Oedenburger Zeitung, 1890. August (Jahrgang 23, nr. 176-200)

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dem Vergleiche anschließen und denselben unter­­schreiben wolle.«sz . Der Notar bedeutete ihm,daß seine Unter­­schrift,da er kein Erbe sei,ganz überflüssig ist,, aber Franz Strumpf beharrte auf seinem Willen und«daß diese·überflüssige Unterschrift ja keinen Schaden bringt, so gab er den Vergleich hervor und bezeichnete nach dem Strumpf die Stelle, wo­­hin er seine Unterschrift zu jegen habe. Aber Strümpf erfaßte den Vergleich, zerriß ihn in Stüde und eilte mit diesen Stüden unter Hinterlassung seine Hüte3 aus der Kanzlei, um jede Spur zu vernichten. In der Untersuchung leugnet Franz Strümpf das Geschehene beharrlich, sein Weib­vndeh ist ge­­ständig. Der kön. Gerichtshof qualifizirte diese Hand­­lung der Angeklagten nicht wie die Anklage lautet, als Urkundenfälsschung, Sondern als Diebstahl und verurtheilt die Strümpf’schen Eheleute jedes zu. 20 fl. Strafe, eventuell zwei Tagen Arrest, wo» gegen sowohl die Angeklagten, al auch die fen. Staatsanwaltschaft appelliren. LEHRER TERN­ee EI­E % » ERNANNT REN « TUNER . ..­­ Korrespondenz. Beim „A Rudolfsbrunnen.“. Ein Landschaftsbildchen von €. Marbadı. Denn wir zur Badesaison die oft überschwäng­­lichen, fast immer aber mit in Begeisterung für die fesselnden Reize landschaftlicher Schönheiten erglü­­henden Schilderungen berühmter Kurorte oder fashionabler Sommerfrischen seien, sollte un­ Deden­­burgern das Wort des Dichters einfallen: „Warum in die Ferne schweifen, liegt das Gute doch so nah’ !" Wie­ haben wir nicht wenige Schritte von unserer Behausung wogende Felder, üppige Triften, rau­­schende Wälder und inmitten­ der gesegneten Fluren ebenfall den Schmuch zierlicher Villen und trau­­licher Landhäuschen? In k­urzer Zeit erreichen wir den Neusiedler See mit seinem flaren, erfri­­schenden Spiegel, wo ed im Schlfe geheimnißvoll tausht und man, wenn des Abends Schleier sich langsam niederrenfen, das feine leise Glockengeläute einer heimischen „Bineta” zu hören vermeint, das in der Fristalm­en Fluth begraben liegt. Dort, an der in lauschiger Waldeinsamkeit sich unter hohen Bappelbäumen ausbreitenden „Zeihmühle“ nnden weiße Wasserrosen inmitten breiter Blätter lächelnd dem Schiffer zu, der im leichten Kahn sorglos dahingleitet und die leuchtenden Tropfen vom rhyth­­misch geführten Ruder wieder zurückträufeln sieht in das erquidende Element, aus dem er sie empor gehoben. Und zieht und Hingegen die für Viele unwiderstehliche Macht der Höhen an, so­­ bieten und der mächtig empor strebende „Burgstall”, die bequem zu erreichenden Aussichts-Glorietten auf dem „Streuberg“ oder der „Karlshöhe“ herrliche Zernfichten biß weit hinaus, wo die schneebedeckten Steticher ihr Silberhaupt in den blauen Aether tauchen und unter untern Füßen malerisch gelegene Häusergruppen zwischen stroßenden Fluren und den reichen Weingärten liegen, deren föstlicher Nebensaft wahrlich nicht den geringsten der Deden­­burger Vorzüge bildet. Wen jedoch beider körperliches Leiden an­­weiset an einem Gesundbrunnen Genesung zu suchen, für den sprudelt der heilsame Duell aus den Tiefen der regenspendenden Natur im nahen Wo­lf3, oder er erquidt ihn unter den N­iesentannen Sa­uer­­brunng, dort wo blühende Auen die reizendsten Villen umgeben, als hätte tändelnd ein Yeenkind sein Spielzeug hingestreut. Und selbst auf jener weiten mit kurzem Grad bewachsenen, baumlosen Weide zwischen Harlau und Deutsch-Kreuz quillt einer der reinsten, alkairischen Säuerlinge aus der „Rudolfsgquelle“, welcher vorzüglich kohlensaurede Natron enthält, und für viele Heil­bedürftige geradezu wunderwirkende Kräfte entfaltet, indem er die Nerven stärkt und die Neubildung von Säuren im Magen verhindert. Für Gesunde liefert es eines der unwohlschmedendsten Getränke, da es sich namentlich mit den hier heimischen Kali­­meinen ganz ausgezeichnet verbindet und daher als stark mousfirendes Genußmittel nicht biot erfrischend, sondern namentlich­ als gesundheitsfördernd wirkt und somit nicht nur in unserer Gegend, sondern weit und breit gerannt und geschoßt wird. So ist namentlich Wien ein starrer Konsument und hat dort das Deutsch-Kreuzer nur einen Ri­­valen, das weltberühmte Gießhübler Sauer­­w­asser. In Rapupur wird es wenig Familien­­tische geben, auf denen nicht täglich die grünlichen Deutsch-Kreuzer Flaschen einen Ohrenplag einneh­­men und in der Landeshauptstadt sind mehrere Depots zum Bezuge dieses labenden Säuerlings etablirt. Fährt man von hier über den sanft auf­­steigenden Potschyberg, dessen Höhe man nach einer etwa einviertelstündigen Yahut gewonnen hat gegen Harkau, so hat man den mächtigen Eichenwald zur Rechten und vor sich den mit gelben und blauen Heideblümchen durchwirkten grünen Teppich einer weitgedehnten Hutweide, wo fast immer Hierden breitgestirnter Rinder­grafen und sanfte Kühe mit müde glegenden Augen den vorüberrollenden Wagen nachbilden. Nach einer Weile kommt man an einem hohen Kreuz vorüber, das von einer Lichtung zwischen der Lisiere des Waldes empor ragt als trauriges Wahrzeichen eines hier eingetretenen furchtbaren Ereignisses. In der That liegen da zahlreiche Kroaten begraben, die ein Opfer eiserner Berufs­­pflicht. Hier im Kampfe gegen die Oedenburger Honveds fielen, welche mit theilgenommen haben an dem glorreichen Befreiungskriege ., der­ ungarischen Nation im denkwürdigen Jahre 1848. Bald grüßt uns der schlanke Thurm des evangelischen Gotteshauses von Harkau, diesen rechts raffend, raffeln wir durch das äußerst sauber gehaltene Dorf, das etwa 1200 Seelen beherbergt und wo sehr emsig, verständig und friedfertig wohnender Ader- und Weinbau betrieben wird. Iinf3 fesselt uns ein geschmadvolles, stattliches Bau­­werk, das neue evangelische Schulhaus. In etwa dreiviertel Stunden nach unserer Ausfahrt vom Hause halten wir an einem weiß­­getünchten, sich indeß nicht sehr geräumig, wenn auch recht hübsch präsentirenden Gebäude und große Buchstaben über dem Eingangsthore belehren und, daß hier der „R­udolfabrunnen“ sei. Er liegt mitten in einem üppigen Wiesengrunde und ist Eigent­um der Gemeinde Deutsch-Kreuz, von dieser gleich weit, wie von Harkau entfernt. Der gegenwärtige Pächter, Herr Eduard Lang­­felder, Chef einer großen Exportfirma in Wien, hat außerordentlich viel für die rationelle Verwal­­tung und Ausbeutung dieser Quelle gethan. Er hat das Schöne Brunnenhang an Stelle eines Erd­­loches gebaut, woraus früher das Sauerwasser in Steintrügen geschöpft und daher nicht­ weniger als rein in den Handel kam. Jet herrscht dort die gewissenhafteste Sauberkeit; die Flaschen werden, ehe sie vermittelst eines Pumpwertes gefüllt wer­­den, in verschiedenen Behältern dreimal auf das sorgfältigste gereinigt, beziehu­ngsweise geschweift ; dann erst erfolgt die Füllung, sobald der dortige rührige Herr Verwalter Trexler, der täglich von 4 Uhr Morgens bis Abends 8 Uhr die Arbeiter auf das Pünktlichste überwacht, sich durch das Auge und den Geruch von der tadellosesten Reinlichkeit der Flasche überzeugt hat. Leere Flaschen, die der Anstalt von ihren Kundschaften gegen volle zurück­­gebracht werden, unterliegen einer sorgsamen Unter­­suchung. Hätten sie etwa fettige, oder starf riechende Substanzen enthalten, so werden sie sofort in Scherben geschlagen. Wir sahen einen recht an­­sehnlich Hohen Berg solcher Flaschentrümmer Hart an dem Gärtchen, worin der genannte, gegen Be­­sucher äußerst freundlich die Führerschaft über­­nehmende Verwalter etwas Gemüse für seinen Hausbedarf, Obst und Blumen zieht. Die Verkorkung der frisch gefüllten Flaschen geschieht mittelst eines sinnreichen Apparates, der rasch, jider und Luftdicht den Stapel in die Flasche treibt, dann werden sie mit Staniol vertapfelt. Zur Erhöhung des Kohlensäure-Gehaltes beim so­­genannten „Doppel-Sauerwasser“ dient eine genial fonstruirte amerikanisc­he Maschine, die vom Herrn Pächter direkt aus New­ Morf um den Kauf­­preis von 7000 fl. bestellt und zur „Rudolfs­­quelle“ geschafft wurde. Wir bemerkten vorher, daß das Gebäude über dem „Rudolfsbrunnen“ nur mäßig groß sei. Erstaunlicher Weise enthält es aber dennoch außer dem geräumigen Fillhaus, dem weiten Maschinen­­raum, wo auch die Flaschenreinigungs-Sufen sich befinden, eine äußerst schmude Verwalter­wohnung (drei Zimmer und Küche), welche eine Muster­­wirthsschaft, bezüglich der subtilsten Sauberkeit und solidem Komfort, darstellen , sowie endlich eine ebenfalls sehr rein gehaltene Magazineurs-Wohnung und eine Kisten-Erzeugungs-Werkstätte. Hühnerhof und vorbereiter Garten vervollständigen das trau­­liche, gemüthliche Heimmiejen des Verwalters, der und in liebenswürdigster Weise, mit seiner unge­­mein zuvorkommenden, hübschen Hausfrau die Honneurd machte. Auch hat derselbe einen neuen Sauerbrunnen auf der Wiese, nächst seinem Garten entdeckt und dessen Duelle auf etwa sechs Schuh Tiefe sauber ausmauern lassen. Wir versuchten auch von diesem Wasser und es mundete uns eben so höstlich, wie das beim „Rudolfsbrunnen“. Einkommens bewirkte. Außerdem hat das intensive Wirken der Tabafsgefälle-Direktion auch einige Industriezweige gehoben und einige neu geschaffen, wodurch es möglich wurde, dem Lande Ausgaben von mehreren 100.000 fl. zu ersparen, indem einige in diesem Fach einschlagende ausländische Industrie­­erzeugnisse nicht mehr getauft werden müssen. In den vier Jahren 1886—1889 betrug die Tabak­­einlösung 327,591, — 466,611, — 452,401, — 523,416 Meterzentner. Der Durchschnittsertrag per Joch betrug in derselben Periode 359, respertive 500, dann 517 und 648 Kilogramm; der Brutto­­ertrag per Joch belief sich in den erwähnten vier Jahren auf 64, respertive 87, dann 89 und 113 fl., doch wird bemerkt, daß in 116 Gemeinden der Geldertrag per­ Joch im Durchschnitt mehr als 150 fl. betrug. Ausgezahlt wurden an die Produzenten 5.969,195, respektive 8.350,760, dann 7.993,438 und 9.338,499 fl. Die Bruttoein­­nahme des Staates aus dem Tabakgefälle be­­trug 32.591,837, respektive 34.488,003, dann 84.250,824 und 36.106,519 fl., das Reiner­­trägniß betrug 19.173,550, respektive 23.689,543, dann 24.542,433 und 25.116,100 fl. — Für 1890 ist der Bruttoertrag mit 37 Millionen präli­­minirt und da das Jahr 1888 im ersten Seme­­ter 16.654,000 fl., das Jahr 1889 ebenfalls im ersten Semester 17.656,000 fl. ergeben hatte, heuer aber im ersten Halbjahr 18.292.000 fl. eingetroffen sind, so ist die Gewißheit geboten, daß das heurige faktische Resul­­tat des ganzen Jahres nicht Hinter dem Voranschlage zurückleiben wird. x W Ungarische Waffenfabrik. Die unga­­rische Waffenfabrik Hat nunmehr, wie gemeldet wird, das Honvedministerium davon verständigt, daß sie bei den in ihrer Werkstätte erzeugten Waffen alle jene Renderungen vorgenommen hat, welche die Prüfungskommission im Arsenal als unerläßst bezeichnete. Unter Einem stellte sie an die Regie­­rung das Ansuchen, dieselbe möge die in Nede stehende Militärkommission mit der Mislion be­­trauen, die verbesserten Nepeth­gewehre einer neuer­­s­en Prüfung zu unterziehen, damit sie sobald als möglich in die Lage komme, mit der ihr reser­­virten Lieferung von 75.000 Ge­wehren für die Honvedtruppen zu beginnen. Volkswirtschaftliche Rettung.­ ­ Die ungarische Tabakerzeugung ist in­folge der praktiichen Manipulation in fortwähren­­dem Steigen begriffen, was natürlich auch gleich­­zeitig die stufenweise Steigerung der darauf erzielten Engelwenigkeiten. + SHefdfsmord. Die 19jährige Tochter eines der angesehensten Mitbürger von LiptoSzt.­­MikLloos, des Heren Mathiad Kostom­dy, hat am 27. d. Abends während des zu Ehren des neuen Obergespans veranstalteten Fackelzuges mit einem Rafi­meister ihrem eben ein Ende gemacht. Das Motiv ist unbekannt.­­ Aus­furht vor der Strafe. Der Post­­erpeditor von Tapolcza, Josef Loidl, hat sich in einem Felsspalt de­s Lobanczberges (in der Nähe des Plattenfeed) erschoffen Er hatte seinem in Binktafeld wohnhaften Bruder seine Absicht brieflich mittgetheilt und bezeichnete in dem Briefe genau den Ort, wo er den Selbstmord begehen werde. Die von Loidl in Tapolcza ver­­waltete Bottwaffe war in Ordnung. In Devecser Hingegen, wo Loidl früher bedienstet war, wurde ein Abgang von 304 fl. im der Waffe entdeckt.­­ Ein irrsinniger Schauspieler. Schau­­spieler Franz Czernits, ehedem Mitglied des Wiedner Theaters, sowie des Brinnner und Inns­­brucker Stadttheaters, wo er auch einmal Direktor war, wurde in Ostende plöglich vom SIrrsinne befallen und mußte im tobsüchtigen Zustande in eine Heilanstalt gebracht werden. + Zagdglük. Aus Bad Beldes (Krain) wird geschrieben: In dem Jagdgebiete des Bürger­­meisters ® und Hotelbefigerd Mallner in Beldes er­­legte am helllichten Tage Herr Baron Born aus Wien einen Uhu von 1’­, Meter Flugmweite. + HAnredlide Schabfinder. Aus Budapest wird gemeldet: Hier verlautet, daß beim Baue der Dofener Hofburg eine Anzahl von Arbeitern einen Kelch mit sehr seltenen Goldmünzen aus der Trür­­fenzeit gefunden habe. Die Finder hätten jedoch mit dem Scage das Weite gesucht und werden rebr von den Behörden verfolgt. Bei einem Xröpdler wurden bereits 25—30 Stüd seltener Goldmünzen, die offenbar von diesem Funde herrühren, be­­schlagnahmt. + Brennender Eisenbahnzug. Ein Wag­­gon jenes Eisenbahnzuges, welcher am 29. Juli um 5 Uhr Früh aus Efsegg abgelassen wurde, geriet­ in der Nähe von Baranyavar in Brand. Aus dem Rauchfange der Lokomotive flogen die Zinsen vom Winde getrieben, in die auf dem Dache des Waggons befindliche Nische und Hiedurch fing erst diese Holz­­nische und dann das Dach des Waggons Feuer, welches sich so rasch verbreitete, daß in einigen Minuten auch das Innere des Waggons, wo mehrere Damen und ein Herr fi befanden, in Brand “

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