Neuer Weg, 1974. július (26. évfolyam, 7821-7846. szám)
1974-07-02 / 7821. szám
Seite 2 Hoffnungen auf den Herbst Von unserem Londoner Mitarbeiter Allan Morgan Die Regierung Wilson hat in den letzten Tagen mindestens sieben Abstimmungsniederlagen einstecken müssen, drei davon im Unterhaus und vier in Parlamentsausschüssen Da es um relativ unerhebliche Fragen ging (einmal beispielsweise um die obligatorische Einführung von Sicherheitsgurten für Autofahrer), sah sie keine Veranlassung zum Rücktritt. Andererseits haben jüngste Meinungsumfragen in der Bevölkerung ergeben, dass, fänden jetzt Parlamentswahlen statt, Labour 47,6 Prozent der Stimmen auf sich vereinigen könnte, während dieser Stimmanteil bei den letzten Wahlen nur 38 Prozent betrug. Warum nutzt Wilson seine Chance nicht ? Hiesige Beobachter haben sich diese Frage ebenfalls vorgelegt und glauben die Erklärung dafür gefunden zu haben. Erstens müssen von der Ankündigung von Neuwahlen bis zu ihrer Abhaltung mindestens drei Wochen vergehen, ein Zeitraum, ausreichend, um die jetzt festgestellte Wählergunst in ihr Gegenteil Umschlägen zu lassen, sobald die Regierung zu unpopulären Massnahmen genötigt ist. Zum zweiten ist das unter der Regierung Heath angenommene gewerkschaftsfeindliche Gesetz vom Parlament noch nicht rückgängig gemacht worden, und bis das nicht geschehen ist, wird keine Labourregierung Neuwahlen ansetzen, gehört doch die Abschaffung dieses Gesetzes zusammen mit dem Einfrieren der Mietzinse und der Subvention lebensnotwendiger Güter zu den Verpflichtungen, die Harold Wilson den Gewerkschaften gegenüber auf sich genommen hat. Der eigentliche Grund für das Zögern ist jedoch nach Meinung von Kennern der innenpolitischen Verhältnisse ein anderer: Demnach scheint dem Premier eine Verlängerung des gegenwärtigen Zustandes nicht unwillkommen zu sein. Die Gefahr neuer Abstimmungsniederlagen im Parlament ist ebenso wie die Ungewissheit des Wahlausgangs im Falle von Neuwahlen in der Optik Wilsons ein geeignetes Mittel, um dem linken Flügel seiner Partei Zurückhaltung aufzuerlegen. Die Gewerkschaften, so wünscht er, mögen sich mit Lohnforderungen massigen, solange es nicht gelungen ist, Grossbritanniens hohe Inflationsrate zu senken. Halten die Gewerkschaften in den kommenden Monaten still — so Wilsons Überlegung —, dann könnte Labour Wahlen, die Ende September staitfinden, mit ziemlicher Sicherheit gewinnen. Die Rechnung hat alle Aussichten aufzugehen, denn auch die Opposition ist nicht an baldigen Wahlen interessiert. Auch sie hofft auf den Herbst, doch aus anderem Grund: wegen der saisonbedingten Schwierigkeiten, die diese Jahreszeit bisher noch jeder Regierung bereitet hat... Amtsantritt Präsident Scheels Bonn (Agerpres). — Am Vormittag des 1. Juli legte Walter Scheel auf einer gemeinsamen Sitzung des Bundestags und des Bundesrats als vierter Präsident der Bundesrepublik Deutschland den Eid auf die Verfassung ab. Bei der Feierlichkeit sprachen die Präsidenten der beiden Kammern. Annemarie Renger bzw. Hans Filbinger. Gustav Heinemann sowie Walter Scheel, der am 15. Mai d.J. gewählte neue Bundespräsident. Erdrutsch in Kolumbien Bogota (Agerpres). — Bei einem Erdrutsch auf der Magistrale Bogota — Villavicenzio in Kolumbien wurden auf einem ungefähr ein Kilometer langen Strassenabschnitt mehrere Autocars und PKW von einer abstürzenden Felswand verschüttet. Dabei kamen zahlreiche Personen ums Leben. Der Ort, an dem sich der Erdrutsch ereignete, wurde zum Katastrophengebiet erklärt. Die lokalen Behörden unternehmen intensive Bemühungen für die Bergung der Verletzten und Auffindung der verschollenen Personen. Rascher Abschluss der zweiten Phase erwünscht Rede des rumänischen Delegationschefs auf der Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa Genf (Ap/NW). — Der ursprünglich für den Abschluss der Arbeiten der zweiten Phase der Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa vorgesehene Termin rückt näher und hat eine Diskussion darüber ausgelöst, ob die Einhaltung dieses Termins möglich ist. Eine Reihe von Teilnehmern wies darauf hin, dass die Arbeit in einigen Körperschaften der Konferenz bei der Abfassung der Schlussdokumente zwar bemerkenswerte Fortschritte zu verzeichnen hat. dass die noch verbliebenen Probleme jedoch innerhalb der zur Verfügung stehenden Zeit nicht zu einem guten Ende gebracht werden können. Andere Delegierte meinten hingegen, es bestünden objektive Voraussetzungen für einen erfolgreichen Abschluss der zweiten Phase in den kommenden Wochen und für den zeitgerechten Beginn der dritten Phase. Da man sich nicht einigen konnte, wurde beschlossen, die Frage der vom Koordinierungsausschuss gebildeten Arbeitsgruppe zur Vorbereitung des Programms zur weiteren Prüfung zuzuweisen. Der Chef der rumänischen Delegation, Botschafter Valentin Lipatti, erklärte sich von der Mitteilung des Chefs der finnischen Delegation, Botschafter J. Iloniemi, befriedigt, der bekanntgegeben hatte, dass Finnland alle Vorkehrungen für die Abhaltung der dritten Phase, des Gipfeltreffens im Juli in Helsinki, getroffen habe. „Rumänien“, sagte der Redner, „ist für eine rasche Beendigung der zweiten Phase, für die Ausarbeitung gehaltvoller Dokumente zu allen vier Punkten der Tagesordnung, im Hinblick auf die Festigung der Sicherheit und die Förderung der Zusammenarbeit in Europa. Wir werden alles tun, was von uns abhängt, um zu einem erfolgreichen Abschluss der Konferenzarbeiten in kürzester Frist beizutragen, so dass die Bilanz dieser Tätigkeit den Erwartungen der friedliebenden Völker entspricht. Von dieser politischen Gesinnung erfüllt, möchten wir für einen möglichst raschen Abschluss der Arbeiten der zweiten Phase und die unverzügliche Abhaltung der dritten Phase auf höchstem Niveau in Helsinki wirken.“ Parlamentswahlen in Island Kandidaten von fünf Parteien und zwei Gruppierungen aufgestellt Reykjavik (Agerpres). — Am Sonntag fanden in Island ausserordentliche Parlamentswahlen statt. Rund 130 000 Bürger gingen zu den Urnen, um die 60 Mitglieder des Althings zu wählen. Die isländische Verfassung sieht vor, dass die Regierung bzw. Regierungskoalition die Unterstützung von mindestens 32 Mitgliedern der beiden Kammern des Althings haben muss, während für einzelne Gesetzesentwürfe die Mehrheit einer jeden Kammer ausreichend ist. Die Abhaltung von vorfristigen Wahlen wurde diesmal notwendig, weil die von Olafur Johannesson geführte Zentrum-Links-Regierung gelegentlich der Debatte über Gesetzentwürfe zur Bekämpfung der Inflation, die in Island eine jährliche Zuwachsrate von 40 Pro-zent erreicht hat, in die Minderheit versetzt wurde. In dieser Situation zogen sich die Vertreter der Linksliberalen Partei aus der Regierung zurück und veranlassten Premier Johannesson, das Althing aufzulösen, „um der Nation die Möglichkeit zu geben, über eine Beilegung der Krise zu entscheiden“. Kandidaten wurden von den im Parlament vertretenen fünf Parteien und zwei dissidenten Gruppierungen aufgestellt : Fortschrittspartei (bisher 17 Sitze) Volksallianz (gebildet aus Kommunisten und Sozialisten — 10 Sitze), Linksliberale Partei (5 Sitze), aus denen die Regierungskoalition gebildet war, ferner Unabhängigkeitspartei (22 Sitze) und Sozialdemokratische Partei (8 Sitze). Infolge Erkrankung Präsident Perons Maria Estela de Peron übernahm höchste Staatsfunktion Buenos Aires (Agerpres). — Wegen Krankheit des Präsidenten der Republik Argentinien, General Perons, dem eine zeitweilige Unterbrechung seiner Tätigkeit verordnet wurde, hat der Vizepräsident des Landes. Maria Estela Martinez de Peron, auf einer erweiterten Kabinettsitzung die höchste Staatsfunktion übernommen, melden die Presseagenturen. Nach argentinischer ’ Verfassung werden. im Falle der Präsident sein Mandat nicht ausüben kann — sei es aus Gesundheitsgründen oder wegen einer Auslandsreise — seine Befugnisse vom Vizepräsidenten des Landes übernommen. ★ Der Gesundheitszustand des Präsidenten Argentiniens, General Juan Domingo Peron, hat sich in den letzten 24 Stunden gebessert, gibt ein ärztliches Bulletin. das in Buenos Aires veröffentlicht wurde, bekannt. Ausland Sowjetisch-amerikanische Gespräche Moskau tAgerpres). — Samstag wurden im Kreml die Gespräche Leonid Breshnews, Generalsekretär des ZK der KPdSU, und anderer sowjetischer Führer mit Präsident Richard Nixon fortgesetzt. Zur Diskussion standen Fragen über die Begrenzung der Kernversuche sowie die Europakonferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit. Am gleichen Tag wurde das langfristige sowjetisch-amerikanische Abkommen über die Förderung der wirt-schaftlichen, industriellen und technischen Zusammenarbeit unterzeichnet. ln Orjanda, auf der Krim, setzten am Sonntag Leonid Breshnew und Richard Nixon ihre Besprechungen fort. Bei den Aussprachen wurden Fragen der Weiterentwicklung der sowjetisch-amerikanischen Beziehungen geprüft . sowie das Problem der Begrenzung der strategischen Rüstungen erörtert. An den Gesprächen nahmen auch die Aussenminister der beiden Länder teil, meldet TASS. Steigender Erdgasbedarf in der BRD Bonn (Agerpres). — Erdgas soll eine der Hauptenergiequellen der BRD werden. 1974 werden 12 Prozent des Energiebedarfs von 50 Milliarden Kubikmeter Erdgas gedeckt, was ein bedeutender Zuwachs gegenüber 1969 ist, als der Prozentsatz bloss 4 betrug. 1980 wird das Erdgas voraussichtlich 17 Prozent des Energiebedarfs stellen. Der Konsum wird dann 72 Milliarden Kubikmeter betragen, wovon nahezu zwei Drittel importiert werden müssen. 1980 wird Holland mit 28 Milliarden Kubikmeter der Erdgas-Hauptlieferant der BRD sein. Andererseits wird verlautet, dass die westdeutschen Gesellschaften „Ruhrgas AG“ und „Salzgitter Ferngas GmbH“ mit der algerischen nationalen „Sonatrach“-Gesellschaft einen Vertrag über die Lieferung von sechs Milliarden Kubikmeter Erdgas aus Algerien abgeschlossen haben. Der Kontrakt ist 20 Jahre gültig; die ersten Lieferungen sind für Anfang 1979 vorgesehen. Meeting in Lissabon Lissabon (Agerpres). — Über 17 000 Personen beteiligten sich an einem Meeting, das von der Portugiesischen Kommunistischen Partei in der Landeshauptstadt veranstaltet wurde. Daran nahm auch der Generalsekretär der Portugiesischen KP. Alvaro Cunhal, teil. Das Meeting war Themen wie die Notwendigkeit der Gewährleistung der Einheit der Arbeiterklasse, die Allianz zwischen den Volksmassen und den Streitkräften sowie die Wahrung der Wachsamkeit gegenüber den Manövern der Reaktion gewidmet. Die Teilnehmer skandierten Losungen, in denen die Beendigung des Kolonialkriegs gefordert wurde. In diesem Sinne bekräftigte Alvaro Cunhal in seiner Rede das Recht der Kolonialvölker auf Unabhängigkeit Erklärung des Handelsministers Panamas Ciudad de Panama (Agerpres). — In einem Interview erklärte der panamesische Industrie- und Handelsminister, Fernando Manfredo, dass Panama, Kosta rika und Honduras ihren Entschluss, gerechtere Bananenpreise auf dem Weltmarkt festzulegen, trotz des von den ausländischen Exportgesellschaften ausgeübten Drucks nicht ändern wird. Die drei Länder gehören zu den Hauptproduzenten von Bananen in Lateinamerika und sind entschlossen, sich aller legalen Mittel zu bedienen, um ihre souveränen Entschlüsse zur Wahrung der eigenen ökonomischen Interessen durchzusetzen, unterstrich der panamesische Minister. In diesem Sinne werden diese Länder ständige Beratungen über dieses Problem abhalten, um eine Aktionseinheit gegen den Boykott der Exportfirmen, vor allem der nordamerikanischen „Standard Fruit“ zu realisieren. Mutter Martin Luther Kings ermordet Atlanta (Agerpres). — Alberta King, die Mutter Pastor Martin Luther Kings, des 1968 ermordeten Friedensnobelpreisträgers, wurde in der Kirche von Atlanta im nordamerikanischen Staat Georgia, wo ihr Sohn begraben liegt angeschossen. als sie der Messe beiwohnte. - Alberta King, die im Alter von 70 Jahren steht, verschied auf dem Weg zum Krankenhaus. Auch der Diakon wurde tödlich getroffen, während eine andere Person Verletzungen erlitt. Der Mörder, wie es scheint ein religiöser Fanatiker, später als Marcus Chenault identifiziert, wurde kurz darauf verhaftet. In Sofia eingelroffen ist aus Bukarest kommend der Präsident der Arabischen Republik Ägypten, Mohammed Anwar El Sadat, der auf Einladung Todor , Shiwkoffs, Vorsitzender desîfStâatsrats Bulgariens, diesem Land einen offiziellen Besuch abstattet. Einen offiziellen Besuch stattet der Premier Belgiens, Leo Tindemans, Frankreich ab. Er wird in Paris mit dem französischen Premier, Jacques Chirac, und mit Präsident Valéry Giscard d’Estaing Zusammentreffen. Anschliessend begibt sich Leo Tindemans nach Bonn zu Besprechungen mit Bundeskanzler Helmut Schmidt. Kim Ir Sen, Generalsekretär des ZK der Partei der Arbeit Koreas, empfing die Delegation der Finnischen Kommunistischen Partei unter Führung von Aarne Saarinen. Vorsitzender der Partei. Zum 30. Jahrestag der Gründung der Vietnamesischen Demokratischen Partei fand in Hanoi eine Festversammlung statt, an der sich Le Duan. Erster Sekretär des ZK der Partei der Werktätigen Vietnams, sowie andere Partei- und Staatsführer der DR Vietnam beteiligten. Um 25,4 Prozent gestiegen sind die Lebensmittelpreise in England in der Zeitspanne Juni 1973 — Mai 1974. Dies ist aus einer in der britischen Presse veröffentlichten Statistik ersichtlich.. Einen Streik ausgerufen, hat das Personal von fünf „British Leyland“-Autowerken in Lancashire. Die Arbeiter fordern bessere Arbeits- und Lebensbedingungen. Ein Botschaftertreffen der EG-Mitgliedländer und der lateinamerikanischen Staaten, die an der Sonderkommission (CECLA) für Koordinierung beteiligt sind, fand in Brüssel statt. ® Aus der Auslandspresse ® Aus der Auslandspresse ® Aus der Auslandspresse • Aus der Auslandspresse • Aus Kommt die Fusion zustande? büddeutsche Zeitung MU.«.CHN£R NEUESTt n«CHKI(.hT;v »U> form* HUITU« WIHTSCHAM «PORT München Die Citroen AG, eine der traditionsreichsten französischen Automobilfabriken, ist in solche finanzielle Schwierigkeiten geraten, dass sie ihre Selbständigkeit aufgeben muss. Um der Gefahr des Zusammenbruchs zu entgehen, hat sie sich entschlossen, mit dem Konkurrenten Peugeot über einen Zusammenschluss zu verhandeln. Seit Wochen in aller Heimlichkeit geführte Vorbesprechungen endeten mit einer gemeinsamen Verlautbarung, aus der hervorgeht, dass Citroen und Peugeot sich so rasch wie möglich bemühen wollen, „ein zusammenhängendes Ganzes“ zu bilden, dessen Leitung die Firma Peugeot übernehmen soll. Wenn mit dieser Ankündigung auch noch lange nicht gesagt ist, dass es wirklich zu einer Fusion der beiden Automobilwerke kommt, so steht doch immerhin fest, dass es Citroen heute so schlecht zu gehen scheint, dass sich die Verantwortlichen der Firma keine Illusionen mehr über ihre Chancen künftiger Selbständigkeit machen. Diese Selbständigkeit war schon bisher weitgehend hypothetisch, da die zur Zeit drittgrösste französische Autofabrik bereits seit 1934 praktisch im Besitz des französischen Reifenkonzerns Michelin ist, der 53 Prozent des Aktienkapitals von Citroen besitzt. Immerhin aber hat sich Citroen jahrzehntelang als der grösste französische Automobilfabrik'mt "egen die in’ändische und ausländische Konkurrenz behaupten können Vor zehn .Uhren. als die Firma mit rund 30 Prozent der Zulassungen den französi-sehen Markt noch überlegen beherrschte, hätte jeder Franzose die Nachricht von der schweren Krise bei Citroen für einen schlechten Scherz gehalten. Der langsame, aber stetige Niedergang der Firma, die 1924 von dem Mechaniker André Citroen gegründet worden war, ist indessen ein anschauliches Beispiel für die verheerenden wirtschaftlichen und sozialen Folgen einer Betriebsführung, die sich bis auf den heutigen Tag den altväterlichen Regeln eines zwar grundsoliden, aber Wettbewerb und Marktforschung weitgehend ignorierenden Handwerkergeschäfts unterwarf. Citroen könnte beinahe als Karikatur eines rechtschaffenen Familienbetriebs gelten, der sich allen modernen Erkenntnissen der Öffentlichkeitsarbeit und der Markenwerbung in geradezu hochmütigem Misstrauen verschliesst. Heute müssen die Citroen-Ingenieure und -Techniker machtlos mit ansehen, wie sie durch eine rückständige Betriebspolitik um die Früchte ihrer häufig bahnbrechenden und zuweilen geradezu genialen technischen Entwicklungen gebracht werden. Vor allem wirkt sich bei Citroen verheerend aus, dass versäumt wurde, das Angebot an Modellen weit genug aufzufächern : Der Mythos von der konkurrenzlosen Fortschrittlichkeit aller Citroen-Modelle verleitete die Geschäftsführung zu dem Trugschluss, sie habe gar keinen Anlass, sich um neue Käuferschichten zu kümmern. Gestützt auf eigentlich nur zwei Grundmodelle, die unverwüstliche Blechschachtel des „2 CV“ und die jetzt beinahe zwanzig Jahre alten haifischartigen DSLimousinen für gehobene Ansprüche, wurde gerade Citroen von der Energiekrise und deren Folgen besonders hart getrof-fen. Der vergleichsweise hohe Benzinverbrauch der grossen und teueren DS-Modelle und die in Frankreich eingeführten Geschwindigkeitsbeschränkungen auf den Autobahnen brachten einen verhängnisvollen Rückgang beim Verkauf der schweren Wagen. So wurden während der ersten vier Monate dieses Jahres fast vierzig Prozent weniger DS-Modelle abgesetzt als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Zwar stieg die Nachfrage nach den sparsamen „2-CV“ Typen um rund 20 Prozent — was allerdings der Firma wenig nutzte, da die Gewinnspannen bei diesen Modellen ausserordentlich niedrig liegen. Angeblich sass Citroen in diesem Frühjahr zeitweilig auf fast 50 000 unverkauften Autos. Die Lage der Firma wurde nicht gerade verbessert durch das jüngste Sparprogramm der Regierung, das die Kreditzinsen beim Kauf eines neuen Autos auf bis zu 22 Prozent verteuerte. Schon im vergangenen Winter sah die Citroén-Direktion das Unheil offenbar deutlich auf sich zufahren : Generaldirektor Rollier sprach sicherem Vernehmen nach beim damaligen Präsidenten Pompidou vor, um eine Lockerung der Geschwindigkeitsbegrenzung auf den Autobahnen durchzusetzen, die den Franzosen den Kauf schneller Autos weit mehr vermiesten als der erhöhte Benzinpreis. Der immer schärfer werdende Konkurrenzkampf auf dem Automarkt hat jetzt in Frankreich eine Entwicklung eingeleitet, die nach aller Voraussicht dazu führen wird, dass in wenigen Jahren nur noch zwei grosse Automobilfabriken existieren. Das 1944 enteignete und unter staatliche Kontrolle gestellte Renault- Werk hält heute mit 35 Prozent der Zulassungen auf dem französischen Markt die Spitzenstellung. Mit einem breiten Angebot, dessen Schwerpunkt allerdings bei der unteren Mittelklasse liegt, ist Renault die wirtschaftlich stärkste französische Autofabrik. Eines Tages könnte sie unter Umständen die ebenfalls bereits schwer von der Krise heimgesuchten Simca-Werke übernehmen. Simca als vierter und kleinster Produzent französischer Wagen ist inzwischen zwar über Chrysler in amerikanischem Besitz. Jedoch hat die Firma wegen ihres weitgehend veralteten und einseitigen Angebots an Modellen und wegen ihres in Frankreich auf acht Prozent gesunkenen Marktanteils wachsende Schwierigkeiten, die der Simca- Direktion soeben die Verminderung der Belegschaft um rund 700 Arbeiter aufgezwungen haben. Zweitgrösster französischer Hersteller mit zwanzig Prozent Marktanteil, einem derzeitigen Ausstoss von 766 000 Fahrzeugen im Jahr und einer Belegschaft von 57 700 Betriebsangehörigen ist die bereits 1896 gegründete Firma Peugeot, die auch Fahrräder und Werkzeuge herstellt und im Gegensatz zu Citroen eine stets vorausblickende und auf weite Sicht geplante Betriebspolitik geführt hat, die ihr heute erhebliche Reserven sichert. Mit dem Hauptwerk in Sochaux, im französischen Jura gelegen, könnte sich Peugeot mit den Betriebskapazitäten von Citroen zu einem privaten Konzern auswachsen, der an Bedeutung dem Staatsbetrieb Renault gleichkommen würde — vorausgesetzt, dass die jetzt eingeleiteten Verhandlungen tatsächlich zu einer Verschmelzung führen. Schon einmal, im Jahr 1966, war eine drei Jahre zuvor eingeleitete Zusammenarbeit zwischen Citroen und Peugeot wieder zerbrochen. NEUER WEG / 2. Juli 1974 Essen zu Ehren dés gewählten Präsidenten der Republik Kolumbien, Alfonso López Michelsen Tischrede des Präsidenten Nicolae Ceauşescu Ich möchte meine eigene Freude, die Freude meiner Genossen und die des rumänischen Volkes angesichts der Tatsache zum Ausdruck bringen, dass der vom kolumbianischen Volk demokratisch gewählte Präsident Kolumbiens sich in unserem Lande befindet und uns das Vergnügen bereitet hat. hier seinen Geburtstag zu feiern. Wir freuen uns, dass wir an diesem Tag. an dem Sie Ihren Geburtstag feiern, beisammen sind. Ich möchte Ihnen viel Gesundheit und grosse Erfolge in Ihrer Tätigkeit wünschen. Wir wissen, dass Sie eine langjährige politische Tätigkeit entfaltet und dass Sie eine wichtige Rolle bei der Entfaltung der Beziehungen zwischen Rumänien und Kolumbien gehabt haben. Und wenn ich mich nicht täusche, trägt das erste Abkommen über Zusammenarbeit Ihre Unterschrift. Ich hoffe, dass Sie auch in der Eigenschaft als Präsident des kolumbianischen Volkes neue Abkommen über Zusammenarbeit zwischen Ihrem Volke und meinem Volk — natürlich auf neuen Grundlagen — unterzeichnen werden. Als Land, zu dessen Anliegen die unabhängige ökonomisch-soziale Entwicklung gehört, werden wir dahingehend wirken, dass wir die Fragen der Zusammenarbeit zwischen uns und den anderen Völkern entsprechend den Bestrebungen unserer Völker, der Sache des Friedens und der Gleichheit zwischen den Nationen regeln. Gewiss, es gibt in der Welt grosse, kleine und mittelgrosse Länder. Wir müssen jedoch stets berücksichtigen, dass jede Nation ungeachtet ihrer Grösse ihre Rolle bei der Entwicklung der Gesellschaft hat und schliesslich, dass die Zivilisation das Ergebnis nicht der Grösse, sondern das Ergebnis der Intelligenz und der Arbeit der Menschen ist. In diesem Geiste hat jede Nation ihren Beitrag zur menschlichen Zivilisation, zum Wohlstand und zum Glück der Menschen geleistet und kann noch viel dazu beitragen. Wir wünschen, dass die Beziehungen zwischen unseren Ländern den Interessen unserer Völker, aber auch den Interessen des Friedens und der Zusammenarbeit aller kleinen und mittelgrossen Länder, der ganzen Menschheit dienen. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen noch einmal viel Gesundheit, Schaffenskraft und eine gute Zusammenarbeit zwischen unseren Ländern, zwischen den beiden Präsidenten unserer Länder .(Beifall.) Tischrede des Präsidenten Lopez Michelsen Sie werden mir entschuldigen müssen, dass ich mit einem sentimentalen und affektiven Ton beginne : Wir erreichen nicht mehrmals, sondern nur einmal eine gewisse Anzahl von Jahren in all der Zeit, die zu leben einem jeden beschieden ist. Und die spontane Geste, die ausserhalb eines jeden Zeremoniells liegt, mich und meine Gattin einzuladen und uns bei einem solchen unvergesslichen .Anlass, da wir fern von all den unseren sind, mit soviel menschlicher Wärme zu umgeben, kam etwas überraschend für uns und hat uns, tief beeindruckt. Es war für die Präsidenten meines Landes üblich, dass sie, bevor sie das ihnen vom Volke anvertraute Amt antraten, Spanien oder den Vereinigten Staaten einen Besuch abstatteten, Ländern, die unserem Herzen und unseren Gefühlen sehr nahe stehen. Ich glaube, dass ich nach einem Jahrhundert der erste bin, der mit dieser Tradition gebrochen hat, die ich als sehr ehrenhaft einem Lande wie Spanien, unserem Ursprungsland, gegenüber betrachte oder den Vereinigten Staaten gegenüber, einem Land, mit dem uns grosse Interessen verbinden. Doch da wir in eine neue Epoche eingetreten sind, wollten wir Kontakte zu einem Land hersteilen, das dem unseren ähnlich ist, das uns gleichzeitig lehren, uns seine positive Erfahrung vermitteln, das uns die Grenzen zeigen kann, die wir heute öfters erreichen können. Und ich möchte sagen, dass ich während all der in Rumänien verbrachten Zeit immer wieder Genugtuung darüber empfand, dass ich dieses Labor — wie eine Doktorin der Chemie sagen würde. — gewählt habe, ein politisches und soziales Lahor, in dem eine sehr wichtige Erfahrung gesammelt wird. Gestern sagte ich in der Dobrudscha, dass, wenn wir uns vorstellen, wie dieses Gebiet vor 30 oder 40 Jahren ausgesehen hat, wir hier Hirten mit ihren Schafen sehen würden, unglückliche Bauern, an deren Schicksal sich jahrhundertelang nichts änderte. Doch angesichts der Entwicklung Ihrer Landwirtschaft, Tierzucht, Touristik, der Art, in der das Volk auf seine Führer sieht und ihnen zujubelt, sagte ich mir, dass der einzige Richter dessen, was eine Regierung leistet, das Volk ist. Ich sah das rumänische Volk vor mir, wahrscheinlich deutlicher, als man es in den Statistiken, in den Zahlen des Aussenhandels oder der Prokopfproduktion erkennen kann, die Genugtuung darüber, dass es kein Volk von Hirten mehr ist; dass es ein Land ist, das einen auf Weltebene bemerkenswerten Entwicklungsstand erreicht hat. Der Herr Präsident erinnerte hier daran, dass ich die Ehre hatte, die Abkommen über kulturelle und wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen Rumänien und Kolumbien zu unterzeichnen, ich möchte sagen, dass, wenn ich auch Genugtuung darüber empfinde, jene Dokumente unterzeichnet zu haben, ich dennoch nicht glaube, dass wir ein genügend grosses Handelsvolumen erreicht haben. Wir müssen uns vornehmen, diese Dokumente zu beleben, ihnen eine grössere Bedeutung beizümessen, sie auf méhr Bereiche auszudehnen und, wie ich bereits sägte, uns einander auch physisch näher zu fühlen. Ich glaube, dass wir uns bei den Unterredungen, die wir führten, davon überzeugen konnten, dass unsere Standpunkte in einigen Fragen, die mindestens zwei Drittel der Weltbevölkerung interessieren, übereinstimmen. Ich frage mich : Wenn die Mehrheit dieser Völker einverstanden ist, werden wir nicht den Wunsch verwirklichen können, den Frieden zu festigen, die Entwicklung zu gewährleisten, die Bodenschätze wieder zu erringen, den ökonomischen Einfluss und die ökonomische Abhängigkeit der einen Länder von den anderen zu. beseitigén ? Wir' werden dies erreichen, wenn wir es als ein ständiges, kohärentes und diszipliniertes Ziel mehrerer Länder der verschiedenen Kontinente betrachten, die nicht das Glück hatten, sich zu einer Zeit zu entwickeln, in der die Industrie Abstände geschaffen hat, die für unsere Generation und die künftigen Generationen zu überwinden wir die Pflicht haben. Ich möchte noch einmal für die Gastfreundschaft des rumänischen Volkes, für den uns von Herrn Ceauşescu persönlich sowie von Frau Ceauşescu bereiteten Empfang danken und wiederhole, so wie ich es auch bei anderen Gelegenheiten getan habe, dass der künftige Präsident Kolumbiens stets an der Seite Rumäniens stehen wird, was die Wünsche und Ziele betrifft, die wir bei unseren Besprechungen berührten und die der Aussenpolitik Rumäniens und Kolumbiens entsprechen. Ich möchte dieses Glas auf die Gesundheit des Präsidenten, auf die Gesundheit von Frau Elena Ceauşescu, auf die Gesundheit des rumänischen Volkes erheben. (Beifall.) Besuch des Aussenministers der Türkei Beim Aussenministerium wurden Sonntag in einer Atmosphäre der Freundschaft und des völligen Einvernehmens die offiziellen Gespräche zwischen George Macovescu, Aussenminister der Sozialistischen Republik Rumänien, und Turan Günésch, Aussenminister der Republik Türkei, fortgesetzt. Bei dieser Gelegenheit wurden Aspekte der Entwicklung der Beziehungen der Kooperation zwischen den beiden Ländern sowie einige internationale Fragen von gemeinsamem Interesse erörtert. Am gleichen Tag besuchten der Aussenminister der Türkei und die Persönlichkeiten, die ihn begleiten, Wohnviertel und Denkmäler der Hauptstadt. Der Aussenminister der Sozialistischen Republik Rumänien George Macovescu, gab Sonntag in den Sälen des Hotels Athenee Paiace ein Diner zu Ehren des Aussenministers der Republik Türkei, Turan Günesch. Zugegen waren : Florea Dumitrescu und Mihail Fiorescu, Minister, Vasiie Gliga, Stellvertretender Aussenminister, George Marin, Botschafter Rumäniens in Ankara, sowie andere offizielle Persönlichkeiten. Anwesend waren Osman Derinsu, Botschafter der Türkei in Bukarest, sowie die offiziellen Persönlichkeiten, die den Aussenminister begleiten. Während des Diners brachten die beiden Minister Trinksprüche aus. Trinkwasser bald aus dem Meer Die geplanten Anlagen sollen gleichzeitig vor den Küstenstädten Ostende und Nieuwport in der Nordsee errichtet werden. Ein Bau unmittelbar an der Küste ist nach den Berechnungen der Experten nicht möglich, weil das küstennahe Wasser zu sehr verschmutzt ist. Die Verseuchung mit chemischen Stoffen sei so gross, dass die Aufbereitungsanlagen gigantische Ausmasse haben müssten. Abgesehen von allen technischen Problemen, seien, sie über den Wasserpreis nicht zu finanzieren. Die Süsswasserfabriken sollen auf (Fortsetzung von Seite 1) stählernen Inseln entstehen, wie sie in kleineren Ausgaben derzeit schon als Öl-Bohrinseln in Betrieb sind. Das fertige Trinkwasser soll dann über Pipelines aufs Festland geleistet werden. Die Tageskapazität der beiden aus Prüfzwecken mit unterschiedlichen Verfahren arbeitenden Fabriken soll jeweils 100 000 Kubikmeter betragen. Der Energieverbrauch wird auf täglich 900 000 Kilowatt ..Strom geschätzt. V Die Höhe der voraussichtlichen Investitionskosten will die Wassergesellschaft erst nach einer genauen Prüfung der Unterlagen durch das Brüsseler Wirtschafts' ministerium veröffentlichen.