Oedenburger Zeitung, 1873. Januar (Jahrgang 6, nr. 1-9)

1873-01-16 / nr. 5

Das Blatt erscheint jeden ··;»Donnekestag und Sonstcvg. Reäummerations-Preise- Für 2oco: sGanijährig..H·-—·«kr- Halbjährig Ra, Bierteljährig 1­. 50 kr. Monatlic) — ft. 80 fl Fi­ Auswärts: Sanjanrig .v. v7 6 Halbjahria ......3 180 kr. Bierteljährig 1 fl. 90 Kr. Einzene Nummern &offen 10 Kr. Verlag, Expedition und Nedat­­zion­en fich auf der Graben­­runde Nr. 121 in Oedenburg. — Ale für das Blatt bestimmte Sen­­dungen, mit Ausnahme von Brü­­m­nirations- und Insertionsge­­bühren, find an die Repaktion, oI .. pktfkkkemzusmdm + _ VI. Iayrgang. r Dedenburger N­ach­richten. Motto: „Dem Fortferitt zur Chr’ . - Bedrückten zur Weht’ « Im Auslande übernehmen 7 Pränumeration­en auf Inserate Die General» Agentschaft der Zeitung „PBester Lloyd“ Nauen Heingaffe Nr. 7 in Wien. Haan’ fenstein , Vogler in Wien, Neuer Markt 41, Hamburg, Be­im­­zig, Frankfurt aM. Basel, Insektioswkvn­yk:« 5Nkk.fü­r’die einspaltige, MMF für die zweispaltige HONkn für­ F die dreispaltige und 20 Nr. für. «­­« ertheilt. #­­ Organ fürsanderindustrie und Landwirthschaft donatier­t sociale Interessen überhaupt. Der Wahrheit eine Gaffe, die darlaufende Petitzeile eg­­klusive der Stempelgebühr um 30 fr. Auskünfte in allen Ric­hungen werden bereitwiligst­­ « in unse SEEN W —­­­R 4 Die Delfaden Mr Die Delfarienkuchen bilden mit den Hülsenfrüc­hten die proteinreichsten Nahrungsmittel, zeichnen sich aber vor b diesen noch duch einen größeren Fettgehalt aus. Die besonderen Bestandtheile der verschiedenen Del­udhen sind noch nicht genügend darget­en; ebenso wenig sind die Veränderungen ausreichend genannt, die sie nach Art der Labrifation und bei längerer Aufbewahrung erfahe­ren. So viel scheint nur in legterer Beziehung festzus­­tehen, ‚daß die fast und möglichst rein ausgeprebten Delf fuchen den D­orzug verdienen. Sie müssen stet an ei­­nem trockenen Orte aufbewahrt werden, sonst sind sie dem Nanzigwerden und Berderben ausgeregt. E­s gibt verschiedene Delfuchen, z. B..Leins, Napse, Madia­, Mohn, Buchedere­tc. Kuchen. Die Lein- und Rapskuchen werden­ am häufigsten verwendet. Die Naps­­fuch­en enthalten im Durchschnitt: Wasser 15%,, Pros­teinstoffe 28%, Bett 9%, Kohlehydrate 24,5%, Holz­fasern 16%, Asche 75%. Die Leinkuchen enthalten bei gleicher Proteinmenge etwas mehr, Fett (10%) und Kohlehydrate (31 ° 5%,), sind dagegen um so viel ärmer an Halsfaser und Wasser. Leicht begreiflich kommen, je nach der Samen­ und Delgewinnung, sehr erhebliche Schwankungen im Stoffgehalte vor. So wechselt der Proteingehalt von 20—40%,, der Fettgehalt von 5 — 18%,,, die ftlstofffreien Crtractivstoffe von 18—50%,, ebenso die Pflanzenfaser, nur die Asche ist möglichst con­­stant. Die Leinkuchen enthalten viel­schleimige Stoffe und sind allen Thieren am angenehmsten. In den Raps­­fuchen findet sich ein scharfer (dem Senföl wesentlic gleicher) Stoff, der si oft schon durch Geruch und Ge­­nad erkennen lädt und die Kuchen den Thieren sehr­ unangenehm macht, so daß sie erst an deren Genuß als« “ mälig gewöhnt werden müssen. Die Buche der » Kuchen erhalten einen narrotiischen ‚Scoff. Tie warm und schlecht ausgeschlagenen Delkuchen (d. i. mit noch vielem Delgehalte) erfahren leicht eine Stoffzerlegung, die ihren Nahrungswerth vermindert und selbst Schädliche Eigenschaften herbei­führen kann. Es ist Dies je8 ganz besonders der Fall, wenn sie an feuchten Orten aufs bewahrt werden. Sie werden dann dumpfig und schimmelig im Innern. E83 it auch noch daran zu erinnern dab Berfälshungen mit Unfrautsamen vorkommen, wodurch ebenfalls nachtheilige Folgen herbeigeführt werden kön­­nen. Sie sind ein reichliches und wohlwährendes aber mehr eftensiv als intensiv nährendes Nahrungsmittel und stehen als solches offenbar unter allen Nahrungs­­mitteln obenan. Eine Steigerung der Körperkräfte darf man also nicht erwarten, was aber Wohlbeleibtheit und Körperfülle, Tonh­e, Vermehrung der Stoffproduction Milch, Mastung.­ Diese extensive Nährwirkung­ beruht zumeist auf denselben Verhältnissen wie beim Schrot- und Mehl­­futter, wird aber dann noch­ weiter unterfrügt durch den Bettgehalt. Ihr Nahrungswert­ zum Heu wird durch­schnittlich 40:100 ° gelegt. Alle Delkuchen sind leicht verdaulich, aber ein reiz- Iosed, fades, die Verdauungsorgane ersclaffendes Nah­­rungsmittel.­­ Anhaltend und reichlich gefüttert,erzeugen sie stets Verdauungsschwäche und damit im Zusammenhange stei hende Krankheitszustände.Ganz besonders­ rufen sie leicht Durchfall hervor. Die Leichtverdaulichkeit ist wesentlich durch die feine Zertheilung bewirkt.Die Samenhülle ist trotz schn abel ganz oder zum Theile unverdaulich und geht mit den Excrementen unverdaut wieder ab.Das Rösten bei der Oetgewinnung macht die Eisreißstoffe gerinnen,und läßt vermuthen,daß kaltgepreßte Kuchen leichter verdaulich ging; doch fehlt es darüber noch an entscheidendchei­­nen. Versuche über die Verdaulichkeit der Nährstoffe in den Oelkuchen sind,meines Wissens überhaupt noch nicht aufgestellt;inbetreff des entölten Rapgmehles liegt aber ein Versuch mit Milchvieh von G Kühn vor,woraus sich ergibt,daß von dch rote Insubstanz mindeste­ns 84"-»,verdaut wurden,und von den stickstofffreien Ex­­tractivstoffen 85"-». Oelkuchen von guter Beschaffenheit und in kleinen Quantitäten verabreicht sind vollständig gedeihlich und üben auch sonst keine beachtenswerthe Neben­wirkung a116. In größerethrantitäten dagegen verleihen sie stets den Stoffproductionen(Milch,Fleisch nicht)eine eigens thämliche Beschassenheit,daher sie nur in beschränkter Mensehrwendung finden müssen.Ein besonderer ge­­sundheitsschädlicher Einfluß tritt dabei aber nicht hervor. Dieser macht sich überhaupt nur mehr auf die Verdint­—»­ungsorgane geltend. Ein weitergehender Einfluß auf die Säftemasse spricht es nur neben vielem Knollen» u Wurzelwert und unzureichendem Naubfutter erkennba aus, und zwar dabuch, das sie der Säurebildung mehr Bortehub leisten und hierdurch, bei andauernder Verwen­­dung die Ausbildung von Säftefehlern (Säuretransheil) begünstigen. Sie stehen in dieser Beziehung dem Körr­ner und vornehmlich, dem Hülsfenfruchtscrot nach. — Nanzige und ‚verdorbene Dehlfuhen wirken jedenfalls schädlich ein, es kommen aber außerdem nach mancerlei Beziehungen in Betracht, die biß jebt noch gar nicht ge­nügend erkannt sind. Wegen dieser­­­­­Verderbnisse,die­ zum»Aeu"-xis»ostsz schwer zu erkennen sind,muß man mit·all’enQ«-«ss»·ch·ks« zunächst sehr vorsichtig sein,insbesondere aber mit RM s gsk·«.-.« kuchen,die feucht gelagert haben. (Soitregung folgt.) F­EM se­niet # ie Erste­­igung der neuen Unterrichtssektion ; = der Fön. Freistadt Oedenburg am 1. M Der Herr G Sektionpräses und Statthaltereirath­­ler. Pau­ol eröffnete die Sigung mit einer warmen Begrüßung und mit der­ Bitte um eifriges Zusammene wirken zu dem segensreichen Werke der Schule und Erziehung. Er machte jonach vor allem andern die Mittheilung, daß er auch den Heren Nealschuldirektor, welcher soeben eintrat und in Platz"nahm,im Sinne­« des vomh­ Ministerium bestätigten Organisirungssta­­tutes unserer Oberealschule,welches Statut fürbohl dem Direktor als auch einem vom Lehrkörper gekyzählten Ver­­­treter in dc Schulkommission Sitz und Stimme ein-.VI räumt,zur S­itzung geladen habe Darüber­ entspante sich nun eine sehr lange und nicht erquickkxliche Debatte indem die Neuerung gemacht wurde, daß der von der Unterrichtsfeftion handelnde Paragraf unserer Gemeinde, Organistrungs = Statuted nichts hierüber enthalte, BEN, Herr Direktor also in dieser Sektion nicht stimmberechh­tigt sein künne. Derselbe wollte hierauf, mit der Be­merkung, weil es sich um seine Person handle, abtreten, wurde aber ersucht, zu bleiben. "Die Debatte wurde je­­doc immer heißer, so daß er sich endlich ohne weiters »r­­“ = l = Dee, Feuilleton. Nach langem Kampfe: ‚Novelle von Julie Gmeinwieser. (Fortlegung.) Mit Blipesichnelle hatte Johanna Dieß­ Alles überschaut und mit entjeglicher Klarheit stand feßt die Ursache seines sonderbaren Wesend, vor ihrer Seele. Er, der blasirte Weltmann, der je­mande Blume gepflüdt, er fühlte in diesem Moment,­­ dab der Augen» blieb gekommen sei, der ihn entweder unendlich beglühen oder für immer elend machen sollte. „Srneft, was fehlt Ihnen?“ fragte sie endlich, um nur etwas zu fragen und trat auf ihn zu. Wie elektrisirt von dem Klang ihrer Stimme fuhr er auf und mit der Hand über die Stirne fahrend, meinte er: „Was mir fehlt? fragen Sie. Alles und Nichts, wie Sie wollen!" — „Alto Schon wieder bitter und verstimmt? und wie oft muß ich ihnen denn noch sagen, das ich eine solche­­ Miene nicht brauchen kannn hier in meinem Atelier“ — „Wo Sie doch selbst so trübe Schöpfungen schaf­­fen" fiel er ein und zeigte auf die Staffelei. — Sie errethete leise,wie ertappt über ihren tief inn­nersten Gedanken und,dem Freunde einen Platz neben­­ sich anweisend,reichte sie ihm mit jenem gewinnenden Ausdruck von Herzlichkeit,der ihn so eigen war,beide­r Hände und den Blick senkend vor der Glut seiner Au­­gen,hat sie weich und mild wie ein Kind:«Freund, es muß klar werden zwischen uns!«— ,,Fühlst du,ahnst du das,Weibl riefer jetzt aus; ist es mölich,daß du eine Ahnung des himmelanstre­­benden, allgewaltigen Gefühles befigert, daß meine Brust verzehrt, dad mich verglühen macht, mich erbeben läßt, in namenlosen Wonnejchauer, mich ‚tausendfach tödtet in wahnsinnigem Schnatz.“ Und er barg das Haupt in ihrem Schopf und weinte Thränen, von einem Mann geweint, von einem starren echten Mann, sie sünnen nicht anders als erschütternd wirken auf das Weib, für das sie fließen. Ein con­­vulfm­­isches Schluchzen hob seine Brust und sie erbebte und zitterte. Was sollte sie diesem Manne jagen? „Ernest, rief sie auf in unendlichen Web; du weißt nicht, was du thust. D­­arfte mich nicht den Tag betrau­­ten, da du in mein Dasein tratest und mich zum neuen Leben zwangst. Du hast eine große Forderung an mir zu stellen. Du bist’S der allein die Geheimnisse dieser Brust einhaut ; aber eben deshalb solft du alle am besten­ will­­en, wie dies Herz nicht mehr lieben darf!“ — „Stevle nicht an dir selber, großes, herrliches Weib ! © lange ein Wesen wie du, athmet, so lange ein Herz wie das deine schlägt, so lange trägt ed auch den Him­­melslaufen der­ Liebe in sich. Es fan­n nicht laffen von dem­ einzigen Gefühl der Welt, das da werth ist, das man lebt, daß man wirkt und strebt !! — „Ruhig, ruhig mein jähes Kind! flehte sie und beugte sie mild und weich wie eine Mutter, die ihr weinend Kind beschwichtigen will, nieder zu dem Sintes enden; und sie hob ihn mit sanften Gewalt empor und der starre Mann, er barg das weinende Haupt an dem Busen des Mädchens. Saget nicht, es sei Schwäche, wenn ein Mann in Thränen einem allgewaltigen Gefühl seiner Seele Aus­­druck gibt. Der wahre Mann darf auch weinen, denn so, wie das echte Weib eine starke, entschlossene Seele haben wird, die sie da befähigt in Lagen, wo es nöthig ist, mit männlichem Mut einzutreten in den Wahlplan des Kampfes, so wird der echte Mann die Jungfräus­lichkeit und Weichheit des Herzens sich bewahren; diese Beschmelzung der Eigenthümlichkeit der Geschlechter bil­­det erst den Menschen, jet­zt nun Mann oder Meib. Und sie flüsterte zu ihm mit jener unnennbaren Milde, die der Grundzug ihres Seins, der von Weni­­gen erkannt, doch im ihrem innersten Wesen begründet war. Sie flüsterte ihm zu von Kinrheit und Ruhe, von Licht und Frieden, zu welchen ihre Freundschaft ihm verholfen; sie versprach in weichen, sanften Tönen, N, wie sie Alles daran feßen wolle, ihn mit fi­­hr N jene Höhen zu führen, wo wir den Wünschen der Erde entrüd­, nichts begehren, nichts entehnen alle Versü­nds ns und inniges V­erwandjein der Geister und Seelen. Sie sprac zu ihm leise, rosend und drücte das bleiche Haupt immer fester inniger an die Brust; sie sprach ihm von Frieden und Klarheit; aber war es denn ruhig in ihrer Brust 2! a ’i.. Armes,kurzsichtiges Weib!W­i­e»:lange wird si­e"»J«««" währen,diese Riessenkraft,die jetzt deinen Mut anspannt? Und ist es nicht schon jetzt,im Augenblick tvo du sprichst,« nur die Furcht,seinem klagenden Blick zu begegnem derk dich immer fester dagtheure Haupt anx deinen Busen­· schmiegen heißt!Solange du ihn kämpfen siehst mi­t«"«·s. dem heiszen Begehren wird es dir möglich sein,mit fastDisz mütterlich­er Treue über seine heiße Stirn mit weichers« Hand zustreifen,ihn zu hüten mit sorglicher Zuveris« sicht;warum aber bangst du denn vor dem Momente,» wo er den Blick erhoben,wo er eine Frage an dich h­­­«­­ten könnte, die dein Herz erheben machen würde. Um sieh, er ist da dieser Augenblick. Wappne dich nun Weib! mit jener Kraft, die du so­­hön ihm gezeigt im Strahe­lenglanze der Entsagung ! E Müde, eben wie ein weinend Kind hatte er an ihrer Bruft gelehnt. Er lauschte ihren Worten und je­der Ton ihrer Stimme erklang wie Musil, beicwictie­gend, beruhigend in seine babende, zitternde Seele. Er­­ ward ruhiger, stiller. Die Wellen legten sich; der Sturm hatte ausgetobt. Er hob das in Thränen gebadete Ant­li und blickte mit einem unsagbaren Ausbruch nach Sohanna. „Milde, jüde Trösterin, holder Arzt meines Her­­zens! lächelte er noch Durch den Schimmer der Heiligen Perlen, die seine Wangen nähten; du sprichst von Ruhe, Klarheit und Frieden; ja, ich werde sie zu erringen fur­chen. Aber sage, Weib! deren heiligstes Streben die Wahrheit ist; Fan und wird deine Brust sich gänzlich ausgefüllt sehen Durch Diese Ruhe, diese Klarheit? Kann v ’— ? = Br | & en

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