Oedenburger Zeitung, April 1921 (Jahrgang 53, nr. 73-97)

1921-04-20 / nr. 88

-.«-·..-«..-.Tsss».f-c­­k,-« stu­bss ER TRREFEHFTEHER ch TERRLH FEN RE EIFEL . »­­ EOS ernennen dl An aan ann nn, ee I PT BR EEE; Seite 2. — Nr. 88. # er TE 2 . M Pcoi­innitett teut nun.» «(Drahtb­ericht der»Oe­den­bur­ger Zeitung«.) .-feisn­es Progra­m­mies, des 6.4. 1/19%0. Der Ministerpräsident M Budapest,19.April.Der L Mini­sterpräsid­ent und­ die Mit­g­l­ieder, des Kabinetts h­aben sich gseftiernden Parteien vorgestellt. Der Minister­­präsident erörterte, dabei die Prinzipien das er­ auf shrist­­licher, nationaler und agrarischer Basis aufbauen will. Im der Königsfrage steht die Regierung auf der Grundlage erachtet als unmittelbare Aufgabe der Nationalversammlung die Reform des M­ahlrehtes, des Magnatenhauses, der Verwaltung im Kenner mit der drin­­genden Erledigung der harrenden Fi­­nanzvorlagen. Die Regierung wünscht ferner die ungestörte Durchführung der Bodenreform zu sichern. Nach­dem mehrere Redner das Wort ergriffen hatten, sprachen beide Parteien aus, daß sie bereit­ wären, die Regierung zu unterjtügen und betonten, daß sie ihre Haltung von der zukünftigen Tätigkeit der Negierun­g abhängig machen. In der brittichnationalen Partei fand unter dem Vorsige des Grafen A­ndrafin eine Konferenz statt, in welcher die Aufnahme des neuen Mini­­ters für P Vollserwartung Mayer Johann, vollzogen wurde. Hiezu waren die Mitglieder des neuen Kabinetts unter Führung des Grafen Bethlen erschienen. Der Ministerpräsident ent­­wickelte auch dort sein Programm. Es wurde im der Konferenz der Beschluß gefaßt, Die endgültige Stellungnahme bis zur Bejegung des Staatssekretariats im Ministerium des Innern in Sc­­webe zu lassem und der Hoffnung Ausbruch verliehen, daß es der Partei gelingen werde,­­diese strittige Frage im Einvers­tändnis mit den Kleinlandwirten friedlich zu lösen. In der Kleinlandwirtepartei wurde ebenfalls eine Konferenz abgehalten, bei welcher Abgeorneter Messo die auf dort unter Führung des Grafen Bethlen erschienenen­­ Regierungs­­mitglieder begrüßte. Der Ministerpräsi­­dent berührte in seiner Rede den Ge­­danken einer einheitlichen Regierungs­­partei und erklärte, daß er sein Pro­gramm in der heutigen Situng der Na­­­­ionalversammlung unterbreiten werde. Er betonte ferner, dah­er die Rechtsord­­nung sowohl nach rechts, als auch nach links Iringen, und­ jede individuelle Ak­­tion schonungslos niedertreten werde. Zum Schlusse erklärte der Ministerprä­­sident, daß der von ihm vertretene Standpunkt der christlich nationalen Richtung seineswegs mit antisemitischen Treibereien identisch lt. Die, Dissidentengruppe , hielt eben­­falls eine Sagung, wobei Graf Beth- Ten mit den übrigen Mitgliedern der Regierung anwesend warten. "Abgeord­­neter Gyömören versicherte im Na­­men­ der Dissidenten das Kabinett der unbedingten Unterstügung­ der Gruppe. . Diesab­tellumg bei den Parteien der Streit in England, M­rahtbericht der „Oedenburger Zeitung” ” SB. London, 19. April. Der König hat für die Dauer des Bergarbeiteraus­­standes Einfranfungen im Königlichen Haushalte angeordnet. Für die Abgabe von Kohle wurden weitere Ginschränkungen verfügt. Das Gas- und das Glostrizitäts­­wert wird die Gas- und Stromlieferung einschränken und au im Eisenbahnverkehr werden weitere Ginschränkungen eintreten. (Brabtberigt der „Oedenburger Zettung”.) SB. Lemberg, 19. April. Die bol­­schewistische Treffe kündigt am, daß die So­wjetregierung eine Verordnung erlassen wird, der zufolge kleinere Unternehmungen, wenn sie nicht mehr als 75 Arbeiter be­­­­schäftigen, zu den Hausindustrien gehören und frei ausgeübt werden können.­ ­ Gewerbefreiheit in Rusland. FERETRATT: II. F Fe no - I us Oedenburger Zeitung «­­ ENT te ET Ay «-« s. nn - -——« Wie Nah Wilhelm Busch.) Im sehmucken -tädchen Oedenau Nimmt Vieles man nicht sehr genau. Bald stimmt­ es dort nicht beim Gericht Bald stimmt es mit dem Wasser nicht — Weshalb es öfters denn kommt vor, Daß tückisch plast ein Wafferrohr Und dieses ist — man muß ’s gesteh'n — Von einem solchen Rohr nicht schön, Weil man voll Berger und Verdruß Die Wafferleitung [perren muß. ] Dafür ist’s Mehlamt ohne Fehl. Dasselbe hat viel — Nullermehl Und ist mit Unrecht d’rob ergrimmt Daß dieses Niemand gerne nimmt. Nicht Jeder für ein Kilo halt Leicht zweiundvierzig Kronen zahlt! —. Dies Oedenau ist eine Stadt, Die selbst ein Kohlenbergwerk hat. So sollt’ man glauben ganz bestimmt, Daß Oedenau in Koble un — [chwimmt. Dob ah! Das Braunberg ist ein Nest Das feine Kohlen fickt nach Peft Weshalb in Oedenau der Mann Mit­ Weib und Kindern frieren kann. Die Stadtväter in Oedenau Die sind von jeher ‚äußert schlau, Besteuern gerne ‚alles ‘ und Besonders hoch den „Luxushund“. Welch’ Wandel hat dort über Nacht, Die Steuer doch zuweg’ gebracht! In Oedenauens weiter Rund’, Gibt’s heut’nurmehr­­ „Bewachungsbund’“.­­­Es ist ’ne allbekannte @’schicht: Im Winter braucht man „Sprengwag’n“ D’rum,läßt man sie bei Wintersweh'n, Fürsorglich in dem Schuppen steh'n. Gibt's dann nur Staub mehr weit und breit, Dann haltet man es an der Zeit, Daß man die Wagen höchst vergnügt Schnell’ hin zum Reparieren fickt. Die Hauptsach’ ist ja, daß­ die Stadt, Der Wagen sehl zum Sprengen hat. Daß man sie nicht gebrauchen kann Was liegt an dieser Sach’ daran? — Bieran­­ trägt niemals wer die Schuld Und dann — man üb’ si in Geduld: Bis erst der Winter bricht herein, Da werden alle­ fertig sein: — Im „Weichgebilde“ Oedenaus, Da gibt es auch ein — „Murrhaus“. — Dur das man, von der Stadt zur Bahn Und umgekehrt, luftwandeln kann. Und was das Löbliche dabei: Der Durchgang ist ganz steuerfrei. — Gar still verschwiegen lieget dort Ein sogenannter — Anstandsort. Wer diesen jemals hat geseh’n, Der möcht’ dort nicht „am Anstand“ steh’n, Denn diesem Ort entströmt ein Duft, Der nicht gemahnt an — Bödenluft. — Tritt man bescheiden dort hinein, Muß man — von guten Eltern sein, Wenn man nicht plößlich steif und stumm Vor Graus und Ekel fallet um. — Ja, Oedenau ist eine Sad, Die sich an­sonst — „gewaschen hat“, Steht viel Benzin dort auf der Bahn, So fängt es Hlugs zu brennen an, Zumal wenn es für kurze Frist, Entsprechend hoch versichert ist. Dasselbe tut — ich frag’ warum? — Auch gerne das Petroleum.­­— Vielleicht deshalb, weil heut’ die Stadt Trog vielem Wald, kein Holz mehr hat? Für's Leben gern darum ich wüßt Ob es’ wo anders — anders ist? — Julius Löwersberg. Der 20.Ap­il(Mit­ ivodhxx Kath.iViktor;Prot­.Sulpitius.—Lebents­tage­ 1808 Napoleon der Dritte in­ Paris geb.— 1832 der deutsche Mediziner Ernst von Beyden in Danzig geb. — 1839 Karl der Erste, König von Rumänien, in Sigmaringen geb. — 1917 die Türkei bricht die Beziehungen zur den Vereinigten Staaten ab. — 1918 Einmarsch der Deutschen in die Krim — Sonnenaufgang 4 Uhr 55 Min, Untergang 7 Uhr 5 Min. — Mondaufgang 5 Ur. 8 Min. nachmittags, Untergang 3 Uhr 54 Min. nachts, n.= Personalnachric­ht. Polizeikonzipist Dr. Mathias C 3 8 fe fährt am 0. d.M. nach Budapest, um seine polizeiliche Fachprüfung abzulegen. « Ernennungen bei der Oedenburger Staatspolizei. Der Probefliugmann Adam Korpos wurde zum Hilfskonzi­­pisten und der Diur­n­t Michael Koe­ver zum Hilfsoffizial ernannt. Das Ergebnis der Konferenz zweis Abbau der Hiesigen Fleischpreise. Sonn­­tag, um 11 Uhr vormittags, fand unter dem Vorsage des Bürgermeisters eine Konferenz zur Herablegung der Oeden­­burger Fleischpreise statt, der die hiesi­­gen Fleischer- und Selchermeister und einige Magistratsherren beimwohnten. Es wurden bis zum nächsten Freitagspieh­­markt für die verschiedenen Fleischsorten folgende Preise angenommen: Kalb­­fleisch 56—90 Kronen, Schweinefleisch 76-84 Kronen. Die Breise des Rind­­fleisches wurden um 4 Kronen per Kilo­­gramm h­erabgesetz. Wenig, aber „vor Herzen!“ - Die Kleideraktion des Rank. Die jährlichen Angestellten erhielten jeit Anweisungen auf Kleiderstoffe und Zu­­behör zu Begünstigungspreisen. Für 1000 Kronen erhalten die weiblichen Angestellten 4 Meter Kleiderstoff, wäh­­rend die männlichen je 3, beziehungs­­weise 3 Meter 20 Zentimeter Schafwoll­­stoff für einen Frühlings, beziehungs­­weise Sommeranzug und außerdem 1.20 Meter Rad, 1.50 Aermel­ und Weizen, 1.10 Taschenfutter, 1 Meter Fladhjslein­­wand und 80 Zentimeter Leinwand be­­kommen. Die Stoffe sind, nach den Mustern zu urteilen, von haltbarer und geschmachvoller Beschaffenheit. Entirrungen! Dieser Tage entssprang aus der Stuhlweißenburger Korrektions­­anstalt für Jugendliche der einarmige, 17jährige Zögling Sulius Bihdari. Seine Korrendierung wurde ange­­ordnet. « , nicht. Der freie Handel in Ruhland. (Brahtbericht der „Dedenburger Beituna” : SB. Helsingfors, 19. April. Die Vollzugskommission der Wetersburger Sowjets hat eine Verordnung­ erlassen, der­­­ zufolge der freie Handel wiederher­­gestellt ist. In Vetersburg und Moskau können alle jene achtzehnjährigen Indipi, duen Handel betreiben, die zur Arbeit und al zum Zwiegedienste unfähig sind. Die Türlen türen vor. (Drahtbericht der „Oedenburger Rettung”.) NB. London, 19. April. Die Trup­­pen Kemal BPaihas rüden wieder vor und stehen drei Kilometer vor der Stadt Zamid. Nachrichten aus Athen zufolge sei die griechische Regierung die Mobili­­sierung der Neserpen fort. Abonnieren sie die „geben­ |­burger Zeitung“ &­ ­ $ =. ·" Nachdruckverboten. Im­ Buti­engrunn Originalroman von­ Gattung­ Mahlen (35.Fortsetsung.) Wie Vogelgierwitscher klang Jutta das helle Kin­derstiil­michem in den Oh­­ren.«Ih­r­e Brust hob sich in tiefen­ Atem­­zü­geni Die Sonne schien­ verheißungs­­voll,die Menschen gingen­ mit frühen Gesicht­ern an ihr vorüber,und ihr eigenes,junges­ Blutsfraßs rasscher und fr­üher durchs die Adern­. Sie w­arschieutei ihr Sorgenpäschchsen weit von sichGg war,a­ls rief es alleg ihr zu: »Vergiß,wag dich drückt,einmal müssen auch wieder Soiritsage kommen, einmal w­irtsichus der schweren­ Sorgen­ wieder ledig sein·Du bi­strajung,ge­­sund unnd starht also verzage nicht!«" Wally zappelste und sprang neben ishrher in unbewußt­er Lebensfreude Jutta hielt«d­a­g kle­ine,warme Kinder­­chländchen­ fiest und siahlächcliitdii­ dag silße Kindergesicht Einief seine Nötestiseg isn ihr bisasseg Gesicht,ih­re Asugen leuchteten­,und ihr Gang wiurde frei­er un­d-elastiischer. .Wir st­e so dahi­nschritt,s­ah sie plötz­­­lich einen­t schl­anken­,s elegant gekleideten Herrn um seine Str­aßensecke biegen.Sie war,als setze i ihr Herzschlag einen i Mæ s Schreibtischen verwah­rt erkan­­nte Gün­tser vo­n Hoh­enegg un­d ihr wiedergesehen, seit er damals mit Frau von Wengern bei ihr gewesen war. Günter von Hohenegg hatte sich energisch dagegen gewehrt, dem Sehnen seines Herzens nachtzugeben und zu ver­­suchen, Jutta irgendwie zu begegnen. Er wollte si zwingen, sie zu vergessen. Und nun führte Der Zufall sie ihm hier ganz unerwartet in den Weg. Jutta hatte in all’ ihren Sorgen oft genug an Günter von Hohenegg ge­­dacht. Sie hatte auch die Blumen, die er ihr Damals durch Karl Lorenz ge= Ichickt, sorgih in einem Yadı ihres Sie hatte es nicht über sie vermocht, die welfen Ro­­sen fortzuwerfen. Auch sie hatte sich ge­­wehrt, dem seltsam­­ sehnsüchtigen Ge­­fühl nachzugeben, Das sie beschlich, wenn sie an ihn dachte. Sie war zu vernünf­­tig, irgendwelche Hoffnungen und Wün­­sche in ji aufkommen zu lassen. Ihr Meg führte weit ab von dem jeinen — nein, sie wollte nit an ihn denten. Und nun standen sie einander gegen­­über, und flammendes Rot stieg in ihre Gesichter von der starren Erregung, Die Dieses Miedersehen in ihnen hervorrief. Er 309 den Hut. Sie dankte und wollte weitergehen. Aber er vertrat ihr den Weg. — „Mein gnädiges Fräulein, ich ge­­mein aus. Sie hatte ihn noch nicht h­atte mir, mich nach Ihrem Befinden zu­­ erfundigen“, belegter Stimme. Die Röte war schon wieder aus ih­­rem Gesicht gewichen. Nur die Augen glänzten noch erregt. Aber ihre Stimme lang ganz ruhig, als sie erwidderte: „Ich wanfe Ihnen, Herr von Hohen­­egg, ich bin­ gesund.“ „Sie zümen mir hoffentlich mict, daß ic Ihnen den fleinen Karl Lorenz ihiete? Sie lassen mich sein Ungesichd nicht entgelten?“ Gin Lächeln Hurchte über Juttas Ge­­sicht — ein Lächeln, das er von ihrem Antlig hätte füllen mögen. „D, Karl Lorenz hat si prachtvoll benommen!“ sagte sie scherzend. Er lachte froh. Das Glüh, sie an­­hauen zu dürfen, strahlte ihm aus den Hugen. Seit erst bemerkte er ihre schwarzen Kleider. „Sie sind doch hoffentlich nicht in Trauer?“ fragte er unsicher. Wie ein Schatten flog es über ihr Gesicht, und ihr Gesicht und ihr Biid wurden glanzlos. „Meine Mutter ist zwei Tage vor Weihnachten gestorben,“ sagte sie Leise. Er hörte den tiefen Schmerz durch ihre Morte Fflingen. Kein banales Trostwort kam über seine Lippen, sagte Günter mit jeltjam „Sie haben viel verloren. Ich weiß, was es Heißt, die Mutter verlieren“, sagte er schlicht. Ihre Lippen zuchten. Wie so oft zus vor, fam ein brennendes Verlangen über ihn, sie in seine Arme zu nehmen! Ach, Da er da ein Recht Hätte, ihr zu sagen: Vergiß dein Leid an meinem Herzen, ich will es dir tragen helfen! Aber da sah er sie im Geiste wieder in den Armen des Mannes, den sie sei­­ner Ansicht nach liebte, und er sagte sich: Er wird sie Shen trösten, du bist nicht Dazu berufen. Der kleinen Wally wurde dieses Ine termezzo langweilig. „W­ally will weitergehen, TQ Tante Lutta!“ rief sie, Jutta fortziehend. „Das kleine Fräulein wird ungedul­­dig , darf ich Sie ein Stüc­kWegs be­­gleiten? fragte er hastig. „Ich gehe nur bis zur Haltestelle Der Elektrischen“, erwiderte Tutta. „Dann gestatten Sie mir, Gie bis dahin zu begleiten und Ihnen beim Einsteigen behilflich zu sein. Die kleine Dame wird noch nicht selbst einsteigen können, ich will sie Ihnen hinaufheben.“ „Das ist sehr freundlich von Ihnen, ich möchte Sie aber nit bemühen. Meine kleine Nichte ist so leicht, daß ich sie gut selbst emporheben kann.“ (Fortlegung folgt.) |

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