Oedenburger Zeitung, 1883. Mai (Jahrgang 16, nr. 99-122)

1883-05-01 / nr. 99

« ;-s­,s.,k sich·e’rfreu«te."«Wie«damals,habe­ vw’i«reine R­e­­volution in den Geistern. Die alten Gö­­gen, sind von ihren Thronen gestürzt, die Men­­sen wollen nicht mehr vor ihren Altären beten; alle alten B Vorstellungen sind in’s Wansen gerathen, die neuen haben sich aber noch nirgends zu festen G­estaltungen und Formen durchgerungen. Neue Welttheile sind nur mehr zu entdecken, aber fort und fort werden neue Länder erschlossen, die bis vor Kurzem noch seines Europäers Fuß betreten hat und ein neues Weltbild rollt sich vor dem Auge des Kulturmenschen auf. Wir haben keine Kolumbus und feine Kopernifus, aber die Livingstone, Kameron, GStan­ Ley vertreten würdig die Rolle des Gntdeders des westlichen Kontinents. Soll eine Epoche, in der si­­e Großes voll­­zieht, wirklich so schlecht und nichtsnugig sein, wie allgemein behauptet wird ? Und wenn es um ung stürmt und drängt, und tojt und gährt, haben wir nit ein Neht, aus dem Most zu sehliegen, daß daraus edler Wein werden wird ? Wir sind in einem Uebergangsstadium be­­griffen ; neuen G­estaltungen in Staat und Gesells­­chaft eilen wir entgegen, die den neuen Vorstellun­­gen der Menschen entsprechen werden. den des­­halb aber, weil die gegenwärtige Zeit für die aller­­meisten Sputereffen der Gesellschaft eine Zeit der Gährung ist, findet si für jegt noch viel Abschaum auf der Oberfläche des geselligen Lebens; auf die Gährung folgt jedoch die Zeit der Klärung und in einer nicht gar so fernen Zukunft, wenn der Schlamm erst an’s Ufer gespült sein wird, werden auch im sittlichen Leben die großen Forts­chritte zu Tage treten, die neuen Allianzen im Interesse des Weltfriedens (derem wir in einem unserer fetten Leitartikeln gedachten) feinen aber den Anfang dieser neuen Aera zu be­­deuten. E. M. RE T'­NTRERO & 3 fi va - Bur Bellerung der S­iderheitszustände in Ungarn. Oedenburg, 30. April 1883. Das ganze Land feutzte schon lange nach der Einführung der Gensdarmie, da die vorhan­­dene Komitatspolizei ihrem Zwecke seineswegs über­­all mit dem wünschenswerthen Erfolge­ entsprach. In jenen Landstrichen, wo die Öensdarmen den Sicherheitsdienst besorgen, wird er — wenn auch natürlich Feine Wunderwerte verrichtet werden können — doch mit so viel militärischer Pünktlich­­keit und Strammheit vollzogen, daß die öffentliche Nähe und Ordnung verhältnismäßig nur mehr sehr wenig gestört werden, Leben und Eigenthum ziem­­lich geborgen sind. Natürlich regte dieser sichtliche Vortheil, den die Gensdarmerie schuf, den Wunsch immer nachdrücklicher an, daß diese militärische Sauve­­garde des Bürgers allüberall ihre Thätig­­keit beginne und es ist auch ein Gebot der inneren Landespolitik, daß die Polizei aus Einem Guße sei, daß ein einheitliches System in der Organisation derselben plaßgreife. Aber „woher nehmen und nicht stehlen?" lautet ein Volfssprichwort, welches die Berlegenheit andeutet, in die man geräth, soferne man Etwas ausführen will und die Mittel hinzu fehlen. Gensd­armen wachen Einem nicht auf der flachen Hand, der Dienst ist ein beschwerlicer, so­­gar gefahrvoller, die Entlohnung ziemlich Tärglic, die Verantwortlichkeit eine große. Es drängen si also freiwillig die Leute eben nicht heran, um in den Sicherheitskörper einzutreten. Die Negierung brachte also ganz für siih einen Gefegentwurf ein, mittelst welchem diesen Mangel dadurch abgeholfen werden sol, daß aus den Neihen der legten drei Jahrgänge der Honvedarmee, die hiefür geeigneten Leute einfach abkommandirt und zur Gen­darmerie gegeben werden sollen. In der legten Abgeordnetenfigung der eben abgelaufenen Woche griff die Unabhängigkeitspartei obigen Regierungsvorjälag heftig an, indem sie die Verwendung der Honveds zu Polizei­­diensten als hberabwürdigend für die Ersteren bezeichnete. Es sei nur zulässig, daß ein Mitglied der ehrenunwerthen ungarischen National­­armee als Häfcher von Spigbuben und Hand­­streichern dem Strafgerste in die Hände arbeite. Nun, diese Auffassung der Sache ist zum Mini­desten unüberlegt, denn «8 ist für jeden vernünftig Urtheilenden schließlich ganz einerlei, in welcher Verwendung man seiner Waffenpflicht Genüge lei­­stet und es ist just so eh­renvoll, das Vaterland und seine Mitbürger gegen äußere, wie gegen innere Feinde zu flingen, seine Haut zu Markte zu tragen und Strapazen zu erdulden, um regt­ Ichaffene Krieger eines zufällig uns feindlic gesinnten Monarchen, oder Strolche und Mitte­­lbäter unschädlich zu machen. Das „Pester Journal“ aber faßt die Ange­­legenheit von einem anderen Gesichtspunkte auf und da müssen wir und unbedingt den Anschauun­­gen der gedachten Zeitung anschliehen. Die persönliche Freiheit beeinträch­tigt der zitirte Gelegentwurf. Der Honved hat nur so lang unter den Waffen und der Disziplin zu stehen wie der Gens darın und man Faun doc Niemanden zu muthen, eine längere Dienst­zeit, unter weitaus schwierigeren Ber­­ältnissen zu leiten, als dieselde dur das Gefeg für Alle gleichmäßig vorgeschrieben ist. Und daß es sich biebei um eine längere Dienstzeit, als die bei der Truppe handeln wird, das ist epident, da es im Wesen des Polizeidienstes liegt, daß der­­selbe nur so mit Erfolg ausgeübt werden kann, wenn der mit diesem Dienste Qetraute durch längere Beit auf einem und demselben Posten fi befindet und eine Orts- und B Personenkenntuig erlangt, die nur in einem aeraumen Beitabschnitte erworben werden künnen. Mit welchem Rechte aber will man den landwehrpflichtigen­ jungen Mann dazu zwin­­gen, wenn er die geieglich bestimmte Frist abgedient hat, noch weiter als Gensdarm unter den Waffen zu bleiben und die Hoffnung auf eine Rückkehr zu seiner Familie und zu seiner bürgerlichen Beschäfti­­gung auf eine viel längere Zeit hinauszuschieben, als das bei seinen glücklichen Kameraden, melche nit dieser Eignung zum Gensdarmendienste befiten, der Fall ist? Dieser Punkt des Gefegentwurfes involvirt mithin ein schweres Unrecht gegen eine Anzahl von Staatsbürgern, zu welchem si die Legislative bei aller Gefälligkeit der Majorität nicht hergeben soll. Wo die allgemeinen Grundlage der Gerechtigkeit in Frage kommen, dort muß auch die Parteipolitik in den Hintergrund treten und ein Gefegentwurf, der nach seiner Seite Hin, weder mach der der Gleichheit vor dem Gefege, noch auch nach der der Herstellung eines geordneten Polizeiwesens seinen Bwed erfüllt, verdient mit Zug und Not, daß er fallen gelassen werde. Die Legislative steht jegt vor einer Alternative und zwar, entwweder die Gen­­­darmerie nur im ganzen Lande einzuführen, oder da man kaum dem auszumweichen im Stande sein wird, da die bisherige Panduren-Institution sich nit bewährte, die Bezahlung der Gensdarmen so zu firiren, daß sich die nöthige Anzahl geeigneter Persönlichkeiten für diesen Dienst melden wird. Ein Drittes gibt es in dieser Beziehung nicht und man wird wohl zu diesem Auskunftsmittel greifen müssen, wenn man thatsächlich die Institution all­­gemein einführen und dieselde auf jenes Niveau stellen will, auf welchem sie allein fähig ist, ihrem wichtigen Berufe zu entsprechen und dem Lande jene Dienste zu leisten, welche dasselbe von ihr zu erwarten bezeu­gt ist. E. M. reich wieder die Sonne der Kreuzfahrer emporgestiegen und wird in fleckenlosem Glanze so lange am Hori­­zonte stehen,bis ein neuer Nebel von Chlum Ru­th Reisige und Knappen in wohlthätige Finsterniß hüllt, auf daß sie nicht die eigene Schande sehen, welche ihr glorioses Werk über das eich der europäischen Mitte gebracht." — — Der Abgeordnete Chlumecki machte noch einen, selbstverständlich fruchtlosen Versuch, all die edlen Polen aus der Polakei, die nicht minder edlen Nachkommen des Bater Gzeh und deren gesinnungs­­tüchtige Bundesgenossen daran zu erinnern, daß das Belt von einer Bernewerung der Schule durchaus nichts wissen will, wohin jene Kumpane, welche trogden der Neuzeit den Boden einschlagen zu können vermei­­nen, sie vor der ganzen Belt unsterblich bla­miren. — Mer die Herren verstopften sich die Ohren und murmelten wahrscheinlich vor si hin: „Run gut, so blamiren wir uns !" — — AS schließ­­lich der Generalredner der „Vereinigten Linken“, der greife Erminister Herbst, das Wort ergriff, da hielten es aber Polaten und Grehen nicht länger aus, sondern ergriffen in corpore die Flucht um sich bei der Abstimmung wieder im Saale zu versammeln. Das Resultat jothaner Komödie war folgendes: (Aus den Zeitungen) 170 Stimmen für die Bolfsverdummung, 167 Stimmen gegen dieselbe, johin ist der legte Nest der Giskrafhen Wera feierlich be­­graben. Möge ihr die flavisch-feudals ultramontane Erde Oesterreich$ Teicht sein !“ aufmerksam gemacht habe. Ih that Soldes nur aus Liebe zu Adrienne.* „Di ich bin Ahnen dafür auch von ganzem Herzen dankbar. Aber, wie Sie vorhin selbst be­­merkten, bleibt die Erfahrung da die beste Lehr­­meisterin. Außerdem werde ich als Mutter Alles anwenden, um die Erziehung meines Kindes zu vollenden.“ Die Rebüisfin, welcher dieses Gespräch unan­­genehm wurde, brach­ dasselbe ab und lud die Gräfin ein, mit ihr einen Spaziergang in den Kloster­­garten zu unternehmen. Beim legten gemeinschaftlichen Mittagsmahle genog Adrienne fast nichts. Sie kämpfte mit den hervorbiegenden Thränen und eilte bald zu dieser, bald zu jener Freundin, um sie zu lüffen oder zu umarmen. Legt, wo die Trennungsstunde naht, kam ihr Alles so schön, so Herrlich vor, wie noch nie. Die Erinnerung an die Vergangenheit, an all’ die Kleinen, kindischen Erlebnisse, tauchte nun vor ihrem Geiste auf und zeigte ihr das, was sie noch wenige Stunden zuvor als unausstehlich betrachtet hatte, im vorigsten Lichte. Und als endlich der Augenblick des Abschiedes erschien, da konnte sie si vor Schmerz nit faffen. Ein konpulsivisches Zit­­tern durchzuchte den jugendlichen Körper und fast mit Gewalt mußte die für immer dem Scloster Balet jagende Pensionärin in den Wagen gebracht werden. (Sortregung folgt.) % a ‚a KERNE ka­m nähe Die fedlgeschlagene Neushhufe. Aus Wien, 28. April Mittags, wird nun von unserem ständigen Korrespondenten geschrieben: „So ist denn die Geschichte glücklich zu Ende. Brechen und Polen haben die große That vollbracht und die öster­reichische konfessionsfote Schule erwürgt. Einer der Väter des vollbrachten Atentats, nämlich der vielge­­nannte Erstaatsanwalt Lienbacher, war der legte He­rold, welcher den Turnierplan betrat, um der ganzen gebildeten Welt zu verkünden : „Bortan ist in Dejter- Vom Tage. “ Allerhöchste Auszeichnung. Seine Ma­­jestät hat dem Hofrathe­im gemeinsamen Finanz­ministerium Dr. Josef Ritter von Hausdka, bei seinem angefachten Uebertritt in den Ruhestand in Anerkennung seiner vieljährigen pflichttreuen und ausgezeichneten Dienstleistung tatfrei das M­itter­­kreuz des Leopold-Ordens verliehen. C) Allerhöchste Spende. Seine Majestät der König hat für das in Wien zu errichtende Goethe- Denk­mal einen Betrag von 1000 fl. aus seiner Privatkasse gespendet. O Bom Sronprinzenpaar. Man schreibt aus V Böhmisch-Leipa: In Schlag Reichstadt werden große Vorbereitungen für den am 8. Mai erfolgenden Besuc des Kronprinzenpaares getroffen. Die Kronprinzessin Stefanie beabsichtigt die ganze Sommersaison hindurch hier zuzubringen. Eine große Anzahl von Räumlichkeiten des Schlos­­ses, die bisher unbenugt waren, sind neu hergerich­­tet worden und es verlautet, daß Diefelden für die Königin von Belgien bestimmt sind, or Besuch im Laufe des Sommers in Aussicht geht. O Der neue französische Botschafter am österreichisch-ungarischen Hofe ist von der Republik bereits ernannt; er ist der Marquis von Woails­le 8, welcher dieser Tage in Wien eintreffen wird. O Der Hohn des Ministerpräsidenten — Stuhlrichter. Wie aus Großwardeim berich­­tet wird, soll bei der nächsten Beamten-Restauration im Biharer Komitat der Dr. Stefan v. Tipa, Ältester Sohn des Ministerpräsidenten Kos’ loman v. Tipa, für den Szalontaer Ber­­ict zum Stuhlrichter gewählt werden.­­ Die Affaire Füzefery-Berhovay endgil­­tig ausgetragen. Das war ein wahrhaft ge­­müthliches Duell, das am 28. April Vormittags 9 Uhr zwischen den genannten beiden Streithähnen in Budapest stattfand. Füzeffery und Ber­h­ovay trafen sich (nachdem äußert­e harte Bmweifampfsbedingungen vereinbart waren, so scharf, daß man glaubte, wenigstens Einer müsse todt am Plage bleiben) im Meggerer Wäldchen. Er­­sterer erschien mit seinen Sekundanten Honven- Nittmeister Agoston und Honved-Oberlieutenant Nanäfy, Lesterer mit seinen Sekundanten Baron Edmund Splenyi und dem Reichstagsabgeord­­neten Eugen Madaras. Des ferneren hatten sich die Aerzte Dr. Lippnayı und Dr. Singer eingefunden. Bedingungen des Duells waren: Eins, maliger Kugelwechsel, 25 Schritt Distanz beiderseits mit 5 Schritt Avance. Die Schiffe mußten innerhalb des Zeitraumes von 30 Sekunden abgegeben wer­­den. Die Offiziere maßen die Entfernung ab und bezeichneten sodann die Aufstelungspunkte mit ihren Degen. Zwischen dem ersten und zweiten Händel Elat­hen hätte die Avance geschehen müssen. Keiner der beiden Duellanten avancirte. Dann erfolgte die Zählung der Sekunden. Bei der fünfundzwan­­­zigsten Sekunde erhob Berbovay seine Pistole, worauf Fitzefferg seine Waffe plöglich in die Höhe richtet und in die Luft flioß. Berbovay senkte nun seine B Pistole und machte von seinem Schußrechte seinen Gebrauch. Nach dem „Duell“ trat Sützefjerg sehr erregt mit den Worten zu Berkovay: „KcH reihe Dir aufrichtig meine Hand.“ Die Gegner reichten sich sodann die Hände und fuhren, . .. . zum Frühstück, Profit! MESSER NER » , . . I - - ««—.z.«’-.-.-»-—-.Ä«­­? NEE rl rl

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