Oedenburger Zeitung, 1882. September (Jahrgang 15, nr. 201-225)

1882-09-17 / nr. 214

o Su FT an 2 an a An 2 Bee ae ee­­ f '­­s s ’ ·.o. _Sonntag, 17. September 1882. XV. Zafrgang. Sedenburger­ Feihung, (vormals „Oedenburger Machßrichten“.) Organ für Politik, Handel, Industrie und Landwirthschaft, dann für soziale Interessen überhaupt. Motto: „Dem Forttritt zur Ehr’ — Betrüchten zur Wehr’ — Der Wahrheit eine Gaffe.” YL 214. Administration, Derkog und Inseratenaufnahme: Buchdrukerei­­, Nomm­alter , Sohn, Grabenrunde 121. KE GEinzgelne Nummern Rotten 5 Kreuzer. u Das Blatt erscheint täglich, mit Ausnahme des auf einen ann= oder Feiertag folgenden Tages, W Pränumerations-Preise: Für 2oco: Ganzjährig 9 fl., Halbjährig 5 fl., Vierteljährig · » .50kr.,Monatich1. Für Ocus wartiqunjährig is­t,ä.halbjährig 7 fl.,Biertel­­jährig 3 . Alle für das Blatt bestimmtecendungeth mit Ausnahme von Inseraten,P­ llnumerations-und Insertionsgebühren sind an die Redaktion portofrei einzusenden. Inserate vermitteln: In Wien: Hafenstein , Vogler, Wall­­frangafie 10, U. 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Und der allseitig best gehaßte englische Premier wird solche Nachricht, wenn ihm dazu die egyptischen Nachrichten überhaupt Zeit gelassen, wahrs­cheinlich mit einem sardonischen Lächeln aufgenom­­men und si dabei gedacht haben: „God­dam, der alte pommersche Fuchs versteht es, sich aus der Schlinge zu ziehen und sein Prestige zu retten“. An Deutschland wissen die Leute freilich [den längst was sie von den Bismarck’schen neuralgischen Schmerzen zu halten haben, da diese gemeinhin jeder parlamentarischen oder sonstigen Niederlage des deutschen Kanzlers zu folgen pflegen. Aber es ist doch immerhin möglich, daß diesmal die Krank­­heit unsers guten Freundes einen etwas ernsteren Charakter hat. Und wenn Solides thatsächlich der Fall sein sollte, so wäre das auch begreiflich, denn es ist wol seine Kleinigkeit, einen Löwen, den man ihn im Weg gefangen zu haben wähnte, nit nur demselben entschlüpfen, sondern auch, als ob gar nichts vorgefallen wäre, wiederum als König der Thiere seine Herrschaft ausüben zu sehen. Und in derartiger Lage befindet sich, gegenwärtig der geniale Bismarck, der vor einigen Monaten noch allein zum Rutscher Europas prädestnirte Gentleman, England gegenüber. Sieht man von dem mit Deutschland, wie es scheint, ungemein enge verbündeten Defters reic-Ungarn ab, so springt er in die Augen, daß langsam fi die Fäden gelöst haben, mit denen der vor Kurzem noch so gewaltige Kanzler ganz Europa umschürzen wollte, um zu geeigneter Zeit das Net zusammenzuschnüren und den Kontinent im feine wie man weiß, ziemlich große Tasche zu steden. Nun hat der britische Köwe aber mit gewaltigem Sprunge das Ne zerrissen und die ganze Herrlich­­keit liegt in Trümmern. — Aradi gefangen , der Türk ein auf den Tod kranker Mann ; Kamnofy unter der Wucht von Anz Hagen, er verstünde noch weniger vom Negieren als der Weise von Zerebes, zusammenfhauernd ; der Rufse seine Armee bereithaltend, um gleichzeitig in Numesien und Armenien einzumarsch­en ; Frank­­reich mit dem ganzen Aufgebote seiner bekannten Politeffe um die Freundschaft des englischen Siegers mwerbend, und dazu das schrille Getöne der schotti­­schen Hochlands-Südpfeifen, das von Kairo her übers Meer bis nach Barzin dringt; ferner das Sihrinz dier Brustwerfen der Times: „England ist Sieger, England wird fortan Europa den Frieden diftiren“, und schließlich auch wo der „gewaltige Tipa”, der doch gewiß auch nur gerade Jet von Ditende­r zurückfehrt, um mit den Gegnern wahr­­scheinlich gemeinsame Sache zu machen und wenn er seine Stellung so erfordert, in den uinuell ge­­wordenen magyarischen Ruf einzustimmen: „Wir haben sein Geld mehr für Bosnien, wir brauchen diese Perle nicht, macht mit ihr, was ihr wollt !" — Man wird zugeben müssen, daß all diese Dinge, zusammengenommen, selbst einem körperlich jünge­­ren Staatsweisen als Bismarck es ist, nut nur neuralgische, sondern als noch ganz andere Schmer­­zen zu bereiten im Stande sein würden. — Wird das die nächte politische Winterkampagne ein herrliches Durcheinander geben! Fürwahr, man möchte sich schon im Voraus vergnügt die Hände reiben und aufjauchzen vor Entzücken, daß endlich die „lange befürchtete Geschichte” in Fluß gerathen wird. Denn felbst wenn es auch nicht augenblickli zu einem allgemeinen Charivari und wo weniger zu einem europäischen blutigen Köpfewaschen kommen sollte, an „diplomatischen Heten“ dürfte es in näcster Zeit gewiß nicht fehlen. Weiß man doc, daß die Briten keineswegs zu den bescheidenen Leu­­ten zählen und daß sohin das, was die „Limes“ sofort den Tag nach der Schlacht von Tell el-Kebir siegesberauigt in Worte kleidete, nur der allge­­meine Grundtenor der britischen Ambitionen ist. Was werden aber die europäischen Diplomaten solchen, in gewisser Hinsicht bezeu­gten Ansprücen oder auch Anmaßungen entgegenlegen, zumal der­ deutsche Kanzler Frank oder wenigstens von dem ihm, sowie seinem türkischen Protektionskunde durch die Engländer beigebrachten „Königgräg“ ganz paff­it? Eine neuerliche Auflage der vor Wochen mit Eklat in die Brühe gegangenen Konstantinopler Konferenz? Aber selbst den Fall angenommen, daß solche wieder aufleben möchte, würde sie von irgend­welchen praftischen Resultaten begleitet sen? — Eine höchst fomische Rolle spielt augenblicklich Ruß­­land. Die Heußerungen des offiziellen „Journal de St. Petersburg“ zeigen, von welchen Beängstigungen das russische Gouvernement betreffs Englands er­­füllt ist. Kein Tag vergeht, wo jener Mameluse nicht in die Trompete stößt und der Welt verkün­­det: „Britanien müsse die endgültige Regelung der egyptischen Angelegenheit Europa überlassen“, und wieder andererseits: „Die Türkei müsse endlich die versprocenen Reformen in Armenien nun sofort in Angriff nehmen”, und schließlich: „Griechenland dürfe bei seinen Bandeleien mit der Türkei weder an Europa appelliren, no­ auf des­­ie ze & 3 % we ., ' «Ms«j-..«-ss-« 2 Pe ae x a“ EN £ er :.«—«.«-.-...I·.. as rt RER KETTE­TE, NEE ‘ ER EN ae, a­s= Seiten, ie - T ER, Tr­i e­s Jeuilleron. Die verblichene Zorde. Eine Dampfmwagenphantasie. (BSortfegung.) Ich befand mich an der See. Charley und Minnie standen auf dem Dual. Wo ic stand, weiß ich nicht zu jagen; es schien aber Niemand auf mich zu achten. Minnie trug eine nette Jacke, welche genau so aussah wie die, welche meine Neffegefährtin trug, ausgesehen haben mochte, als die Borde noch neu war. Wie es kam, weiß ich nicht, aber die traumartige Bision kam wieder zum V­orscein. Charley erschien, seinen Hut schweifend, an Bord, während Minnie vom Ufer aus mit dem Z­ashentuce grüßte. Ihre Mutter führte sie [chluc­­zend hinweg. — Alles aussteigen nach Station Wampum ! vier der Kondustenz. — Station Wampum! sagte ich. Aber ich wollte ja in Battle-Are aussteigen !­­ — Das haben wir bereits vor eine Stunde passirt, sagte der Daun scharf. +0 Mas sol ich denn nun thun ? « —Nun,versmuthlich auf den nächsten Zug aufwärts warten, lautet die Entgegnung. Alles aussteigen nach Station Wampum ! rief er abermals. Meine Näherin stieg in Wampum aus und ich war ihr beim Aussteigen behilflich.Auf dem Perron au gelangt,sah sie m­it ihrem Bündel aus wie der in glück­elige Atlas mit der Weltkugel ——Wann geht der nächste Zug zurück, fragte ich. — In ungefähr drei Stunden. — Das heißt, nach Mitternacht, und dazu ist­­ im Bahnhofsgebäude ganz finster: Wo ist das Hotel ? — Ein Hotel gibt es auf der Station Wam­­pum nicht. Wenn Sie aber mit mir nachhause kommen wollen, so wird Sie meine Mutter gewiß gerne aufnehmen. — %h möchte nicht gerne stören — Wenn Sie e8 aus eigenem­­ Antriebe thäten, so wäre e 8 eine Störung zu nennen. Das ist e8 aber nit. Sie können nicht draußen im Schnee und in der Kälte warten; ich bin Ihnen an et­­was schuldig für ihre achtungsvolle Zuverkommen­­heit und Höflichkeit. — Höflichkeit — nun, davan war [ schon etwa Wahres, wie die Erstarrung meiner Gliedmaßen in Folge der Last des Padets bezeugte.­­ Ich nahm ihr Bündel und wir wanderten hinaus in die dunkle Nacht, sie voran, ohne ein Wort zu sprechen. Jun das Haus eintretend war ich förmlich verblüfft. Da stand das Zimmer, wels bed ich im Traume gesehen. Meine Reisegefährtin schraubte den Ofen auf, das Zimmer erwärmte sich langsam und ich Lich mich auf dem Stuhle nieder, den sie mir anbot. Sie hatte die Lampe mit einem zierlichen Fidibus­s gebrannt und war nach ihrer Mutter gegangen. 8 glich genau dem, was ich tt meinen — fol ich sagen Bifion ? — gesehen hatte. Ich­.griff nach meinen Laien, um jenes Bündel zu suchen, und konnte kaum begreifen, daß es nit mehr­ war, denn für mich "warves im seltsamster. Wer mit sämmtlihen Gegenständen im Zimmer verki­ dhe mich alle wie Belannte aus­ längst: entschw:­dener Zeit zuwbegrüßen schienen. . Ich kniss mich ins Ohrläßchen,um mich«"z?» überzeugen,daß ich noch unter den Lebenden weile,"·’. ich streckte meine Glieder aus,um zu versichern, daß das Packet nicht mehr auf ihnen lastes.In dem­­selben Augenblick sah sich es,aufrecht an die Wands gelehnt,wohin ich es gestellt hatte.Es waren Ma­trosenkleidungsstücke,sie schienen die Gestalt eines­­ B Mannes,mit Chasrley’s Kopf daraus,anzunehmen.­I« Das war zu arg.sich sprang dorthin und entdeckte,daß an der Wand genauüber dem Packet eine lebensgroße Photografie der Züge eben jenes Charley hing,den ich in diesem selbigen Zimmer gesehen hatte,als ich im Eisenbahnwagen träumte. —Bah!schnaubteich,rieb mir die Augen und klopfte meine Gliedmaßen,nn mich,wenn möglich,aus meiner Mystifikation herauszureißen. Es sollte nicht sein.Ich sollte es nicht so leicht aus meiner geistigen Umwölktheit erweckt werden. Die Thür ging auf und herein trat meine Reise­­­­gefährtin,ihrer Mutter vorangehend Und diese Mutter war jene Mutter,die ich bereits gesehen hatte, KE- Sign ein halber Bogen Beilage und das „Illustrirte Sonntagsblatt." EN (Fortlegung folgt.) fa E­ J­l­s­­­ky Se : Ä ä

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