Pester Lloyd - Abendblatt, Januar 1855 (Jahrgang 2, nr. 1-27)

1855-01-15 / nr. 14

die Gesandten von Frankreich und­ England ist der Thatan ihre Regierungen um In­­struktionen geschrieben undsür den Not­fall die nöthigen Vollmachten verlangt haben, um definitiv zu unterhandeln.Dieses ist,wenn wir wohl unterrichtet sind,der Sael­­verhaltzer ist sich diei politil Frankreiche und seiner Bundesgenossen nur r ein großer moralischer Erfolg.Es ist das schon ein ungeheurer Schritt,Rußland dahinge­­bracht zu haben-die 4 Garantiepunkte ihrer Substan­z nach angenommen zu haben, in welchen­ Herr v.Nesselrode dilerstörung seiner Macht und den Untergang seiner Ehre erblickte.Aber die Frage,welche alle Gemü­ther beschäftigt ist die,ob­ man dem Frieden deßhalb näher steht. Auf diese Frage kan sein einziger Mensch antworten,nämlich Kaiser Nikolau­s. Ist er aufrichtig,«derbergen die Erklärungen seines Gesandten keine Zi­eldeutigkeit, verlangt er und setzt er die Unterhandlungen loyal fort,dann können die Konferenzen, welche in Wien eröffnen­ würden,zum Frieden fü­hren­.Aber sind die Anerbietungen des Fürsten Gortschakowf keine Falle?Drei Din­ge erlauben Ru­ßlands Ausrichtigteit in­ Zweifel zu ziehen.Die unerklärte Schnelligkeit­ eines gänzlichen Wechsels der Meinung, Sprache und Erklärun­gen des Czaren,das offenbare Interesse Ru­ßlan­ds den Zwiespalt zu verlängern,welcher heute noch zwischen den zwei deutschen Großmächten besteht.Und den jeder friedliche Schritt vermehrt,indem er Preußen Argumente in die Han­d gibt, und endlich ein entscheidender strategischer Gru­nd.Die russische Regierung entzieht, soviel sie kann,die Bewegungen ihrer Truppen der Oefsentlichkeit und wenige Leu­te geben sich die Mühe das was davon­ bekennt wird,aus der Landkarte zu versolger­.Die­­jenigen welche die Maßregel­ Rußlands in Folge des Verstrags vom 2.Dezem­­ber senk­en, werden begreifen,vor,welcher Wichtigkeit es heute für den Czar ist,einen Monat Zeit zu gewin­nen.Rußland sucht Oesterreich heimzubezahlen,was dieses ihm durch seine Truppenausstellung gethan,die die Räumung der Donaufürstenthümer zur Folge hatte. Dazu bedarf es aber noch einiger Wochen Zeit die es wahrscheinlich durch die diplo­­matischen­ Manövee­ zu gewinnen hoffe. Kriegsschauplatz. Untere Donau.Unsere im gesteigen Morgenblau­e gebrachte Nachricht Von dem Wiederein­rücken der Ru­ssen­ in die Dobrudscha,hat durch tei­legraphische Nachrichten von dort,die offizielle Bestättigung gesundrun.Die Nussen­,begünstigt durch das Dunkel der Nachh gelangten aus Barken an das rechte Donauufer,überfielen die sorglose Besatzung un­d richtetern ein­ fürchterliches Blutbad unter derselben­ an.Auf beiden Seiten sind eine Menge Menschen gefallen, da sich die überfallenen Türken­ mit einer­ Tapferkeit ohnee Gleichen­ vertheidigten; unter den Gefallenen der Letzteisen nennt m­annnuch eb­ens pastlich dessen­ Name­ je­­doch noch unbekannt ist.Die Einwohner von Tultscha flüchteten siebentlereie Feld und kehrten erst in­ ihre Wohnungen zurück als die m­it Beute und Gefange­­nen beladenen Russen wieder abgezogen­ waren.Soweit die Nachrichten des»001sr. ital.«,über den Punkt,wohin das russische Arm­eekorps sich wendete,Verlai­iet noch nichts bestimmtes­ auf der einen Seite gibt man­ Babadagan­ auf der andern Hirsowa,wieder andere behaupter­,die gan­ze Macht sei wieder auf das link­e Donauufer zurü­ckgekehrt.Wie dem aber au­ch immer sei,dieser Versuch zeigtnn­­daß die Donau ihre Wichtigkeit fü­r den Krieg noch keineswegs verloren hat und daß es durchaus nothwendig ist-die vortansgestellten,durch den Abgang der Krimmarmee gegenwärtig n­ur schwachen Truppenkorps aufs schleunigste zu­ verstärken. Schwarzes Meer, Telegraphische, fiber Marseille 10. b. eingelaufer­nen Depeschen melden, daß der Herzog von Cambridge am 6. in Malta eingetrof­­fen war, wo er einige Zeit zur Herstellung seiner Gesundheit verweilen wird. Aus Konstantinopel sind dort durch den „Ihabor" Nachrichten bis zum 1. Jänner, aus der Krimm bis zum 30. Dezember eingetroffen. Alle kampffähigen Spidaten der verbündeten Heere, welche sich­ in jener Hauptstadt befanden, sind nach der Krimm zurückberufen worden, um Theil an ven Operationen zu nehmen, welche wieder eröffnet werden sollen. Die Erbeutung von 600 Pferden zu Eupatoria Durch die Türfen wird bestätigt. Diese Pferde sollten einen Convoi von Lebensmitteln übers­pringen. Ein furchtbarer Sturm wütdete am 23. Dezember im schwarzen M­eere. Das französische Schraubenlinienschiff Napoleon, meldjesg in ver Kamiesch-Bai Tag, befand sich in einer gefährlichen Tage, doch gelang es, dasselbe zu retten, ohne daß es Beschädigung erlitt. Zwei anderen Linienschiffen zerbrach das Steuerrus der; allein man hatte seinen Schiffbruch zu befragen. In­folge viefer Sturmee hatte sich das Wetter gebessert und war beinahe warm geworden. Am 2. Jänner wurde aus dem Observationsthurme bei der Ruine Intermann ein Transport von 4000 Ruffen mit einigen Om­tert­rägen bemerkt , welche der Bejagung von Sebastopol Proviant und Munition zuführten. Gleichzeitig be­­­egte sich aus der Festung eine Kolonne, um dielen Transport aufzunehmen und vor einem Mederfalle zu siltern. Sonst ist nichts Neues in der Krimm vorgefallen. Das Wetter ist gut. Der Punkt­­ sagt die»Tim­e6«­in den vorgeschlagen­en­ Friedensbedin­­gungen,welches­ auf die größte Opposition Rußlands stößt,und den Bevollmäch­­tigten in Wien n­och immer die größte Schwierigkeit bereiten mag-ist wahrschein­­lich die Stipulation­,daß Rußlands Obermacht im schwarzen Meer seforiale auf­­hören soll,und daß seine Kriegsetablissem­ents anf ein Ebenmaß mit denen­ der andern Mächte auf den Küsten und in den Ge­wässern des Pontus gebracht werden sollen. . . . Bilden wir dieser Frage auf den Grund, und dehnen wir unsere Be­rechnungen sowohl auf die Zukunft wie auf Die Gegenwart aus, so ist die Bedin­­gung Sebastspols an und für sich vielleicht nicht der schwerste Theil unseres Unternehmens, noch ist was Aufhören ver­ruft. Übermacht im Pontus die schwierigste Bedingung des Problems, mit dessen Lösung wir bemüht sind. Stanfreih­ und Enge­land sind in einem britischen Moment eingeschritten, um das ottomannische Reich vom Verwerben zu retten; sie haben der Welt gezeigt, daß Konstantinopel nicht ungestraft bedroht werden darf; und von fept an vertrauen wir, daß Oesterreich, welches die Schlüssel ver Donau und des Balkan in Händen hat, die Erneuerung eines Angriffes, welcher nur durch seine Apathie gelingen konnte, wirksam ver. E. ©. London, 11. Jänner. Der Leader ver "Timed" nimmt heute eine neue Wendung, er sieht diese Schwierigkeit der orientalischen Kösung in der noth­­wendigen Reform des ottomanischen Reiches durch don Rath und Einfluß des Auslandes, und senft in den antitürkischen Ton wieder ein, den sie vor bald zwei Jahren anflimmte, und in welchem sie volle zwölf Monate fortfuhr, gegen einen Krieg zu Gunsten der Pforte zu predigen. Noch mehr, sie that dies mit Bewußtsein, und beruft sie auf ihre da­­maligen Argumente, deren Richtigkeit durch­ die Ereignisse bewiesen sei. Urquhart wird ohne Zweifel aus diesem Artikel die Nichtigkeit seiner Anklagen beweisen. Wir lassen von Leser selbst um­heilen, und geben den wesentlichen Inhalt dieses beg­rentungsvollen Leader in wortgetreuen Auszügen­­ hindern wird. Aber diese Anstrengungen wird nicht eher der erwünschte Erfolg frönen, als bis wir . . irgend eine Macht ins Leben gerufen haben, welche regie­­rungs- und vertheidigungsfähiger ist, uls die sehmache und verderbte Verwaltung, welche noch immer die sindende Autorität des Hauses Ditoman handhabt. . . . Diesen Worten (dem Wortlaut des 4. Punktes) Geltung zu verschaffen, und diese­ Versprechungen der aufgeflärtesten türkischen Reformer zur Ausführung zu brin­­gen, dag ist, wir wie verholen es, scherer als ver Herrschsucht Rußland Schransen zu ziehen, denn das Problem ist von unausgleichbaren Widersprüchen umlagert. Wir wollen die Unabhängigkeit der­würfer sicherstelen, doch kann sie nur durch­ auswärtige Hilfe vertheidigt werden, und nur wurd den Rath des Ruglan­­des hoffen wir sie aus ihrem gegenwärtigen Zustande emporzuheben. Wir meisen Rußlands Einmischung zwischen dem Sultan und seinen Unterthanen ab, wir wollen mit Net­ va die Rechte der Christen durch das Gefeb des Landes und von Willen der Regierung ohne Zuthun irgend einer fremden Macht befehligt wer­­den, aber zugleich hat sie Erfahrung gelehrt, daß Die wohlwollenden Absichten, welche die Negierung gegen ihre christlichen Unterthanen hegt, überall vereitelt und für nic­hts geachtet werden, außer wo europäische Konsulen und Agenten ihre Aus­­führung überwachen. Ganz neulich erst hat Lord Stratford pe Repcliffe, der große Berfechter türkischer Unabhängigkeit, die britischen Konsulen in der Levante zuvor in einem Nunvschreiben zu solcher Ueberwachung aufgefordert. P­raktisch genom­men, hat ver-britische Gesandte in Konstantinopel Recht, denn es gibt keine andere Methode für Die Beobachtung der Gefee zu sorgen, welche den Schuß des Schwä­­cheren vor dem Stärkeren bezweden ; im Prinzip dagegen, ist diese nothwendige Einmischung ein Tordesspruch für die Sache, die Lord Stratford sein Leben lang verfochten hat. Eine der ersten Maßregeln, welche die Sicherheit des ottomanischen Reichs erfordert,­ist eine vollständige Armeereform.­­ Das Korps ausgenommen, welches Dmer Pascha in einem vergleichswweise tüchtigen Zustand zu erhalten wußte — — sind die türkischen Truppen kaum brauchbar. Lord Raglan scheint von Anfang an der Meinung gewesen zu sein, das sie gar seinen Dienst leisten werden und dies künnen sie auch nicht ohne bessere Offiziere; aber wir sind Üiberzeugt, dag mit der Hilfe von anglosindischen Offi­­zieren sich leicht ein Korps türkischer Infanterie bilden ließ. — — Es ist beim regigen Stand der Dinge unlängbar, daß die große Maffe der Christen in der Türkei ver Regierung des Sultans feindlich ist. — — Auf seine muttelmännische Bevdl­erung allein aber kann der Sultan nicht bauen. — — Es muß daher zur Hauptaufgabe des Sultans gemacht werden, die herzliche Unterfrügung der Chri­­sten seines Neid­es zu erlangen. — — Täglich begeben sich in S Konstantinopel Dinge, die geeignet sind, den Türken um seinen Beistand zu bringen. Bald sieht er von Herrscher der Gläubigen unterwegs, um einem tapfern Glanr in der bri­­tischen Gesandtschaft einen Morgenbesuch abzustatten; dann erfüllt die rohe Völs lerei berauschter Matrosen ihn mit Abscheu, und selbst Sfutari, vie legte Heimath ver wahren Gläubigen , erhält unter dem melancholischen Schatten seiner Chorei­­fen frische Reihen s christlicher Gräber. Solche außerordentliche soziale­n Verände­­rungen wären unmögli, wenn nicht eine mächtigere Wandlung im Grunde der Türkei rasch vor sich ginge. Vor zwei Jahren deuteten wir auf diese Zeichen des Morgenlandes und­ fehilverten den kommenden Sturm in Worten, die und der abgeschmahten Anklage ausfegten, daßs wir um die geheimen Ursachen dieser Jer­volution wüßten. Die Beschuldigung war lächerlich und unmwahr; wir schöpften unsere Schlüffe aus Feiner geheimen Korrespondenz, sondern aus den Ursachen, die dem Auge der Welt offen vorlagen und die noch immer in voller Wirksamkeit sind, obgleich es neuli­ Mode war, sie zu wibersehen. Wir sahen gleich voraus, das die ganze Last des Verieges bald auf die westlichen Mächte fallen werde, ob­­gleich die Pforte ihn mit aller Kraftanstrengung begann und Omer Pascha unsere anfänglichen Erwartungen übertraf. Aber sollte der Friede wiederkommen und dieser künftliche Stimulus wegfallen, so ist bis jegt nichts zur Schöpfung eines Regierungssgnies geschehen, das sie zu behaupten und zu vertheitigen im Stande ist. Die Gegenwart fremder Alliirten hat die Türfen hilfloser und apathischer gez macht al sie jemald waren, und wir wagen zu behaupten, daß in der britischen Armee nur eine Meinung über den Charakter des Volkes herrscht, welches wir au vertheidigen streben. Die Sache aber , welche die Westmächte zu­ verfechten unter­­nommen haben, ist nicht die der türkischen Institutionen oder der türkischen Race, sondern der Unabhängigkeit des Orients gegen die Angriffe Rußlands. . Wiener Börse am 13. Jänner. Periopiedenartige Gerüchte wirkten heute ungünstig auf den Geschäftsverkehr der­­ Börse und beinahe sämmtliche Funds und Ak­ien erlitten mehr oder weniger einen Rückgang. Devisen und Metalle zogen um 1,­3­,%, an. Gold 31, Silber 28. Wien, 13. Jänner, Fruchtbörse. In­folge der ziemlich belangreichen Wei­­zenzufuhren, welche bei der anhaltend günstigen Witterung theils selten angelangt, theils noch zu erwarten sind und aus Anlas der Anwesenheit mehrerer Fruchtbefiger aus der untern Gegend, Die sonst nur sehr selten den hiesigen Plab besuchen, trat an der heutigen Fruchtbörse neuerdings ein Műdgang von 7—12 Tr KM pr Meben in den Weizenpreisen ein ; der Umfall betrug ungefähr 25.000 Meben. — Zu Korn, womit die Befiser längere Zeit sehr zuck­erhaltend waren, waren die Aus­­bietungen ziemlich belangreich, man reflektivte jedoch nur wenig darauf und nur sehr gute 76 — 77pfv. Raare fand bis 6 fl. 15 fr. einige Abnahme. — Auch für Öerfte war die Kantluft matter, indessen ermäßigten sich die Preise nur mit 2—5 Fr. gegen vorige Mode Nach Kuturuz hat der Begehr bedeutend nachgelassen und es wird nur weni­­g 88 pr. Gebr und März geschloffen. Hafer, wovon wo immer Zufuhren pr. Wasser aus Oberösterreich anlangen, wird für den Plabbewarf a 2 fl. 32 fr. — 36 fr, EM. bezahlt.­­ Theater vom 15. Jänner. Mationaltheater. felvonásban , irta Scribe. Deutsches Theater, M­obiín aus Paris. Diner Stadttheater. Erstes Konzert von Bertha Brousil. Hierauf folgt: „Die Hochzeitsreife" Rustspiel im 2 Aufzügen von Benedir, „Navarrai királyné regei.“ Vigjätek 5 Es Verantwortlicher Redakten : Karl Weisflicher, Vorstellung des Herrn und Madame / Bugoruderer von Oustas Emich, — Berlag ver Pefter Lloyp-Gesellschaft,

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