Oedenburger Zeitung, 1879. August (Jahrgang 12, nr. 92-105)

1879-08-01 / nr. 92

LES Er­­­warten und die Früchte feiner Anstrengungen und feines Tleißes zu entsprechenderen Preisen verwerthen kann. nwieweit der Bauer, der Oelonom in vielen Fällen vielleicht selber Schuld ist, daß es so fommt, darüber wollen wir hier Feine Untersuchung auftellen, — die Thatsahe an und für sich ist jedenfalls sehr bedauerlich). * Graphbischer Wetterbericht. Bei H. Jaeniches in Leipzig, ist im Monate Juli ein graphischer Wetterbericht von Mittel Europa erschienen, welcher nach den Berichten der See­­warte in Hamburg resp. des f. Meteorolog Institutes zu Leipzig und des Ef.­f. Central-Observatoriums zu Wien zusammengestellt wird. Derselbe erscheint wöchentlich 6 mal in Plakatformat. Der Preis stellt sich auf 5 Mark pro Duartal Zur Bequemlichkeit des Publikums kann man in der Buchhandlung des Herrn Karl Schwarz in Oedenburg abonniren, wo auf einzelne Exemplare des Graphischen Wetterberichtes zur An­­sicht vorräthig sind. Sonntag den 3. August, im Garten des Gasthofes zu König von Ungarn und sind die Einladungen hie­zu bereits ausgegeben. Für Nichtmitglieder sind Eintrittskarten , Per­­son &30 ff. sowie Tänzerabzeichen (für Herren) & 50 ff., Abends: an der Baffa zu haben. Mitglieder werde sich durch das­­ Vereinsabzeichen legitimiren haben freien Eintritt, dasselbe dient zugleich als Tänzerzeichen. Die Konzertmusik besorgt Konservatorist Herr Munczi Lajos mit seiner verstärkten Menfiffapelfe , und verspricht, der Abend ein gewiß angenehmer zu werden. Das betreffende Vergnügungs-Komits erlaubt sie noch die Anzeige zu machen, daß im „alle aus Beriehen Familien seine Einladung erhalten haben die­­selde auf diesem Wege gefälligst entgegennehmen zu wollen. Sollte die Witterung den Arrangeuren hold sein, was wir gewiß wünschen, wird das Sommerfest ge­­wiß einen starken Zuspruch erhalten, indem sich schon heute lebhafte Verheiligung in allen Kreisen fund gibt. * Für unsere Zöchter. Die Anforderungen werde heutzutage an ein junges Mädchen, in Bezug auf dessen Kenntnisse gerichtet werden, sind ge­­radezu enorm und cehedem hätte selbst ein junger Mann, mit jener Summe von Wissen, die heute ein Mädchen gebildeten Standes aufweisen muß, zu fast jedem Lebensberufe ausreichende Befähigung besäßen. Man verlangt von einem wohlerzogenen Mädchen, neben gründliger Orientirung in allen Wissensmaterien, wie sie in den Mittelschulen gelehrt werden und selbst­­verständlich der Geiidlichkeit in sämmtlichen weiblichen Arbeiten, auch wo die Kenntnig mehrerer Sprachen, zumal des Französischen, der Mufil, der Zeichnenfunst, ja (da das Mädchen doch die Bestimmung hat, als Gattin endlich Mutter zu werden) sogar noch eine ge­­wisse pädagogische Befähigung, auf daß sie den ersten Unterricht ihrer Kinder leiten könne. Befigen nun Eltern unglück­lier Weise nicht die Mittel ihren Töcptern eine stattliche Mitgift mitzugeben, (was wohl noch sicherer zu deren Verheiratdung führt) so bleibt ihnen wohl nichts übrig, bald ihnen­­ wenigstens jene sorgfältige Erziehung amgedeihen zu In der wir eben gesprochen haben, sonst ist die Versorgung ihrer Töchter sehr in Frage gestellt. Zu diesem Ende kann man in der Wahl einer tüch­­tigen s­ziehungs-Anstalt nut genug vor­­sichtig sein. Hier in Oedenburg genießt, neben unseren guten öffentlichen Mädchenbildungsinstituten, eines aus­­gezeichneten Rufes die sechsstassige Privat-Mäd­­chenschule des Frl. Klementine Wagner (Lange Zeile Nr. 3. 2 Stud.). Diese Anstalt wird vorzüglich geleitet, „ihre­ ohnebieß geräumigen Loyalitäten ließ die V­orsteherin Heuer noch erweitern, so daß auch interne Elevinen aufgenommen werden können Wir tönnen dieses Institut, das­ weichlichst mit allen erforderlichen Lehrmitteln ausgestattet ist, gewissenhaften Eltern und Vormündern, besonders jenen Herrschaften vom Rande, welche ihren Töchtern, bei wahrhaft mütter­­licher Pflege, eine sorgfältige geistige Ausbildung in der Stadt angedeihen lassen wollen, wärmstens empfehlen. Das nächste Schuljahr beginnt am 3. September d Y., die Aufnahme und Einschreibung der Schülerinnen kann jedoch jhon vom 24. August 1. 3. ab, um jeden Vormittag von 9—12 Uhr und Nachmittag von 2—4 Uhr in der­en Wohnung der Instituts­­ersteherin geschehen. pet % En Rose ohne Dornen” Gelbst die schönste Zeit für den Oekonomen, die Erntezeit, hat für ihn viel Mögliches, wenn ihm die Witterung Hold war und seine Felder einen reichen Röhrenertrag verheigen ;­­diese schönste Zeit it gleichsam auch seine Schlimm­­e. Die „I. 3." erklärt diesen scheinbaren Widerspruch wie folgt: Wenn wir zur Zeit der Ernte dur die in goldgelber Pracht dastehenden Fruchtfelder dahinwandern und sehen, wie unter den Sicheln der luftig singenden Schnitter oder unter dem laufenden Hiebe der Sensen, die fruchtgefüllten Halme tastmäßig zu Boden fig jenten, und wie der Bauer und der Heinere Oekonom mit freudigem Antlig und stolz auf das ausgiebige Erträgung, sein Gesinde überwacht, das die Halme in Garden bindet und diese in Kreuzform läuft, so können wir diesen nur glückfich pfeifen und mit Hecht annehmen, dab es für ihm die schönste Zeit des Jahres ist, wo er die Mühe und Sorge eines ganzen langen Jahres fur eine reiche Ernte gesegnet erblickt. Er scheint ung zwar die schönste Zeit, in Wirk­­lichfen­ ist sie er aber bei unseren Landwirthen und kleineren Desonomen nit. Auf Rechnung der fommen­­den Ernte wurden ja schon verschiedene, mehr oder we­­niger nöthige Einkäufe für Haus und Wirthsgaft ge­­macht, und sobald die Frucht aus den Halmen geschla­­gen ist, finden sich schon die Gläubiger mit ihren For­­derungen ein, und nehmen, was die löbliche Finanzver­­waltung, die regelmäßig, und auch heuer wieder, laut Erlag des Finanzministers, zur­ Erntezeit pünktlich und unerbittlich zur Eintreibung der vüdlständigen Steuern am Plage ist, übrig gelassen hat, und der Bauer steht mit einmal wieder so rath- und geldlos da, wie vor­­dem; das Fazit davon ist — wieder Schulden machen. Nicht das ist das Schlimme an der Sache, daß der Defonom seine Schulden freiwillig oder unfreiwillig zahlen muß, sondern das Schlimme ist, daß er ge­­zwungen ist, unmittelbar nach der Ernte zu bes­tahlen, „und daß er nicht den günstigen Zeitpunkt ab­ Zageöneuigkeiten. “ Militärisches. In Wien wird am Ent­­wurfe des Heeresbudget für 1880 eifrig gearbeitet. Militärische Kreise wollen wissen, daß im BVBoranschlage eine Reorganisation des Militär-Fuhrwesen torps und eine Umwandlung der gegenwärtigen sechs Landes-Fuhrwesensfommanden in dreizehn Fuhr­wesen - Regiments - Kommanden protektirt ist, was eine mäßige Erhöhung des Erfordernisses in diesem Titel nach sie ziehen würde. Ferner erfährt die „N. Fr. Presse", daß auch die Erhöhung der Generaldragen angeregt war und daß diesbezügliche Erörterungen stattgefunden haben, wobei auf den Umstand hingewiesen wurde, daß die Lagen der Generäle, seit einem Vierteljahrhundert unverändert die nämlichen geblieben, während alte Preis­­verhältnisse und materiellen Lebensbedingungen gerade in dieser Periode wesentlichen Veränderungen unterworfen waren. Trogdem blieb die Anregung vorläufig ohne Er­­folg angesichts der wirthschaftlichen Lage der Monarchie, sowie namentlich im richtigen Hinblick auf die Thatsache, daß die mit 1. Juli d. h. eingetretene namhafte Er­­höhung der Quartier- und Stallgelder in erster Linie den Generalen eine sehr ansehnliche V­ermehrung ihrer Nebenbezüge gebracht hat. + Wilhelm F­rafnoi, dessen Installation zum Szegharder Abt am St. Stefansfest gesliehen wird, gibt demnächst einen Band werthvoller Dokumente zur Geschichte dieser Abtei heraus. Fraknoi verweilt eben in Martinsberg. Oieber eine interessante neue Erfin­­dung wird geschrieben: Wie auf dem Gebiete der Eisen-Industrie durch die Erfindung der Herstellung von phosphorfreiem Eisen, so scheint sich an in der Zertilbranche — wenn si die noch etwas geheimniß­­vollen Mittheilungen bestätigen, welche wir mit allem Borbehalt geben , eine große Ummwälzung vorzube­­reiten. Es handelt sich um die angeblich in Lyon ge­machte Erfindung, der Flachsfaser ein völlig seidenarti­­ges Ansehen zu geben. Das Garn aus Flachs soll nach einer chemischen Behandlung und nach Eintauchen in die in eine Flüssigkeit verwandelten Abfälle von Seide mit einer seidenartigen Umhüllung überzogen werden und dann hinsichtlich der Feinheit, des Glanzes und der Elastizität vollständig geeignet sein, die Seide zu zu erregen. Das neue Zertilmaterial sol durchaus nur mehr an den Ylahs erinnern, sondern es soll sich ein Seidenfaden zeigen, glänzend und höchst wiederstandss­fähig. Der in Bielefeld erscheinende „Leinen-Industrielle“ brachte die ersten Nachrichten über diese neue Erfindung bereits vor acht Tagen nach Lyoner Geschäftsbriefen. In seiner neuesten Nummer veröffentlicht er Auszüge aus dem im Lyon erscheinenden „Petit Lyonnais“ und „Salut-Public“, für welche seine Mittheilungen be­­stätigt werden. Er ist demzufolge vor 14 Tagen in Lyon ein Herr von Paris erschienen der mehreren Seidenfabrikanten der Stadt für 3 Millionen Francs die Erfindung angeboten hat, für 9 Francs per Kilogr. aus Flachsgarnen ein Gewebe zu bereiten, welches den sich auf 35 Francs per Kilogr. herausstellenden seide­­nen Geweben in allen Punkten gleiche, ja dieselben no übertreffe. Als man nicht gewillt­­ war, si auf die Offerte einzulassen, sol er Proben angestellt haben, die so günstig ausgefallen sind, da­ nach einer Stunde die geforderte Summe von 14 Fabrikanten — deren Namen genannt werden­ könnten — gezeichnet war. Es sol sich eine Aktiengesellschaft zur Ausbeutung der Erfindung fonstituirt haben, mit einem Kapitale von 6 Millionen, einschließlich jener für den Erfinder res­­ervirten Summe von 3 Millionen. Beide Zeitungen berich­­ten, daß die auf 500 Francs lautenden Ak­­en bereits nach 2 Tagen mit einer Prämie von 30 PBerzent gesucht seien. Der „Revien-Industrielle" bringt diese Mitteilungen vor­­läufig ohne Kommentar, meint aber, wenn dieselben si bestätigen, so werte eine totale Ummwälzung nicht nur der Seidenss­ndustrie, sondern aller Tertillerandhen, besonders der Flachi­ndustrie herbeigeführt werden.­­ Die Spiritus-Industrie-Aus­­stellung i­n Prag, welche vom 27. September­ bis 5. Oktober 1879 in Prag veranstaltet wird, hat au im Auslande die verdiente Beachtung hervorgerufen. Es sind bereits nur nur aus Deutschland, sondern an aus Frankreich Anmeldungen eingelangt. Der Anmel­­dungstermin dauert bis zum 25. August 1. %. e8 wäre angezeigt, daß sich alle größeren Spiritusindustriellen VIREN EN­ DOesterreich-Ungarns daran betheiligen würden. Des­­gleichen sollten die bedeutendern SPresshefen-,Eisigs, Li­­queur- und Bottarche Fabrikanten zc. 2c. dieselbe befhiden. Das e8 endlich im uteresse einer jeden Ma­­schinen- und Kupferwaarenfabrik, sowie jeder mit der Spiritusindustrie im Verkehr stehenden Firma liegt, eine solche internationale Spezialausstellung mitzu­­machen, ist selbstverständlich und machen wir daher auf diesen Moment aufmerksam. Anmeldungsblanquette und Programme beshaft die Administration der österreichisch­­ungarischen Brennereistleitung in Prag II. Heumags­­prag Nr. 27. Ein sensationeller Giftmord in Wien. Wien, am 29. Juli 1879. Die zwar schon etwas verblühte, aber in ihren Kreisen sehr geachtete, fleißige, liebensw­ürdige und ge­­fühtete Sticherin Fräulein Leopoldine Hensel, in der Rosfau wohnhaft, hatte ein Liebesverhältniß mit dem in der Vorstadt Mariahilf ansäßigen reichen Schneider­­meister Leopold Winkler, welcher verheirathet it, unterhalten. Am vorigen Sonntag wurde das arme Opfer eines schändlichen Meuchlers von einer Freundin, einer Tabaktrafifantin besucht, der sie mit einem Gläs­­chen Weichselgeist, welches ihr von ihrem Verehrer über­­geben war, aufwartete, die Tabakstrafifantin trank je­­doch von dem Likör nicht, sie fand er habe einen ganz eigenthümlichen, verdächtigen Geruch, allein die Hen­­el, im Vertrauen auf die Unschädlichkeit des Geschenkes ihres Geliebten und bei dem Umstande, als sie schon früher von dem Weichselgeiste ohne Schaden gewosfen hatte, trank ein Gläschen von demselden auf einem Zuge leer und stürzte nach wenigen Zudungen todt zusammen. Winkler wurde des Verdaches, einen Gift­­mord begangen zu haben, verhaftet. Der Grund, wes­­halb man Winkler für schuldig hält, Liegt darin, daß er sein Berhältung zur Henfel besonders aus dem Grunde geheim halte­r wollte, weil Lesiere auf dem Punkte stand ihn zum Vater zu machen, er aber seiner Frau das Verhältnis verhehlt wissen wollte, um den häuslichen Frieden nit zu stören. Winkler leugnete hartnedig die That und be­hauptete vor Gericht die Henfel gar nicht gefannt zu haben. 8 ist indeß bereits zweierlei erwiesen, ersten, daß er wirklich ihr Geliebter war, zweitens, daß im Weichselgeist semnwohl, wie im Magen der fekzirten Hen­­fel, reichlichft Cyankali enthalten ist. Sa, einer der obduzirenden Gerichtsärzte, Dr. Hafchel, der nur mit der Zunge den Weichselgeist berührte, wäre bald an Vergiftung gestorben. Endlich ist noch folgendes fonstatirt worden : „ Am vorigen Samstag, Abends nach 7 Uhr, kurz nachdem sie aus dem Geschäfte heimgekührt war, erhielt Leopoldine Hensel den Besuch ihres Geliebten, der nahezu eine Stunde bei ihr verweilte. Während seiner Anwesenheit hatte sich das Mädchen auf dessen Geheim entfernt, um in einem benachbarten Gaisthause einen Viertel-Liter Wein zu holen. Während der kurzen Ab­­wesenheit der Henfel, so folgert man, habe der Ge­­liebte in ein Fläschchen, das nur noch einen geringen Rest von Weichselgeift enthielt, das Gift gegosfen. VI. Budapester internationale Saat- und Ge­­treidemarkt. Einladung. Der Rath der „Budapester Waaren- und Eiffel­­ten-Börse" hat die Abhaltung des diesjährigen VI. in­­ternat. Saat- und Getreidemarktes auf den 27. August a. c. festgelegt. Das gefertigte Saat­­mark­-omite ladet Sie Höflichst zum Besuche dieses Marktes, und erfuhr Sie von den hier nachfolgenden Bestimmungen gefällig in Notiz nehmen zu wollen. Budapest, im Juli 1879. Hochachtungsvoll Dar Saatmarkt-Komite der Budapester Waaren- und Effekten-Börse. Allgemeine Bestimmungen für den am 27. August a. c. abzuhaltenden VI. internationalen Saat- und Getreimarft. a) Der VI. internationale Saat- und Getreide­marft wird in den Garten-Rotalitäten der „Neue Welt“ (Tüköry-Damm) am­­ 27. August, Morgens 8 Uhr mittelst Glodenzeichens eröffnet, und Abends mittelst Siodenzeihens geschlossen. b) Eintritte-Karten & 1 fl. öft. W. können bis am 26. August, Mittags, im Börsensek­etariate, und am Markttage bei der Kaffa des Saatenmarktes gelöst werden. c) Separate Standpläge mit Tisch- und Gik­­plägen werden insolange solche vorhanden, gegen Er­­lag von fl 10.5. W. angewiesen. Die p. t. Besucer des Saatmarktes, melche auf­­ Standpläge rerleftigen, haben sich jedoch bis längstens am 15. August schrift­­lich zu melden, da derartige Pläge nur in beschränkter Anzahl vergeben werden können. d) Der Saatmarkt wird mit einer Ausstellung von Maschinen und Geräthchaften für Müllerei, Brau­­erei und Spiritus-Fabrikation verbunden. Die Anmel­­dung für die Betheiligung an dieser Ausstellung hat schriftlich unter genauer­­ Bezeichnung der Ausstellungs- Objekte und des hiezu nöthigen Raumes, Bis längst eng .

Next