Oedenburger Zeitung, 1886. Februar (Jahrgang 19, nr. 26-48)

1886-02-02 / nr. 26

+ N AWMWIOWYQEOEOWH - .-«-.-s ER LTE «« --.L’·-»?--"-s.'-"..--s ET ER EEE # Das Ballfest des löblichen „Kafıno- Bereines“ am legten Sa­mstag war zwar — wie es bei dem ek­lusiven Charakter dieses, aus der Elite unserer Gesellsihaft gebildeten V­erein­s selbstverständlich, ist — ehr. gewählt und glänzend in Bezug auf die­ Ballettgeinungen, aber doc et­was weniger animirt, als vielleicht erwartet wurde, da sich namentlich von den jüngeren Herren Offi­­zieren, die doch das Hauptl­atigent an flotten und fchmuden Tänzern liefern, eine spärlichere Anzahl als gewöhnlich eingefunden hatte. Nichtsdesto­­weniger wurden die Quadrillen — die zwischen 50 und 60 Paare zum Dienste Zerpfihorens riefen — in zwei Kolonnen getanzt. Allein — wie gesagt — er pulfirte dennog minder regfam ale sonst...die Tanzluft, so daß die Tanzordnung nicht einmal vollständig erschöpft worden sein sol. Die Toiletten waren zum größten Theile von höchster Eleganz, besonders viel bewundert wurde die wahrs­chaft prächtige der Frau von NErey in der neuesten Modefarbe, (dlogrot­e, den Uebergang in das fleischfarbene bildende Mode) , die Damen aus unserer haute finance trugen natürlich ebenfalls sehenswerthe, ebenso reizende, als elegante Ballko­­stüme,zur Schau und namentli fiel der kostbare Schmud der lieblichen Frau Gemahlin des Herrn Stoßhändlers Emil Lend auf. Die Militärkapelle brachte die neuesten und schönsten Piegen unserer Ballmusi-Komponisten natürlich wieder zur leeten Geltung und als er das Barkett gegen Mitte des Festes schon etwas gelichtet hatte, da trat auf bei den zurück geblie­­benen Festgästen eine erhöhte Verve ein, denn der schöne Raum ud gar zu verladend ein, ihn mit luftbefgwingten Sohlen zu bdurchfliegen, um so mehr als auch in angebornem Liebreiz, ganz abge­­sehen von der Kunst der Toiletten-Arrangements, bes Tanntlich unsere junge, Damenwelt ihres Gleichen sucht. Befragt wurde si darüber, daß bei der Ab­­fahrt vom Balle. Hinsichtlich des Wagenverkehrs wenig Ordnung vor dem Portale des Kasino’s bereite. Die Fiaker schienen sich unter­einander zerzankt zu haben und die Damen mußten in ihren leizten Kleidern sich länger als möthig der Kälte ausfegen, ehe ihre Wagen vorfuhren. 8 sollten wie in anderen Städten Musketiere auf der Strasse postirt sein, welche Streitigkeiten der Kut­­scher­dintan­ und die Ordnung aufrecht halten. * Benefize der Iran Leopoldine Augustin­ West. Wegen eingetretener Hindernisse kann die für Morgen Mittwoch zum Benefize des vers­dienstvollen Komikers, Herrn Richard Ewald, anberaumt gewesene Aufführung von „Donna Suanitta“ nicht stattfinden. Statt dieser für eine kurze Zeit hinausgehobenen Vorstellung wird morgen Mittwoch die hier allseits beliebte Sängerin, Frau Leopoldine Augustin­ Weig, ihren Ehrenab­enk feiern. Die Benefiziantin, im Bewußtsein, daß der „Pueblo Escudero“ in der neuen, hier mit so glänzendem Erfolge in Szene gegangenen Operette „Don Gefar“ eine ihrer beeten Rollen “­ (das Publikum bewies er ihr duch den weichsten und ehrendsten Applaus), hat ich zu ihrer Einnahme eben d­iese Partie ge­­wählt und so geht morgen „Don Gesar“ zum dritten Male in Szene. Jan Augustin­ Weig­l war hier wo bei jeder Operettenaufführung ‚eine der Hauptjungen derseiben, ihre jene, Sünft- Terife wohlausgebildete Stimme, ihr stets frisces, agiles Spiel, ihre anmuthsvolle Erscheinung, dies Alles machte bis jegt die Benefiziantin zu einem Magnete für unsere Theaterbesucher, und wir unwünschen lebhaft, daß derselbe auf morgen seine ‚ Bugh­aft vor und ganz üben möge. * Der Lotterie zur Gründung eines Stis­pendienfondes für die hiesige Korbflechtschule wird allerseits ein vet erfreultes Anteresse entgegen­­gekragt, und ist dieselbe bereits im jeder Hinsich gefiltert. Mehrere Hundert theils sehr werthvolle Gewinnftgegenstände wurden bereits für Diefen Bwed gespendet und ebenso viele sind noch zugesagt. E85 werden daher alle Diejenigen, die noch Gewinnftgegenstände zu iden­ten beabsichtigen, bösh­aft ge­­beten, die betreffenden Gegen­­ stände Bbi3 längftens 10. Februar an Frau dv. Bognär fenden zu wollen. eder auf no so geringe Gegenstand wird mit Dani ‚angenommen, denn hier gilt das Wort: Ye mehr ‚besto besser. * Die Poflfparkafa Hat mit gestrigem Tage, 1. Februar, ihre Thätigkeit im ganzen Lande, also auch hier begonnen. Schon der erste Tag zeigte Seitens unseres Publikums eine ziemlich rege Ber­theiligung. Opt-Scheußch wuzdet,womit die biefige be­­liebte Tanzlehrerin,Frau Proschek,ihr­en ersten diesjährigen Lehrkurs für tanzbesi­ßene junge Damen und Herren abgeschlossen hat,fand in den hühe ausgestatteten Lokalitäten des Herrn Prickler Gasthof zur«ungarischen Krone«­amleitensamis­­­tag­ statt, und ist sehr Frohsinnig und für alle Aus­wesenden genußreich ausgefallen. Es waren viele zeigende Mädchen in schmuder Toilette erschienen und vereinigten die Quadrillen 20 bis 22 Paare. Das Arrangement des gemüthligen Festes verrieth die sichere, für derlei­ Veranstaltungen besonders geigicte Hand und verlief­en deshalb in ungezwun­­gener, aber den feinsten Zon befindender: Weiter Die Musil besorgte ein Theil der Theaterkapelle und leistete ausdauernd das Beste. Dieses Kränz­­chen war das Schönste unter denen, die seitdem Frau Brofhet dem Unterricht vorsteht, von ihr arrangirt worden sind. * Sel. Adele Sandro, welche heute Diens­­tag in Grillparzers „Des Meeres und der Liebe Wellen“ hier die „Dexo“ spielen Hätte sollen, ist leider erkrankt. Den vielen Berehrern der schönen und­ genialen Künstlerin diene aber zur Beruhigung, daß ihre Wiederherstellung baldigst zu erhoffen it. Statt der angekündigten Vorstellung wird Hol­­tei’s „Berlenschnur", bekanntlich sein Heftes Mei­­sterwerk, aufgeführt. * Die Affentirung im Oifenburger Stomi­­tate wird an den nachfolgenden Tagen vorgenommen: vom 2. bis 5. März im Günfer Bezirke. Am 6. März in der Stadt Günd. Dom 8. bis 13. März im Ober-Warther-Bezirke. Vom 16. bis 19. März im Steinamangerer-Bezirke. Am 20. März in der Komitatsstadt Steinamanger. Vom 22.bis 27. März im Särvárer-Bezirke. Vom 29. bis 31. März im Klein-Ezeller-Bezirke. Vom 5. bis 10. April im Güffinger-Bezirke. Vom 12. bis 17. April im Körmender­ Bezirke. Am 19., 20., 21., 27. und 28. April im VBasvarer-Bezirke. Dom 2. bis 8. März im Diöniger-Bezirke. Vom 10. bis 17. März im Szt.-Gottharder-Bezirke. * Dom Pferdemarkte. Am gestrigen Dearkte wurden 985 Stüd Pferde aufgetrieben, wovon Fauım 300 Stüd Abjag fanden. . Theatcrzunsjundxitktatuu „Don Gesar“. Den eminenten Erfolg, welchen hier diese neue Operette (Text von Dr. Walter, Mufil von R. Dellinger) bei ihrer erstmaligen Aufführung am vorigen Freitag auf unserer Bühne errungen hat, haben wir bereits mit einigen Worten konstatirt. Auch bei der Wiederholung am Samstag bdielten sich der Applaus bei offener Szene und die Hervorrufe nach den Artiklüffen auf Derselben Höhe, wohin sie der Enthusias­­mus der Zuhörer am ersten Abende gehoben­­ hatte. Au diesmal wieder wurden die Herren : Direktor Cavar, Kapellmeister Knoll und­­ Regissent Zeder, sowie sänmtiiche Darsteller stürmisch ges­tufen und der Vorhang mußte nach dem 1. Alte abermals fünfmal, bei den folgenden Aufzügen 3 bis 4 mal in die Höhe gehen. Die Musik Del­­lingers ist sehr schön instrumentirt, besigt tiefen Gehalt und eine Hülle der liebligsten Melodieen, die in das Ohr des Laien si ebenso einschmeicheln, wie sie den Mufil­ennern die größte Achtung von dem Ideenreichthum des Komponisten einflößen. Der muftialisch am weichsten dotirte Akt ist der erste, aber auch die andern beiden bieten eine ansehnliche Anzahl wöstlicher Nummern, deren Ori­­ginalität und Pilanterie von bester Wirkung sind und rasch populär werden dürften. Der Stoff zum Libretto ist einer geistreich konzipirten Novelle ent­­nommen und widert sich — ohne zu viel des üb­­lichen Operetten- „UlES“ zu fonfumiren “ vernünftig ab. Er durcweht ein wohlthuender Hanch poesievoller Romantit das Sujet, dessen Fortspinnung und Lösung sich unwohltfuend und nach den Geiegen der Vernunft vollzieht. Die Operette war sehr geschmach­­voll und weich ausgestattet (besonders die Kostüme der „Falconiere des Königs"). Die Regie hatte mit glänzendem Verständnisse gewaltet und das Wort lebensvoll in Szene gesett und die Darstellung ist eine brillante gewesen. Frl. Jerg sang die „Maritana“, um deren Gunst der „König“ buhlt und die „Don Cesar“ endlich heimführt, mit ihrem schönen hohen Sopran, ihrer reinen Intonation und ihrem geschmachvollen Vortrage, so daß sie damit vollständig durchgriff ; zu dem Gesang ge»­ielte sich die s hmnde Erscheinung, das lebendige warme Spiel, um die vorzüglige Leitung vollends abzurunden. Fräulein Kerg hatte mit ihrer Rolle einen glänzenden Abend. Herrn Martini, dem Träger der Titel­­rolle, gebührt aber die Krone des Abends und sie wurde dem Künstler au durch vehementen und lang andauernden ‚Applaus votirt. Die an­fihro poetische Nolle, des Hochherzigen Ibert und der kühn und uns verzagt dem Tod in’s Auge blickt, aber seine Ehre über Alles Ho hält, wenn er auch sonst so reich­­fertig als möglich das Leben auffaßt, führte Herr M­artini durch seinen Helden mit nit genug zu rühmender Konsequenz, mit einer fünstlerischen Weihe dar, die ihm alle Herzen gewann, und sein Tor( 'tefter) Gesang, seine wohlklingende,­­ metalleere Stimme, vervollständigten die­ erfreuliche Wirlung sehr seiner prächtigen, lebensvollen Leistung. Frau Augustin ist­ vor Allem ein reizender „Bueble“ und ihre Nummern erhoben sich durch ihren empfindungswarmen, kräftig und klange­nd­ durch das Haus schmetternden Gesang, wie Lerchenlied zum­ blauen Weiher, an­ einem­ schönen Lenzmorgen. Hohfomisch und unvergleichlich die Lada. muffeln affizirend ist­ der einfältige „Onofrio“ des Herrn Reimers und eine, wenn auch relativ viel zu Hüdsche, jo doch den possterlichen Charakter vigtig interpretirende­ „Donna Urala“ Frau Bol» Jofffy. Herr Weig fang den „König“ mit allem Aufgebote seiner sonoren Stimmmitteln,­doch fehlte es ihm ein wenig an der vornehmen Gran­­dezza eines spanischen Herr­ers, der doc der­n­­begriff der Nobleffe sein sol. Her­­wald machte aus seinen „Martineg“, von dem man nicht ver weiß, ist er ein Komiker, oder ein ns triguant, was nur daraus zu machen ist, allein um mit „Donofrio“ zu sprechen hat diese Rolle musikalisch und fünstlerisch „gar: keinen Werth.“ E.M. in Ungesneuigkeiten. + Selbstmord mit Sendtgas. In Wien wurde fürzlich die zwanzigjährige Köchin Elise Böhm im R­efige zweier Ditriche, die sie gefunden und aufs gehoben zu haben erklärte, betreten. In dem Bere dachte, damit einen schlimmen Gebrauch beabsichtigt zu haben, entließ sie ihre Dienstgeberin. Das nahm sich die Böhm zn Herzen und in der Nacht schraubte sie den Hahn von einer Gasleitung in der Küche ab, nahm das Rohr in den Mund und erstichte sich durch Einathmung des Gases.­­ Eine Einbrecherin. Die 22-jährige Bare­bara -Czota aus dem Raaber Komitate, die beim­ Geflügelhändler Fürst in Wien bedienstet war, brach unlängst Nachts eine Fensterscheibe ein, drang in das SKaffalofale ihres Hexen, sprengte eine Tisch­­lade und stahl aus derselben die Tageslosung von 42 fl. Der einfjährige Snabe ihres Dienstherrn sah sie bei diesem Einbruche, sie aber züdte ein Meis­ter auf ihn und drohte ihm zu erstechen, wenn er­ sie verrieb­e, gelang die verwegene Dienerin zu verhaften. Der Knabe machte trogdem Lärm und­­ Sreuchtpfeise in Oedenburg. Vom 1. Februr 1886. Weizen 7.70, bie 8.15 Roggen 6.80 bis 7.10 Gerste 7.40, bis 8.— Hafer 6.90,Gi8 7.25 Wais 5.80 bis 6.30 Heu 2.20 bis 3.40 Stroh 150 bis 2.10 —— Eisenbah­nverkehr. Giltig vom 1. Oktober 1885. Abfahrtszeit der Züge von Oedenburg. Südbahn. In der Richtung nach Wien: 6 Uhr Früh; 7 Uhr 42 M. Früh; 10 Uhr 30 M. Vorm.;1­2 Uhr 10 M. Nachmittag; 6 Uhr 3 M. Abende. — In der Rich­tung nach Steinamanger resp. Kanizsa: 6 Uhr Früh: 9 Uhr 10 M. DVorm. ; 4 Uhr 40 M. Nahm.; 7 Uhr 35 M. Abends; 10 Uhr 4 M. Nachts.— Nanberdbahn. In der Richtung nach Wien: 10 Uhr Vormittag; 3 Uhr 40 M. Nahm. In der Richtung nach Raab: 6 Uhr 20 M. Früh : 7 Uhr 40 M. Abends. &. Br priv Eisenbahn Wien-Aspang. Auszug aus dem Winter-Fahrplan, gültig vom 1. Oktober 1885. Wien-Neustadt Apang : Wien, ab 8.15 Früh 11.50 Vormittag 6.20 Abends. 812. 7 = Neustadt „10.02 VBorm. 3.10 Nachmittag Aspang ,‚anıl.18 VBorm. 5.16 Abends Aspang-Neustadt-Wien : Aspang ab 6.25 Früh 9.40 Vormittag 5.48 Abende. Neustadt „ 7.42 „ 1242 Nachmittag 7.07 „ Wien an 9.25 Dorm, 3.20 E I“­­,„ Wien-Buttenstein, dann Wien-Oedenburg-Raab “und vice versa: E­in verantwortlicher Redakteur: Ernst Marbach. Redaktionsbureau: Szechenyi-Pla Nr. 15/16. Herausgeber u. Derleger: $. Bomwalter & Sohms ge ee ee

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