Oedenburger Zeitung, 1883. April (Jahrgang 16, nr. 74-98)
1883-04-01 / nr. 74
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Dieses Fraktum ilustrirt wal am besten die „gloriose Neellität“ des ganzen Banfenschwindels. — Das Ausziehungsgebahren der mit einem Taaffe-Dunajewstischen Extraprivilegium versehenen „Bontour-Hahn’schen Länderbank noch besonders zu beleuchten, ist wol kaum nöthig, denn es ist in der ganzen Welt bekannt, was für schöne Leihäftchen diese Bankgewaltigen entrrren. Ermägt man aber, was für „Eolofjfiale Schweiggelder“ gerade diese Bank zahlen mußte und noch zahlen muß, damit ihre Sünden nicht „zum Gerede der Leute” werden und erwägt man ferner, welchen grandiosen Verwaltungsapparat sie besigt und endlich, daß sie träg alledem für das abgelaufene Jahr 16 Franss per Aktie Dividende zahlt, so kann sich selbst der simpelste Meensch zusammenrechnen, auf welche Art von diesem staatsprivilegirten „Kreditinstitute“ die Ausbeutung betrieben wird. Zum Schluffe sei noch, und zwar nur ganz nebenbei, eins Staatsmonopolisten Erwähnung gethan, von dem die Leser dieser Blätter vieleicht noch nie etwas gehört haben. Bekannt dürfte er aber auch Diesen sein, daß die Kohlenpreise in Wien eine ganz abnorme Höhe erreicht haben, welche, wie selbstverständlich, in erster Reihe die unbemittelten Klassen der Bevölkerung furchtbar belastet. Das Faltum der Kohlentheuerung in der österreichischen Metropole basirt aber darauf, daß die Nordbahn sich eines Staatsmonopols erfreut, und da stellt sich denn die gloriose Thatfade heraus, daß der Staat einer Gesellschaft von Millionären das Privilegium gegeben hat, den Aernsten der Armen die Haut über die Ohren zu ziehen, respettive Diefen das allernothwendigste Brennmaterial um mindestens Hundert BPerzent zu vertheuern. Was wir hier sagen, ist unantastbare Wahrheit, denm gerade jegt wird im Wiener Gemeinderathe darüber verhandelt, daß derselbe, im Interesse der armen Bevölkerung, mit allen Kräften dahin wirken soi, daß das Privilegium der Nordbahn nicht verlängert werde, sondern dieser Monopolist sein Ausziehungsgebahren den Händen des Staates (!!) überantworte. Oa dann die Wiener Armen billigere Kohlen bekommen werden, ist freilich eine andere Frage; ebenso wenig fraglich ist es aber an, daß nicht nur die Österreicische Nordbahn sich eines solchen Ausbeutungsprivilegiums erfreut, sondern auch noch Diverse andere Gesellschaften. Und wer daran etwa zweifeln sollte, der möge beispielsweise sich nur vor Augen halten, was an den Fundorten und im den ihnen nahe liegenden Städten die Kohlen fosten, er möge ferner die Billigkeit der Transportmittel in Erwägung ziehen und er wird zur Ueberzeugung gelangen, daß der S Konsument in der Restvenz auf „das Unverantwortlichste gebrandfhagt wird. Die lebten uns zugekommenen Nachrichten über die Budapester Grauelt hat. Eine hochwichtige Mittheilung betreffs der Ermordung Diajlath’s ist jedenfalls die, daß die hauptstädtische Polizei bereits auf der Spur der Verbrecher ist. Es gelang ihr, jenes Individuum zu eruben, welches am 27. d.D., Abends zwischen Halb 6 und 6 Uhr, vor dem Balais Diajlath’3 mit dem Leibhußaren Johann Berecz längere Zeit sprach) und dann verschwand. E83 ist dies ein gewesener Bedienter, Namens Spouga. E3 sind Zeugen bei der Polizei erschienen, welche beide Leute miteinander sprechen sahen und im Vorübergehen einzelne Worte erlauften. Berecz geift Sponga zu fennen, doch wiß er das legte mal am Montag mit ihm gesprochen haben. Die Polizei requirirte eine Photographie Sponga’s, welche vervielfältigt wird. Sponga’s Wohnung, die er mit einem Arbeiter theilt, wird von der Polizei befegt gehalten. Sponga und sein Zimmergenosse sind, wie ernirt, am 29. v.M.um 7 Uhr Morgens heimgekehrt, nachdem sie die Nacht abwesend waren, und haben dann ihre leider gewechselt ; sie sind Hierauf gägmsiihroüh witderwisdekWthUUUTM ganger ohne bishers zurückgekehrt zu sein-Eine vorgenommene Hausdurchsuchung hat ein überraschendes Resultat ergeben: Man fand einen Handschuh, welcher dem auf der Dinerdastei gefundenen blutigen Handschuh, den der Mörder, nachdem er an dem Strich herabgefunfen war, von der Hand gestreift, vollkommen gleich Fast zweifellos sind beide Haundschuhe von einem Paar. Bemerkenswerth ist, daß der Großvater Majlath in ähnlicher Weise wie der Judex curiae ermordet wurde; auch ein Verwandter Majlath’s wurde mit Hilfe seiner Dienerschaft ermordet. Ein Großonkel Georg von Majlath’s, der berühmte Deajlath, ertränkte sich bekanntlic 1554 als nahezu S0jähriger Greis, in Gemeinschaft mit seine Toter Senviette (infolge harter Nothlage) in dem Starhembergerfre in D Baiern. Der Obduktionsbefund der Doktoren Belfi und GLüd umfaßt zehn Bogen und zählt zweiunddreißig Beilegungen auf, welche der Leichram aufweist. Der Befund konstatirt den Tod durch Erfüidung, herbeigeführt durch den Knebel und die zusammengezogenen, um den Hals gelegten Schnüre. Den vermißten Schlüssel der Wertheim’schen Kaffe fand heute Markgraf Pallavicini im Zrusmeau Majlath’8. Die Kaffe wurde von der Gerichts-Kommission geöffnet und waren alles Baargeld und alle Werthpapiere vorhanden. Vom Lage r Spenden des Königs. Seine Majestät geruhten der Gemeinde Boda und jener von Sipto-Ujvar, Legierer für den dortigen Freiwillligen Kellerwehrverein, eine Spende von je 100 fl. zusommen zu lassen. Allerhöchste Auszeichnung. Seine Majestät der König hat dem O-Balantaer Fildermeister Demeter Gyorgyevics für die unter Gefährdung des eigenen Lebens bewerkstelligte Rettung mehrerer Menschenleben aus den Wellen das silberne Verdienstkreuz mit der Krone verliehen, Zur Reife ihrer Majestät der Königin. Allerhöchst dieselbe hätte schon gestern Sanntags,1 Uhr Mittags, den Dispositionen gemäf, die österreichische Residenz verlassen sollen, statt dessen verläßt die hohe Landesmutter mit der Erzherzogin Marie Balerie erst am 3. April Wien, um ss mittelst Separat-Hofzuges der Westbahn nach Baden-Baden zu begeben. Hofrath Ritter von Klaudy begleitet Ihre Majestät 018 an das Neifeziel. In der Station Neumarkt, woselbst die Ankunft Dienstag um 5 Uhr 55 Minuten Abends erfolgen wird, findet ein Aufenthalt von 40 Minuten statt, während dessen für die hohen Reifenden und deren Suite im Salonwagen dad Diner servirt werden wird. In allen anderen Bahnstationen findet kein größerer Aufenthalt mehr statt. In der Grenzstation Simbach trifft der Hofzug Dienstag um 7 Uhr 55 Minuten ein. In der bezeichneten Station werden das zugbegleitende Personal sowie an die Lotomotive gewechselt und sodann die Gleife nach Baden- Baden fortgefegt, woselbst die Ankunft am Mittwoch (4. April) um die 10. Vormittagsstunde erfolgen soll. O König Staros und Gemahlin von Rumänien, die — wie bekannt — seit Italien bereiten, werden mit Ende April in Rom eintreffen und — wie verlautet — daselbst auch dem Heiligen Vater ihre Ehrfurcht bezeugen. Der Minister des Innern, Koloman v. Tipa hat soeben ein Zirkulare erlassen, welches die tridte Durchführung des Wuchergeseßes (bezüglich WirtHshaug- Kredit) bezweckt. Den Munizipien wird in Erinnerung geserat, da das Marimum jenes Betrages, welches das Gericht als Forderung für in Gasthöfen, Wirthshäusern und anderen Ausshaufplägen verabreichte geistige Getränke zu umheilen hat — worunter auch jene Geschäfte verstanden sind, Die zum Berlauf geistiger Getränke im Steinen befugt sind — von der betreffenden Jurisdiktion nur doch ein dem Minister des Innern behufs Bewilligung zu unterbreitendes Statut bestimmt werden kanıı, welche Summe aber nicht weniger als zwei und nicht mehr als acht Gulden betragen darf. Da das in Nede stehende Gefeg mit 1. Juli 1%. in’s Leben zu treten hat, so werden die Munizipien an fest aufgefordert, daß sie innerhalb der oberwähnten Schranken, das Marimum der für in Wirthshäusern und anderen Schanfpläten verabreichte Getränke gerichtlich zuzusprechenden Summe nebst eingehender Erwägung der Interessen der Bervölkerung und der Ortsverhältnisse, mittels eines auf dem eigenen Territorium Geltung habenden Statuts festlegen. Ebenso möge das Munizipium auch jenen Umsstand in Erwägung ziehen, wie es möglich wäre, mit Nachsicht auf die Lokalverhältnisse an jenen Orten wo es mehrere Ausschankpläte gibt, zu verhindern, daß einzelne Individuen an mehreren Orten zugleich den durch das Geset bestimmten höchsten Kredit in Anspruch nehmen. . . Das neue österreichische Gewerbegeseh hat die Sanktion des Weonarden erhalten und wurde gestern im drüchigen Amtsblatte verlautbart. Oesterreich ist der erste europäische Staat, welcher von der Gewerbefreiheit zum Sanftzwange zurückkührt. Negierung, Legige gut thun, die Wirkung dieses Experimentes zu besobachten, um erst wenn die Wirkungen sich offene hart haben, definitive Stellung in der Gewerbefrage zu nehmen, lative und Gewerbetreibende Ungarns werden 4 . Ozur Schuuft der g gingåg Aus Radautz wirds gemeldet:Die unter Führung des Fürsten Odescalchiopekkende Kommission hat betreffs der Nepatrierung der Csangös die folgende Ordnung festgestellt. Der erste Transport, aus 600 Seelen bestehend, worunter viele Kinder, ist unter Führung Odescalchis jden Freitag Mittags mittelst Eisenbahn abgegangen, trifft heute Sonntag Morgens gegen 9 Uhr in Sátoralja- Udely, und Abends 8 Uhr in Debreczin ein. Der zweite Transport unter Führung des Ingenieurs Klopp geht in zwei Tagen ab, die übrigen folten später. Oreisausschreibung.Der große Preis« das ungarische Ingenieur-und Architektenvereins, eine große goldene Medaille und ein von der Regierung bewilligtes Reisestipendium von tausend Gulden, wird heuer auf den Plan eines Theaters ausgeschrieben. Das Theater soll Mitpläge für 600 Zuschauer fassen, ohne Einrichtung und Dekorationen auf 250.000 fl. zu stehen kommen, mit allen Siccerheitsvorkehrungen gegen Feuersgefahr versehen und den hauptstädtischen Theaterstatus entsprechend sein. Einreihungstermin ist dr .May 1884 ; das Urtheil der Jury wird am 11. Mai bekanntgegeben. Die Jury besteht aus den Mitgliedern 8. Zolnay, N NYGoL, A. Hausmann, B.Ney, %. Ezigler und zwei Delegirten des Landesraths für bildende Künste, ungartige Historiograph ZoH. Grf. - «. - NI « ', s -«.««-« »«’-s.-. «"«--«—ss-«--z-k-«—ki-sid wssoi g skh sksdstjqwa.uW-..-y;«x...«-4·..-..-..-..-.Aus-J« re kn re m* · sokal-Beitung, SFokalnofizen. * Georg v. Majlath. Aus Anlaß der heute Samstag in Budapest stattfindenden Einsegnung des ermordeten Lord Oberrichterd wehen von sämmtligen hiesigen öffentlichen Gebäuden Trauerfahnen. Im Wünschebuhe des Kasinos Vereines beantragt Herr Ludwig Banifs sen., daß die Wiens „Morgenpost”, welche, die Ermordung Majlath’s besprechend, die ganze ungarische Nation für diese ruchlose That verantwortlich macht und Ungarn, daß über den OBerlust des großen Todten in tiefste Trauer verfegt wurde, bei dieser Gelegenheit mit den gröbsten und widersinnigsten Jusulten überhäuft, — vom Lesezimmer abgeschafft werde. * Ernennung. Die Debenburger Finanz. Direktion ernannte den Honorar Steueramts-Praftifanten Josef Keregtes zum Offizial VI. Klasse beim Gräftornyaer Steuerante. * Berlehung. Herr Alexander Lenz hat sich mit dem liebenswürdigen Fräulein Rita Bod verroht. Für Jagdfreunde ergibt sich aus der abnormen Beschaffenheit der diesjährigen Märztage eine sehr trübe Aussicht. Wie uns nämlich von verschiedenen Seiten mitgetheilt wird, haben die Hafen in Folge der vorübergehenden gelinden Witterung im Winter schon vielfach Junge gejet. Diele der sogenannten jungen Märzhbäschen gingen aber bei dem darauf eingetretenen Joftswetter zu Grunde und wird dies auf die Ergibige seit der Jagd für die kommende Saison nur ohne nachtheiligen Einfluß bleiben. Die Ursache der geradezu auffallenden Kälte ist in den Schneemengen zu suhen, welche im Laufe des März in Nord- und Südrußland, in Italien, Spanien, der Türkei und einem großen Theile Frankreichs gefallen sind. Diese waren es, welche der Einwirkung der Sonnenwärme auf den Boden hinderlich geworden sind und die über Gesbirg und Flächen daherstreichenden Winde abkühlten. Weiße Körper sind bekanntlich an sich am wenigsten geeignet, Licht- und Wärmestrahlen aufzunehmen, indem sie stets einen Theil der Strahlenae