Oedenburger Zeitung, September 1921 (Jahrgang 53, nr. 197-221)
1921-09-01 / nr. 197
RE 2 eezogene Ausführung, Riesenauswahl Billigste Preise! Grösstes Provinzversandhaus Leopold Ropstein, Dedenburg Grabenrunde 62 ::: Telephon 339 8 . Dedenburger Zeitung en Nr. 197. — Seite 3. Rath. und Brot. Vegidins. — Gedenktage: 1776 der Shrifer Ludwvig Hölty in Hannover geb. — 1870 Sieg der Deutschen über die Franzosen bei Sedban. — 1909 Graf Zeppelins Triumphfahrt. — 1914 Sieg der Desterreicher über die Russen bei Zamo-Komarow. — 1916 Bulgarien erklärt Rumänien den Kieg. — Sonnenaufgang 5 Uhr 11 Din, Untergang 6 Uhr 47 Din — Mondaufgang 4 Uhr 12 Min. nachts, Untergang 6 Uhr 5 Min. nachmittags. Um telephonisch mit Budapest sprechen im Lönnen, bedarf man der Bewilligung des Herrn Regierungstommifjärd aud de3 Herrn Stadtkommandanten. Da wir und die erstere heute leider nicht mehr zu erwirfen vermochten, müssen alle Draht:berichte außbleiben. Todesfall. Heute um 2 Uhr morgens farb im Kfabethspital Frau Therese Fiedler geborene Brünner bei der Entbindung eines Anaben, der am Leben lieb, im 29. Lebensjahre. Trauung. Der Debenburger Königl. Bezuilsrichter, Husarenoberleutnant der Reserve Dr. Eremer Dießmat, ehelit am 4. September um 12 Uhr mittags in der evangelischen Kirche Fräulein Olga Kremser, Alserander Kremser und seiner Frau geborene Henriette Nithc. Personalnachricht. Der ehemalige Botschafter umferer gewesenen Monarchie Graf Nikolaus Stehen stattete gestern dem Obergespan Dr. Stefan von Ziem- Hery einen Besuch ab, um sich über die gegenwärtige politische Lage informieren zu lassen. 2 Ernennung. Der ehemalige Palzer- Kommandant Dedenburgh, Dr. Eugen Brenberger, der fi bier einer großen Beliebtheit erfreute, wurde von der Regierung zum Regierungskommissär für Wohnungsangelegenheiten für das Gebiet der Stadt Günd ernannt. Gegen seine Verfügungen gibt es seine Appelation. Wer nach Oesterreich reisen will, erhält in der 48er Kaserne ein Grenzübertrittszertifikat. Diese N Reisenden müssen Ach sodann nach Agendorf begeben, da die Züge nur von dort aus nach Wien fahren. Die früheren, noch nicht abgelaufenen Grenzübertritter keine riesigen selbstverständlich seine Gültigkeit mehr. Der apisierte Waggon Tabak wurde infolge Verkehrsstörungen erst heute ausgeladen. Die Zeit der Verteilung ist noch nicht bekammt. Journalistisches. Frau Wilhelm Amon, die vorzügliche Reporterin des „Sopront Hirlap“, wurde vor einigen Tagen für das Nachrichtenbüro der Nationalpresse („Nemzeti Sajtötudositö Iroda“) in Budapest verpflichtet und hat ihren Dienst bereits angetreten. Hr Austritt wird dem totalen Teil der Zeitung sehr nachteilig berühren. — Neft, der ebenfalls ein ständiger Mitarbeiter des Blattes war, hat den journalistischen Beruf aufgegeben und sich auf sein im Veßpremer Somitate liegendes Gut zurückgezogen. Fremde und hauptstädtische Pressevertreter fanden sich der legten bewegten Zeit massenhaft in Oedenburg ein. Wir bringen hier die Namen jener Journalisten, die in der legten Woche im Hotel B Pannonia wohnten beziehungsweise wohnen: Dr. Hans Wantod, Wien, „Neue Freie Prese“, bereits gestern abgereist; Dionyd Pazmándy, Budapest, „Birradat“, hier seit dem 28. d. M.; &tza Lipnay, Steinamanger, „„Vadvármegye”; Dr. Eugen Lenhof, Schweiz, „Wiener Tagblatt“, bereits abgereist; Dr. Henri 3. Bolle, Neuchâtel, Schweiz, Ihier feit 26. d. M.; Wilhelm Simon, a „Berti Hirlap“, Hier seit dem 5.5. M." Im Vorzimmer des Stadthauptk nimmer Polizeirakes Papik herrscht ein ungewöhnlich gußer Andrang.Polizeihauptmann Gallasy stellt hier die Neuelegitimationen aus,die von Polizeistar Papik signiert werden. Die endgültige Reifeerlaubnis wird in der 48er-Kaserne ereilt. In der staatlichen oberen Handelsschule findeT DieGinschreckungen für die 2.,3.und 4.Klasse am 1.,2.und 3. September von 9 bis 12 Uhr vormittags statt. Die Aufnahmsprüfung für den ersten Jahrgang beginnt am 5. September (Monten) um 8 Uhr morgens: Näheres it auf der Rumdmachungstafel der Schule (Pfarrwiese 24) vermerkt. Benzin für die Autos der Missionen. [In Begleitung eines Personenautos trafen heute aus Wien ‚Aawei Zaitautos eine Regelungsmannschft von 12 italienischen Soldaten hatten. Eine andere Kombination entbehrt jeder Grundlage. ! ugteit der Genossenschaft Die Konsumgenossenschaft der Beamten hielt Dieser Tage im großen Rathaussaale eine schwach besuchte Vollversammlung ab, welche die Rechenschaftsberichte der Direktion, der Aufsichtskommiliton und die Schlagrechnung ohne MWechselrede annahm. Bei der vorgenommenen Wahl wurden die alten Bunktionäre wiedergewählt. Nach derselben ergriff Gerichtspräsident Dr. von MWırhovafy das Wort, der die Taeiner scharfen Kritik unterzog. Er brachte besonders die unzähligen Mitstände zur Sprache, die ji bei der Verteilung der Lebensmittel regelmäßig ergaben um welche die Interessen der Beamtenschaft schwer schädigten. Seine Ausführungen wurden von stürmischen Zustimmungen unterstüßt. Die Direktion entschuldigte si diesbezüglich mit dem Vorgehen des Personals, jedoch wurde diese Ausrede nicht als vollwertig angenommen. SHiiegig versprachen die Direktionsmitglieder eine reuige Besserung, worauf die Situng aufgehoben wurde. Die Wohnungsangelegenheiten der ausländischen diplomatischen Vertretungen,. Die lette Nummer bed Amtsblatted bringt eine Verorderung des Ministerpräsidenten, der zufolge die Wohnungsbehörde die Verfügungen der bestehnden Wohnungsverordnungen bei Ausschluß irgend einer Rechtshilfe außer acht lassen kann, wenn es sich darum handelt, einer andländischen diplomatischen Vertretung dringend zu einer Wohnung zu verhelfen. Dem Bieter der zu verlassenden Räumlichkeiten sind jedenfalls andere Lokalitäten anzumessen. Fahrplanänderungen in Wungarn. Wegen der Ereignisse der legten Tage verkehren auf der Binkafelder Linie nur zwischen Steinamanger und Groß: St. Michael, auf der Fehringer nur zwischen Steinamanger und St. Gotthard Züge. Auf der Linie Steinamanger— Büns— Dedenburg kann man nur bis Oberloisdorf fahren. Jener Zug, der den Steinamanger um 1 Uhr 30 Meinuten nach Dedenburg über Günd abging, sowie der, auf derselben Linie eingelegte um 10 Uhr 55 Min. in Steinamanger einlaufende Zug verkehren nicht. Zwischen Körmend und Güssing sind seine Verkehrseinschränkungen erfolgt. Das Dedenburger Lyzeum beginnt am 15. September, spätestens am 1. Oktober Seine Tätigkeit. Die Aufnahmsprüfungen in die erste Staffe beginnen am 2. September, die Verbesserungsprüfungen ebenfalls dieser Tage. Für das Jahr 1920/21 wurden 261 ordentliche und 25 Privatschüler aufgenommen, von denen 85 Dedenburger, 84 ° Schüler aud demt Dedenburger Komitate, 101 aus anderen Komitaten und zwei au dem Ausland waren. Entwaffnung der Freischärler. Auf Befehl der ungarischen Regierung hat Stadtkommandant Wenjor Offenburg sämtliche sogenannten Freischärlertruppen entwaffnet. Am Ergebnis einer zweitägigen Streifung haben außerdem die Gendarmen 79, zum Teil bewaffnete, verdächtige Elemente aufgegriffen, die per Schule nach Budapest transportiert werden. Die Pfadfinder des Benediktinerobergymmasiums versehen seit Samstag im Obergespandamt von Y,8 Uhr morgens bis 11 Uhr abends Botendienst. Anläßlich der gestern abgehaltenen Sigung der Pfadfinderkommandanten beschloß Professor Mechle auf höheren Wunsch, sämtliche Pfadfindertruppen Debdenburgs in den Dienst dieser wichtigen nationalen Sache zu stellen. Sämtliche Wohnungseinrichtungen, von der einfachsten bis zur feinsten Ausführung sind zu haben im größten Provinzversandthaus Leopro Ropsteiner Grabenfunde 62. Telephon t. 339. Die behördliche Versorgung der Stadt Oedenburg mit Lebensmitteln it infolge der Verfügung des Oberregierungskommissärs für Westungarn Grafen Sigray ab morgen bereits angeordnet worden. Der Erfolg der Versorgung aus dem ungarischen Hinterlande ist nötigenfalls mit den schärfsten Mitteln gesichert Hand in Hand damitt auch der vollständige Güterverkehr mit der Stadt Oedenburg wieder eröffnet. Der Männergesangsverein „Franz List“ nimmt nach Ablauf der Sommersferien seine Tätigkeit unter der Leitung des Chormeisters Professor Kärpätt wieder auf. Die allernächsste Chorprobe ist Donnerstag am 1. September, abends SUHr imevang, Jünglingspvereinslofal, Georgengasse Nr. 14. Die Ungezogenheit der Kinder, besonders die der Sandgrube, Wiener und Windmühlgafse, überschreitet man fast die Aft des Wildwestend. So werden daraus gezogene Rangen Steine in alle Richtungen geschleudert und gar oft ist eine S Fenster- Scheibe, ein Auto, ja selbst ein ruhig dahinschreitender Pafsant das Ziel old eines Steinwurfes. Spotten und Schimpfen über alte Leute bereitet diesen Gaftenjungen eine wahre Freude, das Hintanhängen an einen Wagen, ja sogar an ein Auto ist ihnen ein Vergnügen und gar oft wird das Fehlen verschiedener Streitigkeiten im Haus und Hof wahrgenommen. Will man die Eltern dieser Rangen zur Verantwortung ziehen, so wird einem lächelnd die Antwort zuteil: „Es sind Halt lebhafte Kinder!” Daß aber in erster Linie die Eltern solcher Kinder an diesen Bubenftüden schuld sind, will ihnen nit einleuchten und sie können die Folgen solcher Unbeflimmertheit nicht abirngen. Leider geht die Noheit schon soweit, daß ss solche Kinder sogar den Eltern mit Ausdrüchen entgegenstellen, für die sie mindestens eine Tracht Brügel verdienten. Was nun aus diesen verlotterten Jungen für eine Hilfe der Mitmenschen wird, ist leicht begreiflich. Also, Eltern, erziehet eure Kinder zu näglichen Staatsbürgern! · Diesagsverbindung Budapest- Wien—nichtunterbrochen!Wie die. Direktion der ungarischen Staatsbahnen dem,,Ma 4yar Hirlap«mitteilt,ist infolge der westungarischen Ereignisse in den bisherigen Zugsverbindungen mit Wien seine Veränderung oder Störung eingetreten, die Tochter de Privaten , leicht Schade, da ein Vater darüber nicht lange und ernst genug wacher konnte.“ Wohl empfand die Generalin die Anschuldigung, die für sie selbst in den Morten lag, aber sie hörte auch Trost- Ticheres Heraus, und lautschluchzte sie auf: „Schade — ja Schade, wie um seinen zweiten! Und wer da Helfen willde, dem wollte ich in unaussäthlichen Dank Die Hände füllen. Und wenn sie auf meinen Brief an Stelle Ihres Neffen gekommen sind“ — si? unterbrach ich, lauschte auf — hatte da nicht draußen die Korridortür aeflipp? War Army zurückgenommen? ur am Flur blieb alles still, und voll Haft, und will Bürkhh die Stimme dämpfen, redete ie weiter — „so lassen Sie nn auch mit dem gleichen Vertrauen zu Ihnen sprechen, aus dem heraus ich an Ihren Neffen schrieb, diesem, mir vom ersten Bl an jo außerordentlich Iympe,hilden jungen Mann“ — sie brach ad, perwirrt von dem Blid, womit Sobit Müllender sie |B anjah, und dann rikt ihr die Angst, do wieder die Morte hervor: „Wir sic 5 eilt, es eilt! Ich zwang meinen Sohn gestern ein Bersprechen cab einen Schwur — auf meinen Arien jmwang ichh ihn ab — dak er warten wird bis — bis morgen nachmittag — dem lebten ea an dem die Ehrenn Huld Fällig r ge SF Und jählings Tobit Müllerhofs Hand umflammernd, sah sich's an,als ob sie vor ihm in Die Knie sinfen wolle. — „Willen Sie, was für einen Offizier eine Ehrenschuld bedeutet?“ Er streifte seine Hand aus der ihren: „Ich weih, was für einen Mann die Ehre bedeutet. Lassen Sie das nit länger Worte drehen, Frau Generalin. Ich verpflichte mich zu nichts, aber ich stelle Ihnen anheim, mir Ihres Sohnes Adresse zu geben.“ „Persönlich wollen Sie“ Wie ein Labellaut flang’s auf, doch Tobit Mütlenhof Sprach weiter, als habe sie ihn nit unterbrochen: „Es ist mit ehrlicher Arbeit verdientes Geld, meins sowohl, wie das meines verstorbenen Bruders, und zum nußlosen Vergeuden ist’s nicht erworben.“ Die Generalin schien kaum no zu Hören, was er sprach, sie war zum Schreibtisch geeilt und schrieb mit fliegender Hand einige Worte auf ein Blattspier, das sie nun Tobit Mürffenhof reihte. „Ein Menschenleben Hängt daran.“ — Ohne einen Blik darauf zu werfen, nahm er den Zettel, faltete ihn zujarre men und schob ihn in die Brillaiche,. Dann machte er einen Schritt gegen die Tür vor. — „Wir hätten uns wohl für den Augenblick nichts weiter zu jagen.“ Draußen auf dem Flur war's wie ein leises Huschen, die Genssalin achtete nicht weiter Darauf, mit einer raschen Vorwärtsbewegung wollte Fe Tubit Müllenhof das Selei geben. Er wehrte ab: — „Bemühen Sie sich nit, rau Generalin, ich finde meinen Meg allein.“ Yach dem Dienstmädchen wehrte er, das ihn draußen im Aufzuge Hinterfahren wollte, und begann die Treppen hinabzustehen. Die schlanke Mädchengestalt, die mit dem Rüden gegen die Mand gelehnt, auf dem ersten Treppenablag seiner wartend stand, hatte das nit anders vorausgesehen. Ein ersten Geräusch der langsam stapfenden Schritte, die über den Plütschläufer Die Stufen herabkamen, drücte sie ih nach feiter gegen die glattpolierte Marınor vortäuschende Mondtäfelung, dann trat Armgard von Röhrig mit allrübgebogenen Schultern und steifgerechtem Kopf dem Herabkommenden entgegen und sagte nach flüchtigem Gruß: „Herr Müllenhof, ich sei nicht, ob es Ihnen genügend klar geworden it, daß mir für das, was Mama von ihrens Neffen für meinen Bruder erbeten, zu jeder verlangten Gegenleistung bereit sind - - zu jeder. Auch ich für meine eigene Rerson verpflichte mich Dafür.“ Wortlos sah Jcht Mülfenhof die vor ihm Stehende an. Ihr Gesicht war Dich, nur die schmalen Lippen brannten, die feinen Nasenflügel vibrierten, und unter seinem scharfen Bidrık ihr der Hochmut, der aus ihrer ganzen Haltung sprach, das Haupt noch steifer in den Naden. Ihre Augen aber glitten zu dem goldenen Knauf des Liedes herab, den er in der Hand hielt, und ein verzerrtes Lächeln teilte ihre Quppen voneinander. Sobjit Miüllenhof bewahrte es, und seinen Stof mit beiden Händen hohe hebend, nichte er: „Sowohl, Baronesse von Röhrig, zum Lachen it's, und do frien sie alle anbetend Diver nieder, wie ‚Icon zu Moses Zeiten anbetend um das goldene Kalb gefniet. Und unvollends, wenn's ein ganzer ausgewachsener Die it.“ IHr blasses eGfiht war plöglich wie mit Blut durchpesticht, und ihre Augen blieten ihn in Atarızr Herausforderung an: „Sie sind in Ihrem Recht, Herr Müllenhof — denn der Belitende it immer im Recht.“ Da trat auf sein Gesicht ein fast aufmütiges Lächeln. „S’2 sollten hinauf zu Ihrer Mutter gehn, Fräulein von Röhmit. Was so auf dir Treppenstufen noch verhandelt wird, hat Bei einer unwohlerwogenen Sache nicht mehr viel zu Dejagen.“ Er nidte ihr zu und begann langsam, die Treppen weiter hinabzusteigen. (Fortlegung folgt.) ne u i