Oedenburger Zeitung, 1899. März (Jahrgang 32, nr. 49-74)
1899-03-01 / nr. 49
gr | Br " Yreis:6.,sel’ker. Pramsmerthuspeetse Für Loco: Ganzjährig 20 Kr., Helbjährig 10 Kr., Bierteljährig 5 fr, Monatlich 1 Kr. 70 Sl. Zür Auswärte: Ganzjährig 25 Kr., Halbjährig u Kr 50 Hl., BVierteljährig 6 Kr 25 Sl., Monatlich 2 Kr. 20 Hl. Mittwoch,1.März 1899. Adminiftration und Verlag: Buhdrakerei Mlfred Nomivalter, Grahenrunde 121, Nr.49.« edenburgerZetkung YocrttfchesEagöcait —- Telefon Ar. 25. Yretssesbelleh Snierate nach Tarif. Derselbe wird auf Wunsch überallpin gratis und franco versendet, Annoncenaufträge, Abonnements und Insertiond: Gesbühren sind an die Administration (Grabenrunde 121) einzusenden. Vermittlung durch alle Annoncen-Bureaus. All right! Dedenburg, 28. Februar. Ebenso wie in England bei dem dort häufig laut werdenden Rufe: All right!, derselbe möge aus welcher Veranlassung ertönen, tiefe Beruhigung in die Gemüter zieht, denn nun weiß man, daß E Alles in bester Ordnung ist, ebenso erweckt er in ganz Ungarn lebhafte DBe FFfriedigung, daß die gestrigen allerhöchsten Enthebungs- und Ernennungsbetrete gleichsam daß Alright! zu der veränderten Rage der Dinge im ungarischen Staat$= leben ausgesprochen haben. Aber das All rieht! des Briten be= deutet bekanntlich nicht blos Die zustande genommene Nichtigkeit und Ordnungsmäßigkeit eines gewissen Zustandes, e3 zeigt zugleich an, daß es nun „los gehen“ künne. ® „All right“ heißt es, wenn ein Schiff den ‚ Anfer ‘gelichtet hat, um in See zu stechen; > All right, wenn die Fahne des Starters 2 gefallen ist, als Zeichen, daß die Nenntpferde ihren Lauf nach dem Biele beginnen; und „All right“ auch dann, wenn alle Zweifel über den wirklich errungenen Sieg beseitigt, sind. All right ruft der Zugführer, sobald sich der gebremste Eijern wieder in Bewegung fegen soll und so erscheint uns auch die vermögene Kompromisses und der darauf gefolgten neuen Kabinetsbildung nunmehr wieder in Schwung gekommene parlamentarische 5. Thätigkeit in jedem Sinne: All right! Wir können — um unser Sleichnis vollständig zu erschöpfen — annehmen. Da nun ein günstiger Wind die Segel iieres Staatsschiffes bläht und der Anfer Mit der Ernennung des neuen Ministeriventen gelichtet ist, um Auftig und er Hoffnungen voll, auszulaufen. m Wir stehen vor dem Steeple-chasen der liberal gesinnten Parlamentarier, die nun gewiß alle Anstrengungen machen werden, um je eher das Ziel, nämlich den Ausgleich mit Oesterreich, auf eine für unser Baterland ersprießliche Weise zu ringen. Morgen fällt die Fahne des Starter, d. i. in unserem Falle die Begrüßungsrede des Abgeordnetenhauspräsidenten, womit er im Namen des Hauses die neuen Minister bewillkommmen wird. BA right! Und von morgen Mittwoch ab geht wieder die fruchtbare Arbeit en train. Dabei, als Zotomotivführer, der Batriotistus, die Herrschaft des Gedankens über die Leidenschaft übernehmen und Dafür ‚sorgen wird, daß die allgemeinen Interessen des P Vaterlandes über alle Parteitendenzen und persönlichen Aspirationen hinweg, wie ‚einen über Wildbäche und Klüfte, rieht! Wenn die neue Epoche unserer Regierungsthätigkeit aber vollends damit eingeleitet wird, daß die Diffirenten im’ die liberale Barter zurückehren und die leitenden Männer dieser Gruppe sich mit ihrem Talente und dem Gewichte ihrer Persönlichkeiten in den Dienst der vom Ministerpräsidenten vertretenen Sdeen stellen, so ist die große persönliche Garantie, die Bahn frei finden sollen. All ‚ welche Herr.v. Szoll für die glückliche Gestaltung unseres öffenlichen Lebens darbietet, noch verstärkt, und dan wird wohl bald auch die Nationalpartei durch die weit geöffneten Thore in das liberale Lager einziehen, mnad nach den Mittheilungen der ihr nahe stehenden Blätter sogar noch im Laufe dieser Woche ges ichehen soll. Ob dies korporativ geschehen werde, oder ob die Mitglieder derselben nur einzeln und nacheinander eintreten werden, darüber weiß uns unser Gewährsmann in Budapest noch seine detaillirte Auskunft zu geben, daß sich aber das sensationelle Ereigniß vollziehen wird, unterliegt seinem Zweifel. All right! Dagegen ist natürlich der Eintritt von Mitgliedern der Bolfspartei ausgeschlossen. Ministerpräsident Koloman Szeffl theilte gestern im liberalen Klub mit, daß der größte Theil der Mitglieder der Nationalpartei ji) an die Liberale Majorität aus dem Grunde anzuschließen vorhat, weil das eigene Programm nunmehr mit dem derliberalen Partei vollkommen identisch sei. Ministerpräsident Szell machte dann die Eröffnung, daß Koloman Tipa von Dieter Mbsicht der Nationalpartei unterrichtet sei und dagegen seinerlei Einwendung erhoben habe. Bezeichnend dafür ist eine Bemerkung Koloman Tipa’s er sagte: „Es ist ja nur sechs bis sieben Jahre her, daß die Konferenzen ohne jede Debatte verliefen. Ihr werdet Euch erinnern, daß dem früher nicht so gewesen. &s gab ja D Verhandlungsgegenstände, über die sie auch eine zweiwöchentliche Debatte entspann. Und es wurde dann gerade wie in offener Sigung jene Modifikation als Warteibeschluß erklärt, für welche die Mehrheit gestimmt hatte. In Zukunft dürfte sich dies wieder derart gestalten. Koloman Szell wies darauf hin, außer oft Madaraf er selbst nur das einzige Mitglied des Parlaments sei, welches seit Wiederbeginn der verfassungsmäßigen Wert auf demselben Plage ausgeharrt. Von ihm, der mit der Muttermilch die Ideen Deaf’s eingejogen, dürfte man nichts Anderes erwarten, als daß er im liberalen Geiste regieren werde. Er werde au me fi dem Einflusse Einzelmer unterwerfen, denn für ihn werde es nur eine Autorität geben, der universelle Wille der Bartei Wer riefe da nicht aus vollem Herzen: All right?! E.M. _ Beh.-Ung. Monarchie. OD. Seine Majestät der König hat gestern Vormittag, um 10 Uhr vor dem Beginn der allgemeinen Audienzen den neuernannten griechisch- orientalischen Erzbischof und Metropoliten von Hermannstadt, Johann Metiamu beeidigt. Bei diesem feierlichen Akte intervenirten der küniglich ungarische Bannerherr und Oberst-Thürhüter Graf Bánffy und der Kultusminister Wlassics. Die Eidesformel verlas Ministerialrats Gadv. Bertely. Bon den Honveds. Seine Majestät hat den Honved-Obersten Koloman Bir 6 über eigenes Ansuchen in den Raubhestand verseßt, gleichfalls pensionirt wurde der Oberst- Lieutenant Julius Bodluzsäanyi mit dem Charakter eines Titular-Obersten und Der Major Dar BPachner vom 4. See. Regimente. D Oberstlieutenant Sojef djch wurde zum Kommandanten des 3 Honet- Husaren-Regimentes ernannt. >) Veignationen S Koloman v. SzcM’s. Aus Budapest wird uns gemeldet: Ministerpräsident Koloman vd. Szc LI hat auf seine Stelle als Präsident und Direktionsmitglied der Ungarischen Hypothetenbant und der Ungarischen ESfompteund Vechslerbant verzichtet. Wie verlautet, werden die beiden Institute die Stellen der zurücktretenden Präsidenten, respektive Direktoren demnächst belegen, und sind der Generaldirektor der Hypothetenbanf Ferdinand Bed Madras zum Präsidenten, Direktor Dr. Peter Matussa aber zum Vizepräsidenten des Institutes in Aussicht genommen. OD Wiedereröffnung des Weichskages. Das Abgeordnetenhaus Mitt — wie bereits gemeldet — morgen Mittwoch um 10 Uhr Vormittag zusammen. Das Magnatenhaus ist für 1 Uhr Mittags zu einer Lisung einberufen. Allenthalben wird diesen Lisungen, zu welcher alle Starten bereits vergriffen sind, mit größtem Interesse entgegengesehen. Nach Verlesung des Protokoll und der Petitionen werden die Minister den Saal betreten und das Ernennungsdekret wird vom Alterspräsidenten zur Verlesung gebracht werden. Nach der Programmrede des Ministerpräsidenten werden die einzelnen Parteiführer das Wort ergreifen. Der Nede Apponyis wird mit besonderer Spannung entgegengesehen, weil man meint, daß sie einen Bajtus bezüglich des Eintrittes der Nationalpartei in die liberale Partei entbhbalten werde. Heute schon wird mit Bestimmtheit behauptet, daß von der Nationalpartei Die Abgeordneten Graf Apponyi, Hovan Bey und Hodossy mit ihrer engeren Gefolgschaft in’3 Liberale Lager gehen über. Hodosjy soll in einem späteren nun das Justizportefeuille übernehmen. . MMOIWEHTMELMJLUs s- s-« EEE Na ER _ x hen