Oedenburger Zeitung, Februar 1913 (Jahrgang 45, nr. 26-49)
1913-02-01 / nr. 26
1.Februar 1913.A grissnahme des Baues des neuen Gymnasials gebändeg bis Ende 1914 einen Aufschub zu gewähren.Der Bürgermeister erklärte,daß die Verzögerung des Baues nicht nur die ungünstigen Verhältnisse auf dem Geld markte, sondern auch jener Umstand bewirkte, daß der Orden da neue Gymnasialgebäude auch mit Errichtung eines Konviktes verbinden will und eine Umarbeitung der Pläne als notwendig erscheint. “ Der Zinsfuß nach den summulativ vermalteten Waffengeldern m wurde für die zweite Hälfte des vergangenen Jahres mit 4 °/, be Stimmt. Die fünf Karl Hauser’schen Bilder, einzelne Teile Alt-Oedenburgs darstellend, werden bei Aufrechterhaltung des Eigentumsrechtes der Stadt dem Kulturpalais überlassen. Der zum äußeren Dienst herangezogene Polizeioffizial Koloman Witchy erhielt den statutarischen Uniformierungsbeitrag von 200 K. Fl. Karoline Dorner, die Tochter des einstigen Bürgermeister Dormer erhielt 100 K Gnadengehalt, welchen bisher die verstorbene Anna Dorner genossen hatte. Schluß der Situng,6 Uhr. Spascings-Chronik. 1. Februar: Studentenkränzchen mit Konzert im großen Rafinvsaale. 1. Februar: Kostüm- und Mastenball im Tanzinstitut 2öbl in den eigenen Loyalitäten (Elisabethgasse 16) 2. Februar: Kostüm- und Massenfränzchen der Tanzschule M. Käf im Hotel „Pannonia”. 4. Februar (Faschingsdienstag): Kostümiertes ‘ Schlußfränzchen des Tanzlehrers Oskar Trittremme im Kasino. Oedenburger Zeitung. Engelbericht. Sopron, 31. Januar. * Baron Keden Solymofy meilte dieser Tage in seiner Eigenschaft als Inspektor der evang. Kirchengemeinde in Bur, wo er Die Schule inspizierte und die Gebahrung der Kirchengemeinde Ü überprüfte. Der Baron sprach über die wahrgenommene Ordnung seine vollste Zufriedenheit aus. Mittags vereinigte ein Diner die Intelligenzeü im Mogyorosiyischen Gasthause, wo der Inspektor in mehreren Tonarten gefeiert wurde. * Ungarn und das Autorenrecht. Eine Deputation des Vereines ungarischer Bühnenautoren sprach für sich unter Führung des Vizepräsidenten Eugen Heltai beim Justizminister Dr. Eugen v.Balogh vor, um ihm in Angelegenheit des Anschlusses Ungarns an die Berner Konvention zum Schube des Autorenrechtes ein Memorandum zu überreichen. Der Justizminister erklärte, daßs der diesbezügliche Gelegentwurf bereits fertig sei, und er werde alles aufbieten, damit die Angelegenheit in kürzester Zeit erledigt werde. Mit demsselben Anliegen machte auch eine vom Reichstagsabgeordneten Franz Herczeg geführte Deputation der ungarischen Verleger und Buchhändler ihre Aufwartung beim Justizminister. * Dr. Anton Paur’s Stiftungsbrief. In Kilmarton ist vor Jahren die geistig hochstehende Persönlichkeit Dr. Anton Baur gestorben, den an seinem Lebensabend das linglüd traf, daß er völlig erblindete. Zur Unterstüsung katholischer Armen machte der Verewigte eine Stiftung, die im Sinne einer gestern an das Komitat herabgelangten Zuschrift vom Ministerium genehmigt wurde. * Die Erweiterung des Komitats- Telephonnetes. Der Minister des Innern hat den Beschluß der Komitatskongregation, wonach die Erweiterung des Komitatstelephonnebes derart durchgeführt wird, daß alle Kreis- und Gemeindenotäre Telephonstationen erhalten, genehmigt. Diese Genehmigung bedeutet einen großen Kulturfortschritt unseres Komitates und i geeignet, ung mit Stolz zu erfüllen. Durch diesen Entschluß des Ministers ist die Grund» ‚lage gegeben, das lange gehegte Projekt, mit allen Zeilen des Komitates eine unmittelbare Verbindung herzustellen, zu verwirklichen und eine rasche, von allen Themen befreite, ungestörte Verwaltung des Komitates durchzuführen. Obschon der Minister bezüglich der Bedertung einige Bemerkungen in finanztechnischer Nichtung in seinen NReffripte machte, da Meritum der Sache wird Hiedurch nicht berührt. Der Minister macht nämlich die Zeitung des Komitates aufmerksam, daß die Verwertung der Wertpapiere der zur Bededung herangezogenen Fonde und mit Hinsicht auf die Spannung auf dem Geldmarkt nicht als geeignet erscheint und es wäre zu erwägen, ob nicht ein anderer Modus zur Herbeischaffung der Kosten zu finden wäre. * Eine Verwandte Franz Likts. In Caorna ist vorgestern die Matrone,rau Aloisia Lißt, geb. Tamakt, Witwe nach weil. dem verstorbenen Alois Liät, dem herrschaftlichen Oberförster des Fürsten Tassilo Festetich im 82. Zehentjahre gestorben. Die Verblichent war eine nahe Verwandte des berühmten Musikheros Franz Licht. Ihre Tochter Hermine Lißt ist an den Steuerkassier Ela Schreier in Czorna vermalt. * Maskenball des Kasinovereins. Wie wir erfahren, verspricht der heurige Mastenball glänzend zu werden ; da fast alle Site schon vergeben sind, wird auch der große Kasinosaal einen pittoregsen Anblick bieten. Volle Galerie, unten die Damen nur in Marie, die Herren in Frad oder Kostüm. Die Mufit besorgt die Kapelle des 48. Infanterie Regiments unter persönlicher Zeitung des Herrn Kapellmeisters Wirniter; zum C3dress wird die Kapelle den Zigeunerprimär Bofor aufspielen. Der Ball wird am Falhingmontag den 3. Februar abgehalten. Beginn abends 9 Uhr. Wir ersuchen auch die Damen und maößfierten Herren beim Entree die Einladung vorzumessen. Galeriefige sind noch bei Herrn Hofbuchhändler Maher zu haben. Das Vergnügungskomitee. * Gehaltsaufbefserung der ev. Lehrer. Der evang. Konvent wird sich demnächst mit dem Gesuche der Sopraner evang. Lehrer beschäftigen, in welchem diese um entsprechende BVBerbesserung ihrer Bezüge bitten. Unseres Wissens sind die Stammgehalte an den evang. Schulen seit den 80er Jahren, ausgenommen die dotierten QTeuerungsbeiträge, stationär geschlieben. Die protestantischen Lehrer rangieren nach erfolgter staatlicher Regelung der Gehalte hinter den Staatslehrern und es ist daher nicht zu zweifeln, daß die evang. Kirchengemeinde den heute mehr denn je berechtigten Wünschen ihrer Jugendbildner im IInteresse des Dekorums ihrer eigenen Schule Rechnung tragen werde. * Todesfall. Der nicht nur in Sopron, sondern in vielen Gemeinden des Komitates, ja selbst in Oesterreich als Gastwirt und Weinproduzent weit benannte Michael Zeberer . Heute früh nach kurzer Krankheit im 61. Lebensjahr gestorben. Aus Anlaß dieses Todesfalle weht vom Gebäude des ev. Presbyteriums, dessen eifriges Mitglied der Berewigte war, die Trauerfahne. Der Verstorbene hat sie aus eigener Kraft emporgerungen und seine Meinung bei Bestimmung der Weinpreise für die Stadt Sopron war gar oft ausschlaggebend. Sein Gasthaus, in welchem der beste Tropfen edlen Nebensaftes zum Ausschanfe gelangt, war täglich der Sammelpla angesehener Bürger und gar manche fruchtbringende dee wurde an den Stammtischen des Zeberersschen Jahres- Weinschanfes angeregt. Mit Michael Zeberer, der ihm allen Schichten der Bevölkerung beimöge seines biederen Wesens und Ehrenhaftigkeit beliebt zu machen verstand, verschwindet eine typische Gestalt aus der Reihe der Wirtschaftsbürger. Die Rechtschaffenheit und Zeittseligkeit des Heimgegangenen vererbte sich auf seine braven zwei Söhne und zwei Töchter, die im Geiste ihre3 guten aufopfernden Vater das Geschäft fortführen werden. Das Leichenbegängnis findet Sonntag den 2. Februar nachmittags 3 Uhr statt. An der Leichenfeier wird der Militär-Veteranen- Berein samt Musikfappe teilnehmen. * Die Trinkgelder — vom ungarischen Handelsminister als regelmäßige Einkünfte erklärt. Aus Budapest wird gemeldet: Ein Beschluß des Handelministers, in welchem das Trinkgeldsaften offiziele Anerkennung findet, erregt in Gastgewerbefreisen lebhaftes Interesse. Anläßlich einer Konfreten Tyallee hat nämlich der Handelsminister die prinzipielle Entscheidung getroffen, daß die Kellnertrinkgelder als regelmäßige Einkünfte zu betrachten sind, die als Grundlage der Krankenversicherung dienen. Verhaftung. Der von Budapester Gerichtshof wegen mehrfacher Einbruchsdiebstähle furrentierte 38 Jahre alt, aus Bath gebürtige Kellermeister Zosef Regner, wurde hier verhaftet und der Staat danmwaltschaft eingeliefert. Regner leugnet die ihm zur Last gelegten Einbrüche. * Ein silbernes Handtäscchen ist Mittewoch auf dem Wege Deaktplag— Schneeberger— Rapaport und zurück in Verlust geraten. Der redliche Finder wird gebeten, dasselbe gegen Belohnung in der Administration dieses Blattes abgeben zu wollen. * Faschingsunterhaltung des Bizykle- Klubs. Unser rühriger Bizikleflub „Sempronia” veranstaltet Sonntag, den 2. Februar sowie seit Jahren im Klub der Saallofalitäten des Hotels weiße Rose seine gemütliche Faschingsunterhaltung, verbunden mit Mufii, Gesang und Humoristischen Vorträgen. Um die Zusammenstellung der interessanten Vorträge hat sich der Herr Präses Josef Gayer verdient gemacht. Die „Sempronia” ladet auch auf diesem Wege alle ihre Freunde und Gönner zu diesem gemütlichen Abend freundlichst ein. * Eindruchsdießflaßl. In den gestrigen Abendstunden drangen Diebe in die im Hause Grabenrunde Nr. 66 befindliche Wohnung des in der chemischen Pußerei bediensteten Mennhard Kupp ein und entwendeten zwei Verlobungsringe, einen Ring mit Teufelstopf, eine Uhr und Kette. Die Polizei recherchiert nach den Tätern, bisher jedoch vergeben?. * Ihrem Gelde Feind sind alle Damen die auch nur einen Helfer für Mittel gegen Haarausfall ausgeben, ohne sich vorher überzeugt zu haben, welche Wirkung Galati’s hygienisch durchgeführte Kopfwaschungen (Sompron, Szechengiter 20, interurbanes Telephon Nr. 353) zur Erreichung eine üppigen und gesunden Haarwuchses haben. * GErfroren. DVergangene Nacht Hatte der etwa 55 Jahre alte Taglühner Adam Tafchner eine Depesche von Kophäza nach Bali zu tragen. Unterwegs ist der Mann erforen. Da der Tod durch Erfrieren in unzweifelhafter Weise festgestellt wurde, wird von der Obduktion der Leiche abgesehen. * Sceinfot. In einer kleinen Gemeinde bei Erfefujoär ereignete er sich vor einigen Tagen, daß der 60jährige Schneidermeister Stefan Nemeczkay, dessen Zustand sich immer mehr verschlechterte, als er in Agonie verfiel, für tot gehalten wurde. Der Körper wurde eingefargt und nach dem Friedhofe getragen. Dort richtete sich Nemeczkay plößlich im Sarge auf und fragte verwundert : „Warum habt ihr mich hieher gebracht ? Mir fehlt ja nicht3. Gebt mir lieber einen Schlud Branntmein !” * Parfümerien und Toilettereifen aus den renommiertesten Valorifen de In- und Auslandes, solche Toiletteartikel jeder Art kaufen Sie besonders gut und vorteilhaft in der Lömndrogerie Franz Müller, Spitalbrüce, Sopron, BEE GERN CC Dr be a | Nehmen Sie Sr täglich ein Likörgläschen Dr. Hommel’s Haematogen unmittelbar vor der Hauptmahlzeit! Ihr Appetit wird reger, Ihr Nervensystem erstarkt, die körperlichen Kräfte werden gehoben. Warnung: Man verlange ausdrücklich den Namen Dr. Hommel. . 1270 Theater. Das Saubenkäßchchen. Mit durchschlagendem Erfolge wurde die französische Posse „Nelly Rosier“ auch Hier gegeben. Wir haben so selten Bossen gehört, die mit so viel Situationsfo mist so geistsprühend geschrieben waren. In den drei Alten kommen die begewährten Bühnenautoren an auf intimere Vorgänge im ehelichen Leben zu sprechen. Wir lernen einen Ebemann kennen, der seine Frau und Geliebte betrügt und seinen Freunden in vorwurfsvollem Tone zuruft. Sie mögen ihn doch nicht Lügen lehren. Wir sehen als Stubenfätchen eine Kosotte, wie sie eine einfache, aber duch und durch anständige Bürgersfrau darüber