Oedenburger Zeitung, 1920. Februar (Jahrgang 52, nr. 26-49)

1920-02-25 / nr. 45

Sene? Br ER "auf die Unerbittlichkeit der zur Stunde noch entscheidenden Mächte berufen,ohne jedoch zu bedenken, daß die Wahrheit lange Beine hat und daß man auch seitend der österreichhschen cristlichnationalen Kreise ganz gut informiert it, daß die Oberste Konferenz im legter Zeit den Beschluß gefaßt hat: „Zur Vermei­­dung neuer Komplikationen in die Verhandlungen der ungarischen und d österreicischen Regierung nicht einzugreifen und die Regelung der Zugehörigkeitsfrage der deutsch­sprachigen ungarischen K­omitate dem gemeinsam getroffenen Ueber­einkommen der zwei Staaten zu überlassen.“ Dieser Umstand beleuchtet genau die wahren Beweggründe zum, nur für hineingeweihte, un­­verständlichen Verhalten gegenüber der weitest­­gehenden ungarischen Angebote, welche vom Geiste des Entgegenkommens, der Versöhnlich­­keit und des DVerstehend gegenüber der großen wirtschaftlichen, hauptsächlich Lebensmittelndt­­lage in Oesterreich, getragen waren und welche sogar die unparteische RollSabstimmung im Gefühle der gerechten Sache vorgesehen hatten. Nicht patriotische Beweggründe ließen die schlangen gleichh glatte, frostige Antwort erstehen, sondern der Bannkreis der Internationale, welchen der von Ungarn her hereinbrechende Morgen eines neuen Christentums und­ eines starren nationalen Gefühl nur im Wege ist und mit Vernichtung droht. Dieser erlösende Geist, welcher trog aller grausamen Absper­­rungsmaßregeln seinen Weg nach dem Westen, und gedemütigt finden wird, sol erdrüht werden. Und hier regt Die Brüde an, über welche Ungarn und Desterreicher sich verstehend die Hand reichen werden können, denn au in Desterreich gährt e3, finden unterirdische Strö­­mungen statt, welche dem jenigen auf Wolfs­­verblendung­­ und Gewalt aufgebauten Regime den Boden unter den Füßen wegnehmen. Die Idee wirbt, greift mit großer Schnelligkeit um sich und verpflanzt in die Herzen überall das leuchtende Licht der­ Erkenntnis, de$ wahren Heild, welches im Glauben und in einem starken nationalen Volkebewußtsein liegt. Wohl spüren die jegigen Machthaber die neue Gefahr, welche überall auftaucht und in mancher Hin­­sicht bereits jeßt hemmend in die Steuerrad­­speichen der jegigen politischen Nichtung ein=7 greift, doch halten sie zur Stunde noch die ausführende und gefeggebende Gewalt in den­ Händen. CS­ naht jedoch der Augenblick, es sind bis dahin nur noch wenige Wochen, in welchem die neuen Wahlen in die österreichische Nationalversammlung ausgeschrieben werden, und dann dürfte das Heft wohl ihren Händen entgleiten. Dann werden wieder die, von jedem anständigen zur Nation gewordenen Bolf, hoch­­gehaltenen Ideen in Ansehen kommen und das Besständnis gegenüber dem ebenfalls arg ge­­demütigten Ungarn zur vollen Lebereinstim­­mung reifen. Bis dahin heißt es sich gedulden und underzagt ausharren. In jener kommenden Zeit wird sich sicher die Lösung finden, welche beiden Staaten die größten V­orteile und den nötigen befreienden und in mancher Hinsicht engeren wirtschaftlichen Zusammenschluß brin­­gen wird. Und Diese Löisung wird sicher das weitere DBerbleiben garns beim Paterlande Jein und Dieb umso mehr als Ungarn und Oesterreicher auf die gegenseitige treue Hilfe angewiesen sein werden, wenn einst dur­ vorteilhafte Bündnisse sich MWertun. Als besteingeführte, altrenommierte Gi­ffenhandlung 624 empfehlen sich Srieerich Lang’s Nachfolger Dedenburg, Grabenrunde 65. Zelephon 114, die Möglichkeit zur Befreiung der Millionen. Schlimm geriechteter ungarischer und deutscher an bieten wird, melde zu erlösen die eiligste Beficht der Stammmationen it. In dieser Hoffnung harren wir weitungarische Deutsche und erzagt auf den kommenden poli­­tischen Umschwung in Oesterreich, welcher uns, wie wir hoffen, das geliebte ungarische Vater­­land erhalten und Die deutsche Stammesmutter Be Due Freundin und Verbündete idienten wird. S­ iebenburger Zeitung 25. Februar 1920 für Sensumenten, die mit dem­ Anschlu liebäugeln. Gestern Haben wir mit amtlichen Daten nachgewiesen, daß das Kilogramm von Schlacht­­rindern um 10—14 Kzonen, von Kälbern aber um's Kronen Lebendgewicht in Oesterreich ab­­gegeben und auch bezahlt werden muß, weil die Behörde den Freiverlauf eingestellt hat und das Schlachtvieh dem öffentlichen Ernährungs­­zweck (Wien!) behördlich zugeführt wird. Der Bauer ist wie wir bewiesen haben infolge der niederen Preise in Oesterreich in einer sehr ungünstigen Zage. Nun könnte sich der Konsument, der das Problem von der anderen Seite betrachtet, im der rosigen Wonne wiegen, daß Desterreich ein billige Schlaraffenland sei. Da in Desterreich das Fleisch ideal billig ist, Lebendgewicht-Höchstpreis Tn Qualität 14 Kro­­nen, muß das Leben dort sogar für einen Pfründner ein Hochgenuß sein. _ Konsument! Treuer Gesinnungdgenosfe, er­­trage und überlebe no die Enttäuschung — twelche deiner h­arrt — du hast ja im Erdulden zumindest eine bescheidene Praxis in Oesterreich sind die Webendmittel, dad Sleisc­h,viel teurer, al bei und in Ungarn. Weißt du lieber Freund und Bruder im Dulden, daß in der Neustadt u. Wien ein Kilogramm Nindfleisch 110 Kronen, daß Kälberne 120 Kronen E £ oftet — vom selben Tier, welches sein Leben für 10—14, resp. 8 Kronen pro Kilogramm für dein leibliches Wohl opferte Nun, Ritter Orendur, erkläre mir dies Wunder der Natur? Glaubst du nicht, daß drüben im Oesterreich etwas nicht ganz in Ordnung sein muß, daß zwischen Kostenpreis und Riehpreis­ gewise namhafte Gelder sind, welche solchen Leutchen zufallen, die einen Ochsen von einer Kuh vielleicht nur im Schul­­buch unterscheiden künnten und die mit dem Fleisch, das du mit großem Opfer erstanden hast, nicht zu tun gehabt haben, bi auf den Umstand, daß sie so gut waren, die Nieren­­farriere des Breifes — bis das Fleisch zu dir Fam — kräftigst zu fördern. Freund Komfument, sehnst du dich viel­­leicht wirklich nach Oesterreich? MWillst du all: gesicht3 fol erfreulicher Tatsachen dein leib­­liched. Wohl ald auch dein Seelenheil auch der Hand der hier in Ungarn so wirklich „inniglich liebgewonnenen charmanten Soldaten und Arbeiterräten" empfangen, welche es vrüben so erittraffig verstanden haben, die staunenswerte Höhe des Konsumentenpreises des Fleisches als auch der übrigen Lebensmittel zu „bes­­pundern“. Uebrigend, daß du noch mehr Zuft bes­­ommst, ein guter Oesterreicher zu werden, stelle ich dir aus einer Österreichischen großen Tages­­zeitung folgenden „Stimmungsbild“ zur Ver­­fügung: k „zum Hungertod verurteilt. Ein Beriot über die gestrige Nacht in der städti­­schen Großmarfthalle erzählt: „... Um 1 Uhr nachts begannen si die Menschen vor der Großmarfthalle anzustellen.... 40.000 hatten sich eingefunden, die Rauchfleisch verlangten ....., es kamen 26.000 Silogram­m zu 70 K, zur Verteilung... Tausende mußten nach stunden­­langem Harren umkehren, da das Nauerfleisch um 7 Uhr morgend ausgegangen war. Die andern Nahrungsmittel aber im Brette sn gestiegen waren, daß der größte Teil des Publikums auf jeden Kauf verzichten mußte...” Diese knappen Zeilen lassen’ faum ahnen, welche Tragödie sie bergen. 40.000 Deenscher, Frauen und Kinder, müssen um Weitternacht aus den Betten heraus in die bitterfalte Nacht, müssen weite Wege zu Fuß marschieren und dan gebuldig fünf, jed­d, sieben Stunden lang stehen und auf diesen kleinen Bilsen Fleisch warten, der oft nur in der Phantasie vorhanden ist. &3 wäre Dial genug, eine faste Februar­­naht für ein halbes Kilogramm N Rauchkleisch hingeben zu müssen, Dearter und Wein genug, stundenlang von einem Fuß auf den andern zu treten für ein kleines Stübchen Fleisch, das nachher auf der Schüffel­tat verschwindet. Aber gestern ist Tausenden nicht einmal diese Entschädigung für alle Dual und Bei zuteil geworden; viele Frauen mußten mit leeren Händen heimkehren. Das Naucfleisch war ausverkauft, und die andern Dinge waren für die Taschen der Kleinen Leute — und nicht bloß der Kleinen Leute — unerschwinglich Dear Here: „Für ganz mageres abgezogenes Gänsefleisch, das bisher 95 K kostete, wurden 125 K pro Kilogramm verlangt ; rohe Gänse­­fett (früher 125 K) kostete 200 K; Gänse­­junges das Stüd 39 K!" — Das sind Preise, die wirklich nur sehr reiche Leute mehr er­­schwingen künnen. Wo aber sol der arme Mann, was der Beamte, der Meittelstand laufen? Außer den Lederbissen für die Reichen gab es in der Großmarkthalle nur no­r Aepfel. Aber auch diese vegetarische Kost ent­­zieht sich dem Menschen mit gewöhnlichen Sinfonnien. Wißt ihr, was ein Kilogram­m Aepfel koftet? Bierzig Kronen! Die billige Ware, deren Breid­eben nd S K 40 h betrug und jeßt auf 9 K erhöht wurde, ist von den Märkten verschwunden... Der arme Mann ist schlantweg zum Hungern verurteilt ; ihm bleibt nichts als Sauerkraut und das Brot, das man und verspricht und nicht wendet. Wie lange noch kann Wien warten 2” Liebst Du den Anschluß ? Tagesneuigkeiten. Oedenburg, 24. Februar Ministerpräsident Huser richtete ein überaus herzliches Telegramm an Regierungs­­kommissär Fertsas, in welchem er für seine Mühewaltung um die Wahl im Namen der­­Bartei värmstend dankt. Er betont, daßs das Komitat Debdenburg durchwegs Kandidaten seiner Partei wählte und erfuhr den Regie­rungskommissär, al jenen, die an seiner Arbeit teilnahmen, seinen und den Dank seiner Partei­­ mitzuteilen. Personalnachricht. Heute weilte der Regierungdkommissär des Wieselburger Kom­i­­tates, der präsumptive Regierungdkomissär unserer Stadt und unsered ® Komitated, Dr. Stefan v. 38embdery, einer der angesehensten Politiker der christlich-nationalen Vereinigung, in unserer Stadt. Er hatte eine längere Be­­sprechung mit dem Pregierungskommissär und begab sich dann nach Raab, von wo er an einem der nächsten­ Tage zu längerem Aufent­­halt in unserer Stadt eintrifft. Aus W­erzterreisen. Zahnarzt Dr. Beter v. N­athonyi ordiniert von nun am persön­­lich Donnerstag, Freitag und Samstag jede Mode, die anderen Tage vertritt ihn seine Tochter, Zahnärztin Dr. Saari v. Räathonyi. Die Pfarrerwahl der evangelischen Kirchengemeinde zu Dedenburg, die für den 7. März anberaumt ist, wird einstimmig voll­zogen werden, denn die neben Pfarrer Karl Hanzmann in Betracht kommenden beiden Pfarrer Geza Lauff aus Wolff und Johann Schmidt aus Großpetersdorf haben ihren Rücktritt angemeldet. Geza Lauff hat noch vor der Kandidierung in einem an die Gemeinde gerichteten schönen höflichen Schreiben id, für die Berufung zur Gastpredigt bedankt und seinen Rücktritt angezeigt, weshalb er gar nicht kandidiert werden konnte. Johann Schmidt hat auf die einstimmige Kandidierung hin für das ehrende Vertrauen­ gedankt und mit Berufun­, auf seine angegriffene Gesundheit erklärt, daß er auf die Pfarrstelle in Oedenburg seinen Anspruch erhebe. Nachdem so Karl Hanzmann als einziger Kandidat verbleibt, schaut die Ge­­meinde eihter einstimmigen Pfarrerwahl, viel­­mehr Berufung, entgegen. Die Einjährigfreiwilligen:Begünsti­­gung. Wie das Amtsblatt mitteilt, wurde das außer Kraft gelete Bolkegeieg 30 von 2919, welcher das Einjährigfreiwilligen Recht zum Gegenstande hat, wieder red­ekräftig. Demzufolge besteht heute, nachdem die Offiziers­­ausbildung von Einjährigen unterbunden ist, das Einjährigfreiwilligen-Recht bloß im Tragen­­ des Einjährigen streifene. Die Wahl in Mattersdorf wird angegriffen. Wie wir erfahren, hat der bei den Wahlen in der Minderheit gebliebene Kandidat von Mattersdorf, Ludwig Hadl, mit seinen Parteigenossen gegen die Abgeord­­netenwahl des evang. Dechanten Comund Scholg petitioniert.

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