Kooperation zwischen allen Völkern Eu­ropas zu erbringen wünschen. Österreich wirkt für Entspannung Rede Bundespräsident Franz Jonas’ beim Neujahrsempfang Wien (Agerpres). — Der österreichische Bundespräsident Franz Jonas sprach auf dem Empfang, der zu Neujahr zu Ehren des Diplomatischen Korps veranstaltet wurde, ausführlich über die Angelegen­heiten seines Landes im Bereich der Aussenpolitik. „Für ein Land wie Österreich, das im Herzen eines Kontinents liegt, der im Laufe der Geschichte unter den schreck­lichen Folgen vieler Kriege zu leiden hatte, bildet die Aufrechterhaltung des Friedens und der Zusammenarbeit not­wendigerweise eines der Hauptanliegen seiner Aussenpolitik“, betonte Präsident Jonas. Der Redner wies sodann darauf hin, dass die Bemühungen um Entspannung in Europa grosse Fortschritte zu ver­zeichnen hatten und dass in der Nach­­kriegsgeschicbte des Kontinents ein neues Kapitel eingeleitet wurde. Österreich wird jede Möglichkeit nutzen, um für Entspannung und Verständigung zwi­schen den Völkern zu wirken. Dies ge­reicht auch der ins Auge gefassten eu­ropäischen Sicherheitskonferenz zum Nutzen, für deren Verwirklichung sich Österreich beharrlich einsetzt, betonte der österreichische Bundespräsident. Vorbereitungen sind aktiver geworden Thronrede König Gustav VI. Adolfs Stockholm (Agerpres). — König Gustav VI. Adolf von Schweden eröffnet« in Anwesenheit der 350 Abgeordneten die neue Parlamentstagung mit der traditio­nellen Thronrede, in der er sich mit verschiedenen innen- und aussenpotliti­­schen Problemen befasste. „Das Abkommen über Westberlin hat die Hoffnungen auf eine dauernde Ent­spannung in Europa verstärkt, und die Vorbereitungen für die Einberufung ei­ner europäischen Sicherheitskonferenz sind jetzt in eine aktivere Etappe getre­ten“, erklärte der schwedische König. Er betonte sodann, dass er erwarte, dass die EWG-Verhandlungen Schwedens i.n die­sem Jahr abgeschlossen werden. „Wir werden versuchen, ein vielseitiges Koope­rationsabkommen zu erzielen und uns gleichzeitig in den Grenzen der schwe­dischen Neutralitätspolitik halten“, be­tonte er. Unter Bezugnahme auf den In­dochinakrieg erklärte König Gustav VI. Adolf : „Schweden betont erneut, dass dieser Konflikt ebenso wie andere derartige Konflikte Im Einklang mit dem Selbstbestimrniungsrecht der Völker gere­gelt werden muss.“ Die Lebenshaltungskosten ín W estdeutschland sind im Steigen. Gegen die Erhöhung der Strassenbahntarife protestieren hier Stuttgarter Jung Sozialisten Rumänien Mitglied des GATT-Vertreterrats Genf (Agerpres). — Auf seiner ersten Sitzung im Jahre 1972 beschloss der Rat der GATT-Vertreter, das Exekutivorgan, das die Tätigkeit dieser Organisation in der Zeit zwischen den Jahrestagungen leitet, Rumänien in den Reihen seiner Mitglieder aufzunehmen. Gustav Husak empfing rumänischen Botschafter Prag (Agerpres). — Gustav Husak, Ge­neralsekretär des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei der Tschechoslo­wakei, empfing den Botschafter der So­zialistischen Republik Rumänien in Prag, Teodor Haş. Im Zuge der Aussprache, die in einer Atmosphäre kameradschaftlicher Freund­schaft verlief, wurden Fragen im Zusam­menhang mit der Entwicklung der Bezie­hungen zwischen den beiden Ländern und Parteien erörtert. Hongkong-IE-Grippo in Holland Den Haag (Agerpres). — Die Hongkong- II-Grippe, die gegenwärtig Holland hedm­­sucht, hat ihren Höhepunkt erreicht, er­klärte ein Sprecher des holländischen Gesundheitsministeriums. Seinen Angaben zufolge gibt es wöchentlich auf je 10 000 Einwohner 70 Grippefälle. Nichtsdestowe­niger ist die Zahl der Erkrankungen viel geringer als im Vorjahr, als 140 Grippe­erkrankungen je 1000 Einwohner gezählt wurden. UNO-Generalsekretär Kurt Waldheim hatte eine Aussprache mit seinem Soncierbevollmäch­­tigtan für Nahost. Gunnar Jarring, in deren Verlauf die Lage in diesem Raum geprüft und die Sofortaufgaben der Jarring-Mission fest­­g'elegt wurden. In Polen wurden die Sejm-Wahlen für den 19. März 1972 festgesetzt. Der Staatsrat der Polnischen VR genehmigte einen diesbezügli­chen Beschluss. Zu einem offiziellen Besuch nach Japan be­gibt sich der sowjetische Aussenminister An­drej Gromyko in der zweiten Janüarhälfte, meldet TASS. Der Gast ’eistet einer Einladung der japanischen Regierung Folge. 146 Starfighter-Flugzeuge hat die Bundes­wehr in den letzten elf Jahren durch Absturz oder Unfälle am Boden verloren. Die Bundes­wehr besitzt noch 729 Starfighter. Um 7 Prozent höher lag die Arbeitslosen­zahl in Norwegen Ende 1971 als in der Ver­gleichsperiode des vergangenen Jahres. Dies wurde in Oslo amtlich bekanntgegeben. Eine neue direkte Fluglinie zwischen Kopen­hagen und. Berlin wird eingerichtet. Ein dies­bezügliches Abkommen wurde zwischen der DDR-Luftfahrtgesellschaft Interflug und der skandinavischen ,,SAS“ unterzeichnet. Die erste panafrikanische Mustermesse fin­det in Nairobi vom 23. Februar bis 5. März d. J. statt. Bisher haben 35 afrikanische Län­der. Mitglieder der OAE, ihre Beteiligung an­gemeldet. 1 065 478 484 Barrel betrug die Rohölförderung Kuweits in der Zeit von Januar bis November 1971. Die durchschnittliche Tagesleistung belief sich auf 3 190 055 (1 Barrel ** 150 Liter). Brasilien liefert nahezu die Hälfte — 48 Pro­zent — der Weltproduktion an Kaffee. 197t exportierte Brasilien 18 Millionen Sack Kaffee zu je 60 Kilogramm, während weitere 9 Mil­lionen Sack im Inland abgesetzt wurden. Enteignet wurde in Mexiko eine der grössten Latifundien mit einer Fläche von 7200 Hektar. F.s handelt sich um einen Besitz des amerika­nischen Pressemagnaten William Randolph Hearst. Ein neuer Erdsatellit aus der Kosmos-Reihe — Kosmas 471 — wurde in der Sowjetunion ge­startet. Infolge dichten Nebels, der auf der Autobahn Serenissima herrschte, die Verona mit Venedig verbindet, fuhren mehr als 30 Autos aufeinan­der auf. Dabei wurden zwei Personen getötet und andere 20 erlitten Verletzungen. Ebenfalls infolge des Nebels dauerte es mehrere Stun­den. ehe das Rettungspersonal den Verletzten zu Hilfe kommen konnte. Robert McNamara wurde zum Vorsitzenden der Internationalen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung wiedergewählt. Sein neues fünfjähriges Amtsmandat beginnt am 1. April 1973. 500 000 LKW lieferte das Warschauer Auto­mobilwerk während seines 20jährigen Be­stehens. Davon verhessem in den letzten vier Jahren 100 000 Polski-Fiat-Autos das Fliessband. NEUER WEG / 14. Januar 1972 Die Arbeiten der Kairoer Kairo (Agerpres). — Im weiteren Ver­lauf der Arbeiten der V. Konferenz der Organisation für Solidarität mit den afro­asiatischen Völkern sprach Univ.-Prof. Stanciu Stoian, Generalsekretär der Ru­mänischen Liga für Freundschaft mit den Völkern Asiens und Afrikas. Er brachte die Gefühle aufrichtiger Freundschaft und internationalistischer Solidarität zum Ausdruck, die das rumä­nische Volk gegenüber den Völkern Afri­kas und Asiens wie auch anderer Teile der Welt hegt, wo Völker für nationale Unabhängigkeit, gegen Imperialismus und Neokolonialismus, für das Hecht kämp­fen, ihre eigene politische und soziale Entwicklung souverän zu bestimmen. Der rumänische Vertreter wies bei diesem An­lass auf die Hilfe hin, die unser Land die­sen Völkern gewährt, wie auch auf dia vom rumänischen Volk durchgeführten Solidaritätsaktionen zugunsten ihrer Sa-Arbeiten in che. Die Konferenz setzt ihre den neun Kommissionen fort. utfii neun xYuumnssiLuicii xvn.tr. Paris-Besuch Nihat Erims Istanbul (Agerpres). — Anlässlich des bevorstehenden Paris-Besuchs des türki­schen Aussenministers Nihat Erim gab der französische Aussenminister Maurice Schumann der türkischen Zeitung „Mil­­liyet“ eine Erklärung ab. Schumann betont darin, dass Frank­reich und die Türkei bemüht sind, im Mittelmeerraum eine umfassendere Ko­operation herbeizuführen, und dass bei-derseitig der Wunsch besteht, „dieses Binnenmeer in eine Zone des Friedens, ohne Auseinandersetzungen, umzuwan­deln“. Niha Erim wird Paris vom 19. bis 22. Januar einen offiziellen Besuch abstatten und Besprechungen mit dem französischen Premierminister Jacques Chaban-Delmas haben. Er soll auch von Präsident Geor­ges Pompidou empfangen werden. Sozialistische Partei Chiles fordert Ein-Kammer-System Santiago de Chile (Agerpres). — Der Vorstand der .Sozialistischen Partei Chi­les veröffentlichte eine Erklärung, worin die sofortige Genehmigung des Antrags zur Abänderung der Verfassung betref­fend die Auflösung des gegenwärtigen Zwei-Kammern-Parlaments und den Übergang zum Ein-Kammer-System ver­langt wird, meldet Prensa Latina. Die Erklärung weist darauf hin, dass „die Mehrheit, die die oppositionellen Christdemokratische und die Nationale Partei im Kongress innehaben, nicht mehr dem sozialpolitischen Kräfteverhältnis der Nation entspricht, eine Tatsache, die auch durch die Munizipalwahlen vom April vorigen Jahres unter Beweis gestellt wurde. Die Machenschaften, deren sich die Christdemokratische und die rechtsex­tremistische Nationale Partei durch ihre Vertreter im Kongress bedienten, um die Annahme der von der Regierung der Volkseinheit vorgeschlagenen Massnah­men zu vereiteln, bestätigen die dringen­de Notwendigkeit, dem Staatspräsidenten die Möglichkeit zu geben, das gegenwär­tige Parlament aufzulösen. Auf diese "Wei­se muss die Anomalie im politischen Le­ben des Landes beseitigt werden, die die Entwicklung behindert, und es muss der Weg zur demokratischen Erneuerung der gesetzgebenden Körperschaft erschlossen werden, heisst es in der Erklärung. Angriff auf Bien Hoa Saigon (Agerpres). — France Presse meldet, dass die südvietnamesischen Pa­trioten den Luftstützpunkt von Bien Hoa, 30 Kilometer nordöstlich von der Haupt­stadt, angegriffen haben. Dabei wurde ein Munitionsdepot in die Luft gesprengt Dies ist in den letzten drei Tagen der zweite Überraschungsangriff auf einen US-Stützpunkt in Südostasien. Bekannt­lich wurde bei einem Überfall auf den amerikanischen Luftwaffenstützpunkt Uta Pao in Thailand ein B-52-Bomber in die Luft gesprengt. Kühles Sozialkiima (Fortsetzung von Seite 1) dem die Preissteigerungen am Wochenlohn der Kumpel nagten. Die Zeitung „The Guar­dian", das Organ der Liberalen Partei, schreibt : „Der Zorn der Kohlenkumpel ist zu verstehen", da die Behörden auf ihre Forderungen mit Angeboten geantwortet ha­ben, die als „regelrecht beleidigend" emp­funden worden sind. Wie immer in solchen Fällen kommt die Direktion der durch den Streik bereits ent­standene oder zu erwartende Ausfall an Ar­beitsstunden teurer zu stehen als die Mehr­kosten, die sie bei Erfüllung der Forderungen zu tragen gehabt hätte. Die Wirtschaftsbei­lage der „Times" hat ausgerechnet, dass die von den Kumpeln geforderte Angleichung der Löhne an die verteuerte Lebenshaltung ein Plus von rund 44 Millionen Pfund pro Jahr gekostet hätte, während durch den Streik ein Produktionsausfall von 10—12 Millionen Pfund pro Woche zu erwarten ist, von den Verlusten ganz zu schweigen, die entstehen würden, wenn auch die Energieversorgung und die Hüttenindustrie im Anschluss an den Ausstand der Kumpel lahmgelegt werden. Wenn sich die Grubenleitungen dennoch weigerten, der Forderung der Belegschaften stattzugeben, so deshalb, weil sie eine Ket­tenreaktion von Lohnforderungen in anderen Industriezweigen fürchteten. Das grosse Pu­blikum sucht man nun mit der Bekannt­machung zu beruhigen, es gäbe genügend Kohle auf Halde, um die Bedürfnisse der In­dustrie während drei Wochen und der Pri­vatverbraucher während des ganzen Winters zu befriedigen. Ob die Drei-Wochen-Vorräte für die Industrie ausreichen werden, hängt allerdings vom .Verlauf der Verhandlungen ab. Beobachter meinen, der Streik könnte diesmal länger dauern, weil sich beide Sei­ten auf ihren Positionen verschanzt haben. Es ist kein Zufall, wenn die Statistik für 1971 den grössten Ausfall an Arbeitstagen seit 1920 verzeichnet, und auch dieser Mam­mutstreik, dem in der Kohlenindustrie nur der Generalstreik des Jahres 1926 vergleichbar ist, rechtfertigt die Behauptung, dass die Arbeitskämpfe der englischen Werktätigen eine intensiv politische Färbung angenom­men haben. Dos Wochenblatt der l.abour­­party, „Tribüne", schrieb gelegentlich des Gewerkschaftskongresses von Blackpool im Herbst vorigen Jahres : „Es ist klar, dass die Gewerkschaftsleitungen nur unter dem Druck der eigenen Mitglieder handeln. Immerhin bemühen sie sich, die öffentliche Meinung zu der Einsicht zu bringen, dass es die kon­servative Regierung und der bewusst von ihr gesteuerte politische Kurs sind, die die Ver­antwortung für die gegenwärtige Krise tra­gen, und keinesfalls die Gewerkschaftsbewe­gung." Mit ihren Streikaktionen — die aller Vor­aussicht nach in den kommenden Wochen und Monaten an Umfang noch zunehmen werden — suchen die Gewerkschaften nichts weiter als die Offensive der Regierung abzu­wehren, die die Kosten des EWG-Beitritts auf die Werktätigen abwälzen möchte. Das Standardargument der Regierung ist die Drohung, „übertriebene" Lohnforderungen würden die Konkurrenzfähigkeit der engli­schen Exportwirtschaft auf den westeuropä­ischen Märkten vermindern, und es sei die „nationale" Pflicht der Arbeiterklasse, stillzu­halten, bis Grossbritannien seinen Platz im Kreise der Europäischen Wirtschaftsgemein­schaft behauptet hat. Die Gewerkschaften machen die Regierung um so mehr für einen solchen Kurs verantwortlich, als sie seiner­zeit in Blackpool in überwältigender Mehrheit gegen den Beitritt Englands zur EWG ge­stimmt haben. Der Arbeitskonflikt, dem sich bereits an­dere Kategorien von Werktätigen angeschlos­sen haben (z. B. die Eisenbahner, Anm. d. Red.), illustriert die tiefe Kluft, die zwischen der Regierung und den Massen der Lohn­empfänger aufgerissen ist. Man erwartet mit gewisser Spannung, ob die Regierung es wagen wird, die Strafbestimmungen der von ihr geschaffenen Arbeitsgesetzgebung anzu­wenden. Wie manchen noch erinnerlich, hat die Labourpartei, als sie während ihrer Amts­zeit die gleiche Kraftprobe unternahm, im letzten Moment davon Abstand genommen. â Übereinstimmend wird festgestellt, dass der III. Synode der katholischen Kirche die klare Linie fehlte ; die Debatten wa­ren konfus und ihre Ergebnisse enttäu­schend. Die Kirche ist in Nebel gehüllt. In der Tat kann die Synode als ein Rückzieher Roms bezeichnet werden, der sich schon vorher irgendwie bemerkbar machte, heute jedoch mit grösserer Klar­heit wahrgenommen werden kann. Das 1965 abgeschlossene Konzil Vatikan II hatte, grösstenteils unfreiwillig, den Weg zu einer umfassenden Massenbewe­gung geebnet und etliche bedeutsame Veränderungen vollzogen. Es ging darum, dass sich die Kirche innerhalb von genau gesteckten Grenzen „an die Gegenwart anpasst“, Öffnungen akzeptiert und neue Ideenströmungen kanalisiert. Seit 1965 kamen die soziale und die Ideenbewegung nicht mehr zum Still­stand, vielmehr beschleunigten sie sich noch. Heute haben sie soziale Schichten erfasst, die in der Vergangenheit als die stabilsten galten, nämlich die traditions­gebundenen gläubigen Arbeiter. Auf verschiedenen Ebenen, in einer Vielfalt der Formen und Inhalte werden eine ganze Vergangenheit und Gegen­wart in Frage gestellt: der Stand des Priesters und seine Arbeit, die inner­kirchlichen Beziehungen, die Rolle der Kirche in der Welt, der Glaube in Be­ziehung zu dem erschütterten sozialen und politischen Leben, in dem sich ein Streben nach Erneuerung geltend macht. Angesichts dieser Sachlage hat die Sy­node bekanntgegeben, dass es in den Au­gen der Hierarchie in bezug auf die An­passungsmöglichkeiten strenge Grenzen gibt. Die Bedeutung einer solchen Ein­stellung liegt hauptsächlich in ihren ne­gativen Auswirkungen-; wohl kann nicht In Nebel Fragen, auf die die Kirche France nouvelle gpeirrgJTrrgrrjrurpcüjLf'iiB.rri'.r’gTTBwagM Paris von brutalen Massnahmen oder von einer Rückkehr zur Vergangenheit oder zu ei­nem sklerotischen Immobilismus die Rede sein, doch setzt die hier errichtete Schranke der Bewegung immerhin ernste Grenzen. In Rom wurden für keines der im Zuge der Vorbereitung der Synode aufgewor­fenen Probleme Lösungen oder wenig­stens Erklärungen gefunden. Im Gegen­teil, Paul VI. warnte vor dem weltlichen Druck und schob die Geistlichkeit in den Vordergrund ; der Auffassung von der sündigen Welt, „die den Zielen Got­tes zuwiderläuft“, räumten manche sogar einen Ehrenplatz ein. Die Synode wandte sich angesichts der sozialen Ungerechtigkeit nicht unmittel­bar an das Volk : man wünschte nicht, dass sie ein Kirchenkonzil werde, und so­mit beschränkte sie sich auf ihre Rolle als Papstkonzil. Die römische Kurie, die in der Tat ihren Apparat internationali­siert und modernisiert hat, nahm die Dinge wieder in die Hand, ihre praktische Rolle wurde verstärkt, der Druck, an den sie gewöhnt war, scheint neue Kraft ge­wonnen zu haben und die Kollegialität gehüllt die Antwort schuldig bleibt hat ihre Grenzen gezeigt. Paul VI. hatte übrigens schon vor Beginn der Versamm­lung ganz offen gebremst, um jede ef­fektive Bewegung unmöglich zu machen. Angesichts der recht negativen Bilanz übten die Bischöfe und religiösen Be­obachter an den Arbeitsmethoden der Synode Kritik. Zwar geht es tatsächlich um Fragen, die sich auf die Methode be­ziehen, doch im Grunde genommen han­delt es sich um eine Krise der ganzen Kirche, die ihrerseits wiederum nur ein Aspekt der ideologischen Krise der kapi­talistischen Gesellschaft ist. Seit dem Konzil haben sich die kapita­listische Welt und die sozialistische Welt weiterentwickelt, und zwar in entgegen­gesetzter Richtung. Die Krise der kapita­listischen Gesellschaft hat sich nicht nur verschärft, sondern die breiten Massen bekommen sie zu spüren und sind sich ihrer bewusst geworden. Wo steht . in dieser Situation die Kir­che ? Sie verhält sich doppelt ablehnend, sie lehnt den Kampf für den Sozialismus ab, den sie bestenfalls als eine lebendige Realität, gelten lässt, aber sie lehnt es auch ab, das kapitalistische System ein­deutig zu verurteilen. Die Kirche kapselt sich ab. versteift sich auf eine Haltung des Moralpredigens : oft übt sie scharfe Kritik am liberalen Kapitalismus und sucht gleichzeitig nach geistigen und technischen Mitteln zur Verbesserung der Gesellschaft. Im Grunde genommen stimmt diese Haltung mit jener der Politiker überein, die heute die Geschicke des Monopol­kapitals lenken. Man möchte der soge­nannten Krise der „Zivilisation“ ein „bisschen Seele“ zusetzen, ihr einen „Sinn“, eine „neue Hoffnung“ geben, die es ge­statten würden, das Ausbeutungssystem zwar nicht zu verändern, aber es durch Korrektur seiner Übergriffe und Fehler etwas annehmbarer zu gestalten. Gerade diesen Widerspruch spüren zahl­reiche Christen mehr oder weniger klar. Im Zuge der Synode-Diskussionen über die Justiz wies ein Bischof darauf hin, dass sich die Sprache, deren sich die Ver­treter der Kirche bedienen, als ungeeignet erwiesen hat, und mehrere andere spra­chen von der Schwierigkeit, um nicht zu sagen Unfähigkeit, eine evangeliumsge­rechte Haltung einzunehmen. Es geht aber ganz offensichtlich nicht allein um die Redeweise oder um die moralische oder religiöse Haltung. Es geht darum, wie Francois Biot in „Témoignage Chré­tien“ unterstreicht, dass „man sich nur zu oft hütet, die ökonomischen und sozialen Ursachen aufzuzeigen. Fügen wir noch hinzu — und gerade das ist der Fall bei den kühnsten päpstlichen Hirtenbriefen —, dass man niemals so weit geht, die Ursachen der Ungerechtigkeit und Aus­beutung im monopolistischen Staatskapi­talismus zu suchen. Die Analysen be­schränken sich auf eine gerechtere Ver­teilung der Reichtümer, die man sich wünscht oder die man fordert, doch geht man nicht bis auf die realen Ursachen zurück.“ Auf diese Weise können die Er­gebnisse der Synode die Krise der Kir­che nur vertiefen, die Fragen und das Suchen der christlichen Arbeiter nur in­tensivieren. Vielleicht ist es nicht unnütz, darauf hinzuweisen, dass wir, was uns anbe­langt*), den religiösen Glauben achten und keineswegs beabsichtigen, ihn zu ver­gewaltigen. Die immer zahlreichere Teil­nahme der christlichen Arbeiter am Kampf an unserer Seite und selbst ihr immer zahlreicherer Eintritt in unsere Partei sind ein Beweis dafür. Denn wir müssen, wie wir es immer gesagt haben, gemeinsam auf dem Wege zum Sozialis­mus voranschreiten, und nur gemeinsam müssen wir die neue Gesellschaft auf­bauen. Heute macht unser Land eine Krise durch, die das ganze Leben der Nation erfasst. Die Wirtschaft hat das Gleichgewicht verloren, die Klassengegen­sätze verschärfen sich, und mit ihnen die Kämpfe, die sie unvermeidlich nach sich ziehen. In dieser Situation sind die Volksmas­sen, die christlichen Massen mitinbegrif­fen. in Bewegung geraten. Keine ideolo­gische Schranke vermag sie aufzuhalten, und es scheint uns heute, dass ihre Art zu denken, der Synode zuwiderläuft. Die christlichen Arbeiter suchen immer mehr nach realistischen und konkreten Lösun­gen für die Übel, die sie bedrücken, und für die hochherzigen Anliegen, die sie be­wegen. In diesem Sinne beantwortet das von unserer Partei vprgelegte Regierungspro­gramm, das ein für die Christen gültiges politisches Programm ist, viele ihrer Fragen, ob sie nun eine unmittelbare Folge der sozialen Umstände sind oder durch ihren Glauben aufgeworfen wur­den. *} „France Nouvelle“ ist eine Wochenschrift der Französischen Kommunistischen Partei.

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