Oedenburger Zeitung, April 1924 (Jahrgang 56, nr. 76-99)
1924-04-01 / nr. 76
I Schriftleitung und Derwalling ODedenburg, Deufplag 56. Gelanat mit Ausnahme von Som und jedem Tag um 5 Uhr nedgm. (15 Uhr) 56. Jahrn. Folge 76. Feisstagen an zur Ausgabe. Tagblatt für Unabhängiges Politisches alle Stände Hienstan, den 1. April 1924. Anzeigen und Bestslhungen werden in unserer Verwaltung sowie auch i Stadtgeschäft Grabemsunde 72 angenommen. Unsuf: Schriftleitung. 25, Verwaltung 19, Geschäftsstelle 6. Sinzelblatt: K 900 . Zum Todestage König Karls. Oedenburg, 1. April Am heutigen Tage sind es zwei Jahre, hat König Karl auf der fernen Insel Madeira in Rundal sein, an ihmveren Schicksalsschläge, so reiches Leben beschlug. Ferne von der Heimat, als Ausgestoßener und Verbannter, nur umgeben von seinen ‚allernächster Familienangehörigen, schlog er wenie minden Augen, ohne Groll und Witterung im Herzen für all diskhiveren Prüfungen, welche ihm das Schickal auferlegte. Als die Trauerhunde von dem fa frütben Ableben König Karls seinerzeit die Welt durchlief, bemächtigte ei aller Herzen tiefe Ergriffenheit und Anteilnahme und selbst seine Gegner mußten bekennen, daß man dem unglücklichen König in übereilter Haft zu viel auferlente.. Der frühe Tod König Kars wurde zum beredten Anfläger, welcher der ganzen Welt mit rücksichtsloser Strenge ins Gesicht jagte, daß man im Rausche der Liedenschaften zu weit gegangen, zu scwer geurteilt und gehandelt hat. Mag was immer geschehen sein, was der Welt ?ein, laß gab, um den unglücklichen König für, gewisse Ereignisse verantwortlich zu machen, eines Steht festnd im deutlichen Umtriffen vor unseren Augen: die Triebfeder all seiner Handlungen war stets rein und edel. Er wollte den Krieden — immer und stete — sowohl während des Krieges, als auch nachher. Hätte er sein Ziel erreicht, hätte seine Kriecensliebe durchzudringsen vermocht,er würde heute besser um ausstehen. Ein Urteil ist gar bald gefällt. Das Welturteil über König Karl war neırig einseitig, gesprochen von Machhabern, welche in König Karl nicht den Menschen sehen wollten, der seine ganze Strafe für den Löfferfrieden einfeßte, sondern in ihm in seiner eigenen Werson die Verkörperung einer Reltanschauung, eines Shitems erblicten, gegen welche sie rücsicht 8[08 vorzugehen beshloffen Betten. Daß diese Weltanschauung, dieses Syitem mit dem unglücklichen Ausgange des Krieges ja zusammenbrach, in ein Nichts zerfiel,, daß König "Karl selbst, sich von diesem System in seinem tiefsten Innern, schon während des Krieges [um sagte, daß er anderthalb Jahre nach Friedensmöglichkeiten gerungen, troßdem man ihm den sicheren Sieg immer und immer vor Mugen hielt. Das alles wurde bei dem Urteilsspruche nicht in Betracht gezogen: er selbst, seine Bersen mußte fallen. Die Ereignisse der Geschichte Mitteleuropas in der neueren Zeit gleichen einem tiefernsten Drama, dessen tragi- Er mußte sein Reben laffe er. Heute, am Todestage König Karls, entrofft sich der bittere Reidenziweg des jeger Held König Karl isI. "unglücklichen Königs wieder in seinen ganzen ‚Umriffen vor unseren Nugen. Wer hätte daran gedacht, als wir,dem jungen König im Jahre 1916 die heilige Stephanskrone aufs Haupt lebten und mit zupersichtlicher, Hoffnung in die Zukunft blidten, daß ihn das grausame Schiefal jo sehwer heimfichen ierde. Wie strahlten damals die Mugen der, erhabenen, Königin und das, Kindesanteit des Kronprinzen, als der Jubel der Ungarn den neugefrönten König umbraufte. Wer hätte gedacht, das diese lebensfrohen und glüclichen Mugen sich bald verschleiern und mit Tränen füllen sollten unter der Wucht der unbarmherzigen Schicsalsschläge, welche den Monarchen‘ so rüdsichts[o8 aus der Höhe in die Tiefe stürzten und ihn gleichsam als | | ] ; Auffäfung der Jugofamien Etupfhtinn? Hbsteuierung, der Budgetborlage. Belgrad, 31. März. Die Samstagfigung der Skupfchtine wurde wegen Obstruierung der Budgetporlage durch die Opposition abgebrochen. Die Opposition forderte für die glatte Erledigung der Budgetvorlagen, die vorherige Gültigkeitserklärung der Radiomandate durch den Berifikationsausflug der Skupschtina. In einer Beratung mit der Opposition forderte Die Regierung jedoch vorerst die Verabschiedung der Budgetvorlage bis 31.9. M. Da seine Einigung zustande kam, begann die Obstruktion schon in der Absnchtigung der Stupiditinen. Wie verlautet, beabsichtigt die Regierung: Damit sie Anna Nichterledigung des Budgets in der dvorgeschriebenen Zeit nicht in einen gereglosen Zustand gerate, heute Montag die Stupfehtina aufzuldsen und Neuwahlen auszuschreiben. +0. ‘9er Grenfbroze gegen Die Emigranten. 26brogentige Zenerung im März. Budapest, 31. März Wie berichtet, hat die Staatsanwaltschaft gegen 28 ungaufe Politiker, die im Laufe der Revolution einflußreiche Rollen gespielt hatten und hernach ins Ausland veflüchtet sind, Strafprogesse wegen des Berg gehend gegen das Ansehen des ungarischen Staates und der ungarischen Nation eingeleitet. Zwei Dieser Cmigranten, Ernst Garami,und Emanuel Buchinger, haben den Rechtsanwalt Dr. Emmerich Györky mit ihrer Netztretung bei der anzuberaumenden D Ntumazverhandlung betraut. Dr. Gnörii hat auf Grund der ihn erteilten Vollmacht an den Anklagesenat ein Gesuch um Zustellung der Anklageschrift gerichtet, damit er dagegen Einwendungen erstatte. Der Anklagesenat wies dieses Ansuhen mit dem Bedeuten ab, das die Anklageschrift nur dem Angeklagten zugestellt werden könne. Budapest, 31. März. In den sechten Märztagen scheint die Teuerungstendenz zum Stillstand gekommen zu sein. Einzelne Bedarfsartikel, wie Getreide, Mehl, Fett, Eier, Milch, Holz, Seife und Steisch, blieben in der letten Märzhwoche im Preise ziemlich stabil. Nichtsdestoweniger haben sich die Preise säamtlicher Bedarfsartikel im Monat, März seit Ende Februar um 298 Prozent im Durchschnitt erhöht. ++ Die Bodenreform. (Drahtbericht der „Dedenburger Zeitung”) Budapest, 31. März. (UTKB.) Die Nationalversammlung hat in ihrer legten Sitzung nach längerer Debatte beschlossen, den in einer Zuschrift Des Reichsvermesers bemängelten Punkt der Bodenreformvorlage, wonach Offiziere und Beamte von . .... ı He BEN. uen der Balutavorschuß der Geldinstitute. Budapest, 31. März. Von dem im Zusammenhange mit der Sanierungsaktion „ aufzunehmenden Valutenvorschuß entfallen auf Die Geldinstitute 12 Millionen Schweizer Franken, die bis zum 31. d. eingezahlt iv werden, das neue Kabinett Bonicare. Die frühere Politik wird fortgesegt. Bari, 31. März. Die ursprüngliche Liste der Regierungsmitglieder erleidet insofern eine Menderung, dab anstatt Leygues’ de Gelves Minister des Innern wurde „Die Blätter erbriefen in der Betraunung de Selves’ eine Gewähr für die politische Unabhängigkeit und Aufrichtigkeit. Der Samstagvormittag abgehaltene Ministerrat hat einmütig beschlossen, die der Bodenbeteilung ausgeschlafen werwjauswärtige Politik des frühen Sollen, zu streichen. Dreh Kabinetts fortzug uns ihn wie ein geliebtes Spielball der abnormalen Ereignisser Erschütterungen hin und herwarfen. Welche Seelenqual muß der arme König von 1918 bise 22 mitgemacht haben? Als er sehen mußte, daß man Wild verfolgte, nirgends Ruhe und Raft gönnte, immer weiter von den Gemarkungen seiner Heimat vertrieben, regte sich immer mehr und mehr die Sehnfuht nach der Heimat, die Sehnfuht nach Freunden, nach einem ruhigen Bläschen nach all den Srerfahrten, zu melden man zwang. Einem Verbrecher gleich vertrieb man ihn aus der Heimat, ihn samt seiihn da der Familie. Und der arme König konnte die Heimat nicht vergessen. Seine Sehnsucht trieb ihn immer wieder auf den Weg zur Heimat. Aber das große Drama entwickelte sich weiter in seinen düsteren Handlungen. Der arme König sollte nicht mehr Fuß fassen in seiner Heimat. Ms die Handlungen, ihren Höhepunkt erreichten, finden wir den Heimatlosen in Madeira als Verbannten. Sehr gab es seine Möglichkeit mehr, die Heimat t wiederzusehen. Und dieser Schmerz nagte am Gemüte des unglücklichen Königs’ und. er blutete sein Herz über das unbarmherzige 2oS, welches ihm und seiner von ihm so vergötterten Familie zuteil wurde. Wie muß sein Herz in wilden Weh aufgestöhnt haben, wenn er in die fragenden Nurgen seiner sieben immindigen Finder schaute und mit Sorge und Angst die treue, liebevolle Gattin betrachtete, welche ein neues Leben unter dem Herzen trug. Wundert es uns da, wenn 5 Herz brach? Nein — es konnte nicht anders kommen. “Und heute, am Todestage des so früh dahingegangenen, unglücklichen Königs denken wir bei reger Anteilnahme an dem tragischen Schiefalde armen Königs auch mit stiller Wehmut daran, die mit dem König zutleich auch unser armes unglückliches Vaterland der übereilten Haft und dem Rausche der Leidenschaften zum Opfer fiel. Beide wurden dem gleichen Schiefal getroffen. — Doch es gibt eine Auferstehung für beide — mir wollen daran festhalten ı und glauben. —1, Ne 64. Generale fammlung, des 5. Hepenburger „Riederlang“. Dedenburg, 1. März. Der Dedenburger Männergesangsverein „Liederfrangz“, der das Mira wie das deutsche Lied in gleicher Weise fultiviert, hielt Samstag abends E Uhr im Bereinslofal (Rafino) seine 64. ordentliche Generalversjammlung ab. Diese fand unter Vorfug des rührigen Vereinsvorstandes Großfeldermeister ‚Graf DELETE Tapezierermeister Sarl Teri- Schneeberger statt ‘und beilief programmgemäß. Die ausübenden Aitglieder waren alle anmwesend. Außerdem waren zu sehen: Chrenprotestor Kommerzialrat Anton Schafreer, Chrenpräses Kaufmann Konrad Jesel, Die Ämtersragenden Mitglieder und alten Sangesbrüder: Direktor Anton Berenberg, Oberstleutnant Teltj Schloffermeister, N. Beischl, her, Sumelier Franz Schmwerat, Kaufmann. 2. Hollndonner Rhotograph Sarah Rothentwein, Pribefer 3. Bierbaum, Saftwirt Ludwig Varga, Kaufmann Friß Eilmes, städtischer aataneamieLeK T0gmah Hyer, Tapezierer Stephan Trinkl und Graveur Leopod Rokßrurner . In den Reihen der Sänger sah man auch wieder den ausgezeichneten Bassisten Stanz 8. Szahbo-Niles. Das Lokal war mit unzählbaren Fahnenschleifen, geschmückt, die ansichtliches Zeugnis davon ablegten, dab der ‚„Liederfranz“ nicht nur der älteste Gesangsverein Ungarns ist, s sondern au in Nah und Fern schöne Erfolge erzielte. Die beweisen übrigens auch die Dielen Baal in deren Besit der Vereinst estere waren __auf dem Borstandsti aufgestellt und "fanden neuerdings in Bewunderung der Erschienenen. Die Versammlung eröffnete Vereinsvorstand Molf Schneeberger,dann ergriff der agile Vizevorstand Ernst StEep das Wort und erstattete bericht über das verlaufene Vereinsjahr. Dabei gedachte er auch der im Vorjahr verstorbenen Mitglieder: Rechtsanwalt Dr.osef Müller, Kirchendiener Ferdinand Trittremmel und Gärtner Wenze Kofonkta Ferdinand Trittremmel war das lette gründende Mitglied des Vereins. Zum Zeichen des pietätsvollen Angedenkens der drei unvergeblichen Ioten erhoben sich alle Anwesenden von ihren Ligen. — Der Verein hielt im Vorjahre 4 Ausschuldigungen, 4 Plenarversammlungen und 92 Sesangsstunden. Ueber die verschiedenen Veranstaltungen und Aufführungen haben mit seinerzeit bereit berichtet. Der Jahresbericht des Vizevorstandes Sz Ep wurde zur Kenntnis genommen und auf seinen Antrag wurde folgenden Herren für ihre verdienstvolles Wirken protokollarischer Dans gejagt: Chormeister Heinrich Klaißig, Obmann des Verrügungskomitees Anton Tandl, Kaisier Eduard Gruber und Schriftführer Ferdinand Sieger. Lobend gedachte er auch des Vereinsvorstands Schneeberger, der für den Verein jederzeit Herz und Börse offenhält. — Dass Vizevorstand SzEep für das schöne, harmonische Wirken des PBerein. Die meisten Verdienste erworben hat,st an dieser Stelle besonders zu erwähnen. Er scheut weder Mühe no Zeit — auf das Munciwerf nit — für Die reien des Bereins. Der Raffabericht des Kassiers Eduard Gruber wurde zur Kenntnis genom %$ men, ni 2 . Dias ---«tmC. - a! FL a x d ae: ER ·—:«-’e RR a Br a Sr & Sul DAT iR ai lg la Bi