Oedenburger Zeitung, April 1937 (Jahrgang 70, nr. 72-96)
1937-04-01 / nr. 72
Y,Fz.szqkkssswsxkckvtqu- »W—i-«ijx. Seite2.—Nr.72«. rung des Auzfchuhmitgliedes Ferdinand Schneeberger, welcher in Zürich längere Zeit in einem großen Betriebe beichäftigt war, die dortigen größeren Snduftrieunternehmungen zu befichtigen und zu jftudieren. Zu Diefer Barifer Reife gewähren jchon bei einer Teilnahme von zehn Perjonen die öfterreichifchen Bahrten eine SOprozentige und die franzöfifchen Bahnen eine 5üprozentige Begünftigung, das: jelde gilt natürlich auch für He Hotels und Neftaurationen. Wie mir aus obigem erjehen, befaßt fi der Gewerbeverband mit jehr erniten, ihönen Problemen, welche für die Stadt und deren Einwohner nur don Vorteil fein fünnen. Der Schrei nach) Brot und Arbeit in Sowietrußland Was ein Heimgefchrier aus dem „Sur: jetparadies“ erzählt. Aus Szabadfa wird gemeldet: Diefer Tage it der Bäder Dibrivoje Marfovic mit feiner ruffiihen Frau aus der rufjiihen Sriegsgefangenjchaft zurückgefehrt. Marfovic geriet im Jahre 1915 ala Öjterreihhifch-ungarifcher Soldat bei Tarnopol in Galizien in Gefangenschaft. Nach dielen Abenteuern trat er in Odefja in die jugoflawifche Freimwilligenlegion ein. Im Sahre 1917 erkrankte er und mußte von den jerbifhen Truppen in Odeffa zurüdgelaifen werden. Nach Auspritch der ruffifchen Revofution Fam er nach Gerfez, wo er bi8 zum Sahre 1925 fjchwer arbeiten mußte. Seither wanderte er faßt durch alle Gebiete de3 großen ruffischen Reiches und jchlug fich mit Mühe und Not durch Leben. Sm Sahre 1931 fuchte er um einen Neifepah an. Der Bak wurde ihm dann im Sabre 1935 zugejtellt, jedoch mußte er ihn den Behörden in Petigorff zur Genehmigung einjoiden, wo er folange liegen bfieb, hi3 er feine Gültigkeit verlor. Nun derjuchte er fein Glüd bei der jugoflamiihen Gejandtichaft in Warfchau, was ihm au gelang. Das Leben in Rufland ift nad jeiner Ausjage furchtbar armelig. Die Behörden gehen gegen die Unbemitteilten rüdficht8fos dor. Vor einigen Jah: ren, als der Hungerstod die Menfchen in Maflen Dahinraffte, durfte niemand etwas äußern. Viele Unzufriedene wurden auf ein einziges Wort Hin nah Sibirien derii. In vielen Gegenden herrfchte jett große Hungersnot. Nur die Staatsangejtellten und das Heer leben in Hülle und Fülle. Der Heeresdienft dauert zweieinhalb Bahre In den Gebieten Kurnjfaja und Baranjeihiijtaja Herriche eine unbejchreibliche Armut. Das Volk fchreit nad) Brot und Arbeit. Im der legten Zeit wird nad) Markopic’ Auzfage jedermann, der fich zu einem Glauben befennt, nach Sibirien befördert. Wearkovic erzählte Rußland noeh fehr nodh, dab jich in viele öfterreichifchungarifge Gefangene befinden. Viele jedoch feier bereit? an der Hungersnot zugrundegegangen. · Oedenvurgersettuag Kaijerreich Abeilinien auch von Selgrad anerkannt London, 31. März Auf Grund de nunmehr veröffentlichten Wortlautes des italienifch-jugoflawiihen Freundfchafts: dertrages jtellt die enalifche Vreffe, - teils mit Bedauern, teil3 mit Genugtuung feit, dap Sugoflawien darin ausdrüdlich die italienische Herrichaft über Abefjinien an: erfennt und damit den VBölferbund in eine unangenehme Lage verjekt habe. Strenge Sicherheitimahnahmen in Aumänien Bufarejt, 31. März Das Innen: minifterium hat zur Sicherung der Ruhe Ttrenge Verordnungen herausgegeben. Die Behörden jener Gebiete, wo Belagerungszultand Herrjht, werden angemiejen, jtrengitens gegen extreme KRundgebungen vorzugehen. Keimerlei Hffentlihe Kundgebungen oder firhlihe Eidesleiltungen, außer den gejeglich vorgejehenen, find gejtattet. Außer der Nationalfahne darf feine andere Fahne getragen oder ausgejtedt werden. Geichloffene Aufmärjhe von politischen Parteien find ftrengitens verboten. Pfarrer und Lehrer werden, wenn jie politifche Agitation bejtreben, jtrenge beitvaft. Was fchuldet Rumänien feiner Nationalbank — Ymtlichen Berichten zufolge fchuldet der Staat der Nationalbank folgende Beträge: Ulte Schulden 3 Milliarden 624 Millionen, Schweizer Anleihe 1 Milliarde Banten 849 Millionen, Vorihuß anfärlich 70 Millionen, Darlehen franzöfifcher der Prägung don Hartgeld 1 Milliarde, Anleihe zur Stügung Des Leifurfeg 342 Millionen, Vorfhüfle für öffentliche Arbeiten und andere Snveititionen 958 Millionen, Darlehen des Landiwirtjchaftlichen Fonds und Darlehen zur Dedumng der Konvertierunasihuld 5 Milliarden 617 Millionen. AZujammen rund 14 Milliarven 534 Millionen Lei. da Aumänien verlängerte Waffen übungen Wie aus Bularejt gemeldet wird, interefjierte fich bei der legten Barlament3- fung Der Parteiführer Georg Bratianı über verjchiedene interne Angelegenheiten, welche jedoch in den Kreis des Zandesverteidigungsminifteriums gehören. Was für die Deffentlichkeit beftimmt ift, wurde ihm mitgeteilt, Daß im Heurigen Jahr zum erifenmal feit dem Krieg Die Wafferlübung auf 60 Tage verlängert wird. Alt-Soproner Bücher, Bilder, Schriften, Zunftalterfümer, ferner Münzen, Ausgrabun: gen, Stihe und ähnliches FTauft 8. TIhier, Theatergafje 16. Sammler: preije! Kleine Nachrichten Dr. Ludwig Märky-Zay, einer der bervorragenditen jtenographifchen Fach: männer und praftizierenden Stenographen des Landes, wurde vom Präfidenten des Abgeordnietenhaufeg zum Chef des Stenographenbureaus des Reichstags ernannt. Sn den Kreifen der ungarifchen Breife wurde dieje Ernennung mit ungeteilter Freude aufgenommen. Auf den Straßen von Nagyteteny jteht da3 Waffer infolge der heftigen Regenfälle und Heberfhwenmung noch immer einen halben Meter hoch. Das jchmusgige Wafler ift auch in die Brunnen gedrungen, jo daß fein einziger Brummen von Naayteteny einwandfreies Irinfwafjer enthält. Die Brunnen wurden behördlich unterfucht und als bazillenverdächtig bezeichnet, werden jedoch jo bald al3 möglich Desinfiziert. Die Polizei in Sofia hat eine neue ge= heime Druderei ausgehoben, in der 35.000 Stüd regierungzfeindliche Flugzettel im Zufammenhang mit den bevorjtehenden Gemeindewahlen Hauptjtadt bejchlagnahmt wurden. Mehrere Anhänger gewejener politifcher Barteien wurden verhaftet. Inder Wohnung des einen fand man weitere 50.000 Slugzettel. Die Radfersburger Gendarmerie hat in einem PBrivathaus einen geheimen Zirfel von Berfonen au3gehoben. Sm diejen Haus wurden wüjte Orgien gefeiert. Sieben Berfonen, Darunter Honpratioren der Stadt, wurden verhaftet. Sn Den franzöfiichen Häfen droht ein Streik des gefamten jeemännijchen Berfoal3 auszubredhen. Die Gemwerffchaft der Seeleute hat bejchlofjen, von den Arbeitgebern eine Teuerungszulage don hundert Sranfen pro Monat jowie die Durchführung der VBierzigftundenwoche zu fordern und den Streit audzurufen, wenn Diefe Forderungen nicht binnen zehn Tagen teitlos erfüllt würden. in Der bulgarijchen Neuaufleben der ungarilchen Automobilfabrikation Der ungariiche Automodilizmus Hat eine höchit interefjante Neuigkeit zu berzeichnen. Die längit ruhende Automobilfabrifation wird wieder angefurbelt. Die Kön. Ung. Staatlichen Eifen-, Stahl- und Majhinenfabrifen (MAÄBAG) Haben mit den Ford-Verfen eine Vereinbarung ges tioffen und werden auf Grund der Ford- Lizenz teils mit hier hergejtellten, teil3 mit Originalbejtandteilen Ford-Wagen, in eriter Reihe der vorzüglich bewährte und meltberühmte Achtzylinder-Type, fabrizieren. Die Erzeugung fol im April begin nen und die WBagen werden unter Dem Namen MAUAGFord in den Verkehr gelangen. Die MABAG wird Die Chaffis erzeugen, während die Autotariunternehmung die Sarofjerien felbjt Heritellen laffen wird. Den Berfauf der neuen Wagen wird die Hauptvertretung der Ford-Automobile, die Firma Arthur Hahn & En., übernehmen. Donnerstag, 1. April 1937. Burgenland-Nachrichten Der gemeinjamen Arbeitsvermittlüng des Burgenländijhen Bauernbundes und deg landwirtjchaftlihen Arbeitsamtes ift e3 gelungen, bis 15. März l. S. um 300 Arbeiter mehr zu vermitteln als bis 1. Mai des Vorjahres. E&3 dürfte möglich fein, heuer inzgefamt um 1000 Berjonen mehr zur vermitteln al3 im vergangenen Sahre,. — Kürzlich bejichtigte Landesrat » Ing. Strobl die Straßen des Bezirkes” Nemetujpar-Güffing, um fih an Ort und Stelle von ihrem Zujtand zu überzeugen. Bejonders intereffierte er jih für jene Streden, die im Laufe des heurigen YJahre3 zum Ausbau gelangen werden. — Am 11. März fand in Nagymarton-Mattersburg eine Stonferenz der Zunftmeijter Des Burgenlandes jtatt, die den Beweis et= brashte, dak die Zünfte eine änßerjt intenfive Tätigfeit entfalten. — Da3 Namens !eit de3 Pfarrers PB. Sojef Teuticd in Frafnövaralja-Forchtenau gab den Dorfbewohnern Gelegenheit, ihrer Anhängiichfeit und Liebe dem Pfarrheren gegenüber Ausdrud zu verleihen. — SKreisinjpeftor Direktor Karl BPado3 infpizierte kürzlich die Schule in Szifra-Sieggraben und Tprach fich über den allgemeinen Iinterrichtserfolg jehr lobend aus. 10 Fahre unanriihe Safelttanben, ausjuhr Sn der jüngften Nummer der „Ungariijhen Statiltiihen Rundihau“ behandelt ein Artifel Dr. Donaths die letten zehn Sahre (1927 Bis 1936) der ungarühen Tafeltraubenausfuhr. Bon diejen zehn Sahren Ichlok das Sekte mit einem aünitigen Ergebnis, das nur in gwei Iahren von den zehn übertroffen und nur in einem annähernd erreiht wurde. Die Ausfuhr betrug im Jahre 1927 bloß 6000 Meterzentner im Werte von 552.000 PBengö, tieg aber rapid bis 1931 auf 185.000 Meterzentner im Werte von 5,9 Milfionen PBengö; Das nädjte Sahr bradte eme Halbierung Diejer Ausfuhrziffer, die dann jeither beinahe fonjtant blieb, bis jie im abgelaufenen Sahr wieder beinahe wer- Doppelt wurde: 1936 wurden 142.000 Me= terzentner im Werte von 3,3 Millionen Bengd ausgeführt. Mit dDiefem Mert jtan- den die Tafeltrauben in ber gejamten Sbftausfuhr des Jahres an zweiter Stelle. Bon den Abjakmärften waren Deutjhland und’ Defterreihh mit rund 91.000, bezw. 37.000 Meterzentner die wichtigiten, Todann folgte Die Schweiz mit 7500 und Polen mit faum 3500 Meterzentner. Die Zukunft des Traubenerports hängt, wie Der Autor Des Artitels ausführt, in erfter Reihe von zwei Yaltoren ab: von ber bejjeren Organifierung und Verwertung und von der Erzeugung ezportfähiger umd im Ausland beliebter Sorten. Das Lied der Liobe Roman von Gert Rothberg. Eopyright by Aufwärts-Verlag, Berlin. 43 Der Kaffier ging weiter. Vielmehr er ging nicht, er Shlih! Und Herr Bitch: halter Sidert jah ihm nad. Und dann ging er auch fchließlich Hinein. Und dann waren die Herren von der Kriminalpolizei da, und die Verhöre begannen. Nach vielen Wochen hatte man den Dieb noch nicht. Aber die Polizei bejaß eine genaue Lifte der gejtohlenen Scheine. Kafjier Blume hatte die Numemern genau notiert. Bei Taufendern tat er das jtet3. Und er dankte heimlich dem Himmel und feiner eigenen Vorficht, daf er e3 auch in diefem Falle getan hatte. Eduard don Sanden-Hochbrecht hatte feinem Onfel genauen Bericht eritattet. Mit Herbert jprach er gut und freundlich, jet väterlih nadfichtig. Der hatte Die 2aumen feines Vetters jatt und Dachte: Bihihen verrüdt, der Edi. Sm Übrigen. ging alles jeinen Gang weiter. Den Dieb Hefam man nicht, der mußte Das viele Geld rein verjchlungen haben, meinte der Kajfier, denn jonit hätten doG die numerierten Taufender hier oder dort mal auftauchen müfjfen. Im übrigen war Herbert jchon einige Male wieder in Berlin gewejen. Sein dem Bater gegebenes Berjprehen, nicht mehr leichtfinnig zu jein, hatte er im Streife fröhlicher Freunde vergejjen. Er vergaß dabei aber auch, Daß eben dieje Freunde eigentlich alle einen Beruf hatten und jich zum Teil ihren Lebensunterhalt jelber verdienten. Diejer oder jener befam einen guten Zufchuß von Daheim, aber immerhin — fie hatten alle fejten Boden unter den Füßen. Herbert Hatte an einem Abend wieder gegen achttaujend Mark verfpielt. Da aber zufällig einmal Kuno Rödern mit im Klub war, bezahfte der einjtweilen alles für ihn. Herbert wußte gar nicht, wie der zu diefer unerhörten Menfchenfreumdlichkeit fam, aber jedenfall3 war das Wunder gejchehen und NRödern hatte noch gejagt: „leinigfeit, fieber Baumgarten. Sie al3 einziger Erbe Ihres Herrn Baters! Geben Sie mir die Snöpfe zurüd, wenn Sie mal Chef find. Sagen wir ganz jolid mit zehn Prozent. Sehen Sie! Sch hab’ mein Geld angelegt und fie find raus aus der Klemme.“ Herbert war dem Herin von Rödern fehr dankbar aemweien, jehr. Trosdem ichien der ihm eher als Feind ftatt ein Sreund. Aber das war bejtimmt undank- bar, daß er jo dachte. Und fo gab fich Herbert Baumgarten die größte Mühe, recht liebenswürdig zu Herrn von Rödern zu jein. Uber froh war er Doch, daß er mit der netten Dummheit nicht wieder zu feinem Vater gehen mußte. Der jchrieb aus Böityen Ffurze Briefe, Tieß aber durch bliden, daß es ihm bedeutend befjer aehe. Nach weiteren jech8 Wochen Fam Herr Baumgarten nah Haufe. Er war wirklich ‘wieder verjüngt. Seinen Sohn jah er mit böjen, feindlichen Augen an, liebevoll hatte er die Hände des Neffen gefchüttelt. Und die beiden hatten auch in den nächten Tagen jehr Tange Unterredungen, bei denen der Sohn des Fabrifsherrn ausgeichaltet war. Der dachte: Edi hat mich verflatiht: Weshalb denn auch nicht. Das paßt doch fo jchon zu einem Erbfchleicher! Er nahm fich aber vor, Berlin und die Freunde jest ernftlich zu meiden. Herr von Rödern hatte den Schuldfchein, umd der ließ num nicht mehr don fich hören. Manchmal fam dem leichtfinnigen Herbert Baumgarten die ganze Sahe Doch recht fonderbar vor, aber er gab fich alle Mühe, nicht daran zu Denken, denn wonon hätte er jet Rödern da3 Geld zurüdgeben jo%len? Das mütterliche Erbe ftedte mit ihm dem Vater würde er bald einmal unter vier Augen jpreden! Das nahm erih por. Aber vorerjt traute er fich noch nicht, weil der Vater ihn falt und prüfend mufterte. Sa, manchmal lag belle Bere achtung in jeinen Bliden. Herbert dachte, Daß er gewiß fein Wort nicht Hätte re chen dürfen, aber jchließlüch war es nicht das erjtemal, dab er rüdfällig wurde, wenn ihn Die Sehnjucht zum Sartenfpiel übermannte. Und bisher Hatte der Vater die Sache mit Humor aufgenommen. Diesmal aber jchien er ernitlich verfchnupft zu fein, eben weil doch diejer famoje Edi Die Berlinfagrten ganz gehörig aufaebaufht haben würde! Herbert war jet jtet3 pünktlich im Bureau. Er hatte feinen Plab eben Edi in dem Bureau, wo erjt Buchhalter Sicdert mit Edi zufammengearbeitet hatte. Sicfert war vorn ing große Bureau gefebt worden, und er betrachtete das jchon als Anfang des endgültigen Abfchieds aus diefen Räumen, wo er einmal als Lehre -;.— sitftangcsanqenhatte (Furtsetzungfolgt.) Sie können ohne Jeitung nieht eben, darıım abonnieren Sie die „Ondenburger Zeitung”. - e, N Sr -. az | % + { Ri