Oedenburger Zeitung, 1920. Mai (Jahrgang 52, nr. 100-122)
1920-05-23 / nr. 117
sehn-neunu-0kaen 18nsg,ocskpt.50,Femspx.25 Sprechstunden der Schriftleitung täglich von I—12 Uhr. Zuschriften sind stets an die Schriftleitung und nicht an einzelne Personen derselben zu richten. Dringliche Meldungen sind uns telephonisch zu übermitteln. ihre politisches _ Tagblatt Deutschreftungens Bezugspreise: 1 - Gelangt mit Ausnahme von Sonntag an jedem Tag pünktlich um Monatlich 20 R, "jährlich 60 R, '/,5 Uhr nachmittags zur Ausgabe. /jährlich 120 R, ganzjährig 240 R frei.ins Baus zugestellt. Sonntag, den 3. Mai 1920. im Verwaltung: Oedenburg, Deäkpl. 56, Fernspreche, Anzeigen und Abonnements werden in untewaltung, Denkplatz 56, und in unserem Stadrabenünde 72, angenommen. Schluß der, ‚Anzeiiannahme 12 Uhr mittags, an Samstagen Ba lleberreichungdenniwort. (Drahtbericht der „Oedenburger Zeitung“.) Bersailles, 22. Mai. Eine „Havas“Meldung besagt, daß der ungarische Bevollmächtigte Minister Praznossy das Antwortschreiben der ungarischen Regierung auf das Entente ultimatum bezüglich der Unterfertigung des Friedensvertrages dem Obersten Henry gestern überreicht habe. Dieser begab sie mit dem Antivortschreiben sofort ins Ministerium des Aeußeren. ganz Neutrale Broteste. (Drahtbericht der „Oedenburger Zeitung“.) Budapest, 22. Mai. Der Protest, einer von Amerika, England, Schweden und Norwegen gegen unseren ungerechten Frieden eingelegt wurde, half ebenso wenig, wie unsere eigenen Eintwendungen. Wir werden uns an die ganze Menschheit wenden, um durch moralischen Zwang die Abschaffung der großen Ungerechtigkeiten des ungarischen Friedens zu erzielen. maus Anfragen im englischen Unterhaus. Paris, 22. Mai. In der gestrigen Situng des englischen Unterhauses erklärte Harmomworth, daß verschiedene Anfragen bezüglich des Friedens mit Nolen und Rubland jeder Grundlage entbehren. 63 Sei nicht wahr, daß die Alliierten große Mengen aus dem von Denerieia abgenommenen Kriegsmatierial an Polen abzugeben beabsichtigen. Eine Choleraepidemie in Polen. Warschhau, 22 Mai Eine Meldung des Roten Kreuzes aus Warschau besagt, daß dort eine Choleraepidemie ausgebrochen Sei Die Seuche ist durch den Mangel an gesunden Ziinfwasser ausgebrochen. Die Bepollierung trinkt Dnjeprwasser. &3 herrscht großer Mangel an Arzneimitteln. 4“ IIIIIIIIOI . Eine Unterredung mit Minister Dr. Bieber. Dedenburg, 22. Mai. Der Minister für die nationalen Minderheiten, Dr. Jareb Bleyer, hatte heute die Liebensiwürdigkeit, den nach Budapest entsandten Sonderberichterstatter der „Oedenburger Zeitung“ zu empfangen und ihm eine Unterredung zu gewähren. Vfer Korrespondent Sendet und da über folgenden Bericht: Budapest, 22. Mai. Nationalitätenminister Dr. Saktob Bleyer äußerte sich ihrem Korrespondenten gegenüber in einer Unterredung über die politische Lage folgendermaßen: Nach der Krise der legten Wochen hat die Mehrheit der Nationalversammlung wieder die Möglichkeit des Zusammenwirkens gefunden. Die Aktion der Dissidenten konnte nicht mehr weiter das Zusammenarbeiten der beiden regierenden Parteien schwächen, sondern im Gegenteil, sie hat sie sogar einander noch näher gebracht. Ich meinerseits Hoffe, daß diesen Zusammenwirten auf absehbare Zeit ungesteckt bleiben wird. Denn die Umstände werden beide Parteien lehren, daß der christliche demokratische Kurs ee unbedingt erheicht, daß die regierenden Parteien alle persönlichen Gerichtspunkte außeracht lasfen und ausschließlich das alleinige Interesse des Landes sich vor Augen zu halten haben. Was die Nationalitätenfrage betrifft, muß bdiese in der Zukunft ganz anders behandelt werden, als es in der Vergangenenheit der Fall war. 3 darf in der Auffassung auch in dieser Frage unter den verantwortlichen Politikern seinen Meinungs: 63 muß zunächst das Nationalitätengeieg dem Jahre 1868 in Auf solden Gebieten, wo die Nationalitäten in größerer Zahl erftieren, muß das Nationalitätenprinzip in der Verwaltung auf jedem Gebiete zur Geltung gelangen. Dies muß Schon aus dem Grunde erfolgen, damit die Nationalitäten bei etwaiger Unzufriedenheit mit der Verwaltung nicht das Ungartum verantwortlich machen können. Allerdings dürfen diese Verfügungen nicht eine Form annehmen, wodurch die Einheit des ungaristen Staates geftcht wird. Der ungarische Staat nik unter allen „Umständen einheitli“ bleiben. Dieser einheitliche Rahmen muß aber derart gestaltet werden, daß sich dirinale Völker und Nationalitäten gut und frei fühlen können. Deutschweltungarn, fuhr, der Minister fort, könne dessen gewiß, fein, daß es von der ungarischen Regierung, in jeder Beziehung viel mehr erwarten man, als es von der deutschösterreichischen jemals ers halten könnte. Ohne Zweifel wird es wirtschaftlich besser daran sein, wenn es bei Ungarn bleibt, als wenn «8 De tichöfterzei angegliedert wird. &3 ist ja natür= Mich, daß fi Ungarn, dessen wirtschaftliche Kraft auf der Landwirtsuaft beruht, viel x erholen wird, als alle vorigen beenne, wir Neu dab ,jeder Beziehung durchgeführt werden gewissen wirtschaftlichen Beziehungen seit Jahrhunderten verbunden ist, doch wird Ungarn diesem Umstande schon im eigensten Interesse auch in der Zukunft Rechnung tragen und falls Deutschweitungarn bei uns bleibt, wollen wir diese Beziehungen nicht schwächen, sondern noch kräftiges. Auf die Frage ihres Korrespondenten, ob die Angelegenheit zwischen Ungarn und Deutschösterreich nisch durch ein Kompromiß geschlichtet werden könne, erklärte Seine Gezellenz: „Die Frage der Zugehörigkeit Deutschwestungarns haben unsere Feinde aufgerollt Eine solche Frage hat humberte hindurch überhaupt nicht gegeben. Es ist wohl wahrlich, daß diese Frage nicht aus Liebe zu und oder zu den Deutschösterreichern aufgeworfen wurde. Die Lage unseres Staates erfordert leider, daß wir die Forderungen der Entente erfüllen und den Friedensvertrag unterfertigen müssen. Hiemit ist aber die Frage der Zugehörigkeit von Deutschweitungarn nicht erledigt, ja im Gegenteil, jegt kommt erst die Zeit, wo diese Frage erledigt werden soll. Die Entente kann sowohl und wie auc D ulchösterreich D Bedingungen auferlegen, sie kann und aber nicht verbieten, daß sowohl Ungarn wie Deutschösterreich Angelegenheiten, die beide Staaten angehen, friedlich im gemeinsamen Inperesse erledigen. Im Ungarn, sowie in Deutschösterreich ist jeder davon überzeugt, daß unsere zukünftige Freundschaft oder Feindschaft von der Erledigung der deutsch westungarischen Frage abhängt. Wir wären geradezu unzurechnungsfähig und es wäre ein direkter Selbstmord von beiden Seiten, e3 Sahr,' wenn wir nicht den Weg der Freundschaft, sondern den der Schäftigkeit wählen würden. Ich Hoffe, sagte der Meiniiter weiter, daß wir die deutschwestungarische Frage im gegenseitigen Hinverständnis erledigen werden, weil wir sie erledigen müssen. Dies it ein kategorischer Imperativ. Bei der Erledigung dieser Frage müssen wir in erster Line den Willen des Volk in Betracht ziehen. Wenn es ein bestimmungerecht der Völker überhaupt gibt, so muuß es in diesem Falle zur Geltung kormen. Das Selbstbestimmungsrecht der großen Staaten hat ja niemand in Zweifel gezogen, gerade bei den Kleinen Völkern ist es sehr wichtig, daß ihr 203 nicht von den anderen Staaten, sondern durch den Wen ihr eigenen BVches bestimmt werde. Der Friedensvertrag kann von den Mächten diktiert werden, doch der Friede kann nur von den Völkern selbst geschaffen werden. Diese Pfingsterkenntnis muß jedes Haupt und jedes Herz durchdringen, nur dann man das auf Gerechtigkeit und gegenseitigem Verständniß beruhende große Friedenswert entstehen. Diese Auffassung muß auch in der Lösung der deutschwestungarischen Frage siegen. Auf die Frage, ob inh Ungarn gegenüber einer etwagen bewaffneten Belegung von Deutschwestungarn wehren würde, entgegnete der Minister: „Daran deuten wir gar nicht, weil wir eine Belegung für ausgeichlosfen halten“. Wir werden auf die bedeutsamen Ausführungen des Nationalitätenministers gelegentlich zurückkommen. ,ssunterschied geben Selbst- ! Rom, 22 ne Der Bört ii eine Sitzung unter dem Vorsitze 63 wurde beschlossen, für den 1. 3. eine Bollversammlungbundes einzuberufen. Ailton, des Wölferbundes, wurde bekündigt. Biher haben sich 9” Staaten schlossen die Lage in Belfien. » Kopenhaae ist Match Meldung der „Verlingäte Tidende” die roten Tenonen, welche über 1 #2 jihe Grenze vorgedrungen sind, 40 Mann zählen Hiezu kommen noch Truppen des Generals Kıiropatkin, wer übrigend das Oberkommando über ganze Grpebition führt. Die englisc börden treffen erftiegt die notive Maßnahmen zum Schuge Meropo, vor dem kl der roten die falschen Bantnoten fier Mien, 21. Mai. Gene ein Konsortium ausgehoben, mit 30 ungarischen, 2 deutschen, gewischen Stempeln arbeitete und der 60. 000 Stück eigno koflhen Siena versehen hat Sängerbande hatte «" Steiermark und Ungarn erst Hauptbeteiligten waren Die Soles und Wilhelm Edfstein und in Steiermark größere W Jungen vornehmen, es fehlten doc die Barmittel und daher ihre Merkstätte endgültig verlegt. Er wurden insgesamt jonen verhaftet. Gegen zwei der der Bande, welche sich in Bu aufhalten, würde der DORBEIOR lassen. Unruhen in Spanien. Madrid, 22. Mai Der Ministerieren erklärte, daß die im Tagen vorgekommenen ıhen kommunistischen, noch anarchstischen Chatter tragen. Die Sozialdemokrat sich der Bewegung nur an, um den mit den Mayen nicht zu DCrftigen die Lage in Sriechents Budapeit, 21. Mai. &n griechischer Seite wird berichtet Budapester Blätter brachten ind vergangenen 7t Nachrichten ab selten in Griechenland, melche sie das jeßtae Regime gerichtet haben wobei festeres als unerzäglich bere wurde. Demgegenüber wird Festgestell, da in Griechenland jene Regelung am Nude sei, welcher das Land die glückliche politische Citation zu versaufen war | Mafaryt reift. (Drahtbericht der „Oedenburger Zeitun Prag. 21. Mai. Wie ge wird, begibt sich Präsident Mafary zu den Verhandlungen in Spa und absichtigt nach wa seiner Dätigkeit nach England au reif