Oedenburger Zeitung, 1886. Juni (Jahrgang 19, nr. 125-146)

1886-06-01 / nr. 125

Die farbige Bezeichnung beginnt beim Gastr hause des J.Hutter in Brennberg und läuft in mäßiger Steigung über den«Hutterweg«­—längs welchem die imposanten fürstlichen Rothbuchen­­waldungen(links)mit den niederen»Maißen«der königl.Freistadt Oedenburg(rechts)gar gewaltig kon­­trastiren—zu den 3 Säulen und zum,,Herrentisch«. Hier beginnt der Weg langsam abzufallen und nach etwa einer halben Stunde, mahnt und die Farben­­marsirung — gerade an jener Stelle, wo ein Zahr­­weg nach Rohrbach abzweigt — daran, eine ganze Wendung nach Zinst zu machen, um und auf ziem­­lich steilem Abhange in ein ungemein lieblich ronane­tiihes Thal, auf dessen Sohle üppige Wiesengründe prangen, hinabzuführen. Nachdem wir dasselbe in voller Ginnerluft durchschritten haben, überlegen wir den silberhellen Marzer Bach und kurz darauf, indem wir die Wiese passiren und dabei etwas gegen rechts Direktion genommen haben, auch den schönen breiten Zahlweg, der von Sieggraben heraus nach Marz führt. Hier fällt uns ein Heiligen­bild auf, das uns zugleich zur Orientirung dienen kann, denn von dieser Säule an wenden wir uns, der blauen Farbe folgend, nach finf3 auf einen, von ganz niederem Gehölz ziemlich verwachenen Weg, und steigen direkt zuc Wintergstätten aufwärts. Auf der­­selben ist erst fürzlich ein Holzschlag in sehr gro­­ßer Ausdehnung bewirkt worden und hatten die Her­­ren Protestanten , denen leider sein Führer zu Ger­bote stand und die nur auf die Karte angewiesen waren — in dem Labyrinth einer Unzah­l temporärer „Holzk­lagwege“, welche natürlich in der Karte nicht eingezeichnet sind, große Orientirungsschwierigkeiten, deren glückliche Mederwindung aber schließlich doc gelang. Allerdings sind hier noch einige kleine Weg: Korrekturen nothwendig und werden die Herren Rommwalter bestrebt sein, dieselben je­d­er durch­­zuführen ; bis auf Weitered muß eben die gegen­­wärtige Mark­tung als Nothbehelf dienen. Auf der Höhe der Wintergstätten einmal ange­langt, gestaltet si die Parthie in herrlichen Nadel­­holzmwaldungen wieder außerordentlich genußvoll und gelangen wie — immer der blauen Farbe folgend — zunächst zum „Dreimfogel" an die fan» dDeögrenze und längs derselben, förmlich berauscht vom harzigen Dufte der Tannen auf mählig aufstei­­genden, dunkelschattigen Wegen, am Schwarzfo>­gel, Hartelspig, Auerberg vorbei, zur No falia. So früher man von Brennberg aufs bcrnt, um desto genußreicher gestaltet sie die Tour und wäre die fünfte Morgenstunde al außer» fter Termin dringend anzurathen, was ganz leicht möglich ist, wenn man von Dedenburg um längstens 4 Uhr mittelst Wagen einfährt. Diese Aufbruchstunde ange­­nommen, erreicht man, ohne von der Hite nennend« werth gelitten zu haben, schon um zirka 10 Uhr Die Rosalia, hat hier bis 4 Uhr Nachmittag je h 3 Stun­­den Zeit zur Ruhe und Ergquidung und kann dann neugestärkt, auf sehr schönen, ungemein bequem ab­­wärts führenden, ebenfalls wmarkirten Waldwegen, in etwa 3 Stunden nach Sauerbrunn hinabsteigen, wo bis zum legten Abendzuge no Hinfänglich Zeit it zu foupiren und sich vollends zu erholen. * Bon dem flücligen Mörder. Solef Berzai aus 207% it, wie wir bereits berichte­ten,am vorigen Samstag aus der Untersuchungs­­haft im Komitatshause, und zwar auf demselben Wege durch ein Haus auf der Drachenrunde entflohen, auf welchem er nicht der erste flüchtende Verbrec­her war, und wenn noch immer seine anderen Vorkehrungen gegen die Wiederholung der häufigen Entweihungen getroffen werden, auch nicht der legte Flüchtling sein wird. Ob Berzai dich zur Stunde von aufge­­griffen ist oder nicht, ist uns augenblidlich unbe­kannt. Am 1. Juni, also heute, hätte gegen ihn die Schlußverhandlung stattfinden sollen, und zwar wegen D­erbiegens des Mordes. Wir wollen den Thatbestand dieses Verbrechens hier mittheilen:: Sosef Berzai und Joh.Horváth, beide aus 1­058, bewarben ih um die Gunst der dor­­tigen Bauerstochter Anna Pärtze. Die Eltern des Mädchens gaben dem Johann Horváth den Vorzug, indeß, da sie das gewaltthätige aufs Braufende Wesen Berzai’s kannten, wagten sie ihm seinen direkt abweisenden Bescheid zu geben, sondern sagten Ausflüchte, das Mädchen sei noch zu jung, um an das Heirathen zu denken. Do& jchließlich konnte­ die Begünstigung des Johann Horväth nit immer geheim blei­­ben, denn zu Weihnachten v. 3. wurde die Hoch­­zeit des Johann Horväth mit Anna Pärizs für den Fasding i. %. festgelegt. Al Derzai bieven hörte, gerieth er in den größten Zorn, und äußerte sich am 27. Dezem­­ber v.%. zu mehreren Dorfbewohnern, in drohender Weise, indem er sagte: „Heute wird man noch für jemanden das Sterbeglödlein läuten, und bei ihm Zottenwade halten.“ REN­ ie Am 27. Dezember vd. Z. Abend kamen zu den Eltern der Braut viele junge Leute in die Bifite, wie dies auf dem Lande üblich­st. Der Bräutigam Horvath war selbstverständlich ebenfalls dort, und später fand sich al der ge­­fürstete, verschmähte Berrat ein. Derselbe benahm sich sehr Herausfordernd, Braut und Bräutigam gingen bald aus der Stube in die Küche, wo die Braut den Bräutigam Hor­­vath zum Weggehen bewog, denn ihr ahnte nichts Gutes. Bald gingen auch die jungen Leute fort, während der in der Stude anwesende Sza­­lai dem Berzai Vorwürfe über sein störendes Benehmen mache. Schlieslich ging an Berzai weg und sagte noch in der Küche zu der Braut: „Heute laffe ich noch meine Wade aus“ , worauf ihn Diese bat nur dort nichts anzufangen, worauf er entgegnete: „Das weiß ich nicht !“ Horváth war mit Nagy gegangen und als sie einen engen Plag paffirten, sprang plöglich Berzai hinter einer Miauerede, wo er gelauert hatte, hervor, erhob ein Beil mit beiden Händen und verlegte dem Horvath Johann mit ganzer Kraft zwei Hiebe auf den Kopf, das dieser nieder­­stürzte, worauf Berzai davon lief, auch Nachts dem DOrtsrichter, der ihn arretiren wollte, die Thüre nicht öffnete. Nagy Schleppte mit mehreren Nachbarn den tödlich verlegten Bräutigam Johann Horvath heim, wo derselbe am 31. Dezember v. 5%, also 3 Tage später, an der Todeswunde starb. Als anderen Tagen der Untersuchungsrichter in 2038 eintraf, und Szalai, der ihn geführt hatte, mit dem Wagen vor dem Gemeindegaufe stand, kam Berzai herbei und trug ihn: „Ist der elende Hund (Horvärd) noch nicht Hin ?* Ale Hm Szalai solche Auspdrüce verwies, sagte er: ich weiß ohnehin, daß ms diese elende Gemeinde verfauft, und daß ih 3 Jahre bekommen werde, aber wenn ich dann heimkomme, bringe ich noch jemanden um. Als ihn am Tage nach der That Paul Yencs68s fragte, was wieder für eine Rauferei gewesen sei, sagte er: „Ha Vetter Bali, das wird hier 653 ausfallen, denn ic habe heute Nacht den Horväth mit­ einer Hade er­schlagen.“ Dean kann aus dem hier Gesagten entnehmen, welch ein vermegener und gefährlicher Mensch der entsprungene D Verbrecher ist. Nachträglich erfahren wir, daß er am Samstag Vormittag, 11 Uhr, bei dem See im Weingebirge gesehen worden sei, wo er den hiesigen Turm­­wächter St., der im Weingarten arbeitete, um den Weg nach Zinkendorf befragte. St., wer früher Sensdarm und dann Polizeimann war, fand es auffallend, jegt im Dat, wo die Syeldarbeit ist, einen Bauernburschen so bleich zu sehen, und es wurde ein Berdacht im ihm rege, d­och wußte er nichts von der um 8 Uhr Georgens stattgehabten Flucht. Er fragte daher den Burschen, der jedene fal8 Berzai war, von wo er fomme und dieser erzählte, daß er als Zeuge von einer Schlußver­­handlung in Oedenburg komme und heimgehen wolle. Das Benehmen des Bud­den, dessen Gesichts­­farbe und die offenbar falssche Auskunft, die er gab, wed­en den Berdacht St.’3 noch mehr, mas mehr auch der Bursche bemerkt haben mußte, denn er blieb plöglich zurück und versuchte, einen größeren, bald im Boden fest­igenden Stein, sei es zum Aus­griffe, sei es zur Vertheidigung, loszumachen, aber auch St. nahm seine Habe zur Hand, und nach­dem sie sich eine Weile scharf angesehen­ hatten, entfernte sich der Bursche, der­ jedenfalls Berzai gewesen sein dürfte, in der Hichluno, welche ihm St. auf sein erstes Befragen angegeben hatte. Die Verfolgung des Flüchtlinge wird aller Energie betrieben. Schließlich erfahren wir no, daß der flüch­tige Berzai Sonntag Vormittags in der Woh­­nung seiner Eltern erschienen sein soll, wo er et­wag zum Effen begehrte und auch ein Stüd Brot er­­hielt, worauf er sich mit der Drohung entfernte, das Mädchen aufzufügen und mit demselben ab­­rechnen zu wollen, und auf seinem Leben ein Ende zu­ machen. Die Nachrigt von seinem Ein­­treffen verbreitete ich jedoch rasch. Das wurde in Sicherheit gebragt und auf den Flüchtigen gefahndet, aber bisher ohne Erfolg. Uns soeint­ diese Nnsicht unwahrsceinlic, denn die Behörde, die da wußte, daß der Bursce das Verbrechen aus Haß und Ölsche verübt habe, mußte da sogleich auf die Bermuthung kommen, daß der Flüchtling, ohne SD und schon von seinem M­achegefühl getrieben, gewig zu allererst, ob offen oder heimlich, sein Elternhaus aufsuchen werde, und mußte sonach dieses Haus fivenge Der wachen lassen, so daß Berzaitoglei bei seinem Erscheinen Hätte arretirt werden künnen, [7] mit * Militärisches. Das Veracdnungsblatt für das f. E. Heer­ vom 29. Miai 1886 bringt unter Anderem die Zurückerlegung in den Ruhestand des Herrn Hauptmannes zweiter Klasse des Ruhestandes, Wilhelm Schärfer, derzeit Verwalter im f. E Offizierstögter-Erziehungsinstitut zu Oedenburg, auf sein eigenes Ansuhen. Der Herr Hauptmann hat sich Klagenfurt als Domizil gewählt. n. * Angenirf. In Wien bewarf man sich am vorigen Samstag mit Blumen, hier haben wir leider seine Fürstin Pauline Metternich, die nach dem Weäzenatentrum zur Hebung des Volkslebens im italienischen Sinne strebt, wir mäffen uns mit zufällig fr­eigebenden öffentlichen Belustigungen begnügen. Da ging unlängst einen Freund unseres D Blattes zwiscen 11 und 12 Uhr Nachts luftwandelnd dur die Häuserreiben. — Der volle Mond goß feine flarsten Silber­­strahlen in reichen Strömen über die stillen affen und fette allen vorspringenden Eifern, Dachpigen und Wetterstangen seine milden Liter auf, indem ich Thürme und Naudfänge scharf vom Nachte­himmel abzeichneten und die Bäume von weit her ihren erfrishhenden Hand Bis in die Häuserreihen sendeten . furz­ed war eine italienische Naht, voll Balsamdüfte, Mondenglanz und stimmungsvoller Harmonie. Nichts zu suhen ging unser Freund träumerisch seines Weges über den „alten Korn­markt.“ Beim Hause Nr. 50 regte es sich leise in den Salousien, geheimungvoll öffneten sich deren Blenden und eine fehnseeweiße Hand tauchte — vom Mondenstrahl gefügt — mit einer Base hervor. Unser nächtlicher Naturbewunderer hob neugierig den Kopf; mas bedeutet Diesed Abenteuer? alt ihm der stumme Wirk der schneeigen Hand? Da .... Hatih ! lag der Inhalt der Baje, ungefähr 3­8 bis 10 Schritte vor ihm auf dem Pflaster. Ad, er war fein Blumen­geschirr, fein duftiger Sesam, sondern eine Art Hausmurz von uns weniger als lieblichem Aroma.­­ Die Dame mit dem Nahtge... .­wand aber 309 fi trällernd zurück. Der bei polizeiwidriger Weise friedlichen Passanten zugeworfene Spenden machen die nächtlichen Spaziergänge dur unsere Straßen bedenklich und tragen nur negativ zum kulturellen Ruf unserer Stadt bei. * Menhof-s­onzert-A­usik. Morgen Mitt­woch findet bei günstiger Witterung vor der es­stauration der­rau Witwe Burt im Neuhof­ parte ein Konzert der Militär-Kapelle unsers Hausregimentes, mit einem umfangreichen Programm sehr sorgfältig gewählter Toufläde statt. Es wird nämlich das Streichorchester der genannten Kapelle von 6 Uhr Nachmittags bis 10 Uhr Abends­pielen. Das Entree ist troß der Kosten für das Konzert frei und nur die Biere und Speisepfeifen um eun Geringfügi­­ges erhöht. Für raschere, promptere Bedienung wird auch Aufnahme eines zahlreicheren Aufwärs­ter- Personales in gewiß zufriedenstellender Weise gesorgt sein. Anl­age darauf, nämlich am „Christi Dimmelfahrts-Tage“ (3. Juni) ist unsere brave Mi­ liärlapelle vom Herın Hoteliv Hainzmann in Steinamanger gewonnen, wo sie im Garten des Hotels „Sabaria“ konzertiren wird. * Aspangbahn, Sommerfahrplan. Mit 1. Juni d. R. teitt auf der E £ priv. Eisenbahn Wien-Aspang der Sommerfahrplan in Kraft. Derselbe weist sowohl in der Strecke Wien Sollenau als auch in jener Wien-ASpang eine Vermehrung der Züge aus und erleichtert durch knappe Anschläge die Reise nach Gutenstein und Oedenburg. Für den Besuch des’ Gutensteiner Thaled em­­pfiehlt sie insbesondere der an Samstagen und am Vortage vor einem Feiertage Abend3 verfehrende Vers­gnügungszug. Au Vergnügungstouren nach Aspang verkehren an Sonn- und Feiertagen Separatzüge und nach Gutenstein werden täglich Tour und Retourbillets zu außergewöhnlich ermäßigten Fahrpreisen ausgegeben; außerdem gelangen nach Zraiskirchen und Klein Schwechat an Sonn- und Feiertagen besonders ermäs­sigte Tour- und Retourbillets zur Ausgabe, worüber aus den bezüglichen Plakaten und aus den Taschen­­fahrplänen das Nähere zu entnehmen ist. Windchen Bi Be ER vr Ay nn m­­it Offener Sprechsaal. Gar unter dieser Mubril befindliche Mrtttel Abernimmt Repartion seine Verantwortung Eingesendet. Avis an das P. T. Publikum ! Der bis i­hr unerhörte Vorfall, daß ,das­ Wolfser Bad erst mit Anfang Sumi eröffnet wer­­den konnte, hat, wie bekannt, ehe viel Unzufriee­denheit hervorgerufen ; unerkwürdiger Weite gibt es Leute, welche, ich weiß nicht aus welchen Grunde, in dem Unterzeichne­ten die Ursache dieser Verzöge­­rung erbliden wollen oder wenigstens so thun, ala ob sie solches glaubten, JH bin nun ohne dem ara wu en a Ball Hr ERLT BERN Fr­ EEE TERENES ERC TEE 2 , - Re) a

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