Oedenburger Zeitung, 1878. Dezember (Jahrgang 11, nr. 144-155)

1878-12-01 / nr. 144

«­­»s. «­­ X« ' Sonntag, 1. Dezember 1878. nennen AR RR LEE Rasa F ge TE _ XI. Sahrgang, Oedenl­ mer Deilung, (vormals „Wedenburger Nachrichten.‘“) Organ für Politik, Handel, Industrie und Lantwirthschaft, dann für sociale Interessen Motto: „Dem Fortschritt zur Ehr? — Bevrüchten zur Wehr? — Der Wahrheit eine Gaffe.* BE RATTE Das Blatt erscheint jeden Mittwoch, Freitag und Sonntag. Pränumerations-Preife: Fir 2oco: Ganzjährig 9 fl., Halbjährig 4 fl. 50 fl., Bierteljährig 2 fl. 25 fl., Monatlich 1 fl. für Auswärts: Genslährig, 12 fl., Halbjährig 6 fl., Bierteljährig 3 fl. Alle für das Blatt bestimmten Sendungen, mit Ausnahme von Inseraten, Prämumeratione. u. Insertionde­gebü­hren sind an die Redaction portofrei einzusenden. Redaktion : Administration, Verlag, Expedition : Grabensrunde Nr. 124. Hotel „Rose“ Nr. 19,2. Stock, AA Ian Einzelne Nummern offen AED Kreuzer. überhaupt. Inserate vermitteln: die Herren Sanienfeie­r Vogler, Wald­fischgasse 10, Wien, Budapest. A. Oppelit, I. Stubenpartei 2. Wien. Heinrich Schalek, I. Singerstrasse 8, Win. Infersions-Gebühr : 5 fr. für die einspaltige, 10 fr.­­3 die einen e, 15 fr. für die dreispaltige und 20 fr. für die durchlaufende Petitzeile in­­klusive der Stempelgebühr von 30 fr. Austkü­nfte in allen Richtungen werden bereitwilligst ertheilt. Nele Verblümt Dedenburg, 30. November 1878. Nach langem, ermüdendem Kampfe hat die Re­­gierung gesiegt (1); der Adreßentwurf nämlich, welc­her von den Partneigängern für die zu Gunsten der Diskupation geltend gemachten ministeriellen Anschauun­gen ausgearbeitet worden und von der­ Opposition im Parlamente heftig genug angegriffen worden ist, wurde dennoch glücklich durchgebracht und zwar mit 202 ge­­gen 180 Stimmen ; was ist aber eigentlich dieser Sieg? offenbar eine Niederlage, wenn auch­­ ver­­blümt! Die Adresse, welche die bezeichnete geringe Ma­­jorität siegreich aus dem erbitterten Streite gerettet hat, so daß der Beschluß gefaßt werden konnte, dieselbe zur Grundlage der speziale Debatte zu machen, diese 10 mühevoll durchgelegte Adresse selbst, obgleich jein­­bar die auswärtige Politik der österreichische ungarischen Regierung entschuldigend und mit ihre Folgen, als nun einmal vorliegende, unerbittliche Thatsachen rechnend, ist Schließlich auch nichts anderes als ein, dem Minis­­terium des Aeußeren ununwillig dargereihter Gnaden­­art, als eine seufzend zugestandene Sanktion einmal ergehener Dinge, die nun doch nicht mehr zu ändern sind und nach deren Eintritt nun nichts mehr erübrigt als ihre Konsequenzen so viel als irgend möglich zu mildern. Wer so­lch eine Zustimmung für die abs­nahmen der Regierung als einen Triumph der Lepteren betrachtet, ist ein beneidenswerther Optimist, und will es «eher bedürfen, als ob der Mdresentwurf über dessen­­ hocnothpeinliche Durchbringung sich Andräffy und Konsorten freuen, an sich selber schon d­er ein Der­menti für die von der Negierung verfolgte Offus pationspolitik enthielt, frisch ein überzudertes, @s tritt die nationale Mikbilligung der Ges­ehnisse in der Orientfrage nicht so roh und ungeschlacht auf, wie in den Kundgebungen der „Linken“, wo sie gleichsam in­­ aufgestreiften Hemdärmeln einher geht und dem Une­drafty drohend die Faust unter die Nase hält, sondern fein und manierlich als allergetreueste ()) Op­position, die, wenn sie schon nicht direkte „Veto“ ruft, wenigstend die Neigung dazu erkennen läßt, obgleich­h verblümt. n­iedrigend ist und die Ersceinung eines, ob auch verblümten, jo doch entschiedenen Abfalles der einflußreichsten nationalen Führer von der Regierung nicht weniger als erfreulich. Mit Schreden mub es und und jeden guten Patrioten vielmehr erfüllen, wenn er die Kluft überschaut, die sich zwischen der Regierung und den Vok­ämpfen und Stügen unserer Verfassung, den parlamentarischen Veteranen, den Märtyrern für Ungarns­­ Selbstständigkeit, zusehends erweitert, ohne daß ed abzusehen wäre, wie und wodurch diese Kluft wieder überbrüht und so einer versöhnlichen Ver­­ständigung der einander feindselig gegenüber sie­­benden maßgebenden Elemente im YXande wieder der Weg geebnet werden könnte. Selbst der Nachtritt Uwe Andraffys, die Resignation Tipa’s fühnte der sept herrischenden allgemeinen Berstimmung kaum abbhelfen, ja die Situation würde durch Tipas Demission ents­chhieden noch bedenklicher, denn wer hätte — wie er— verständnis, unerfütterlich Geistesgegenwart und Kraft genug, um troß der Wogenbrandung entfesselter Par­­theienleidenschaft, mit starrem Arm die jegige Verfas­­sung aus der wider sie anstürmenden Sluth empor zu halten. Die Reaktion droht einerseits mit unwi­­derstehlicher Gewalt heran zu stürmen, a­ndererseits ist es geradezu die Anarchie, welche von gewisser Seite schwarz herauf dämmert und über deren Brausen,, man und vergebens durch Die, der „Volksbeglüdungsflöte” entlodten, übrigens falschen Töne täuschen will. Die Rabulif iit im Lande it geschäftiger als man glaubt, sie agitirt eifrig genug, aber­­ verblümt. Und trostlos, wie bei uns die Lage ist, welche durch die bosnische Politik geschaffen worden, ebenso trostlos ist sie in Oesterreich.­­Westlich der Leitha hat ich eine compakte Mehrheit, mehr als zwei Drittel der Abgeordneten umfassend, in nachdrucklichster Weise gegen die bosnische Politik erklärt; dieselbe Mehrheit, welche den Ausgleich mit Ungarn geschlossen hat und Alles umfaßt, was drüben den Dualimus nicht offen bek fampft. Die Majorität des Neid­erathes stimmt dem Programme, das Baron Depretis entworfen hat und jedes verfassungstreue Kabinet aufstellen mußte, aus voller Ueberzeugung zu — soweit er nicht die bosnische Politik Andräsjy’d unterfragt. Doch um Dieser Politik willen wird sein neues Ministerium ermöglicht, hat das N Regieren in Oesterreich vollständig aufgehört, dreht ich die Verwaltungsmaschine mechanisch weiter, ist jede gejeggebende, reformirende, organisirende Thätigkeit ges hindert, alle Verantwortlichkeit beseitigt und dem Zu­­falle und der Wilführ das Thor geöffnet.Jede Stunde kann das Chaos hereinbrechen, und Niemand it da, der ihm wehren könnte. Die Abstimmung des Abgeord­­netenhauses wird ignoriert; die Niederlage Andrasfy's im Budgetausschuffe der österreichischen Delegation führt nicht zum Intennen der auswärtigen Politik in die Bahnen des Nechted und der österreichisch-ungarischen Interessen, sondern zum Nachsinnen über einen neuen Skhleihmweg, auf welchem die Berfassungen, der Willen der Bevölkerung beider Staaten der Monarchie umgangen und die Mahnungen der hervorragenden Geister Ungarns und Desterreichs migachtet werden können ; wenn auch sietd — verblümt! Baron Philippovich über die Situation. Ein Korrespondent der „N. Sr. Pr." wurde am 25. d. vom FZM. Philippovich empfangen und hatte Ersterer Gelegenheit, die Ansichten die Oberkomman­­direnden über die militärische und politische Situation kennen zu lernen. In erster Linie erachtete er Baron Philippovic nach der Bekämpfung des Aufstandes und nach erfolg­­ter Bewegung sämmtlicher militärisch wichtiger Punkte ee: Jeuilleton. Unser Rüthen. Novelle von I. Walther (Fortfegung). Henri trat an mich heran und ergriff meine Hand. Ich sah zu ihm auf. Warum sah er in diesem Augenblick nicht mehr so glücklich aus? Seine vor Kurzem vor Glüc­kligkeit strahlenden Augen, ruhten jegt sinnend und forschend auf mir, ald wollten sie auf der Grund meiner Seele schauen. Er stiich mir das Haar aus der G Stirne, und streifte dabei eine meiner Flechten, die ich immer nur einfach um meinen Kopf gejälungen trage. Die Flechte löste si, und hing jet an mir hinunter, Henry nahm dieselbe in die Hand, und betrachtete sie fopfschüttelnd. Was dieses Kopfschütteln bedeuten sollte, verstand ich nicht. In diesem Momente erfaßte mich ein so ente jegliches Gefühl von Bangigkeit und Angst, mein Herz trampfte sich schmerzhaft zusammen, und mit Gentner»­gewicht Jag­ed auf meiner Brust. Nur mühsam konnte ich die Worte hervorbringen: Bitte, Henry, lass mich jegt allein. Noch ein Händebruch, ein „Leb’ wohl Kätchen“, und er war fort, Dem Himmel sei Dank, daß ich allein war, meine Selbstbeherrschung, meine Willenskraft waren zu Ende; ich sank zurück in meinen Sig, bargg mein Ges­­ight in beide Hände, und weinte bitterli, Ich liebte ihn so grenzenlos, und nun ist er ver­­loren für mich, verloren für immer. Zum vollsten Bewußtsein ,dieser unglückeligen Leidenschaft kam ich erst heute, erft jegt, in der Stunde der ewigen Trennung. Er selbst hatte seine Ahnung von der Liebe jenes Mädchens, welches er so wenig ber­ichtete. Sah er doch erst Heute, dab ich body gewachsen bin, — vermuthlich hielt er mir auch für baklich, dachte sie noch immer das Kind mit dem xüb­lichen Haar, welches aber jegt, dem lieben Gott sei Dan, schön dunkelblond ist; bejaht vielleicht noch immer das Stumpfnäschen von ehemals, daß aber von sett Lan­­gem einer ganz regelmäßigen Nase gewichen ist; sieht noch immer die plumpe Zaille, die aber sept parole d’honneur, geradeaus 50 Gentimetres umfaht, glaubt mir noch immer auf den ungraziösen Fühen in den derben Schuhen mit den schief getretenen Haden. Ach, er sah ja nichts als die schönen Augen , jelr­ner Johanna, ihre majestätische Gestalt, ja, sie war schön, sehr schön, aber stolz und kalt, eisigfalt, man fror in der Nähe dieser Hafsc­hen Mare­morstatue, ob mein Cousin Henri je beleben sollte ? Ein instinktives Gefühl rief mir ein lautes Nein zu. Und er liebte sie so sehr und schon seit langer Zeit, und was ich heute erfahren, darauf muchte ich ja ges faßt fein, und doch erschütterte er mich bis in dad Ins werste meiner Seele, zerriß mein Herz in tausend und tausend Stüde. Ob sie ihn wohl liebt ? Unzählige Dale sah ich sie in seiner Gesellsschaft, immer dieselbe Kälte, dasselbe vornehme, zurückaltende Benehmen. Und doch! Wie konnte sie ihm nicht lieben, ihn, der so gut und brach, der so geistteilt und gebildet, der seinen Geist und sein Wissen zum Wohle der Mensch­­­­heit einfegt, D­essen Herz so warm für das Gute und Edle, aber auch so warm für Unglück und Elend schlägt. Sollte er zu dem fürchterlichen Zofe verurtheilt werden, zeitlebend an eine faire, herzlose Brau gebune­den zu sein? Armer, armer Mann! Unmöglich, ich sehe gewiß nur mit den Augen der Eifersucht. D­iel« leicht ist sie Eine jener Personen, deren Werth man erst im näherem Umgange kennen lernt, und ich blieb ihr ja sretd so ferne, und sie selbst ist, viel zu stolz, Jemand aufzujudgen. Ich zermarierte mein armes Gehirn, zerwühlte mein armes Herz; jedoch, Dank meinem besseren Ger­fühle, löste fi mein bitteres Weh' in ein inbrünftiges Gebet zu dem Almächtigen auf, er möge dem Manne meiner unbegrenzten Lebe soviel Olnd und Zufriedene­heit senden, als er dieses wahrhaft große Herz, als er dieses edle Gemüth verdient! Mit blassen Wangen und trüben Augen fand mich wohl der nächste Morgen, aber ruhig und gefaßt. Derwaift seit meiner frühesten­ Kindheit, wurde ich im Hause meiner Tante, Henri’d Mutter, auferzogen und auch mir war diese gütige sanfte Frau eine zweite­ Mutter, der ich mit innigster Zärtlichkeit anhing. Henri war der Xeltere der beiden Brüder, und übernahm nach seines Vaters Zode die Leitung des großartigen Pablissements, obwohl er­ damals­ erst 24 Jahre zählte und alle Welt bewunderte den jungen Mann, welcher mit so viel Klugheit und Umsicht diesen tiefenhaften Apparat dirigirte, und doch mit so viel Milde und Güte gegen Diejenigen verfuhr, welche von ihm abhängig waren, und mit aufrichtiger Liebe und KVRHE BET En _ RR. RAN Be Bez A Dr ER ER I rd re 1: EN een ET, ei =­ rs HRd­e £ N A NL REN Are BEE TE IR, a Ren BA RETTEN RE LEN von RR ERTRE ar ji = E 3 en “3­9 u u = A = 3

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