Neues Pester Journal, Oktober 1878 (Jahrgang 7, nr. 272-302)

1878-10-01 / nr. 272

Budapest,Dienstag Neues Bester Zeurnal, aber sei die Möglichkeit gesichert. Das ist freilich traurig, sehr traurig, und er war seitens der Organe des Ballplanes unrecht, in den Herzen von vielen tau­­send Angehörigen unserer Soldaten Hoffnungen zu weden, die nun so grausam enttäuscht werden. Gemäß, die betreffende offiziöse Mittheilung war verklausulitt, aber die Herzen von Müttern, Frauen und Kindern legten nicht die Buchstaben auf die Golowage, son­­dern gaben ss freudig ganz der verheißungsvollen Kunde hin. 8 * 3 * Nachrichten aus Serajewo zufolge ist Dort be­­hufs ordnungsmäßiger Sicherung der offupirten Ge­­genden Bosnien unter dem Titel „Sereshaner-Storps“ eine Landes- Gendarmerie in der Organisirung begriffen. Dieselbe wird wo möglich aus den die eher­malige kroatisch-slawonische Militärgrenze bildenden Di­­strikten des Grenzlandes verruthrt. Ein kleiner Theil dieses Korps wird aus Krain, Istrien und Dalmatien kompletirt. Der brauchbare Theil der bisherigen Zap­­tiehbs (Landes = Gendarmerie) wird beibehalten, Dodd­r wurde grundjäglich bestimmt , daß ein gemetener Sy nie und nirgends selbstständig funktioniren Dürfe. Die Stadt Krupa hat ihre Unterwerfung er­hört und wurde am Freitag belegt. Aus dem Grme cz Gebirge kfommen die geflüchteten Mohamedaner massenhaft in die Städte zurück ; auch viele Insurgen­­ten stellen 18 freiwillig. Die nicht­ig Kompros­mittirten werden nach einem kurzen­verhör unbehelligt entlassen. A­n diesem Lande.“ Und danach wird denn auch gehandelt. Vom türkischen Element ist nicht mehr Die Nede, obgleich es das auch der Zahl nach stärkste ist. Die für Bosnien ursprünglich in Aussicht genommenen deutsch gesinnten Vers­waltungsbeamten sind längst nach Hause geschicht worden. Philippovics ist sich über Die Stärke seiner Stellung beim Rat vollkommen rar und läßt das deutlich genug merfen. Große Beb­ürgung rief heute die in der Nacht erst folgte Verhaftung mehrerer der angesehensten El­­ne Kaufleute hervor, von denen einige, so der ehem­alige Der­putirte in Konstantinopel, Salom Effendi, allerdings den Parteigängern Hadichi Loja’s Geld gegeben hatten, freilich nur, damit diese von ihrem Vorhaben, die Stadt anzu­­zünden, abstünden. Im Webrigen ist die friedliche und verträgliche Gestim­ung dieser Leute über allen Zweifel erhaben und deren baldige Freilassung gemäß. Das Denunziantenthum beginnt eben bereit, in beden­klicher Weise seine Orgien zu feiern und Philippovich wird bald in Bosnien an standrechtlichen Verurtheilungen hinter Suleiman in Rumelien nicht sehr zurückstehen. Von der Versöhnlichkeit ist man zurückgekommen, der Schreden sol wirfen.; « 2 „„ * AUS Seraietwe. Einem Briefe des Spezial-Korrespondenten der „Kölnischen Zeitung“ aus der bosnischen Hauptstadt entnehmen wir folgende Stellen : Die jegigen Hauptherde des Aufstandes werden ohne Zweifel in den nächsten drei Wochen gänzlich aus­­gelöscht sein. Ob aber an eine solche Bewachung derfels­chen während des Winters wird gedacht werden dürfen,­­ daß nicht im Frühjahre die versprengten Elemente sich von Neuem sammeln künnten, it schwer zu fagen. An eine Ausdehnung der Operationen über die Drina hin­­aus gegen Novi­ Bazar glaube ich vorläufig nicht. Die Truppen und die Jahreszeit reichen dazu nit aus, von der Unmöglichkeit der Verpflegung und selbst von der Möglichkeit eines Krieges mit der Türkei zu Schweigen. Um 6 Uhr wird es im Gebirge bereits dunkel und jeden Tag ist der Eintritt der Regenzeit, die hier unmittelbar den Winter einleitet, zu erwarten. Unter Schafen und Rindvieh Herrscht die Seuche in schredlichster Ausdeh­­nung. Der Gesundheitszustand unter den Mannschaften­­­ gleichfall nicht günstig, obschon das Wetter bisher über alle Erwartungen gut blieb. Standrechtliche Hinrichtungen finden noch fast täg­­­ig statt. Die vermutlichen Mörder Perrod’3, des ita­­lienischen Konsuls, sind noch in Haft und Untersuchung ; ihre Schuld ist nicht ganz klar erwiesen. — Das Nuss jehen der Stadt Serajewo ist ein ruhigeres, resignirteres geworden. Was unter der Oberfläche klammert, darüber gehen die Meinungen auseinander. Inzwischen haben die seit einer Woche hier weilenden zukünftigen oberz­­ten Zivilverwaltungs =» Beamten Bosniens dem Feld­­zeugmeister Philippovics einen Entwurf der Vermwals­tung Bosniens zur Begutachtung vorgelegt, worin die Trennung der bürgerlichen von­ der militärischen Verwal­­tung ab­leitender Grundfaß aufgestellt sein sol. Die künftigen bosnischen Verwaltungsbeamten sind ausschließlich Kroaten, nur nur ihrer Heimath, sondern ihrer politischen Meberz­­eugung nach. Wenn in russischen Blättern zu lesen war, Baron Bhilippovics betone das deutsche als oberstes Kulturelement, so war das sehr irrig. B­hilippovics will ein Großfroatien,wieeä der über­zeugteste Banjlavisi nur wollen, der gemäßigteste Magyar nur fürchten kann. Als einmal die Rede davon war, das hiesige Amtsblatt doppelsprachig, deutsch und Kroatisch, erlennen zu lassen, erklärte er: „Ich fenne nur eine Sprache in­s Ausland, Budapest, 30. September. Zur Tagesgeschichte. Das politische Tagesinteresse richtet sich für den Moment nach Inner-Asien, wo im drohende enge li­d- afghanische Konflikt auch für den Frieden in Europa gefährlich erscheint. Die ost­­indische Regierung rüstet auf's Eifrigste, bei Lahore wird ein et­er gebildet, wo der Bizetenig selbst einen Aufenthalt zu nehmen beabsichtigt. Die nord­­indischen Blätter fordern energische Maßregeln gegen den Emir von Afghanistan ; doc geht sowohl die englische wie an die indische Regierung in der Sache sehr behutsam zu Werke. Denn weder weiß man Ge­­naues über die Kriegsmacht Schir Aa, noch ist man der kriegerischen Grenzstämme sicher, die im Krieger alle 100.000 Streiter stellen konnten. Ea wird also vorläufig bloß zum Kriege vorbereitet, und der Kampf nur auf diplomatischem Felde geführt. Hier gilt es vor Allem, mit Rußland ins Reine zu fommen. . ‚Das Kabinet von St. Petersburg lehnt für m­­ich alle Verantwortlichkeit bezüglich des Verhaltens Edit Mi’s entschieden ab; desgleichen leugnen die russische Presse und die offiziösen Korrespondenten aus St. Petersburg auf’s Heftigste jede böse Absicht Ruß­­land’s in Asien. Zum Beiweife dessen sei auch der wuffische Gesandte General Abramoff aus Kabul in das Hauptquartier des Generals Kauffmann bes­­eits zurückgekührt, wohl aber zwei ruffische Offiziere in­ Kabul verblieben fein. Die Konser­vativen Blätter England’ äußern sich überaus feindselig gegen Rus­land, dessen friedlichen B Versicherungen man seinen Glauben schennt. Man hält dafür, Rußland habe die afghanistische Affaire eingefädelt, um die Durchfüh­­rung des Berliner Vertrages zu vereiteln. Das Nieh­tige über Rußlands Verhalten dürfte in einem Worte enthalten sein, welches Lord Beacons­­field geäußert haben sol und das etwa so lautete: „Bir Schlugen den Ruffen mit ehrlicher Klinge in’s Gesicht; sie haben nns mit einem Doldstop in den Leib geantwortet.” Zur Abwechslung meldet eine Bariser Nachricht wieder, daß der Czar die Ostroyirung provin­zieller Freiheiten für Rußland be­absichtige, daß aber der Zustand im Lande eine folge Aenderung bedenklich erscheinen lasse. Damit ist die Wahrheit jener Meldung zur Genüge Belemnelüne: Mod­jet erwähnt, daß die neulich Dementirte Nachricht von Spezial-Unterhandlungen zwischen Rußland und der Pforte behufs Abschlusses eines separaten riedens-Traftated nun auch von dem aA aSk EN Are PE im N­eidstag d­er 8. D offiziösen türkischen Journale , Batit" bestätigt wird. ürít Labanoff sei deswegen nach Livadia gereist, um Ittruktionen über die Details dieser projektivten Kon­­vention einzuholen. Darnach­ sol die verlangte tür­­er Kriegsentschädigung an Rußland 300 Mill. Rubel etragen. Fürst Bismarc ist am 29. d. M., Na nach Berlin zurückgekehrt. Wegen des jüdischen Wühnungstages findet die zweite fesung tober statt. Man will sich nur bei­de Punkten aufhalten, über welche die Ansichten us fhußmajorität und der Regierung unwesentlich differiren, nämlich die neue Nesuri­nstanz und der Termin für die Giftigkeit des Gesetes. Nach den entschiedenen Cl­lärungen der National-Liberalen, welche unter allen Umständen aus allerdings leicht begreiflichen Gründen da Ende der Wirksamkeit des Gejetes in die gegen­­wärtige Legislatur - Periode verlegen wollen, Könnte sie gerade diese Differenz zu einer Krisis zufolgen, wüßte man nicht, daß das Nachgeben schließlich immer auf ihrer Seite ist. Die Bonapartisten verbreiten Gerüchte über französische Ministerfrisen; dieselben wer­­den jedoch von verläßlich­er Seite mit dem Hinweis auf die Einigkeit im Ministerium auf’3 positivste Dez mentirt. Andererseits bemüht sich die Eler­ral-royali­­stische Partei, Mac Mahon den Glauben beizubringen, die republikanische Partei gehe mit dem Gedanken um, einen legislativen Ge­waltstreich auszuführen ; sie hofft ihn so zu bestimmen, den geheimen Dänen, die sie in fünf bis fest Wochen ausführen möchte, Vorschub zu leisten. Der orleanistische „Soleil“, der diese Bemühun­­gen unterstüßt, erzählt deshalb die albernsten Dinge epublifaner vorhaben; seine Mit­­theilungen verdienten kaum ber Nail , wenn man nicht vernähme, daß im Elysee wieder eine sehr düstere Stimmung herren sol. Der Pforte­st aus Athen die Nachricht zu­­klommen, daß die griechische Regierung die Aufstellung einer aktiven Armee von 40,000 Mann und einer Neserve-Armee von 30,000 Mann vorbei­reitet, um Er­forderungen nach einer Grenzregulie­rung mehr Nachdruck zu geben. Die hiezu nöthigen Summen sollen durc eine Anleihe von 50 Millionen Drachmen gedecht werden. Die Verhandlungen zu Dies­­er Anleihe sind bereits eingeleitet.­­ Noch meldet man aus Konstantinopel: Die arabischen Stämme bei Guna haben sich empört und den Tele­­graphen unterbrochen. Zwei türkische Kanonenboote wurden dahin entsendet. — Midhat Bafda ist in Ganea eingetroffen, über das, was die SEE: arm 12223 Wenn wir uns auf weitere Details einlasfen wollten, so könnten wir geradezu wmerhörte Dinge vorbringen. Der hat man es je gehört, daß an einer Bühne ersten Stanges, an einem Hoftheater, ein Künstler in demselben Stück mehrere Rollen zu­gleich gibt, wie bei uns z. B. Herr Ney in der „Afrikanerin” den Döber­ änquisitor und den Über­ Brahminen singt? In Wien hält es Bignio nicht unter seiner Würde eine dieser Nollen zu übernehmen ; bei uns weiß die Direktion seinen der Baritonisten dafür zu ge­­winnen. Solo Nothbehelfe darf der Direitor einer armen Provinzbühne ich vielleicht gestatten, aber nicht ein Istitut, 048 über 200.000 Gulden Subvention erhält. In dieselbe Kategorie gehören übrigens die Abbres­viaturen durch Weglassung ganzer Aite und ganzer Rollen, wie wir dies bei der Aufführung der­ „Huge­­notten” und der „Zauberflöte” sehaudernd miter­­­­lebt haben.­­ Doch das Beweismaterial dürfte voll aufgenü­ Erh Aus jedem einzelnen Punkte desselben erhellt. Und so weit hat man sich in diese hausbackene Weis­­heit,in diese11 Schlendrian hineingelebt,daß man un­­bewußt einer grenzenlosen Sterilität verfallen ist. Vergebens sucht und forscht man nach einer leitenden Idee,nach einem Gedanken in der Führung dieses zu hoher Kulturm­ission berufene Institutes.Wie findet man während langer,banger Monate auch nicht einen­ Anlauf zu einer halbwes außerordentlichen Leistung, nicht den Versuch einer ab­strebender Initiative?Von Tag Ei Tag sich forttritten, in altväterlich hergebrac­­ter Weise abwechselnd Dramen und Opern aufs Re­­pertoire zu stellen, damit ist die Aufgabe wahrlich nicht gelöst. Und das Ende vom Liede? Eines schönen Ta­­ges dürften sich auch bei der Budgetberathung im Parlamente gewichtige Stimmen gegen diese verfehlte Zeitung des uns allen so theueren, in Folge der Un­­geschck­leit der Direktionen so Fortspieligen Institus­tes erheben und dann wird es aus fem mit dem fer­nen Traume. Wir aber hegen für das National­­theater viel zu warmes Interesse, wünschen­­ seinen baldigen Aufschwung viel zu sehnlich herbei, als daß wir nicht Die Hoffnung hegten, e3 werde ein gründ­­licher Syste­mwechsel eintreten, man werde endlich mit den überlebten alten Traditionen brechen und für derbin den Ansprüchen der Zeit und des Publikums volle Rechnung tragen. (1. Oktober 1878. . Lokal-Anzeiger. Aus dem Baurathe. Budapest, 30. September. In der jüngsten Situng des Hauptstädtischen Baurathes, welcher Bizez­präsident Baron Pod­maniczty präsidiirte, wurden die Pläne und Kosten betreffs der Neupflasterung der äußeren Palatin- und Stationsgasse und für die Neupflasterung der Magdalenengasse im achten und der Maximiliangasse im siebenten Bezirke genehmigt. In Angelegenheit des zu besti­mmenden Planes für den durch die vaterländische Sparkasse angebotenen Springbrunnen auf dem Kalvinplak wurden zwei Entwürfe in Verhandlung gezogen. Nach dem einen, durch die hauptstädtische Behörde eingereichten Entwurf wäre der Brunnen in der Achse der Keestemetergasse, un­­gefähr dreißig Meter vom Nemeth’schen Haufe entfernt, aufzuftelen. Mit Radficht darauf, daß dieser Punkt weder vom Museumring, noch von der Nichtung des Zollamtes her sichtbar ist und sogar für die Kommus­­k­ation hinderlich wäre, wurde jedoch von der Fachsek­­tion des Baurathes ein anderer Plan ausgearbeitet und vorgelegt, nac­h­elchem der Springbrunnen auf die Achsenmündungen des Museumrings und der Seeäke­­metergasse zu sehen wäre; dieser Antrag wurde auf einstimmig acceptirt. € 3 gelangte nun der Refore der Tönigs, ung. Kurie gegen die Entscheidung der städtischen Behörde, wonach die erstere auf ihrem auf dem Franziskaner­­platz befindlichen Gebäude sein Stockwerk auflegen darf, zur Verhandlung. Der Aufbau wird nun sesten3 des Baurathes unter der Bedingung genehmigt, daß die Kuine mittelst einer een Erklärung von dem Erlabe der durch den Zubau entstehenden Kosten von 8500 Gulden im Falle der Durchführung einer Net aull Bann dieser Gegend abstehe. er vorläufige Bericht der zum Studium der Ursachen der Hebersch­emmung in Erlau und Mis­­folis entsandten beiden Oberingenieure Wohlfarth und Schmidt wurde zur Kenntniß genommen und beschlossen, den demnächst­­ einfangenden erschöpfenden Bericht im autographischen Wege zu vervielfältigen. Folgende Baulizenzen wurden anstandslos erz­theilt: Aurelie Apathby-Stolc­, zweiter Bezirk, Leopoldifeld Nr. 376, Bau einer Altane; M. Hegyelt, erster Bezirk, Auminkel Nr. 453, Gartenhaus; Jeremias Magyarevits, erster Bezirk, Taban, Kirchenplah, Pfarrhaus; Gisela Fabryz Luffche, erster Bezirk, Leopoldifeld Nr. 7709, 3ubau; S. Schwebie, dritter Bezirk, Drachengasse Nr. 7223, Zubau; A. Sarleb­­ner, erster Bezirk, Maschinenhaus; A. Prezzi, dritter Bezirk, Neueweltgasse Nr. 99, Zubau; Ignaz; Ungvar, erster Bezirk, Ertravillan Nr. 9587, Wohnhaus; Ő­r ü­nz­wald und Komp., dritter Bezirk, St.-Endreer Straße, Kremise und Wiederaufbau feiner abgebrannten Spirituss­fabrik; Friedrich Schule, erster Bezirk, Umgestaltung des örtlichen Traktes der Mathiaskirche; Albert Ka­tz peles, sechster Bezirk, Ehe der Raph­alstraße und Be­­lch­tengasse, dreib­ödiges Haus; 3. Burghard :

Next