Oedenburger Zeitung, 1899. November (Jahrgang 32, nr. 251-275)
1899-11-01 / nr. 251
- -- i..-s- a BER a | .% ki».— 00 . 1 ° ; Nov em ayı y hr .. " - di x.·Laus SEEEN LISTEN, fl » «. ..·--" DT METER , der sich heuer zum ersten Male an die Spibe eines Bühnenkörpers gestellt sieht, noch nicht jene Erfahrung sich erworben haben kann, über die ein langjähriger routinirter Theaterdirektor verfügt, veranlaßte die Kommission, ‚von einer strengen Kritik abzusehen und jenen eneffektevoen Maß ab anzulegen, auf den sie die besonderen Verhältnisse der diesjährigen Saison hinweisen. .Immerhin verdient volle Anerkennung das unbestrittene eifrige Kind die große finanzielle Opferwilligkeit essen Direktors, nur hat er sich seinem Standpunkte durch allzu weit gegangene Verheißungen bei Antritt der Direktion selbst erschwert,indem er sehr hochgespannte Erwartungen wachrief,die er nur theilweise zu verwirklichen vermag.Uneingeschränktes Lob gebührt ihm nur in Bezug auf wahrhaft glänzende,geschmackvolle und reiche Kostüme,auf die Ausstattungen übershaupt,aber insbesondere der Saloninterieursind auf die wirksame,wenn auch bisweilen zu grelle Anwendung schöner Lichteffekte.Bei aller Würdigung dieser Vorzüge kann aber die Kommission doch nicht umhin,insbesondere die Dürftigkeit des bisherigen Repertoires ernstlich zu bemängeln. Seit Eröffnung der Vorstellungen wurden an 28 Abenden im Ganzen blog 12 Stücke gegeben; die anderen Abende füllten Nepriten aus, darunter fünfmal der Schwanz „Im weißen Röß’l“ und je dreimal die Operetten: „Der Opernball“ und „Fledermaus“. Dabei wartet auch viel zu wenig Nacsicht auf Abwechslung für die Abonnenten der „geraden“ und „ungeraden“ Tage, Odergestalt, daß beispielsweise das „weiße Röß’l" zweimal hintereinander auf die eine Hälfte der Abonnenten entfiel. Diese oftmaligen Wiederholungen wären unbedingt zu vermeiden und auch dafür wäre Sorge zu tragen, daß nicht bies, wie bisher, Deutsche Autoren, sondern auch die renommirten Berfasser beliebter französischer Lustspiele und Konversationsstück, wie Dumas, Sardou, Augier 2c, zum Worte kommen. Die klassischen Bühnenschöpfungen mehrerer Geistesheroen wurden bislang leider gänzlich übergangen und dadurch vom eigentlichen Kulturzweck, den das Theater als Bildungsstätte zu erfüllen Hat, bedauerlicher Weise Umgang genommen C$ müßte Dieses Versäumniß je eher gut gemacht werden, denn die etwaige Ausflucht, daß der zu erwartende Kassenerfolg die Mühen des nothnothwendigen sorgfältigeren Einstudirens vielleicht nicht ertsprechend lohnen würde, ist “ entschieden hinfällig. Dagegen sei mit voller Befriedigung konstatirt, daß Direktor Rust die Spieloper liebevoll pflegt, allein es wäre erwünscht, daß auch dem Hiesigen Publikum minder bekannte, gute ältere Mufik Werke ins Repertoire aufgenommen würden. Die Operette endlich, die im Allgemeinen gut bestellt ist, leidet nur an dem Mangel einer tüchtigen Soubrette und bei diesem Anlalle sei auch des Chores gedacht, der in Bezug auf weibliche Stimmkräfte bedeutend hinter dem Männerchor zurückeht ; das Engagement einer tüchtigen führenden Stimme im Damenchor sollte je eher bewirkt werden. Ueber die Leistungen des Personales ließ siecie Kommission schon aus dem Grunde nicht in gründliche Details ein, weil die heuer so ungewöhnlich große Anzahl der Mitglieder eine viel zu uweitläufige Ausführung erfordern würde. Ueberhaupt steht die quantitative Beschaffenheit des Ensembles weit über unseren Ansprüchen, wogegen die qualitative in mancher Hinsicht hinter derselben zurück bleibt. So vermissen wir eine gute erste sentimentale Liebhaberin. Frl. Hahn — so begabt dieselbe auch unbestritten im Konversationsfache oft — vermag ung wegen der allzu plastischen Rundung ihrer Formen, sentimental veranlagte, zarte, sinnige rauengestalten nicht glaubwürdig zu verfürpern. Die anderen jungen Damen, mit Ausnahme des in ihrem (naiven) Fache ganz ausgezeichneten el. Minndhen Bilma, sind für große Parthien, im Mittelpunkt der Handlung noch nicht reif. &3 fehlt ung ferner Heldenspieler und erster Liebhaber. Herr Albin ist mehr für gejeßtes Fach,Herr Wallisch nur für ganz jugendliche Helden prädistinirt.Auch das eigentliche Charakterfach—wir haben das seriöse im Auge-im komischen und volksthümlichen wirkt Herr Pauser ganz vortrefflich, — ist unbejegt. Ganz unzulänglich bemerkte ein Kommissionsmitglied. — ist der Bonvivant, Herr Sándory, der weder deutlich sprechen, noch passende Masken machen kann und sich niemals in den Geist der Nolle psychologisch richtig zu vertiefen vermag. Und so wäre noch manche Lüce auszufüllen, wogegen bei den Kräften zweiten Ranges immerhin Reduktionen eintreten künnten. Das lautere, deutlichere, schärfer artifulirte Sprechen wäre jedoch den meisten Darstellern dieser Saison anzuempfehlen. In der Oper und Operette sind die ersten männlichen Fächer durch den Tenoristen Direktor Nuft, Baristen Nobiczef und Baritonisten Uhrich stimmlich vollkommen zufriedenstellend repräsentirt. ALS Primadonna ist Frau Engländer geradezu brillant, aber der Mangel einer ihr annähernd künstlerisch ebenbürtigen zweiten Sängerin macht sich sehr fühlbar. Gegen das Orchester, das unter der vorzüglichen Leitung des Herrn Kapellmeisters Boelz erakt wirkt, würde gar seine Einwendung erhoben und (oben) anerkannt, daß auch die Zwischenarts- Mufii meist jede Verdienstliches leistet. Nur wären die große technische Fertigkeit verlangenden Soli zu vermeiden, weil diese eine achtungsvollere Aufmerksamket und Nahe Seitens des Publikums verlangen und dasselbe in den Zwischenakten gleichsam ein Nespiro wünscht, um der Konversation pflegen zu können. Auch sind die Zwischenakte meistens zu lang und wären möglichst zu verkürzen. Schließlich beantragte Dr. Duravits, daß die Sihungsprotokolle in ungarischer Sprache geführt werden, welchen Antrag Oberstadthauptmann Dr. Nessel sehr lebhaft unterstüßt. Mit Hinweis aber, dad in der ungarischen Theatersaison dies selbstverständlich ohnedem gekhiegt und betreffs eines deutschen Bühnenkörpers der bisherige, seit mehr als 20 Jahren bestehende Modus sich als zivelmäßig erweist, beschloß nach einer erregten, längeren pro- und contra-Debatte die Majorität der Kommission die Beibehaltung des seitherigen Gebrauches. Um 7 Uhr schloß der Präses die Sigung Engelbericht aus Öcedenburg und Wiesungarn, Zagenkalender, Mittwoch 1. November. Katholiten : Allerheiligen. — Protestanten: Allerheiligen. — Griechen: 0. Artemius. — Kiraeliten * 28, — Donnerstag 2. November. Katholiten: Allerseelin 3 ° — Brot stanten: Allerseelen. — Griechen: 21. Hilarion. — Israeliten : 29, * Militärisches. Mit 1. November wurden ernannt: Oberstlieutenant Merander v. Seczujac des bosnischen Jur.-Ngt3 Nr. 2 zum Oberstrittmeister Ferdinand Graf Bisfingen von Nippenburg de 9. Hußaren Ngts zum Major, Hauptmann 11. Staffe Desideriug Farkas de 48, Viktor Betrides 76 und Karl Fischer des 76. Fui-Ngts: zum Hauptmann I. Klasse. Lieutenant Oskar Schönfeld des 48., Konrad vd. Laundsfy des %6, Friedrich Rotter des 48. Yuf.-Ngts zu Oberlieutenants. Skadettoffiziers - Stellvertreter Franz Niemeth des 31. Nikolaus Kovacsevics des 48. Koloman Hoffer des 102., Franz vd. Shhuppanzigh des 76., Richard v. Dovoracef des 48., Sigmund vd. Udvardy des 76., Karl vd. Kelemen des 48. Inf.-Negts zu Lieutenant. Oberlieutenant Hdenlo Kreugbrud v. Lilienfels des 9. Hußaren-Ngts zum Nittmeister IL Blasje. Oberlieutenant Marmilian Müller des Div.-Art.-NRgts Nr. 13 zum Hauptmann I. Klasse beim Div.-Art.-Ngt. Nr. 3. Kadettoffiziers-Stellvertreter R. Kutschera des Div-Art.-Ngts Nr. 13 zum Lieutenant. — Dem Heren Majoren Ferdinand Grafen Bisfingen v. Nippenburg des 9. Hußaren-RgtS wurde das Militär-Verdienstkreuz verliehen. Hauptmann Zosef Nemeczek de Generalstabes wurde zur Truppendienstleistung beim Inf.-Rgt. Nr. 76 eingetheilt. Hauptmann Adolf Duras vom Div.-Art.-Ngt. Nr. 13 zu jenem Nr. 32, Oberlieutenant Rudolf Lenz vom 48. zum 42. Karl 2erch vom 76. zum 44. and Lieutenant Josef Terzer vom 76. zum 73. Inf.-NRgt. tranzferirt. Weiters wurden tranzferirt: Militär- Verpflegsoffizial II. Klasse Ernst Fograjcher der Dedenburger und Frofef Grulich des Cattarver Militär - Verpflegs - Magazins gegenseitig. Bei der Honded wurde Hauptmann Michael Egernak zum Hauptmann I. Klafe befördert. s Reformationsfeien Am hiesigenev Lyzeum fand heute Vormittag eine Reformationsfeier statt Dieselbe wurde vom Religionsprofessor Ludwig Hetvényi mit einem warmen Gebet eröffnet,worauf Prof.Wilhelm Jauß die Bedeutung der Reformation,inssbesondere in Bezug auf die Schule,der Theologe Samuel Németh in einer gediegenen Vorlesung die Wirkung der Reformation auf die Entfaltung des nationalen Geistes erörterte. Sodann deflamirte der Theologe Bela Horvath ein schönes Gelegenheitsgedicht. Nach einer Deklamation des Aladär Rab wurden vom Präparandierchor drei Chöre mit Präzision und Verve zur Geltung gebracht. Der Feier wohnten dr Professorenkörper, die studirende Jugend und zahlreiche Säfte, darunter viele Damen bei. Aus Kirchenkreisen. Der Kaplan Michael Mersch wurde zum Administrator in Nyulas, Anton Stvarenina nach Purbach disponirt, der Sasonyer Zisterzienser- Administrator Ladislaus Rutrich nach Bardifalu, der Bätfalder Administrator Bela Winkler nach Sisony transferiert, zum Pätfalder Administrator Alois Reisinger ernannt. * Menes Notariat. Die Repräsentanz der Gemeinde Doborjan bescheß am 25. d. M. in einer außerordentlichen Generalversammlung aus dem Neckenmarkter Kreie auszutreten und sich dem Locenhauser Kreise anzuschließen. Der Beschluß wird in der nächsten Generalversammlung des Komitats Munizipal- Ausschusses zur Verhandlung gelangen. VYngarische Küchengärtnerei.Wirbel richteten seinerzeit,daß sich einige bulgarische FT Gärtner beim Bürgermeisteramte nach für« Zwecke der Küchengärtnerei geeigneten Gründen»H.s erkundigten.Auf Grund der erhaltenen Aufklärungen haben nun dieselben dem Magistrateein Gesuch um die pachtweise Ueberlassung von 14 Joch außerhalb der Schlachtbrücke zwischen der Landstraße und dem Bace gelegener zls Gründe der Furthwiese eingebracht und bil per Joch angeboten.Die Petenten sind die in Miskolcz ansäßigen Gärtner Nikolaus Radio. und Georg Dimitrovics. * Die Affaire eines Nealschülers. Untern Lesern ist die „Affaire“ des Nealschülers Ma Steiner bekannt und hat nun der Unterrichtsminister die Entscheidung gefällt. Laut herabgelangtem Ministerialbescheide wurde Steiner aus der Oedenburger Realschule ausgeschlossen. "ssonzert xkiraiskn Wie uns mitgetheilt« wird,unterbleibt vorläufig das für Freitag« avisirte Konzert des Violinvirtuosen Professor« Béla Király Derselbe wird vorerst in Buda"»z« pestkonzertiren und kommt dann zu mehri«ka tägigen Aufenthalte nach Oedenburg,um seiner Freunde zu besuchen und dann das ursprünglich geplante Konzert zu veranstalten.«:« VEinkadnng Das ExekutivsKomitåTers"T:. sucht hiemit alle Kaufleute und Gemischt.....s waarenhändler,welche sich mit dem Ausschanke geistiger Getränke befassen,morgen.. Mittwoch,dem Novemberl.J.,Vormittags« V,11 Uhr,im Saale des Hotels»zurwei»ßen»F» Rose«im eigenen Interesse zuversichtlicher ist scheinen zu wollen.In Anbetracht der WichtigskYkeit des Sitzungs-Programmes wäre dasts, scheinen sämmtlicher Kaufleute ohne Unterschiede der Branche wünschenswerth. «Stadtreguliirung Bekanntlich sind die« Pläne der Regulirung der Stadt Oedenburg» derzeit beim Budapester Ingenieurstundeausmeisterverein im Zuge. Nachdem sich nun im Laufe der Arbeiten die Nothwendigkeit eine Sofalaugenscheines ergab, entsondern es den Architekten Professor Anton Ba 6 © BETTU TEN « « : su we. + .: fi;