Oedenburger Zeitung, 1886. November (Jahrgang 19, nr. 251-274)

1886-11-03 / nr. 251

’·,WWAEWGLHTWMWEMMEMKWSKZ-«.«9·-sis«’s:"«--Jst-XX’«-s«sEs-.«s-«r.-«—«I;M­IWPIJHHL:-·ITMWWDMW-MW« — Orden B und dem Ko­mmandanten des 7.­Justits. Nr.102,Obersten Baron Sztankovits den Orden der Eisernen Kronen­.Klasse­ ver­­liehenk «OZ unsere Parliamente.Das österreichische Abgeordnetenhaus hat seinen Winterschlaf be­­gonnen.Mitten in seiner Wirksamkeit,im Augen­­blicke der größten Arbeit,wurde das Parlament von der Vertagung betroffen und die Abgeordneten,welche in die Heimat reisen,hinterlassen fast lauterblos zur Hälfte durch berathene Vorlagen. Das Subkomitä für die Bankvorlage brach seine Berathungen bei der hitzigsten Debatte über die Bilinske’schen Anträge ab und nun segelt dasselbe ohne Kompaß in einem Meere von Ungewißheit weiter. Das G Subkomit für die Zudersteuer hat dor dem Auseinandergehen noch die Anträge des Ab­­geordneten Meznik zum Beischluffe erhoben und damit der Regierung, welche auf dieselben kaum wird eingehen­ künnen, neue Schwierigkeiten bereitet. Inzwischen traten in Budapest die Delega­­tionen zusammen. Schon seit langem geschah dies nicht in so ernster Zeit wie diesmal, in einem Augenblick, wo das Gespenst der orientalischen Frage ber der Thüre steht. Von der Gestaltung der Sobranje in Bul­­garien hängt momentan das Schicsal Europa’s ab. Diese Heine Wolfsvertretung entscheidet über Krieg und Frieden, sie hält die Fäden aller europäischen Staaten, gefhide in ihrer Hand, der Willen dieses winzigen Parlamentes diktirt den Großen und Mächtigen ihre Handlungen. Heute, den 3. November wird das Magnaten­­haus eine Sigung halten, deren Beginn auf 11 Uhr D­ormittagd umberaumt is. Auf der Tagesordnung steht nebst Präsidial- und Berifiationsberichten der Sejegentwurf über die Abschaffung der Er faßrichter und über die neue Eintheilung der Ordentlichen Richterstellen an den für­niglichen Tafeln. Aus den Komitaten. Ungarisch-Ab­endburg, 1. November 1886, Drajjen-Religirung von Akademi­­tern). Sie wissen bereits, daß aus unserer land­­wirthschaftlichen Akademie 92 Hörer, wegen Reni­­tenz gegen den Direkto­r Baläap ausgeschlossen hätten werten sollen. Die Urlage der Bewegung unter den Stu­­denten datirt aus viel früherer Zeit. E38 fol zwis­hen Direktor Ball 5 und den Studirenden im­mer eine geriisse Spannung geherrsscht haben, welche sich seitens der Studirenden einmal darin Luft machte, daß sie den nichts weniger als belieb­­ten Direktor wegen einer geringfügigen Ursache eine Kagenmufii machten und ihm die Fenster eins­chlugen. Die Uradelsführer dieses Bur­genstreices, Tan der Zahl, wurden vom Direktor ausgeform­t und unerbdlich­ velegirt. Die Eltern dieser sieben jungen Männer fuhren in ihrer Verzweiflung nach Budapest und klagten den Vorfall vor das Mi­­nisterium­. Der M­inister erledigte die Angelegenheit dahin, daß er den 7 relegirten Studenten den Besuch der landwirthschaftlichen Akademie in Ung.­­Altenburg wieder gestattete. Kaum zurückgekehrt, begannen nun jene 7 Hörer eine Agitation gegen den Direktor vorzunehmen, indem sie sämmtliche 120 Besucher der Akademie aufforderten, eine Schrift zu unterzeichnen, in welcher sich alle mit dem Vor­­gehen jener z kagenmusiziren den Rädeleführer dem Direktor gegenüber einverstanden erklärten und sein Benehmen mißbilligten. Diese Schrift wurde auch t­atsächlich von 92 Hörern gezeichnet und außerdem abermals der „zu strenge“ Direktor wieder mit einer Kagenmusik bedacht. Nunmehr stimmte auch das Ministerium in die Ausigliegung von 84 Hö­­rern, dafern sie nir Abbitte leisten. Acht davon sollen aber unter allen Umständen relegirt bleiben. Von diesen 84, leisteten 73 die verlangte Abbitte somit machten nur 11, wahrscheinlich Kompromitir­­te, hievon seinen Gebrauch. Somit sind im Ganzen 19 Studierende endgültig ausgeschlossen. Die Ruhe it vollständig hergestelt und die V­orlesungen, welche seit dem 26. d. eingestellt sind, werden vom 3. November wieder fortgefekt. E38 steht zu Hoffen, daß auch die andern Hö­­rer nachträglich die verlangte Erklärung abgeben­ werden. — Der Minister billigte vollkommen das Vorgehen »des Direktors. Herr Balas ist bereits nach Ungarn-Altenburg zurücgereist. Ein Arrangement soll darin getroffen werden, daß eine aus allen Parteien zusammengefegte, gemischte Regierung gebildet werde. Vorläufig heißt es, daß angesichts der Hal­­tung Rußlands die Gression der Sobranje eine sehr kurze sein werde. Die Wahlverifikationen werden in ein bis zwei Tagen und die Wahl des Fürsten, sehr wahrscheinlich die des Prinzen Wal­­demar, wird in drei bis vier Tagen vollzogen sein. Den Russen dürfte indeß auch dieser Kandidat nicht genehm sein, jedenfalls ist er mod, nicht auchges macht, daß er eine eventuelle Wahl annehmen werde. St. Petersburg, 2. November. Eine fried­­liche Aussöhnung der rufsischen Politik mit der Re­­gentschaft de Fürsten Alexander it absolut un­möglich. Nur die An­wesenheit einer aktiven rufsischen Militärmacht kann Dieser Lage der Dinge ein Ende machen und die Bulgaren zur Gr­enntniß bringen, daß Nußland mit sich nicht spielen lasse. MUeberdies helfen ,deutsche und englische Missionäre im Vereine mit Sendlingen des Batk­ans die Feindseligkeit gegen Rußland anzufahen. Gneral Kaulbars fliegt mit dem Nam­e, einen rus­­sischen Generalgouverneur in Sophia zu installiren. Berlin, 2. November. Das „Berliner Tag­­blatt“ verzeichnet das Gerücht, daß der deutsche Bot­­schafter in Petersburg, General Graf Schwer­­in, zurücktreten werde. Dieser Nachtritt wäre politisc sehr bedeutungsvoll, denn er wäre ein Symptom für die Änderung der Beziehungen zwischen Deutschland und Rußland. Wien, 2. November. Der Lastzug 122 ist gestern im großen Semmering- Tunnel entgleist und wurden beide Geleise verlegt. Der Kourierzug gegen Wien wurde rechtzeitig aufgehalten. Kein weiterer Unfall ist geschehen. Berona, 2. November. In der Nähe der Station Aa fand ein Zusammenstoß zwischen dem von dort abgegangenen Personenzug und einem auf der Strecke stehenden gemischten Zuge statt. Beide Lokomotiven, sowie far sämmtliche Waggons wurden zertrümmert. Von den Mitreisenden, deren nur neun vorhanden waren, wurde Niemand verlegt; nur der Zugsführer und der österreichische Finanzwachmann wurden am Kopfe schwer verwundet. Der Schaden be­­trägt 100.000 Lire. Ursache des Zusammenstoges war eine falsche Stellung der Wedel. Telegramme. . . Birnova, 2. November. 450 Deputirte waren bei Eröffnung der großen Sobranje zugegen; England und Italien durch ihre K­onfu- Fat3.Sekretäre repräsentier ; die übrigen Mächte sind undertreten geblieben, Bukaeet v­­­­’ «­­ £okal-Beitung. $Lokalustizen = zwei Feiertage und ein halber. Wir haben bereits unseren Tribut der Zodtenfeier am Allerseelentag im leitenden Artikel der legten Nummer gezollt, also wichtig mehr von dem vergilbten, auf der reifbedeckten Erde raschelnten Laube, von der ersterbenden Natur, dem verödeten Walde. Nein! Die Sonne feint hell, der Himmel spannt fein blauestes Zelt aus, das ist feine Witte­­rung, die All­seelentags-Stimmung erwecken könnte. Den Sonntag genog man noch voll Freude, weil man Montag sich nach Herzenslust ausruhen konnte, denn wenn wir mit allen Heiligen auf gutem Fuße stehen, dann werden wir von allen Seelen milde empfangen und konnten daher gestern Dienstag mit gebührender Pietät, aber auch mit voller Ergebung zu den Grabstätten unserer Theuren­wallfahrten, was hier massenhaft nach allen Fried­­höfen geschah, die im reichen Blumenschmude einem wieder erwachten‘renze glichen. Dazu schien Die Sonne so freundlich, als blidten alle Todten mit lächelndem Antlig vom Himmel hernieder.­­ In Zeiten, da jeder Augenblick und Verderben bringen kann, hält nur der Frohsinn uns aufrecht. Die ewigen Thränen und Klagen sind selbst sehen die schlimmste Krankheit. Der lang andauernde schöne Herbst will und den Abschied von den Freuden der Natur nur schwer machen, aber im Wechsel liegt ja da der schönste Reiz des Lebens. Da dag noch zur Allerseelentag- Stimmung die Leier des Poeten auch erklinge, bringen wir die von unserem biederen Heren Barden Gr­uber,aus Anlaß des Umzuges des evangelischen Friedhofes vom bisherigen Plage nach dem neuen, gedichteten Berie: Gemweihter Ort, wo uns’re Ahnen ruhen, Wir stehen scheidend Heut’ zum fetten Mal Ar­mander Gruft, an manchem Grabeshügel, Wo theure Lieben ruh'n in großer Zahl. Wie viele hat man hier in’s Grab ‚gesenket, Jahrhunderte hindurch zur ew’gen Ruh’! " Hier ruhen friedlich Generationen, Die Mutter Erde dedet Alle zu. So laffet­ung mit Ehrfurcht Abschied nehmen von diesem altehrwürd’gen Leichenfeld, Vergänglicheit ist ja das 2008 der Zeiten, Ein ew’ger Wechsel herrscht auf dieser Welt. So wird man auch nach kurzer Zeit entfernen von diesem Ort das modernde Gebein von Tausenden, die einst gelebt auch haben Wie wir­d und sich gefreut im ich’schen Gein. Bald öffnet sich ein neuer Todtengarte­t, Wo wir einst ruhen in dem fühlen Sand, Wer wird der Erste sein aus uns'rer Mitte Den man hinausführt an des Grabes Rand ? Das stellen wir anheim dem Weltenlenker, Er ruft uns, wenn der Feierabend naht, Das Kind, sowie den schwachen Greis am Stabe, Früh oder spät, nach seinem weisen Rath, Ihr Brüder, Schwestern hier in der Gemeinde, Laßt uns die neue Ruhestätte weih’n, Wo wir vereint nach kurzer Pilgerreife, Dort ruhen werden in der Gräber Reih'n. So möge Himmelsfriede diese Stätte Für kommende Geschlechter sanft ummeh'n, Die Hoffnung ruft uns zu am Grabesrande Es gibt für uns ein frohes Wiederseh'n! «... «re * Mutere Stadtrepräsentanz Hizli gestern Nachmittags 3 Uhr, unter V­erfig des Herren Bür­­germeisters Johann Lind eine Generalver­­sammlung ab. Als einziger Verhandlungs-Ge­­genstand war auf der Tagesordnung­­ der Bericht des Magistrates über die zur Unterbringung der städtis­chen Aemter auf eine Reihe von Jahren aufzuneh­­menden 2otalitäten, deren Miethzins und die son­ jtigen Hauptbedingnisse. Der Magistrat stellte den Antrag für die zu delogirenden Armter das Schwarkgsche Haus auf der Spitalbrücke gegen 5600 fl. Jahreszins auf jeh8 Jahre in Miete zu nehmen. Nach sehr langer und gegen den Schluß zu etwas gereiztem Tone sich verschärfender Debatte entschied ich Die Stimmenmehrheit für den Antrag Sr. Hochwürden des Herrn Abtes und Stadtpfarrers Andr. von Boda dahin, daß der ganze Ast noch einmal an den Magistrat mit der Weisung zurück­­geleitet werde, daß derselbe mit den Besigern des waglichen Kaufes, den Spies’schen Erben und der Witwe, Frau Franziska Schwaig, inneners die Verhandlung trete, um bei Miethnahme einer geringen Anzahl von Loyalitäten — u­rsprünglich waren deren TO beantragt — als einen gerin­­­geren Zins zu erzielen. Die Herren Repräsen­­tanten­­. Graf und Georg Dörfler meldeten ihr Separatvotum gegen die Art der Abstimmung und ihre Appellata an. * Die Friedhofweihe am neuen evangeliigen Gottesader fand Sonntag Vormittag programme­gemäß statt. Das günstige Wetter, welche das Meiste dazu beitrug, eine große Menschenmenge zu diesem feierlichen Akte heranzuziehen, hielt dich zum­­ Säluße an. Die P­edigt, welche Se. Ehrmwürden, Herr Pfarrer Zähras, in ungarischer Sprache hielt, war eine sehr gediegene, allein das gros ber Zuhörer war der Sprache nicht mächtig, weshalb ıh­m man die Nedeblürhe einging. Desto mehr war man auf den Weiheast gespannt, den der­­ ehr­­würdige Herr Pfarrer Brummer in indeutscher Sprache vollzog. Dieser Akt war gewiß ein alle Anmwesenden tief ergreifender und seine Herrlichen Worte haben figerlich einen unverwilhlten Eindruck auf alle Hörer hervorgebracht. Von behördlichen Vertretungen waren erschienen: Der Magistrat mit dem Herren Bürgermeister an der Spige, geistliche Herren­professoren des P. P. Benediktinerordens, Mitglieder der israelitifgen Gemeinde u. f. m. * Die Soiree de „K­odalmi &s müveszeti kör*, welche Sonntag im kleinen Kasinosaale statt­­fand, versammelte ein ebenso zahlreiches als din­­itiguirtes Publitum daselbst. Programmgemäß er­­öffnete Herr Prof. B. REcsey mit seinen geist­­vollen „Serial-Reflexionen“ die Vorträge. Hierauf evekutirten die Herren Kosjomw und Morvay Fragmente aus der „Wiriianerin“. Die 3. Nume­rer hatte Frau Krecsänyi mit gelungenen Gesangsvorträgen ausgefüllt und nachdem Herr Prof. Ujväri unter dem Titel „Moderne Welt“ seine neueste Satyre vorgelesen hatte, spielte Frau Krecsänyi auch einige Volkslieder am Cim­­bal. — Sämmtliche Vorträge sind alles Lobes werth und wurden vom aufmerssam Die on hiezu schrieb der Herr Theaterkapellmeister anna. folgenden Publitum in der auszeichnendsten Weile aftlamirt. * Das Reformationsfest, welches am vers floffenen Sonntag von den hiesigen ev. Theologen im Lyzealsaale arrangirt wurde, kann als würdige Feier der jungen Glaubend-V­erfechter verzeichnet werden. Die rothortigen Vorträge legten beredtes Zeugniß über die Begeisterung ab, mit welcher die Studirenden an der Sache hängen, während die Chor- und Musiknummern jede passend gewählt er dienen und nit minder anerkennenswerth exelus tert wurden. * Ein neues Stük. Hr Prof. Ujvari hat unter dem Titel „Oh Oszkär !“ ein Scribe’­­sches französisches Lustspiel in ein ungarisches Volksftück mit Gesang umgearbeitet, welches näch­­sten Samstag zur Aufführung gelangen sol. B 3 al a la ug 2 a re­rt­. a TEN TR I et! PaREr en N ne GE

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