Oedenburger Zeitung, September 1921 (Jahrgang 53, nr. 197-221)
1921-09-15 / nr. 208
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Oft genug hatte die Beantwortung derselben schwere Folgen. Man braucht nur an die Shikj als schwere Note an Serbien wegen des Sarajamwoer Fürstenmordes zu erinnern, die sicherli ganz anders abgefacht worden wäre, wenn man die Sorgen derselben in ihrer ganzen fürchterlichen Ausdehnung im Vorhinein gewuht hätte. Auch heute noch bedeutet eine Note etwas Unangenehmes. Zwar ist die Lage nicht so kritisch, da welterschütternde Folgen daraus erwachsen müssen — aber unangenehm bleibt sie da. Es it deshalb nicht besonders erfreulich, da innerhalb zweier Tage gleich vier Noten ausgetauscht wurden, die jih alle mit Ungarn, oder richtiger gesagt, mit der westungarischen Frage befassen.. Die cronologische Reihenfolge dürfte die folgende sein (ganz sicher ist sie nicht): Rumänische Note an Tichechien — Antwortnote Ungarns an den Botihafterrat — Tichechische Note an die Bot: Zweite Note des Botihafterrates an Ungarn. Die Bewohnerschaft Westungarns war immer ein ruhiges, geduldiges und bescheidenes Wölfen und es hat sie nie danach gelüftet, im Mittelpunkte des europäischen Interessen zu stehen. &8 Liegt auch heute nicht die Gefahr nahe, daß sie von übergroßer Eitelkeit erfaßt werden könnte deshalb, weil sie pröglich so weltbekannt wird. Unserem Wolfe wäre es sicherlich lieber, wenn alle die Unruhen und Beunruhigungen der legten Zeit und der Notenaustausch, der sich lebhaft mit ihm beschäftigt, endlich einmal ein Ende hätte und er seiner friedlichen Beschäftigung ungestört nachgehen könnte. Nicht an dem Ruhme ist ihm gelegen, daß es im aller Munde sei, sondern der Ruhm gilt ihm mehr, der in dem Cab gipfelt: Die Frau ist die beste, von der am wenigsten gesprochen wird. Vorläufig will er allerdings nicht scheinen, als ob der Notenrummel in absehbarer Zeit ein Ende finden würde. Wenn — was wahrscheinlich ist — alle die in den vier Noten erhobenen Anwürfe beantwortet und auf die Antworten wiederum reflektiert wird, so kann sich ein solcher Rattenkönig von Noten herauswachen, daß sich bald niemand mehr darin auskennen wird, ·schasst erkonferenz— » Diese, Ingarns Antwortnote Das UTKB. meldet: Die ungarische Regierung hat Sonntag vormittig den Budapester Vertretern der drei europäischen Großmächte ihre Antwort auf die jüngstententenote überreicht. Die Antwort lautet wörtlich folgendermaßen: Herr Gesandter! Der Rat der diplomatischen Vertreter Hatte die Freundlichkeit, in seiner vom 5. September dieses Jahres datierten Note 3. 145/12/6 mitzuteilen, daß die alliierten Mächte mit dem größten Bedauern Kenntnis nahmen von den Ereignissen, die sich in den westungarischen Komitaten ausgetragen haben. Die Entente it falssch informiert worden. Ich versichere Sie im Namen der königlich ungarischen Regierung, daß die königlich ungarische Regierung Ihr Bedauern vollkommen teilt. Gleichzeitig stellt die königlich ungarische Regierung mit Bitterfest fest, daß der Botschafterrat seine Meinung in erster Reihe auf solche feindliche Informationen gegründet hat, die von den Gegnern Ungarns geliefert worden sind. Die traurigen Ereignisse, deren Schauplan die A-Zone des abgetretenen Gebiets in den jüngsten Tagen war, sind eine natürliche Folge jener Erbitterung, von der die patriotische Bevölkerung durchdrungen ist in dem Augenblice, in dem ihre Heimat nach einem tausend Jahre lang währenden ununterbrochenen und glorreichen geschichtlichen Bestimmensein in Friedenszeiten von dem Mutterlande abgetrennt war. Die ungarischen Behörden sind loyal vorgegangen. Es liegt der königlich ungarischen Regierung fern, zu leugnen, daß ich auf das westungarische Gebet an eine gewisse Anzahl von Personen, die nit aus dem abzutretenden Gebietetammen, eingeschlichen hat, um an dem Aufstande der Bevölkerung teilzunehmen. Die königlich ungarische Regierung hat, so bitter auch Die Aufgabe war, jene Mitbürger zu maßregeln, die, von einem natürlichen Patriotismus geleitet, einen Widerstand dagegen zu unternehmen versuchten, dah ein Teil des Landes einem vor kurzem noch Verbündeten übergeben werde, nicht einen Augenlosi gezögert mit der Erfassung von Verfügungen, das Zuströmen fremeder Elemente, nach den in Rede stehenden Gebieten zu verhindern. "Diese Mairegeln sind in der Beilage auf gezählt. Es muß jedoch bemerkt werden, daß die Auffassung, als ob es in der Macht der ungarischen Behörden stände, vollkommen zu verhindern, daß fremde Betonen jenes Gebiet betreten, innig ist. ©o Täkt es sich mit dem bei uns in Gel an den Botipaftertnt zung befindlichen demofratisch-parlamentarischen Grundlage nicht vereinbaren, daß Herr Abgeordneter Friedrich, Mitglied der Nationalversammlung—— der infolgedessen ein Immunitätsrecht genießt — solange, als er seine Strafhandlung begeht, mit Gewalt daran verhindert werde, einen unter ungarischer Oberhoheit gehörenden Kanditid zu betreten. Das statt oppositionelle Programm des Herrn Abgeordneten Friedrich, Das den Kampf gegen die Durchführung des Trianoner Stierens verkündet, gibt an und für sich noch seine geiegliche Grundlage zu einem Verfahren gegen ihn. Infolge seilen konnte sie Herr Abgeordneter Friedrich unbehindert nach Westungarn begeben. Sobald aber die ungarische Regierung Kenntnis davon erlangt hatte, wa Herr Abgeordneter Frierich Die Oranistellung eines bewaffneten Widerstades versucht, hat sie ihn unverzüglich aufgefordert, Das Gebiet zu verlassen. Dieser Aufforderung hat Herr Abgeordneter Frevrich am 30. August auch Genüge geleistet. Mir verfügen nicht über Die nötige Brahmalgewalt. Was die Wirfsam seit der von der ungarischen Regierung angeordneten Maßnahmen betrifft, so muß is das Folgende bemerken: Zur Erreichung des angestrebten Zieles wäre die einzig wirksame Maßnahme, die vollständige Abschließung des ganzen Trianoner Grenzzuges fur einen militärischen Kondon sewesen. Nachhden die ungarische Regierung die militärischen Bestimmungen des Trianoner Friedens, sofern sie sie auf den Präsenzstand beziehen, bereits vollkommen durchgeführt hat, war es ihr nicht möglich, Die ungefähr 200 Kilometer lange Grenzlinie Westungarns duch einen Kordon hermetisch abzuschließen. In Diesem Belange erlaube ich mir zu bemerken, daß die Zahl der zwischen der U-Linie und der Trianmer Grenzlinie sie befindenden Gendarmen bloß 1900 beträgt, miteingerechnet die drei Gendarmeriekompagnien des Majors Dilenburg und die zwei Gendarmeriekompagnien N Rittmeisters Ranzenberger. Diese Gewalt genügt im besten Falle zur Aufrechterhaltung der Ordnung zwischen den beiden Linien. Aus dem oben Gejagten geht ver ist, daß der gute Wille der ungarischen Regierung nicht in Zweifel gezogen werden kann, und daß sie alle in ihrer Macht stehenden Berfügungen getroffen hat. Die ungarische Regierung lehnt also die Verantwortung für die bedauerlichen Ereignisse, die sich in Westungarn zu tragen, ab. Die Entente möge mit gleichem Make messen. Oesterreich will unsere Ansprüche nicht anerkennen. Die ungarische Regierung spricht ihren tiefen Danf aus für die Fürsorge des Botschafterrates, die er anläslich der Räumung der Baranya gegenüber Ungarns berechtigten Ansprüchen an den Lug gelegt hat, bemerkt aber, daß Diese Räumung nocit gänzlich vollzugen tt und daß die Behörden des SHF-Königreiches die Unterzeichnung des Lebergabeprotokolls bis auf den heutigen Tag verweigert haben. Die ungarische Regierung erklärt auf das entschiedenste, daß sie bereit ist, den Bestimmungen des Vertrages Genüge zu leisten, und daß es seinestwegs in ihrer Absicht steht, sie den durch den Vertrag auferlegten Verpflichtungen zu entziehen. Sie wird nit versäumen, mit nötiger Energie jedermann zur Einhaltung seiner Pflicht zu zwingen. Die königlich ungarische Regierung ist überzeugt davon, daßs die hohen verbündetn Mächte ihre Ansicht teilen, wonach es über jeden Zweifel erhaben it, wa der Schuß der aus der Uebergabe entstehenden Rechte Ungarns ebenso verpflichtend ist wie Der Schuß der territorialen Nechte Oesterreichs. Nachdem die ungarische Regierung Kenntnis erlangt hat davon, daß die verbündeten Mächte in derselben Sache auch bei der Wiener Regierung interveniert haben, erlaubt sie si festzustellen, daß dieser Schritt, wie es scheint, seinerlei Wirkung auf die Wiener Regierung übte, die nicht nur die sofortige Niedergabe des in Frage stehenden Gebietes fordert, sondern sogar die prinzipielle Anerkennung der ungarischen Ansprüche verweigert. „Die öffentliche Meinung Ungarns ist darob tief entrüstet und zu ihrer Beschwichtigung wäre es unbedingt notwendig, zwischen der Sicherung der Rechte Desterreichs und Ungarns das Gleichgewicht Herzustellen. Die küniglich ungarische Regierung ist überzeugt davon, das dies troi der leicthin aufgetauchten innerhalb kurzer Zeit möglich sein wird. Sie wäre den hohen Verbündeten außerorderss dankbar, wenn diese sie von den Schritten verständigten, die sie in dieser Frage in Wien bereits unternommen haben, beziehungsweise zu unternehmen ge= Denfen. Die Entente möge die neun Reumungsmodalitäten bestimmen. Die ungarische Regierung ist, wie in der Vergangenheit, bereit, Die Bestimmungen des Trianoner Friedens in bezug auf Westungarn durchzuführen, it geneigt, die Räumung weiter fortzufegen, troßdem hält sie es mit Rücksicht auf die auf diesem Gebiete herrschende schwierige Situation als zwecmäßig, daß die interalliierte Militärmission in Oedenburg unter Einbeziehung der Behörden der "beiden unmittelbar interessierten Länder "und unter Berückschtigung der beiderseitigen sowie der Interessen des fraglichen Gebietes eine neue Weitergabemodalitäten ausarbeiten, die den gesonderten Verhältnissen Bechrung trägt. Es ist selbstverständlic, daß die ungarische Regierung, sobald die Webergabe nach diesem Plane erfolgt sein wir, das Protokoll sofort zu unterzeichenen gemillt it. » Bänffym.v. des Schwierigkeiten II I