Neues Pester Journal, März 1878 (Jahrgang 7, nr. 60-90)
1878-03-26 / nr. 85
74 Zäeee einJief GIrijfL14,halbj7fF-T—. PEMNOUOPOster Journal«« täglich auch an Montagen. Dienstag, Nedattion, and Administration: " Leopoldft. Kirchenplaet Nr.2, den 26. März 1878. _ Bzelne Nummern 4 Tr Inferate: war aufbeweuten Baris. Es erscheint / Yadapest,2o.galawz. Die beiden Feiertage habe 1,wenigstens bis dr Abendstunde keine Meldung gebracht,welche in Nachlassen der zwischen London und St.Peterburg bestehenden Spannung vermuthen ließe.agegen wird von mehreren Seitenverläßt sich st beätigt,daß die Verhältnisse einen akuten Charakter nnehmen und der Heranbruch einer Katastrophe zu fürchten, vielleicht unabwendbar ist. Die Brozofation Großbritanniens durch die offiziellen. Petersurger Journale muß Das ohnedies in Wallung erabene Blut John Bulls zum Sieden bringen, und die Errichtung von zwei türkischen Lagern, es einen in Bujufdere, selbst,des anderen bei umeli Kamwat, den am europäischen Ufer gelegenen Forts an der schmalsten Stelle des Bosporus, it ein ‚sicheres Symptom für die Welterzeugung der forte, Daß Rußland durch ‚einen Handstreich ‚den Bosporus zu sperren und sich dadurch Fast unverwundbar wider britische Angriffe zu machen sucht. Roh it im Wiener auswärtigen Amte Die Öffnung oder mindestens ist die Bemühung nicht ufgegeben, daß der Kongreß zustande komme, somit der english rufsische Wruch verkleistert oder doch PerseBßen werde. Die gesanmte Politis des Grafen Yndrafiy kennzeichnet sich dur Scheu vor energischen Entschlüssen, welche eine Umkehr ein- für iiemal unmöglich machen würden. Der Privatmann Graf Andrafiy mag der Schilderung Gisz xa’s von dem wild, dreinstürmenden Soldaten nicht &nurtrads widersprechen, doch Der Minister des uswärtigen ist alles Andere eher, denn ein heiß- Hütiger Dreinfahrer: vor lauter «Bedenken ob ununterbrochenen Abwägens der Schwierigkeiten gelngt er zu seiner That, und die Thatenlosigkeitrmöglicht unserem Erbfeinde das Aufbauen immer Mister Schwierigkeiten für die Fünfzige That. Begreiflich, daßs Graf Andrasiy jeden Nero anpannt, um ‚den Kongreß, Groß Englands Widertreten, zustande zu bringen, weil sich im Falle des Gelingens wieder lange Wochen hindurch disutiven und ein bindender Entschluß vermeiden seße. Der Plan eines Kongresses ohne England, en wir als eine Bereihwdrung des Dreistraffermndes gegen Europa gekennzeichnet haben, schlägt südlicher Weise am Ballplage seine Wurzeln. Sich jegen Necht und Sicherheit anderer Staaten zu verschwören, it russische Art, nicht österreichischungarische. Ein verläßlicher Wiener, Korrespondent neldet uns auch, daß. Das auswärtige Amt die Petersburger Regierung willen ließ, es betrachtete Stipulationen von San Stefano als unannehmar; da jedoch Graf Andrasfy immer noch auf den Kongreß zusteuert und Rußland diesem nicht widersteht, hat die Mittheilung des Wiener Kabinets nur theoretische Bedeutung. Wichtiger ist die jebt an Parteigängern des Grafen Andrasfy verbreiete Meldung, daß die Beziehungen zwischen London nd Wien nicht erfaltet seien. Möglich, daß die Wiener Politik, indem sie sie von Neuem dem Kreis Kaiser-Bunde an’s Herz warf, nicht die Schiffe unter sich verbrannt, sondern den NRüdzug zu der Aktion offen gehalten hat, welche zur Netang und Glärtung der Monarchie führen müßtend der begeisterten Zustimmung aller Patrioten der wäre; aber wahrscheinlich will ung Die Nachihht nicht scheinen, weil gerade in der wichtigen ntscheidungsstunde das Ablassen von der bis jegen auswärtigen Amte beliebten Geheimthuerei aufilig wäre. Sit Graf Andrássy mit einer der besen verfeindeten Mächte zu einer Verständigunglangt, so liegt es in seinemnteresse, diese Thatbe nicht vor dem Ende des Kongresses an Die süße Glode zu hängen, und jede in Dieser Bezieung auftauchende ‚Mittheilung gibt Fingerzeigen das Gegentheil Desjen, was sie versichert. Docht es, wie gesagt, im Charakter der Wiener okitif, nichts ‚ganz zu thun und sich freie Hand r alle Möglichkeiten zu wahren. Demnach wird auch zwischen Großbritannien und Oesterreichngarn noch nicht zu einer Gefaltung gekommen sein. Über lange kann dieser Zustand der Unsicherit nicht fortdauern, diese Politik, welche sie fort und fortuns den einzigen , selten : Britt, die Freundschaft zwischen Deutschland und Oesterreich- Ungarn oder, besser : zwischen Bismard und Andrasfy, dreht. Sobald der erste Kanonenschuß gedonnert, muß Bartel genommen werden für ‚oder gegen Rußland, mit, oder wider ‚England. Von irgend welchem Erfolge kann nur der, ganz entschiedene Anschluß san eines der kämpfenden Reiche, sein. Der Krieg wird über unsere ‘Interessen, ja, auf dem Boden ausgesämpft, welcher unserem Einflusse unterworfen sein muß, falls nicht österreichisch ungerischer : Boden unterfremden: Einfluß fallen, soll. Da Tönnen wir nichts hinter'm Dfen;hoden: bleiben. Mit, England: es würde die Sicherung und Kräftigung unserer Monarchie, Die Hebung ihres Ansehens, die Ausbreitung ihres Einflusses, die gedeihliche Fortentwicklung bedeuten; ‚mit Rußland, zu gehen, ‚würde uns, einen der Türkei aus ‚dem Leibe zu reißenden Gnadenbrochen eintragen, die, centrifugalen Elemente der Monarchie und den russischen Einfluß über dieselben mehren, das Ver fümmern und Verderben Oesterreich-Ungarns fast unvermeidlich machen. Und sich abermals zwischen zwei Stühle zu sehen, zu offusiren ohne England zu unterirügen und Rußland zu schädigen, würde zu neuer Herausfomplimentirung aus den halb annektirten Provinzen, zu neuer Sichtung und zu einem zweiten — und lebten. Königgruß führen. Wir meinen, einem durch fein, Bolt emporgehobenen, Durch seine parlamentarische Thätigkeit bedeutend gewordenen Staatsmanne konne die Wahl seine Wahl sein, ein solcher Minister müse auf der Seite stehen, auf welcher sein Bolt steht, auf der Seite des Rechtes und der Freiheit, des Patriotismus und der Thatkraft. Budapest, 25. März. 2 Die bekannte Präsidialverordnung des Ministers De3. Innern, betreffend: Die + Bescräntung Des ‚Ber fanndlungsrechtes , welche bereits von Sanaz Helfy zum Gegenstande einer Interpellation gemacht worden) tt, wird nun auch noch vom anderer Seite im Neicha=, tage zur Sprache gebracht "werden. Wie uns mitgetheilt wird, hat diesfalls bereits der Abgeordnete Franz Chorin eine Interpellation angemeldet, welche na=mentlich die»Geieswidrigkeit Der ‚Verordnung. und die gefährlichen Folgen Derselben hervorheben wird. Die Interpellation wird bereits morgens oder Dodd) mächsten Mittwoch gestellt werden. Wenn das Abgeordnetenhaus nicht blind alle Maßregeln der Regierung gut zu heißen gewillt ist, dann wird es fieaum der Notiz wendigkeit, entschlagen können, die auf die Interpellation ertheilte Antwort zum Gegenstande einer Debatte zu machen, denn es kann und Darf nicht schweigend eingenommen werden, wenn die Jegierung im Rerzordnungswege Die reaktionärsten Maßnahmen einführt, eines der wichtigsten Vollärechte Fonfiszwt und Die Bevölkerung in einem Nugendliche mundtodt macht, wo es bei Vorziehung der gegenwärtigen rujsophilen Boz liti Leicht imnteresse des Staates nothmendig werden könnte, daß im ganzen Lande Protest gegen eine MBolitit erhoben werde, die zum Maine führt. Und darum tritt auch an die Munizipalvertretung : der Hauptstadt, welche in jeder großen, politischen Aktion an der Spie des Landes zu fehreiten ‚berufen ist. Die Pflicht heran, in dieser Angelegenheit ihre Stimme zu erheben. Zwar it Der Hauptstaat als solcher Die bezügliche Präsivialverordnung. nicht: mitgetheilt worden, ob mit Recht oder Unrecht wollen, wir: hier nicht uns versuchen. Thatsache ist, Daß die Verordnung dem Chef der hauptstädtischen Polizei zugegangen ist und aug für die Hauptstadt «Geltung hat. It aber auch dem hauptstädtischen Vertretungskörper die Gelegenheit entzogen, die, Verordnung Direkt in Diskussion.zu ziehen, 10. steht demselben immerhin . der Weg der N Repräsentation und der Petition offen, und wir hoffen ‚mit «Zus versicht, Daß Die berufene Repräsentanz der hauptstädtischen Bürger er nicht unterlassen wird, gegen die ungewegliche Verkümmerung des Versammlungsrechtes einzutreten. Der euffische rumänische Konflikt nimmt, wie „Egyetertes” schreibt, immer größere Dimensionen an. Die Rumänen haben aus den bitteren Erfahrungen der legten Zeit die Welterzeugung geschöpft, Daß die ruflige bundesfreundliche Umarmung für sie den unrettbaren Untergang bedeute. Sie jegen Daher jecht alle Hebel , in Bewegung, um 048 für sie so, ungünstig ausgefallene, Resultat des Krieges zu ändern. Da sie doch den Frieden von San Stefano die Lebensinteressen Rumäniens für gefährdet erachten, so streben sie Darnad), die Rumänien betreffenden Punkte des Friedenstraftates unwirksam zu machen und bemühen si dhesfalls um die Unterstütung Oesterreich-Ungarns. Stourdy nmehlt zur Bert mit einigem seiner Parteigenossen in Budapest; dieselben konferirten hier ‚mit mehreren einflußreichen Mitgliedern der Reichstagsopposition, um dieselben zu bestimmen, gegen den Blan der Netrocession Beftjarn öten 3. und der rassischen Ossupation Rumäniens, welche unter dem Titel der Freihaltung der Miliärstraße gefordert wird, aufzutreten. Stowidza war bekanntlichi vorher, in Wien; dort, aber waren seine Bestrebungen fruchtlos. — An Bezug auf die Stellung Rumäniens zu Nußland bringt Die ‚heutige „Morning Bost" seine erbauliche Meldung. über ‚die Worte, welche Gortichaloff Dem rumänischen Bevollmächtigten Ghila gegenüber gebraucht haben soll. , Une geachtet Ihres Lärmens in der Heimath und auswärts i vie Entscheidung Rußlands unabänderlich. Rußland. wird’diese Frage (betreffend Die Abtretung von Bessarabien) nicht dem Kongres vorlegen. Das wäre für Den Kaiser eine Beleidigung. Sollte irgendeine andere Macht versuchen, die Frage vorzubringen, so würde Nußland solches Vorgehen nicht dulden. Mit Ihnen selber werden wir verhandeln und wenn mir Sie nicht zur Nacjegiebigkeit veranlassen können, 10 werden wir Beifagabien mit Gewalt nehmen. Und Sollten Sie versuchen uns bewaffneten Widerstand zu Leistem so wehe Ihnen!“ Daß die tuffische Negierung sie in diesem Sinne ausgelassen hat, scheint, wie die „KR. 8." bemerkt, ziemlich ‚ausgemacht zu sein. Ob nun gerade die von der „Morning Bost“ angeführten Worte gebraucht worden sind, muß dahin gestellt bleiben. Das erste Mal freilich wäre es nicht, Dab sich ein ruffischer Minister "dem Schwächeren ‚gegenüber, in solch züdsichtsloser Weise betragen hat. Wie Die Moving Bolt" Hinzufügt, bediente sich der, Kanzler dieser Worte in einer Aupdienz, welche Ghita «erbeten hatte, um»sich über die rauhen Ausdrücke zu beschweren, welche Der Kaiser ihm gegenüber ‚mit Bezug ‘auf die Rumänen gebraucht hatte, indem er die Rumänen des Andantes bezichtigte. # Soeben sind Die umgearbeiteten amtl.vervolltändigten organischen Bestimmungen für die „„Qiemtee im Selde““ erschienen. Nach denselben bilden Die mozbilen Kommanden, Behörden, Truppen und Anstalten der bewaffneten Macht in ihrer Gesammtheit im Kriegsfalle die „Armee im Felde“. Dieselbe gliedert sich nac den jeweiligen Sriegsverhältnissen in nachstehende Armees förper höherer Ordnung, also in Truppen-Divisionen, in Armeekorps und in Armeen. Die Truppen-Division scheidet sich nach ihrer Zusammenlegung in Infanterie und Kavallerie-Truppen-Divisionen. Die erste Gliederung der Armee im Felde wird mittelst der Ordre de bataille festgestellt. Die Infanterie-TruppenDivision, welche grundfäslich‘ aus allen «Waffengattungen formirt und mit allen zur Ergänzung der Kriegsbedürfnisse erforderlichen Anstalten, ‚ausgerüstet wird, ‚bildet demnach den ‚.ersten taktischen und administrativen Armeekörper ‚höherer Ordnung und gleichzeitig Die Stundeiiheit, in welche sie eine Armee gliedert. Die Kavallerie-Truppen-Division wird grundfäglich nur aus zwei Waffengattungen — Kavallerie und Artillerie — formirt und in analoger Weise wie die Infanterie- Truppen-Division mit den erforderlichen Vorrath-und Sanitäts-Anstalten ausgerüstet. Eine Infanterie-Truppen-Division wird gebildet. aus: ‚Dem Divisions- Kommando, zwei Infanterie - Brigade - Kommanden,zwei Seger-Bataillonen, zwölf Bataillonen Infanterie, zwei bis vier, Eätadionen Kavallerie, einer Batterie-Division (drei schwere Batterien) und einer Genie-Kompagnie. An Borraths- und Sanitäts-Anstalten erhält eine Infanterie-Truppen-Division , einen Munitionspark, eine Sanität3 Anstalt und eine Berpflegs-Kolonne. Die Kavallerie-Truppen-Division besteht in der Regel aus: dem Divisions-Kommando, ‚zwei ‚oder drei Kavallerie Brigadesfommanden, vier bis sechs Kavallerie-Stegs= ‚mentern und ‚einer reitenden ‘Batterie = Division (zwei reitende Batterien). Ein Armeeforps wird formirt aus: dem Korps-Kommando, drei Infanterie-Truppen-Divisionen, einer Kavallerie-Brigade, der Korps-Artillerie und der erforderlichen Anzahl von in der Pionnier-Truppe. Außerdem erhält es die nöthigen Borraths -Anstalten. Mehrere unter ein einheitliches Kommando gestellte Armeekorps bilden eine Armee. Das Armee-Kommando selbst gliedert sich in das Armee- Hauptquartier, mit der „Generalstabs-Abtheilung“ und in das „Armee -General- Kommando (früher Armee) " Die heutige Kammer umfaßt amt Heiten. SE