Neuer Weg, 1974. július (26. évfolyam, 7821-7846. szám)

1974-07-02 / 7821. szám

Seite 2 Hoffnungen auf den Herbst Von unserem Londoner Mitarbeiter Allan Morgan Die Regierung Wilson hat in den letzten Tagen mindestens sieben Ab­stimmungsniederlagen einstecken müs­sen, drei davon im Unterhaus und vier in Parlamentsausschüssen Da es um relativ unerhebliche Fragen ging (ein­mal beispielsweise um die obligatori­sche Einführung von Sicherheitsgurten für Autofahrer), sah sie keine Veran­lassung zum Rücktritt. Andererseits ha­ben jüngste Meinungsumfragen in der Bevölkerung ergeben, dass, fänden jetzt Parlamentswahlen statt, Labour 47,6 Prozent der Stimmen auf sich vereini­gen könnte, während dieser Stimmanteil bei den letzten Wahlen nur 38 Prozent betrug. Warum nutzt Wilson seine Chance nicht ? Hiesige Beobachter haben sich diese Frage ebenfalls vorgelegt und glauben die Erklärung dafür gefunden zu ha­ben. Erstens müssen von der Ankündi­gung von Neuwahlen bis zu ihrer Ab­haltung mindestens drei Wochen ver­gehen, ein Zeitraum, ausreichend, um die jetzt festgestellte Wählergunst in ihr Gegenteil Umschlägen zu lassen, so­bald die Regierung zu unpopulären Massnahmen genötigt ist. Zum zweiten ist das unter der Regierung Heath an­genommene gewerkschaftsfeindliche Ge­setz vom Parlament noch nicht rück­gängig gemacht worden, und bis das nicht geschehen ist, wird keine Labour­­regierung Neuwahlen ansetzen, gehört doch die Abschaffung dieses Gesetzes zusammen mit dem Einfrieren der Miet­zinse und der Subvention lebensnotwen­diger Güter zu den Verpflichtungen, die Harold Wilson den Gewerkschaften ge­genüber auf sich genommen hat. Der eigentliche Grund für das Zögern ist jedoch nach Meinung von Kennern der innenpolitischen Verhältnisse ein anderer: Demnach scheint dem Pre­mier eine Verlängerung des gegenwär­tigen Zustandes nicht unwillkommen zu sein. Die Gefahr neuer Abstimmungsnie­derlagen im Parlament ist ebenso wie die Ungewissheit des Wahlausgangs im Fal­le von Neuwahlen in der Optik Wilsons ein geeignetes Mittel, um dem linken Flügel seiner Partei Zurückhaltung auf­zuerlegen. Die Gewerkschaften, so wünscht er, mögen sich mit Lohnforde­rungen massigen, solange es nicht ge­lungen ist, Grossbritanniens hohe Infla­tionsrate zu senken. Halten die Gewerk­schaften in den kommenden Monaten still — so Wilsons Überlegung —, dann könnte Labour Wahlen, die Ende Sep­tember staitfinden, mit ziemlicher Si­cherheit gewinnen. Die Rechnung hat alle Aussichten auf­zugehen, denn auch die Opposition ist nicht an baldigen Wahlen interessiert. Auch sie hofft auf den Herbst, doch aus anderem Grund: wegen der saisonbe­dingten Schwierigkeiten, die diese Jah­reszeit bisher noch jeder Regierung be­reitet hat... Amtsantritt Präsident Scheels Bonn (Agerpres). — Am Vormittag des 1. Juli legte Walter Scheel auf einer gemeinsamen Sitzung des Bundestags und des Bundesrats als vierter Präsident der Bundesrepublik Deutschland den Eid auf die Verfassung ab. Bei der Feierlich­keit sprachen die Präsidenten der beiden Kammern. Annemarie Renger bzw. Hans Filbinger. Gustav Heinemann sowie Walter Scheel, der am 15. Mai d.J. ge­wählte neue Bundespräsident. Erdrutsch in Kolumbien Bogota (Agerpres). — Bei einem Erd­rutsch auf der Magistrale Bogota — Vil­­lavicenzio in Kolumbien wurden auf ei­nem ungefähr ein Kilometer langen Strassenabschnitt mehrere Autocars und PKW von einer abstürzenden Felswand verschüttet. Dabei kamen zahlreiche Personen ums Leben. Der Ort, an dem sich der Erdrutsch ereignete, wurde zum Katastrophengebiet erklärt. Die lokalen Behörden unternehmen intensive Bemü­hungen für die Bergung der Verletzten und Auffindung der verschollenen Per­sonen. Rascher Abschluss der zweiten Phase erwünscht Rede des rumänischen Delegationschefs auf der Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa Genf (Ap/NW). — Der ursprünglich für den Abschluss der Arbeiten der zwei­ten Phase der Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa vorgese­hene Termin rückt näher und hat eine Diskussion darüber ausgelöst, ob die Einhaltung dieses Termins möglich ist. Eine Reihe von Teilnehmern wies dar­auf hin, dass die Arbeit in einigen Kör­perschaften der Konferenz bei der Ab­fassung der Schlussdokumente zwar be­merkenswerte Fortschritte zu verzeich­nen hat. dass die noch verbliebenen Pro­bleme jedoch innerhalb der zur Verfü­gung stehenden Zeit nicht zu einem gu­ten Ende gebracht werden können. An­dere Delegierte meinten hingegen, es bestünden objektive Voraussetzungen für einen erfolgreichen Abschluss der zwei­ten Phase in den kommenden Wochen und für den zeitgerechten Beginn der dritten Phase. Da man sich nicht eini­gen konnte, wurde beschlossen, die Fra­ge der vom Koordinierungsausschuss ge­bildeten Arbeitsgruppe zur Vorbereitung des Programms zur weiteren Prüfung zuzuweisen. Der Chef der rumänischen Delegation, Botschafter Valentin Lipatti, erklärte sich von der Mitteilung des Chefs der finnischen Delegation, Botschafter J. Ilo­­niemi, befriedigt, der bekanntgegeben hatte, dass Finnland alle Vorkehrungen für die Abhaltung der dritten Phase, des Gipfeltreffens im Juli in Helsinki, ge­troffen habe. „Rumänien“, sagte der Redner, „ist für eine rasche Beendigung der zweiten Phase, für die Ausarbeitung gehaltvoller Dokumente zu allen vier Punkten der Tagesordnung, im Hinblick auf die Festigung der Sicherheit und die Förderung der Zusammenarbeit in Eu­ropa. Wir werden alles tun, was von uns abhängt, um zu einem erfolgreichen Abschluss der Konferenzarbeiten in kür­zester Frist beizutragen, so dass die Bi­lanz dieser Tätigkeit den Erwartungen der friedliebenden Völker entspricht. Von dieser politischen Gesinnung erfüllt, möchten wir für einen möglichst raschen Abschluss der Arbeiten der zweiten Pha­se und die unverzügliche Abhaltung der dritten Phase auf höchstem Niveau in Helsinki wirken.“ Parlamentswahlen in Island Kandidaten von fünf Parteien und zwei Gruppierungen aufgestellt Reykjavik (Agerpres). — Am Sonntag fanden in Island ausserordentliche Par­lamentswahlen statt. Rund 130 000 Bür­ger gingen zu den Urnen, um die 60 Mit­glieder des Althings zu wählen. Die is­ländische Verfassung sieht vor, dass die Regierung bzw. Regierungskoalition die Unterstützung von mindestens 32 Mit­gliedern der beiden Kammern des Al­things haben muss, während für einzel­ne Gesetzesentwürfe die Mehrheit einer jeden Kammer ausreichend ist. Die Abhaltung von vorfristigen Wah­len wurde diesmal notwendig, weil die von Olafur Johannesson geführte Zen­­trum-Links-Regierung gelegentlich der Debatte über Gesetzentwürfe zur Be­kämpfung der Inflation, die in Island eine jährliche Zuwachsrate von 40 Pro-zent erreicht hat, in die Minderheit ver­setzt wurde. In dieser Situation zogen sich die Vertreter der Linksliberalen Partei aus der Regierung zurück und veranlassten Premier Johannesson, das Althing aufzulösen, „um der Nation die Möglichkeit zu geben, über eine Beile­gung der Krise zu entscheiden“. Kandidaten wurden von den im Par­lament vertretenen fünf Parteien und zwei dissidenten Gruppierungen aufge­stellt : Fortschrittspartei (bisher 17 Sitze) Volksallianz (gebildet aus Kom­munisten und Sozialisten — 10 Sitze), Linksliberale Partei (5 Sitze), aus denen die Regierungskoalition gebildet war, ferner Unabhängigkeitspartei (22 Sitze) und Sozialdemokratische Partei (8 Sitze). Infolge Erkrankung Präsident Perons Maria Estela de Peron übernahm höchste Staatsfunktion Buenos Aires (Agerpres). — Wegen Krankheit des Präsidenten der Republik Argentinien, General Perons, dem eine zeitweilige Unterbrechung seiner Tätig­keit verordnet wurde, hat der Vizeprä­sident des Landes. Maria Estela Marti­nez de Peron, auf einer erweiterten Ka­binettsitzung die höchste Staatsfunktion übernommen, melden die Presseagen­turen. Nach argentinischer ’ Verfassung wer­den. im Falle der Präsident sein Mandat nicht ausüben kann — sei es aus Ge­sundheitsgründen oder wegen einer Aus­landsreise — seine Befugnisse vom Vize­präsidenten des Landes übernommen. ★ Der Gesundheitszustand des Präsiden­ten Argentiniens, General Juan Domingo Peron, hat sich in den letzten 24 Stun­den gebessert, gibt ein ärztliches Bulle­tin. das in Buenos Aires veröffentlicht wurde, bekannt. Ausland Sowjetisch-amerikanische Gespräche Moskau tAgerpres). — Samstag wur­den im Kreml die Gespräche Leonid Breshnews, Generalsekretär des ZK der KPdSU, und anderer sowjetischer Füh­rer mit Präsident Richard Nixon fortge­setzt. Zur Diskussion standen Fragen über die Begrenzung der Kernversuche sowie die Europakonferenz für Sicher­heit und Zusammenarbeit. Am gleichen Tag wurde das lang­fristige sowjetisch-amerikanische Ab­kommen über die Förderung der wirt-schaftlichen, industriellen und techni­schen Zusammenarbeit unterzeichnet. ln Orjanda, auf der Krim, setzten am Sonntag Leonid Breshnew und Richard Nixon ihre Besprechungen fort. Bei den Aussprachen wurden Fragen der Weiterentwicklung der sowjetisch-ameri­kanischen Beziehungen geprüft . sowie das Problem der Begrenzung der strate­gischen Rüstungen erörtert. An den Ge­sprächen nahmen auch die Aussenmini­­ster der beiden Länder teil, meldet TASS. Steigender Erdgasbedarf in der BRD Bonn (Agerpres). — Erdgas soll eine der Hauptenergiequellen der BRD wer­den. 1974 werden 12 Prozent des Energie­bedarfs von 50 Milliarden Kubikmeter Erdgas gedeckt, was ein bedeutender Zuwachs gegenüber 1969 ist, als der Pro­zentsatz bloss 4 betrug. 1980 wird das Erdgas voraussichtlich 17 Prozent des Energiebedarfs stellen. Der Konsum wird dann 72 Milliarden Kubikmeter betragen, wovon nahezu zwei Drittel importiert werden müssen. 1980 wird Holland mit 28 Milliarden Kubikmeter der Erdgas-Hauptlieferant der BRD sein. Andererseits wird verlautet, dass die westdeutschen Gesellschaften „Ruhrgas AG“ und „Salzgitter Ferngas GmbH“ mit der algerischen nationalen „Sona­­trach“-Gesellschaft einen Vertrag über die Lieferung von sechs Milliarden Ku­bikmeter Erdgas aus Algerien abge­schlossen haben. Der Kontrakt ist 20 Jahre gültig; die ersten Lieferungen sind für Anfang 1979 vorgesehen. Meeting in Lissabon Lissabon (Agerpres). — Über 17 000 Personen beteiligten sich an einem Mee­ting, das von der Portugiesischen Kom­munistischen Partei in der Landeshaupt­stadt veranstaltet wurde. Daran nahm auch der Generalsekretär der Portugie­sischen KP. Alvaro Cunhal, teil. Das Meeting war Themen wie die Not­wendigkeit der Gewährleistung der Ein­heit der Arbeiterklasse, die Allianz zwi­schen den Volksmassen und den Streit­kräften sowie die Wahrung der Wach­samkeit gegenüber den Manövern der Reaktion gewidmet. Die Teilnehmer skandierten Losungen, in denen die Be­endigung des Kolonialkriegs gefordert wurde. In diesem Sinne bekräftigte Al­varo Cunhal in seiner Rede das Recht der Kolonialvölker auf Unabhängigkeit Erklärung des Handelsministers Panamas Ciudad de Panama (Agerpres). — In einem Interview erklärte der panamesi­­sche Industrie- und Handelsminister, Fernando Manfredo, dass Panama, Kosta rika und Honduras ihren Entschluss, gerechtere Bananenpreise auf dem Welt­markt festzulegen, trotz des von den ausländischen Exportgesellschaften aus­geübten Drucks nicht ändern wird. Die drei Länder gehören zu den Hauptproduzenten von Bananen in La­teinamerika und sind entschlossen, sich aller legalen Mittel zu bedienen, um ihre souveränen Entschlüsse zur Wah­rung der eigenen ökonomischen Inter­essen durchzusetzen, unterstrich der pa­­namesische Minister. In diesem Sinne werden diese Länder ständige Beratun­gen über dieses Problem abhalten, um eine Aktionseinheit gegen den Boykott der Exportfirmen, vor allem der nord­amerikanischen „Standard Fruit“ zu rea­lisieren. Mutter Martin Luther Kings ermordet Atlanta (Agerpres). — Alberta King, die Mutter Pastor Martin Luther Kings, des 1968 ermordeten Friedensnobelpreis­trägers, wurde in der Kirche von Atlanta im nordamerikanischen Staat Georgia, wo ihr Sohn begraben liegt angeschos­sen. als sie der Messe beiwohnte. - Al­berta King, die im Alter von 70 Jahren steht, verschied auf dem Weg zum Krankenhaus. Auch der Diakon wurde tödlich getroffen, während eine andere Person Verletzungen erlitt. Der Mörder, wie es scheint ein religiöser Fanatiker, später als Marcus Chenault identifiziert, wurde kurz darauf verhaftet. In Sofia eingelroffen ist aus Bukarest kommend der Präsident der Arabischen Re­publik Ägypten, Mohammed Anwar El Sa­dat, der auf Einladung Todor , Shiwkoffs, Vorsitzender desîfStâatsrats Bulgariens, die­sem Land einen offiziellen Besuch abstattet. Einen offiziellen Besuch stattet der Pre­mier Belgiens, Leo Tindemans, Frankreich ab. Er wird in Paris mit dem französischen Premier, Jacques Chirac, und mit Präsident Valéry Giscard d’Estaing Zusammentreffen. Anschliessend begibt sich Leo Tindemans nach Bonn zu Besprechungen mit Bundes­kanzler Helmut Schmidt. Kim Ir Sen, Generalsekretär des ZK der Partei der Arbeit Koreas, empfing die De­legation der Finnischen Kommunistischen Partei unter Führung von Aarne Saarinen. Vorsitzender der Partei. Zum 30. Jahrestag der Gründung der Vietnamesischen Demokratischen Partei fand in Hanoi eine Festversammlung statt, an der sich Le Duan. Erster Sekretär des ZK der Partei der Werktätigen Vietnams, sowie andere Partei- und Staatsführer der DR Vietnam beteiligten. Um 25,4 Prozent gestiegen sind die Lebens­mittelpreise in England in der Zeitspanne Juni 1973 — Mai 1974. Dies ist aus einer in der britischen Presse veröffentlichten Statistik ersichtlich.. Einen Streik ausgerufen, hat das Personal von fünf „British Leyland“-Autowerken in Lancashire. Die Arbeiter fordern bessere Arbeits- und Lebensbedingungen. Ein Botschaftertreffen der EG-Mitglied­­länder und der lateinamerikanischen Staaten, die an der Sonderkommission (CECLA) für Koordinierung beteiligt sind, fand in Brüssel statt. ® Aus der Auslandspresse ® Aus der Auslandspresse ® Aus der Auslandspresse • Aus der Auslandspresse • Aus Kommt die Fusion zustande? büddeutsche Zeitung MU.«.CHN£R NEUESTt n«CHKI(.hT;v »U> form* HUITU« WIHTSCHAM «PORT München Die Citroen AG, eine der traditions­reichsten französischen Automobilfabriken, ist in solche finanzielle Schwierigkeiten geraten, dass sie ihre Selbständigkeit aufgeben muss. Um der Gefahr des Zu­sammenbruchs zu entgehen, hat sie sich entschlossen, mit dem Konkurrenten Peu­geot über einen Zusammenschluss zu ver­handeln. Seit Wochen in aller Heimlich­keit geführte Vorbesprechungen endeten mit einer gemeinsamen Verlautbarung, aus der hervorgeht, dass Citroen und Peu­geot sich so rasch wie möglich bemühen wollen, „ein zusammenhängendes Gan­zes“ zu bilden, dessen Leitung die Firma Peugeot übernehmen soll. Wenn mit dieser Ankündigung auch noch lange nicht gesagt ist, dass es wirk­lich zu einer Fusion der beiden Automo­bilwerke kommt, so steht doch immer­hin fest, dass es Citroen heute so schlecht zu gehen scheint, dass sich die Verant­wortlichen der Firma keine Illusionen mehr über ihre Chancen künftiger Selb­ständigkeit machen. Diese Selbständigkeit war schon bisher weitgehend hypothetisch, da die zur Zeit drittgrösste französische Autofabrik bereits seit 1934 praktisch im Besitz des französischen Reifenkonzerns Michelin ist, der 53 Prozent des Aktien­kapitals von Citroen besitzt. Immerhin aber hat sich Citroen jahrzehntelang als der grösste französische Automobilfabri­­k'mt "egen die in’ändische und ausländi­sche Konkurrenz behaupten können Vor zehn .Uhren. als die Firma mit rund 30 Prozent der Zulassungen den französi-sehen Markt noch überlegen beherrschte, hätte jeder Franzose die Nachricht von der schweren Krise bei Citroen für einen schlechten Scherz gehalten. Der langsame, aber stetige Niedergang der Firma, die 1924 von dem Mechaniker André Citroen gegründet worden war, ist indessen ein anschauliches Beispiel für die verheerenden wirtschaftlichen und sozialen Folgen einer Betriebsführung, die sich bis auf den heutigen Tag den altväterlichen Regeln eines zwar grund­soliden, aber Wettbewerb und Marktfor­schung weitgehend ignorierenden Hand­werkergeschäfts unterwarf. Citroen könnte beinahe als Karikatur eines rechtschaffenen Familienbetriebs gelten, der sich allen modernen Erkennt­nissen der Öffentlichkeitsarbeit und der Markenwerbung in geradezu hochmütigem Misstrauen verschliesst. Heute müssen die Citroen-Ingenieure und -Techniker macht­los mit ansehen, wie sie durch eine rück­ständige Betriebspolitik um die Früchte ihrer häufig bahnbrechenden und zuwei­len geradezu genialen technischen Ent­wicklungen gebracht werden. Vor allem wirkt sich bei Citroen verheerend aus, dass versäumt wurde, das Angebot an Modellen weit genug aufzufächern : Der Mythos von der konkurrenzlosen Fort­schrittlichkeit aller Citroen-Modelle ver­leitete die Geschäftsführung zu dem Trugschluss, sie habe gar keinen Anlass, sich um neue Käuferschichten zu küm­mern. Gestützt auf eigentlich nur zwei Grund­modelle, die unverwüstliche Blechschach­tel des „2 CV“ und die jetzt beinahe zwanzig Jahre alten haifischartigen DS­­Limousinen für gehobene Ansprüche, wur­de gerade Citroen von der Energiekrise und deren Folgen besonders hart getrof-fen. Der vergleichsweise hohe Benzinver­brauch der grossen und teueren DS-Mo­­delle und die in Frankreich eingeführten Geschwindigkeitsbeschränkungen auf den Autobahnen brachten einen verhängnis­vollen Rückgang beim Verkauf der schweren Wagen. So wurden während der ersten vier Monate dieses Jahres fast vierzig Prozent weniger DS-Modelle ab­gesetzt als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Zwar stieg die Nachfrage nach den sparsamen „2-CV“ Typen um rund 20 Prozent — was allerdings der Firma wenig nutzte, da die Gewinnspannen bei diesen Modellen ausserordentlich niedrig liegen. Angeblich sass Citroen in diesem Frühjahr zeitweilig auf fast 50 000 un­verkauften Autos. Die Lage der Firma wurde nicht gerade verbessert durch das jüngste Sparprogramm der Regierung, das die Kreditzinsen beim Kauf eines neuen Autos auf bis zu 22 Prozent ver­teuerte. Schon im vergangenen Winter sah die Citroén-Direktion das Unheil of­fenbar deutlich auf sich zufahren : Ge­neraldirektor Rollier sprach sicherem Vernehmen nach beim damaligen Prä­sidenten Pompidou vor, um eine Locke­rung der Geschwindigkeitsbegrenzung auf den Autobahnen durchzusetzen, die den Franzosen den Kauf schneller Autos weit mehr vermiesten als der erhöhte Benzin­preis. Der immer schärfer werdende Konkur­renzkampf auf dem Automarkt hat jetzt in Frankreich eine Entwicklung einge­leitet, die nach aller Voraussicht dazu führen wird, dass in wenigen Jahren nur noch zwei grosse Automobilfabriken existieren. Das 1944 enteignete und unter staatliche Kontrolle gestellte Renault- Werk hält heute mit 35 Prozent der Zu­lassungen auf dem französischen Markt die Spitzenstellung. Mit einem breiten Angebot, dessen Schwerpunkt allerdings bei der unteren Mittelklasse liegt, ist Re­nault die wirtschaftlich stärkste franzö­sische Autofabrik. Eines Tages könnte sie unter Umständen die ebenfalls bereits schwer von der Krise heimgesuchten Sim­­ca-Werke übernehmen. Simca als vierter und kleinster Produzent französischer Wa­gen ist inzwischen zwar über Chrysler in amerikanischem Besitz. Jedoch hat die Firma wegen ihres weitgehend veralteten und einseitigen Angebots an Modellen und wegen ihres in Frankreich auf acht Prozent gesunkenen Marktanteils wach­sende Schwierigkeiten, die der Simca- Direktion soeben die Verminderung der Belegschaft um rund 700 Arbeiter auf­gezwungen haben. Zweitgrösster französischer Hersteller mit zwanzig Prozent Marktanteil, einem derzeitigen Ausstoss von 766 000 Fahr­zeugen im Jahr und einer Belegschaft von 57 700 Betriebsangehörigen ist die bereits 1896 gegründete Firma Peugeot, die auch Fahrräder und Werkzeuge her­stellt und im Gegensatz zu Citroen eine stets vorausblickende und auf weite Sicht geplante Betriebspolitik geführt hat, die ihr heute erhebliche Reserven sichert. Mit dem Hauptwerk in Sochaux, im fran­zösischen Jura gelegen, könnte sich Peu­geot mit den Betriebskapazitäten von Ci­troen zu einem privaten Konzern aus­­wachsen, der an Bedeutung dem Staats­betrieb Renault gleichkommen würde — vorausgesetzt, dass die jetzt eingeleiteten Verhandlungen tatsächlich zu einer Ver­schmelzung führen. Schon einmal, im Jahr 1966, war eine drei Jahre zuvor eingeleitete Zusammenarbeit zwischen Citroen und Peugeot wieder zerbrochen. NEUER WEG / 2. Juli 1974 Essen zu Ehren dés gewählten Präsidenten der Republik Kolumbien, Alfonso López Michelsen Tischrede des Präsidenten Nicolae Ceauşescu Ich möchte meine eigene Freude, die Freude meiner Genossen und die des rumänischen Volkes angesichts der Tatsache zum Ausdruck bringen, dass der vom kolumbianischen Volk demokra­tisch gewählte Präsident Kolumbiens sich in unserem Lande befindet und uns das Vergnügen bereitet hat. hier seinen Geburtstag zu feiern. Wir freuen uns, dass wir an diesem Tag. an dem Sie Ihren Geburtstag feiern, beisammen sind. Ich möchte Ihnen viel Gesundheit und grosse Erfolge in Ihrer Tätigkeit wünschen. Wir wissen, dass Sie eine langjährige politische Tätigkeit entfaltet und dass Sie eine wichtige Rolle bei der Entfal­tung der Beziehungen zwischen Rumä­nien und Kolumbien gehabt haben. Und wenn ich mich nicht täusche, trägt das erste Abkommen über Zusammenarbeit Ihre Unterschrift. Ich hoffe, dass Sie auch in der Eigenschaft als Präsident des kolumbianischen Volkes neue Abkom­men über Zusammenarbeit zwischen Ihrem Volke und meinem Volk — na­türlich auf neuen Grundlagen — unter­zeichnen werden. Als Land, zu dessen Anliegen die unabhängige ökonomisch-soziale Entwick­lung gehört, werden wir dahingehend wirken, dass wir die Fragen der Zusam­menarbeit zwischen uns und den ande­ren Völkern entsprechend den Bestre­bungen unserer Völker, der Sache des Friedens und der Gleichheit zwischen den Nationen regeln. Gewiss, es gibt in der Welt grosse, kleine und mittelgrosse Länder. Wir müssen jedoch stets berücksichtigen, dass jede Nation ungeachtet ihrer Grösse ihre Rolle bei der Entwicklung der Gesellschaft hat und schliesslich, dass die Zivilisation das Ergebnis nicht der Grösse, sondern das Ergebnis der Intelligenz und der Arbeit der Menschen ist. In diesem Geiste hat jede Nation ihren Beitrag zur menschlichen Zivilisa­tion, zum Wohlstand und zum Glück der Menschen geleistet und kann noch viel dazu beitragen. Wir wünschen, dass die Beziehungen zwischen unseren Ländern den Inter­essen unserer Völker, aber auch den Interessen des Friedens und der Zu­sammenarbeit aller kleinen und mittel­grossen Länder, der ganzen Mensch­heit dienen. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen noch einmal viel Gesundheit, Schaffens­kraft und eine gute Zusammenarbeit zwischen unseren Ländern, zwischen den beiden Präsidenten unserer Länder .(Bei­fall.) Tischrede des Präsidenten Lopez Michelsen Sie werden mir entschuldigen müssen, dass ich mit einem sentimentalen und affektiven Ton beginne : Wir erreichen nicht mehrmals, sondern nur einmal eine gewisse Anzahl von Jahren in all der Zeit, die zu leben einem jeden beschie­­den ist. Und die spontane Geste, die ausserhalb eines jeden Zeremoniells liegt, mich und meine Gattin einzuladen und uns bei einem solchen unvergesslichen .Anlass, da wir fern von all den unse­ren sind, mit soviel menschlicher Wär­me zu umgeben, kam etwas über­raschend für uns und hat uns, tief beein­druckt. Es war für die Präsidenten meines Lan­des üblich, dass sie, bevor sie das ihnen vom Volke anvertraute Amt antraten, Spanien oder den Vereinigten Staaten einen Besuch abstatteten, Ländern, die unserem Herzen und unseren Gefühlen sehr nahe stehen. Ich glaube, dass ich nach einem Jahrhundert der erste bin, der mit dieser Tradition gebrochen hat, die ich als sehr ehrenhaft einem Lande wie Spanien, unserem Ursprungsland, ge­genüber betrachte oder den Vereinigten Staaten gegenüber, einem Land, mit dem uns grosse Interessen verbinden. Doch da wir in eine neue Epoche eingetreten sind, wollten wir Kontakte zu einem Land hersteilen, das dem unseren ähn­lich ist, das uns gleichzeitig lehren, uns seine positive Erfahrung vermitteln, das uns die Grenzen zeigen kann, die wir heute öfters erreichen können. Und ich möchte sagen, dass ich während all der in Rumänien verbrachten Zeit immer wieder Genugtuung darüber empfand, dass ich dieses Labor — wie eine Dok­torin der Chemie sagen würde. — gewählt habe, ein politisches und soziales Lahor, in dem eine sehr wichtige Erfahrung ge­sammelt wird. Gestern sagte ich in der Dobrudscha, dass, wenn wir uns vorstel­len, wie dieses Gebiet vor 30 oder 40 Jahren ausgesehen hat, wir hier Hir­ten mit ihren Schafen sehen würden, unglückliche Bauern, an deren Schicksal sich jahrhundertelang nichts änderte. Doch angesichts der Entwicklung Ihrer Landwirtschaft, Tierzucht, Touristik, der Art, in der das Volk auf seine Führer sieht und ihnen zujubelt, sagte ich mir, dass der einzige Richter dessen, was eine Regierung leistet, das Volk ist. Ich sah das rumänische Volk vor mir, wahr­scheinlich deutlicher, als man es in den Statistiken, in den Zahlen des Aussen­­handels oder der Prokopfproduktion er­kennen kann, die Genugtuung darüber, dass es kein Volk von Hirten mehr ist; dass es ein Land ist, das einen auf Welt­ebene bemerkenswerten Entwicklungsstand erreicht hat. Der Herr Präsident erinnerte hier dar­an, dass ich die Ehre hatte, die Abkom­men über kulturelle und wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen Rumänien und Kolumbien zu unterzeichnen, ich möchte sagen, dass, wenn ich auch Genugtuung darüber empfinde, jene Dokumente unter­zeichnet zu haben, ich dennoch nicht glaube, dass wir ein genügend grosses Handelsvolumen erreicht haben. Wir müs­sen uns vornehmen, diese Dokumente zu beleben, ihnen eine grössere Bedeutung beizümessen, sie auf méhr Bereiche aus­zudehnen und, wie ich bereits sägte, uns einander auch physisch näher zu fühlen. Ich glaube, dass wir uns bei den Un­terredungen, die wir führten, davon überzeugen konnten, dass unsere Stand­punkte in einigen Fragen, die mindestens zwei Drittel der Weltbevölkerung inter­essieren, übereinstimmen. Ich frage mich : Wenn die Mehrheit dieser Völker einverstanden ist, werden wir nicht den Wunsch verwirklichen können, den Frie­den zu festigen, die Entwicklung zu ge­währleisten, die Bodenschätze wieder zu erringen, den ökonomischen Einfluss und die ökonomische Abhängigkeit der einen Länder von den anderen zu. beseitigén ? Wir' werden dies erreichen, wenn wir es als ein ständiges, kohärentes und diszi­pliniertes Ziel mehrerer Länder der ver­schiedenen Kontinente betrachten, die nicht das Glück hatten, sich zu einer Zeit zu entwickeln, in der die Industrie Abstände geschaffen hat, die für unsere Generation und die künftigen Generatio­nen zu überwinden wir die Pflicht haben. Ich möchte noch einmal für die Gast­freundschaft des rumänischen Volkes, für den uns von Herrn Ceauşescu persönlich sowie von Frau Ceauşescu bereiteten Empfang danken und wiederhole, so wie ich es auch bei anderen Gelegenheiten getan habe, dass der künftige Präsident Kolumbiens stets an der Seite Rumäniens stehen wird, was die Wünsche und Ziele betrifft, die wir bei unseren Besprechun­gen berührten und die der Aussenpoli­­tik Rumäniens und Kolumbiens entspre­chen. Ich möchte dieses Glas auf die Gesund­heit des Präsidenten, auf die Gesundheit von Frau Elena Ceauşescu, auf die Ge­sundheit des rumänischen Volkes erheben. (Beifall.) Besuch des Aussenministers der Türkei Beim Aussenministerium wurden Sonntag in einer Atmosphäre der Freundschaft und des völligen Einvernehmens die offiziellen Gespräche zwischen George Macovescu, Aussenminister der Sozialistischen Repu­blik Rumänien, und Turan Günésch, Aussen­minister der Republik Türkei, fortgesetzt. Bei dieser Gelegenheit wurden Aspekte der Entwicklung der Beziehungen der Koope­ration zwischen den beiden Ländern sowie einige internationale Fragen von gemeinsa­mem Interesse erörtert. Am gleichen Tag besuchten der Aussen­minister der Türkei und die Persönlichkei­ten, die ihn begleiten, Wohnviertel und Denkmäler der Hauptstadt. Der Aussenminister der Sozialistischen Republik Rumänien George Macovescu, gab Sonntag in den Sälen des Hotels Athenee Paiace ein Diner zu Ehren des Aussenministers der Republik Türkei, Turan Günesch. Zugegen waren : Florea Dumitrescu und Mihail Fiorescu, Minister, Vasiie Gliga, Stellvertretender Aussenminister, George Marin, Botschafter Rumäniens in Ankara, sowie andere offizielle Persönlichkeiten. Anwesend waren Osman Derinsu, Bot­schafter der Türkei in Bukarest, sowie die offiziellen Persönlichkeiten, die den Aussen­minister begleiten. Während des Diners brachten die beiden Minister Trinksprüche aus. Trinkwasser bald aus dem Meer Die geplanten Anlagen sollen gleichzei­tig vor den Küstenstädten Ostende und Nieuwport in der Nordsee errichtet wer­den. Ein Bau unmittelbar an der Küste ist nach den Berechnungen der Experten nicht möglich, weil das küstennahe Wasser zu sehr verschmutzt ist. Die Ver­seuchung mit chemischen Stoffen sei so gross, dass die Aufbereitungsanlagen gi­gantische Ausmasse haben müssten. Ab­gesehen von allen technischen Problemen, seien, sie über den Wasserpreis nicht zu finanzieren. Die Süsswasserfabriken sollen auf (Fortsetzung von Seite 1) stählernen Inseln entstehen, wie sie in kleineren Ausgaben derzeit schon als Öl-Bohrinseln in Betrieb sind. Das fer­tige Trinkwasser soll dann über Pipelines aufs Festland geleistet werden. Die Ta­geskapazität der beiden aus Prüfzwecken mit unterschiedlichen Verfahren arbeiten­den Fabriken soll jeweils 100 000 Kubik­meter betragen. Der Energieverbrauch wird auf täglich 900 000 Kilowatt ..Strom geschätzt. V Die Höhe der voraussichtlichen Investi­tionskosten will die Wassergesellschaft erst nach einer genauen Prüfung der Un­terlagen durch das Brüsseler Wirtschafts­­' ministerium veröffentlichen.

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