Oedenburger Zeitung, 1878. Dezember (Jahrgang 11, nr. 144-155)
1878-12-01 / nr. 144
Hx dessen. wohlthätigste Seite: daß es nämlich dem WBucher wirksam entgegenarbeitet näher zu beleuchten gedenken, machen wir vorläufig auf das. Dießbezügliche Inserat in unserer heutigen Nummer aufmerksam. "Zu den Weihnachtsfeiertagen ritten bereits die hiesigen Geschäftsleute ihre Waarenlager und Auslagen. Da wird das Beste und Schönste, was das Geschäft zu bieten im Stande ist, im geschmadvollsten Arrangement geordnet und soviel als möglich für das Auge fesselnd hergerichtet. Eine der ersten Weihnachtesumlagen die wir zu besichtigen Gelegenheitstenit die des hiesigen Buchbinders und Galanterie waaren-Arbeiters Herrn Raimund Hünner (Drachenrunde Nr. 87, neben dem Gasthofe „zum König von Ungarn“) welcher als passendste Weihnachtsgeiciente, prachtvolle Büchereinbände, Album, Bonbonieren, Mappen, Nahmen und größere, wie kleinere Nippes-Gegenstände aus Pappe, Sammet, Leder ıc. Liefert. Herr Hünner ist bekanntlich auch jeher billig und ein armabler Geschäftemann, der mit Zuverkommenheit allen Wünschen — so weit sie in das Bereich seiner Geschäftsthätigkeit gehören — gern und auf das Beste entsprngt. Dedendburg’s Stadtkapelle. Seitdem die früher hier stationirt gewesene Mislitärkapelle unsere Stadt verlassen mußte, entbehrt dies selbe nit nur bei so wünschenswerthen, öffentlichen Musikproduktionen, sondern man ist auch bei festlichen Veranlassungen und geselligen Veranstaltungen darauf angemieten, entweder die derzeit streng genommen nur für Theaterzwecke zusammengestellte Theaterkapelle zu verwenden, was nur durch freundliches Entgegenkommen des Herrn Theaterdirektord und Des Heren Kapellmeisters ermöglicht wird, oder eine auswärtige Mufifkapelle zu gewinnen, wie dies vom löblichen kaufmännischen Verein für dessen Abendunterhaltung vom 8. Dezember I. 3. geschehen wird. Es dürfte wohl kaum eine Stadt von derselben Bedeutung wie Oedenburg geben, die rücksichtlich einer Mufifkapelle sochlecht bestellt ist, und doc kann Niesmand in Abrede stellen, daß bei gegenseitigem Dinvers nehmen der Commune, der Theaterunternehmung und der verschiedenen Korporationen, welche eine Mufitskapelle bedürfen, es leicht wäre, in hiesiger Stadt eine städtische Kapelle zu schaffen, die einen Mitgliederstand ermöglichte, mittelst welchem allen verschiedenartigen Anforderungen gleichzeitig entsprochen werden konnte- Berücsichtigt man, dass der Turnefeuerwehre Verein die zunächst nöthigen Instrumente, sowie die Uniformöffüce für eine anfänglic entsprechende Anzahl von Mitgliedern im’ Dorrathe besigt, so ergibt ss, daß es sich nur darum handelt, daß sich ein Mann fände, der durch seine Stellung und seinen persönlichen Einfluß im Stande wäre, die angeregte Frage in Hauß zu bringen. Der Turn-Feuerwehr-Verein, der 7 Jahre bins duch sich bemühte, eine Kapelle zu erhalten, welche billigen Anforderungen entsprach, dem es nicht gelungen ist, die Kapelle neben einer ausgezeichneten Militärkapelle bestehen zu lassen, dürfte bei den gemachten Erfahrungen si kaum entschließen, die Frage neuerdings in die Hand zu nehmen; es steht noch in zu guter Erinnerung, wie froß aller Bitten und Vorstelungen Die Mehrheit der damaligen Stadtvertretung große Geld»opfer dafür brachte, daß eine Militärkapelle für hiesige Stadt beigestellt wurde; er gehörte bald zum guten Ton, daß wo ed nur möglich war, die Militärkapelle zur Verwendung kam und der bürgerlichen Kapelle der Verdienst entzogen wurde. Heute dürfte wohl der größte Teil von Oedenburgs Bürgerschaft überzeugt sein, daß wenn die duch das Niederbringen der Militärkapelle der Stadtcommune ersachsene Auslagen für eine bürgerliche Kapelle — der Zurne Feuerwehr-Berein wäre ganz zufrieden mit dem Titel „städtische Kapelle” gewesen — verwendet worden wäre, bei richtiger Handhabung der Sache heute eine Kapelle geschaffen sein könnte, die in ihren Leistungen mit jeder Militärkapelle concuriren konnte. Wenn es nun auch dur diese Zeilen nicht gelingen sollte, die Musikfrage in Gang zu bringen, so dürfte doc die Pöttichinger Knabenkapelle, die Sonntag den 8. December, wie bereits erwähnt, spielen wird, Manchen auf den Gedanken bringen, zunächst in hiesiger Stadt ebenfalls eine Knabenkapelle zu gründen und aus den jungen Musifern fi mit der Zeit eine aadere , städtische Kapelle entwickeln zu sehen, und dessen das dazu gehört tagesneuigkeiten. + Aus Raab. Ein Mitglied de Bürger: Ausichuffes, Herr Hedritl, kam eben aus der städtischen General-Bersammlung nach Hause, und als sein Wagen in das Thor einfahren wollte, kamen auf dem Trottoir vor seinem Hause Hußaren daher. Hechtl blieb im Thore stehen und rief den Hubaren zu, das Trottoir gehöre den Subgängern. Hierauf kam der Rittmeister und rief dem Kutscher: „Vorwärts ?“ „Meinem Sutscher werde nur ich befehlen“, entgegnete Herr Hehtl. Der Rittmeister schrie: „Mari !" und griff nach seinem Säbel. Herr Hehtl replizirte heftig: „Befehl, Du einem Hund, aber nit mir!“ Der Rittmeiter zog den Säbel, hieb Heil auf den Kopf, und ob gleich das Blut hervorströmte, verießte der Nittmeister dem Zusammenstürzenden noch vier Hiebe mit der flachen Stringe auf den Kopf und lief davon. Der Arzt erklärte Die Wunde für lebensgefährlich. Der Regiments-Kommandirende eilte sogleich zum Bürgermeister, sprach sein tiefstes Bedauern aus und versprach vollkommene Satiefaktion. Der Nittmeister, heißt Böhmelberg und ist aus Hefjenestaffel gebürtig, er mußte flüchten, da das aufgebrachten Bolt ihn sündigen wollte ; ja, das ganze Offizierskorps bekam Zimmerarrest, da das Volk, welches den Nittmeister nit kannte, si an jedem Offizier vergriffen hätte. Die vornehmsten Bürger der Stadt reichten sofort das folgende Geluch beim Bürgermeister ein: „Da am 20. d. M. sozusagen einer der Ältesten Bürger unserer Stadt, der allgemein verehrte, unermüdlich eifrige Stadt-Repräsentant, Herr Br. Heil, duch den Rittmeister Böhmelberg des hiesigen Kavallerie Regimentes auf das gröblichste injul«eirt wurde, somit durch den genannten Rittmeister nicht nur Herr Heddl, sondern auch die gesammte Bürgerschaft, deren Vertreter er ist, tief verlegt wurde, und nachdem ferner unser gemeinsamed Interesseed erheucht, dab wir gegen solche Willkürakte, die heute den Einen morgen den Andern von und treffen könnten, in energiehefter Weise protestiren und höherenorte exemplarische Andung juden, wenden wir und in dieser Hinsicht an Sie, Herr Bürgermeister, damit sie zur Verhandlung dieser Angelegenheit so bald als möglich eine außerordentliche General-Berssammlung einzuberufen belieben.” O Ein Duel in Baden. Wie aus Baden bei Wien berichtet wird, fand Donnerstag zwischen dem russischen Grafen P. , einem in der Wiener Xhristos fratte bekannten Lebemanne, und dem polnischen Baron H. ein Säbelduell statt. Graf P. wurde beim dritten ange am Arme wer verwundet. O Wieder ein russischer Polizeichef ermordet. Aus Ddeffa wird gemeldet, daß am 23. d. M. der Scharkower Polizeichef Michail Nefterenko in seiner Wohnung von unbekannten Thätern ermordet wurde. Seine Gattin, welche während der Mordthat fi in einem anstoßenden Zimmer befand, fand eine halbe Stunde nach der That ihren Mann als Leiche vor, neben welcher eine mit Blut bespingte Hade und ein Zettel mit der Aufschrift: „Im Namen des Zenstralsomites der heiligen revolutionärssozialistischen Gesellchaft in Rußland !” gefunden wurden. Als Mörder wurde ein gewisser Bonuh Dibadalfom eruilt, der bei der Untersuchung erklärte, im Auftrage des Windisaufaler Komitee der Revolutionsgesellschaft ges handelt zu haben. Infolgedessen wurden in Wladifaufaljus 6 Personen verhaftet. Wiener Briefe. (Allerleis — Ein Selbstmord. — Ihr Gatter — Conzerts und Theater-Revue.) Eine bewegte Woche haben wir hinter und, eine Menge der interessantesten Neuigkeiten sind an die Oberfläche des täglichen Einerleid getreten, da war vor Allem die Heimkehr unserer Soldaten aus Bosnien. Wien hatte zwei Tage hindurch in Festeschmud geprangt, dann kamen die Delegationsdebatten, die zu uns wie eine faire Douche auf heikem Leibe, berührten, kaum hatten wir und noch davon erholt, so kam wieder die erschütternde Kunde von dem Mitentate auf den König Humbert und, um auch neben Großes, Nichtiges ‘anzuführe: Das Verbot der „Niniche”«Aufführung im Budapester deutschen Theater. Ein paar Raubmorde vers vollständigten das Programm der Neuigkeiten, furzum für Korrespondenten gab es genug des Stoffes. Doc der Wochendpronist darf sich in Schilderung der einzelnen Ereignisse nicht allzu detaillirt einlassen, er muß Alles nur berühren und höchstens das SPicante, dad noch nicht aller Welt bekannt ist, darf er ausführe licher erzählen. — Eine Gedichte machte in den legten Tagen viel von frieden; der Held derselben ist ein bekannter hiesiger junger Kaufmann. Vor circa zwei Jahren lernte er eine sehr hübsches Mädchen kennen, das Konservatoristin war, und doch ihre reizende Stimme besonders auffiell. Bald hatte die Shöne B— das Herz des Kaufmanns im Sturm erobert und derselbe regte nun Alles daran, die vielversprechende Sängerin an ein hiesiges Theater zu bringen, was ihm auch in Folge seiner zahlreichen Bekanntschaften bald gelang. Die junge Künstlerin wurde engagirt und nicht lange darauf bekannt und beliebt. Sie erhielt bedeutendere Rollen und, um «8 in wenigen Worten zu sagen, «8 verging fa um ein Jahr und sie hatte schon eine so brillante Stellung, dab sie selbstständig, ja lururiös leben konnte. Der Kaufmann trat nun an sie heran und bat um ihre Hand; fiel aber wirh ihn entschieden zurück, er vergeudete zu ihrer Huldigung beinahe sein ganzes, ziemlich großes Vermögen, doch! umsonst — sie liebte ihn nun einmal nit und erklärte es ihm rundweg. Vor einigen Tagen lud man in den hiesigen Leistungen: Der als Theaterhabiten wohlbekannte Kaufmann isi gestern ‚mittelst eines Pistolenschußes entleibt. . Eine etwas weniger sentimentale Geschichte handelt von einer Soubrette die am hiesigen Wiedner Theater engagirt ist.Eines Tages,die Künstlerin hatte ebenzu thun,stand vor dem Ausgange der Bühne ein Herr,der ihr ein Billet,übergab folgenden Inhaltes: »Theures Fräulein!Seit geraumer Zeit schon liebe ich sie,wollen sie meinen Bitten endlich Gehör schenken, so bitte ich demueberbringer diese seiner Antwort zu würdigen. Grafe.* Die Kleine befann ss nicht lange, ein Grafenname ist ja zu verführerisch ; sie gab, nachdem sich derlei Briefe durch einem Abende wiederholten, nach, und eines Abends harrte ihrer einspänniger Wagen der sie zum Mendez-Bous, am Graben führen solte. Der Wargen fuhr in ein bekanntes Hotel . Die Soubrette war natürlich längst schon sehr neugierig, den Grafen kennen zu lernen. Sie stieg die erste Treppe empor, und betrat einen Salon, wo ihr entgegentrat — ihr Gatte! — Sie war entjeglich my« ftifizirt ! She Gatte wollte sich nämlich von der Treue seiner Stau überzeugen. — Die Ueberräschung war bei derseite eine höchst fatale. Natürlich sind seit diesem Tage die beiden Leutchen geschieden. Deber unsere Conzertsaison muß ich Ihnen auch wo schließlich ein paar Zeilen schreiben. Dieselbe gehört eben nicht zu den bemegtesten, binum waren bloß die philharmonischen Konzerte gut befuhgt, wogegen die der „Beselihaft der Musikfreunde”, der Herren Brüll (Pianist) , Henschel (Liedersänger) weder einen künstlerischen, no einen petuniären Erfolg erzielten. In den Theatern geht es lebhafter zu, in der Hofoper wurde VBerdt’s „Sicilianische Vesper" gegeben. Das Stadt-Theater brachte Augierd „Haus Fourham« boult“, sowie Wilbrandt’s „Natalie, und bereitet fest Held’ „Haufe und Baiffe“ vor. Im Sarltheater machen „Petit duc“ und „Ninie die* noch immer gute Häuser und das Theater am der Mien erfreut fi fortwährend der unvermwnftlichen Galmeyer, als Saft, während im Singtheater ein Zeitbild „Ihr Reservist" von &. Gofta Tag für Tag Leute heranlodt, welche mit wenig Wig und viel Befagen, fi dad Ding anhören. ME, Verleger und Herausgeber: ©. Romwalter Berantwortlicher Redakteur: Ernst Marbach. of os = o < S23 ZIE8S or +2. 05 | Zoo en ro » s@a& 8 Tr = an 2 2823,08 e3E 3 gem" En 3 = = ner ER ec nr =!: ES: m. S3 @ AT | Te H3cötm »S Es8%& 3 25 ES am. m 53:5 I zes Son @ Fre maß SENSE S ’= Se Am. 2 @ @s QA>& 3x8 . SE Sv 5,08 ai. a 208 x ao t + ® Palaumtize | FARM 3855 arm T x == ste =@2Tt2 = ba Fee! II v Bon =:n 5 zare Base = Ds 8 Br SsLeET i 3er Di Bi) = En + or 28% Sal gs x a " = e="Bo 1... o ee = 835% °% Spezerei- und Delikatefen-Berhäfts-Eröffnung. Der ergebenst Gefertigte beehrt sie einem p. t. Publikum die Anzeige zu maschen, daß er in seiner, seit 15. November d. h. neu eröffneten Delikatessen-Handlung, Silbergasfe Nr. 6, zum „Auge Gottes" allerlei Gattungen von stete frühen See» Bittwalien, ald: Sardinen, Humsmern in Büchlen, Sardellen z., dann "Suizadäfrauchtemn allem» Amt, nämlich: Drangen, Citronen, Datteln, Mandeln, Feigen und candirtes Obst in größter Auswahl und in den elegantesten Schachteln und Bonbonieren und zu möglichst billigen Preisen verkauft. Außerdem hält Gefertigter kolloniale Waaren , Zuder und Kaffee am Lager, und sind daselbst an Salami, Schweizerfäfee, zu haben, Achtungsvolle ven Weihnachten. Der ergebenst Gefertigte beehrt sich dem p. t. Publitum als pasfenpaftes Weihnachtsgeschenk die Erzeugnisse seines Buchbinder- und Galanteriewaaren-Geschäftes Grabenrunde Nr. 78, neben dem Gasthofe zum „König von Ungarn“ bestens zu empfehlen. Er liefert Einbände zu Büchern in geschmackvollster Ausführung, von der einfachsten bis zur Iururiösesten Ausstattung, dann Albums, Mappen und Envelops pen aller Art. 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